Michael Walzer ruft in seiner Politik der Rettung zur schnellen, unkonventionellen Hilfe bei humanitären Katastrophen auf. Während seine Überlegungen zum Krieg Ende der siebziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts ihren Ausgangspunkt in der Vietnam-Politik der USA fanden und die Verurteilung dieser als imperialistisch und moralisch verwerflich intendierten, setzt er sich Mitte der Neunziger mit dem Problem der humanitären Interventionen und deren Notwendigkeit - vor allem im Bezug auf die zu dem Zeitpunkt aktuellen Krisenherde Somalia, Haiti und dem ehemaligen Jugoslawien - auseinander. Die Interventionen scheinen ihm hier durchaus gerechtfertigt.
Hier stellt sich nun die Frage, inwieweit sich Walzers Thesen aus Gibt es den gerechten Krieg? noch mit seinen Ausführungen in seiner Politik der Rettung vereinbaren lassen. Ziel dieser Arbeit soll es somit sein, sich mit folgender These auseinanderzusetzen: Walzer rückt von seinen Kriterien zur moralischen Kriegsführung ab, um der moralischen Notwendigkeit humanitärer Interventionen gerecht zu werden.
Zunächst sollen die europäische Tradition des bellum iustum sowie das davon abzugrenzende US-amerikanische Verständnis vom gerechten Krieg vorgestellt werden, um Walzers Argu-mentation auf dieser Grundlage besser erläutern zu können. Auch die Darstellung der Politik der Vereinten Nationen bei humanitären Interventionen dient als Basis zur weiteren Analyse von Walzers Texten, der ich mich im Hauptteil meiner Arbeit widmen werde.
Ich beschränke mich in meiner Arbeit größtenteils auf die Primärliteratur Walzers, versuche seine Argumentationsweise nachzuvollziehen und die beiden Texte miteinander in Verbin-dung zu setzen. Hierbei stütze ich mich vor allem auf Skadi/Malowitz: Michael Walzer zur Einführung und Michael Haus: Die Politische Philosophie Michael Walzers.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gerechter Krieg in europäischer und US-amerikanischer Tradition
- Die Lehre vom gerechten Krieg
- Die amerikanische Tradition der gerechten Kriegsführung
- Friedenssicherung und Friedenserzwingung der Vereinten Nationen
- Walzer und die Frage nach dem gerechten Krieg
- Humanitäre Interventionen und Walzers Politik der Rettung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Position Michael Walzers zu humanitären Interventionen und untersucht, ob seine Argumentation in seiner "Politik der Rettung" im Widerspruch zu seinen früheren Überlegungen zum gerechten Krieg in "Gibt es den gerechten Krieg?" steht. Die Arbeit soll die These überprüfen, dass Walzer von seinen Kriterien für eine moralische Kriegsführung abweicht, um der moralischen Notwendigkeit humanitärer Interventionen gerecht zu werden.
- Die europäische Tradition des bellum iustum und das US-amerikanische Verständnis vom gerechten Krieg
- Walzers Argumentation im Kontext der "Politik der Rettung" und "Gibt es den gerechten Krieg?"
- Die Rolle humanitärer Interventionen und ihre moralische Rechtfertigung
- Die Position der Vereinten Nationen in Bezug auf Friedenssicherung und Friedenserzwingung
- Walzers Ansatz zur schnellen, unkonventionellen Hilfe bei humanitären Katastrophen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt Michael Walzers Position zur humanitären Intervention und die Zielsetzung der Arbeit dar. Sie beleuchtet die Kontroverse um die "Politik der Rettung" und untersucht, inwieweit sie mit Walzers früheren Überlegungen zum gerechten Krieg übereinstimmt.
- Gerechter Krieg in europäischer und US-amerikanischer Tradition: Dieses Kapitel erläutert die Lehre vom gerechten Krieg (bellum iustum) und ihre historischen Entwicklungen. Es stellt die beiden Hauptströmungen, die europäische und die US-amerikanische Tradition, vor und untersucht deren Einfluss auf Walzers Argumentation.
- Walzer und die Frage nach dem gerechten Krieg: Dieses Kapitel analysiert Walzers Überlegungen zum gerechten Krieg in "Gibt es den gerechten Krieg?" und untersucht seine Argumentation im Kontext der damaligen Vietnam-Politik der USA.
- Humanitäre Interventionen und Walzers Politik der Rettung: Dieses Kapitel untersucht Walzers "Politik der Rettung" und seine Ansichten zu humanitären Interventionen im Kontext der Krisenherde Somalia, Haiti und dem ehemaligen Jugoslawien. Es analysiert seine Argumentation und stellt die Frage nach der moralischen Rechtfertigung solcher Interventionen.
Schlüsselwörter
Gerechter Krieg, bellum iustum, humanitäre Intervention, Politik der Rettung, Michael Walzer, Vietnam-Krieg, Somalia, Haiti, Jugoslawien, Friedenssicherung, Friedenserzwingung, Vereinte Nationen, moralische Kriegsführung, Interventionismus.
- Citar trabajo
- Jule Ebbing (Autor), 2011, Gerechter Krieg und Politik der Rettung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192800