Gewalt an Schulen

Kann der Sportunterricht einen Beitrag zur Gewaltprävention leisten?


Term Paper, 2011

16 Pages, Grade: 1,3


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Erscheinungsformen und Ausprägungen von Gewalt
2.1 Abgrenzung Aggressivität, Aggression und Gewalt
2.2 Formen von Gewalt
2.2.1 Personale Gewalt
2.2.2 Strukturelle Gewalt
2.3 Formen von Gewalt an Schulen

3 Theorien und Modelle zur Entstehung von Gewalt
3.1 Theoretische Ansätze zur Erklärung von Gewalt
3.1.1 Trieb- und Instinkttheoretische Ansätze (nach Freud und Lorenz)
3.1.2 Die Frustrations - Aggressions - Theorie (nach Dollard und Miller)
3.1.3 Das „Modell-Lernen“ als Erklärungsansatz (nach Selg und Bandura)
3.2 Das Erklärungsmodell der „Risikofaktoren“
3.3 Die Schule als Ursache von Gewalt

4 Gewaltprävention in der Schule
4.1 Begriffsbestimmung
4.2 Drei Stufen der Gewaltprävention
4.3 Möglichkeiten der Gewaltprävention in der Schule
4.4 Sportunterricht als Präventionsfeld
4.4.1 Gewalt und Sport
4.4.2 Präventionsprinzipien

5 Fazit

Literatur

1 Einleitung

Gewalt ist alltäglich und hat verschiedene Gesichter. Viele erleben wir nur über die Medien. Jedoch begegnet uns Gewalt auch im zwischenmenschlichen Nahbereich, z.B. in Form von Vandalismus oder Mobbing. Gewalt rückt zudem immer weiter in das Lebensfeld von Kindern und Jugendlichen vor. Besonders das Thema „Gewalt in der Schule“ findet nicht nur in der pädagogischen Diskussion Anklang. Beinahe täg- lich wird in der Presse über Gewaltaktionen und aggressive Auseinandersetzungen in Schulen berichtet.

Die Schule in Deutschland ist die Institution, die aufgrund der allgemeinen Schul- pflicht, alle Heranwachsenden erreicht und somit eine gute Plattform für Gewaltprä- vention bietet. Pädagogische Aufgabe der Schule ist es, für auftretende Aggressivität produktive Wege und feste Kanalisierungen zu eröffnen, um unakzeptable Gewalt einzudämmen.

In dieser Arbeit werden die Erscheinungsformen und Ursachen von Gewalt analysiert und Möglichkeiten aufgezeigt, diesen wirksam vorzubeugen bzw. entgegenzuwirken. Der Fokus liegt auf dem schulischen Kontext. Welche Beiträge speziell der Sportunterricht zur Gewaltprävention liefern kann, wird im folgenden herausgestellt.

2 Erscheinungsformen und Ausprägungen von Gewalt

2.1 Abgrenzung Aggressivität, Aggression und Gewalt

Aggressivität ist lediglich das Vorhandensein der inneren Bereitschaft zu aggressi- vem Verhalten, also eine angeborene menschliche Eigenschaft. Wie schnell und in welcher Form diese Aggressivität sich in tatsächlicher Aggression äußert ist individu- ell unterschiedlich.

Für die Begriffe Aggression und Gewalt existieren keine allgemeingültigen Definitionen. In der Literatur werden die Begriffe unterschiedlich weit gefasst, als gültige Konstrukte angesehen oder einfach synonym verwendet. (vgl. Meier, 2004) Definitionen variieren je nach Intention und Richtung wissenschaftlichen Erkenntnisinteresses. Die folgende Definition liegt dem Verständnis meiner Arbeit zugrunde und wird dem schulischen Kontext gerecht.

Bandura definierte 1979 Aggression als ... ” jene Verhaltensweisen und -tendenzen

verbaler und nichtverbaler Art ( … ), die sich auf Personen oder Sachen richten und die zur Zerst ö rung oder Besch ä digung der Sachen führen bzw. dazu, dass sich an dere provoziert, gekr ä nkt, beleidigt, bedroht, verletzt, gesch ä digt u.s.w. fühlen “ (Bandura, 1979, zitiert nach Meier, 2004)

Gewalt wird zumeist in Anlehnung an den Aggressionsbegriff definiert. In der Litera- tur beschränkt sich der Gewaltbegriff im engeren Sinne auf direkte physische Schä- digung. Inzwischen wird der Begriff stark erweitert verwendet und schließt Formen der psychischen sowie strukturellen Gewalt ein. (vgl. Hurrelmann, Bründel, 2007) Für die Argumentationen im schulischen Kontext bietet sich an, die Begriffe Aggres- sion und Gewalt gleichberechtigt zu verwenden, da sie sich auf dieselben Vorgänge beziehen.

2.2 Formen von Gewalt

2.2.1 Personale Gewalt

Als personale Gewalt wird die Dimension bezeichnet, in der Gewalt von Personen ausgeht. Dazu zählt

- die physische Gewalt, die eine beabsichtigte Schädigung und Verletzung ei- nes anderen durch körperliche Kraft und Stärke oder durch Zwangsmittel (z.B. Waffen) nach sich zieht. Beispiele sind Ohrfeigen und Schläge.
- Die psychische Gewalt zeigt sich in Form der Schädigung und Verletzung ei- nes anderen mittels Vorenthaltung von Zuwendung und Vertrauen, seelisches Quälen, Ablehnung, systematisches Ausgrenzen, Abwertung und emotionaler Erpressung. Stützt sich diese Form der Schädigung auf Worte, spricht man von verbaler Gewalt. Beispiele sind Beschimpfungen, Provokationen, Beleidigungen, Erniedrigung und Drohungen.

Diese Schädigungen sind meist weniger sichtbar und daher für Außenstehende schwerer erkennbar und beeinflussbar als physische Gewalt.

- Unter Vandalismus fällt die Beschädigung von Schuleigentum und dem Eigen- tum von anderen.

(vgl. Hurrelmann & Bründel, 2007)

2.2.2 Strukturelle Gewalt

Als strukturelle Gewalt wird die Dimension bezeichnet, in der Gewalt von den Strukturen eines Gesellschaftssystems oder einer Institution ausgeht. Diese Gewaltform entsteht durch das System, welches den Betroffenen aufgezwungen wird und somit individuelle Entwicklungsmöglichkeiten eingeschränkt werden.

Im Zusammenhang mit der Schule sind Klassenverhältnisse, Macht- und Arbeitsver- hältnisse, auferlegte Tagesabläufe, Schulpflicht, Notendruck und der Stoffplan von Bedeutung (vgl. Melzer et al, 2004,). Der strukturellen Gewalt kommt bei der Frage nach den Ursachen von Gewalt an Schulen ein nicht unbeachtlicher Einfluss zu.

2.3 Formen von Gewalt an Schulen

Gewalt im Kontext der Schule umfasst die zentralen Dimensionen der personalen und strukturellen Gewalt.

Einen nicht zu unterschätzenden Anteil nehmen neue Ausprägungen von personaler Gewalt an Schulen ein. Das Mobbing stellt eine Sonderform der Kombination personaler Gewaltformen dar. Eine oder mehrere Personen werden von anderen, meist körperlich Überlegenen, regelmäßig und über längere Zeit angegriffen mit dem Ziel der sozialen Ausgrenzung. Dabei sind die Methoden das Drangsalierens vielfältig. Körperliche und verbale Attacken gehören ebenso dazu wie indirekte Strategien, z.B. das Verbreiten von Gerüchten. (vgl. Hurrelmann & Bründel, 2007)

Die strukturelle Gewalt entsteht durch das System. Das System Schule verteilt Chancen und selektiert aus. Der Leistungs- und Notendruck sowie die Versetzungsbestimmungen führen demnach nicht selten bei Schülerinnen und Schülern zu gewalttätigem Verhalten (vgl. Weißmann, 2007).

Auch können von hierarchisch übergeordneten Personen (Lehrkräfte) psychische Gewalthandlungen ausgehenden und somit unfair empfundene Beurteilungen, unkla- re Regelungen und unzureichende Sanktionen als mögliche Gewaltpotenziale wir- ken.

3 Theorien und Modelle zur Entstehung von Gewalt

Nachdem die wichtigsten Begriffe für diese Arbeit eingegrenzt worden sind, wird nun der Frage nach den Ursachen von Gewalt nachgegangen.

Für die Beantwortung der Frage, warum Menschen Gewalt ausüben, haben die Psychologie und Soziologie zahlreiche Theorien und Modelle entwickelt. Es gibt nicht „das“ Erklärungsmodell für das Entstehen von Gewalt. Vielmehr existieren mehrere Modelle nebeneinander, die sich durchaus gegenseitig ergänzen und nicht getrennt voneinander betrachtet werden sollten. Für die Prävention ist es unerlässlich einige der gängigsten Erklärungsmodelle zu reflektieren.

Im Folgenden werden ausgewählte Erklärungsansätze von Gewalt dargestellt, die sich insbesondere für den Bereich Schule resp. Schulsport eignen. Des Weiteren wird Bezug auf Risikofaktoren bei Kindern und Jugendlichen genommen.

3.1 Theoretische Ansätze zur Erklärung von Gewalt

Die folgenden Ansätze sind angelehnt an Schirp (2003), Meier (2004) sowie Hurrelmann & Bründel (2007).

3.1.1 Trieb- und Instinkttheoretische Ansätze nach Freud und Lorenz

Die Grundannahme dieses Ansatzes ist, dass Aggressivität naturbedingt ist, also zu den angeborenen fundamentalen Trieben und Instinkten des Menschen gehört (sie- he Punkt 2.1). Diese Aggressivität kann durch ungenügendes Abreagieren zur Entla- dung, im Sinne von gewalttätigem Handeln, führen. Zum Ausgleich des Aggressions- triebs empfiehlt Lorenz die Energie auf Ersatzhandlungen, wie z. B. Sport, umzulei- ten.

Nach dieser Theorie ist Aggressivität bei Schülerinnen und Schülern unvermeidlich. Vom Aggressionspotential muss von Zeit zu Zeit „Dampf abgelassen“ werden, damit es nicht „explodiert“. So muss bei einer Aggressionshandlung nicht unbedingt eine böse Absicht im Vordergrund stehen, sondern kann „Dampf ablassen“ ausdrücken. Hierzu zählen z.B. Raufereien und Kräftemessen. Problematisch ist somit nicht die Aggressivität, sondern der Umgang damit. Schnell wird aus einer harmlosen Rauferei eine ernste körperliche Auseinandersetzung. Die „Spielregeln“ werden nicht ein- gehalten und Grenzen überschritten.

Diese Theorie betont besonders das Einrichten von Möglichkeiten zum Aggressionsabbau. Hierfür bietet sich insbesondere der Sportunterricht an.

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Details

Title
Gewalt an Schulen
Subtitle
Kann der Sportunterricht einen Beitrag zur Gewaltprävention leisten?
College
University of Paderborn  (Sport und Gesundheit)
Grade
1,3
Author
Year
2011
Pages
16
Catalog Number
V192691
ISBN (eBook)
9783656177951
File size
430 KB
Language
German
Keywords
Aggression, Trieb- und Instinkttheoretische Ansätze, Frustrations, -Aggressions-Theorie, Prävention
Quote paper
Christina Müller (Author), 2011, Gewalt an Schulen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192691

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