Das Motiv des Doppelgängers ist durch die Jahrhunderte hinweg in verschiedenen Kulturkreisen und Gesellschaften von Bedeutung und besonderem Interesse gewesen. So findet sich das Doppelgängermotiv beispielsweise in indischen und afrikanischen Kosmogonien, antiken Mythen, der Literatur und Kunst, sowie in den Humanwissenschaften. Mit der medizin-technisch revolutionären Entdeckung des erfolgreichen Klonens von Tieren (1961) und der damit einhergehenden möglichen Umsetzung des Klonens am Menschen, ist der Doppelgänger nicht länger nur Motiv, sondern wird stoffliche Realität. Die Überschreitung dieser, für unüberwindbar gehaltenen „Grenze der Natur“ zieht vor allem die Herausforderung nach sich, wie die völlig neuen Handlungsmöglichkeiten ethisch, rechtlich und religiös bewertet werden sollten.
Mit einer dieser Herausforderungen, nämlich, der Frage nach Zulässigkeit des Humanklonierens im Islam, beschäftigt sich diese Arbeit. Dabei sollen die diversen Argumentationen, für oder gegen die Ausführung des Humanklonierens, deren Grundlage und die daraus ersichtlichen Problematiken in der Urteilsfindung durch islamische Rechtsgelehrte untersucht werden, um anhand dessen Gründe für den Dissens in der Frage nach der islamisch-rechtlichen Legitimität des Klonens darzulegen. Zur kritischen Analyse der Debatte und der daraus resultierendenunterschiedlichen Bewertung durch islamische Rechtsgelehrte ist eingangs die Beschäftigung mit den medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen und Verfahren zum Klonen notwendig (Kapitel 2).Gleichsam bedarf es zu diesem Zweck einer kurzen Darstellung der Methodik zur Urteilsfindung, die im islamischen Recht vorausgesetzt ist, sowie den relevanten islamisch-rechtlichen Grundannahmen, welche sich im dritten Kapitel anschließen. Auf Grund der Fülle von Argumentationslinien und Positionen verschiedener Rechtsgelehrter unterschiedlicher islamischer Ausrichtungen und Rechtschulen zur Frage der Zulässigkeit des Humanklonierens, können im Rahmen dieser Arbeit nur einige ausgesuchte Standpunkte sunnitischer Rechtsgelehrter diskutiert werden. Weiterhin werden die Argumente aus den Zusammenkünften der Islamic Organization of Medical Sciences (IOMS), die von Eich in seinem Werk „Islam und Bioethik“ dargestellt werden, dieser Arbeit als Grundlage dienen. Diese eignen sich besonders, da deren Beschlüsse, gemäß Eich, maßgeblich die bioethischen Diskussionen und Richtungen der erteilten Rechtsgutachten auf nationaler Ebene beeinflussen würden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Medizinische Verfahrensweise und Anwendungsgebiete des Humanklonierens
- Methodik des Klonierens
- Anwendungsgebiete und Zielsetzungen des Humanklonierens
- Schariatrechtliche Quellen zur Bewertung des Humanklonierens
- Die Debatte um die Zulässigkeit des Humanklonierens im Islam
- Klonen als Eingriff in die Schöpfung Gottes
- Humanklonierung als Verletzung der Menschenwürde
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage nach der Zulässigkeit des Humanklonierens im Islam. Sie untersucht die diversen Argumentationen für und gegen die Ausführung des Humanklonierens, deren Grundlage und die daraus ersichtlichen Problematiken in der Urteilsfindung durch islamische Rechtsgelehrte. Ziel ist es, Gründe für den Dissens in der Frage nach der islamisch-rechtlichen Legitimität des Klonens darzulegen.
- Islamisch-rechtliche Bewertung des Humanklonierens
- Argumentationen für und gegen die Zulässigkeit des Humanklonierens
- Medizinisch-wissenschaftliche Erkenntnisse und Verfahren zum Klonen
- Islamisch-rechtliche Grundannahmen und Methodik der Urteilsfindung
- Standpunkte sunnitischer Rechtsgelehrter zu dieser Thematik
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Dieses Kapitel stellt die Relevanz des Themas Humanklonierung im Islam dar und erläutert die Ziele und den methodischen Ansatz der Arbeit. Es wird auf das Motiv des Doppelgängers in verschiedenen Kulturkreisen und Gesellschaften eingegangen und die Bedeutung des Klonens als wissenschaftliche Revolution und ethische Herausforderung aufgezeigt.
- Kapitel 2: Medizinische Verfahrensweise und Anwendungsgebiete des Humanklonierens
Dieses Kapitel beschreibt die biologischen Verfahren des Klonierens, insbesondere den Zellkerntransfer und das Embryo-Splitting. Es geht auf die verschiedenen Techniken innerhalb dieser Verfahren ein und erläutert die medizinischen Anwendungsgebiete und Zielsetzungen des Humanklonierens.
- Kapitel 3: Schariatrechtliche Quellen zur Bewertung des Humanklonierens
In diesem Kapitel werden die relevanten islamisch-rechtlichen Grundannahmen und die Methodik der Urteilsfindung im islamischen Recht dargestellt. Diese dienen als Grundlage für die Bewertung des Humanklonierens im Islam.
- Kapitel 4: Die Debatte um die Zulässigkeit des Humanklonierens im Islam
Dieses Kapitel widmet sich den Argumentationen für und gegen die Zulässigkeit des Humanklonierens im Islam. Es analysiert die Positionen verschiedener sunnitischer Rechtsgelehrter zu dieser Thematik und stellt die wichtigsten Kritikpunkte und Diskussionspunkte heraus.
Schlüsselwörter
Humanklonierung, Islam, Schariatrecht, Islamisches Recht, Bioethik, Schöpfung Gottes, Menschenwürde, Rechtsgelehrte, Dissens, Zellkerntransfer, Embryo-Splitting, Islamische Organisation der Medizinischen Wissenschaften (IOMS), Islamic Organization of Medical Sciences (IOMS).
- Arbeit zitieren
- B.A. Katharina Fülle (Autor:in), 2010, Zum Dissens in der Debatte um die Zulässigkeit des Klonens am Menschen im Islam, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192829