Die Kritik, die Frankenstein formuliert, ist feinfühliger, diffiziler: Shelley wendet sich in einer Zeit einschneidender sozialer, politischer und kultureller Veränderungen gegen überkommene Wahrnehmungsmuster und Erkenntnismodelle. Damit reiht sie sich in eine Tradition der Romantik ein, welche im Verlauf des 19. Jahrhunderts zu einer ganzen Reihe von Rekonfigurationen von Begriffen wie etwa Wissen, Wahrnehmung oder Erkenntnis führt.
Genau diese Neuformatierungen sollen Gegenstand der nachfolgenden Arbeit sein. Von Shelleys Werk ausgehend, sollen bestimmte Diskurse aus Wissenschaft und Philosophie nachskizziert werden und die Merkmale einer im 19. Jahrhundert neu entstehenden „Wissenspoetik“ herausgearbeitet werden. Angesichts der unermesslichen Fülle und Tragweite der Veränderungsprozesse, kann dieses Vorhaben nur skizzen-, allenfalls collagenartig bleiben. Nicht alle Teile werden abschließend behandelt werden und die Sprünge – durch die einzelnen wissenschaftlichen Disziplinen, aber auch durch die Jahrhunderte mögen bisweilen abrupt und assoziativ wirken. Vor diesem Hintergrund ist der Untertitel „ Ein transdisziplinärer Roadtrip durch das 19. Jahrhundert“ verstehen. Diese Herangehensweise ist der Tatsache geschuldet, dass dieser Arbeit nicht von Beginn an eine fertige These zu Grunde lag, die es zu verifizieren/falsifizieren galt, sondern sich die Richtung dieser Untersuchung erst aus dem ihr zu Grunde liegenden Material ergab – Material, dass in seiner schier unüberschaubaren Fülle und seinen zahlreichen Paradoxien, typisch für das 19. Jahrhundert ist, obgleich das Groß der hier zitierten Arbeiten aus den vergangenen 40 Jahren stammt. Es soll hier ausdrücklich um Nachsicht gebeten werden, sollte diese Arbeitsweise bisweilen zu Lasten der Transparenz der Auswahl bzw. vor allem der Nicht-Auswahl bestimmter Diskurse gehen. Mit der Arbeit verbindet sich die Hoffnung, einen guten Ein- und Überblick in diese spannende, vielschichtige und bisweilen erschreckend aktuelle Thematik zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Ein transdisziplinärer Roadtrip
- Gesamtheitliche Konzepte in Frankenstein
- Paradigmenwechsel und die Pluralisierung von Wissen
- Rekonfigurationen von Wahrnehmung und Erkenntnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Rekonfigurationen von Wissen, Wahrnehmung und Erkenntnis im 19. Jahrhundert am Beispiel von Mary Shelleys Roman "Frankenstein". Ausgehend von Shelleys Werk werden bestimmte Diskurse aus Wissenschaft und Philosophie nachgezeichnet, um die Merkmale einer im 19. Jahrhundert neu entstehenden „Wissenspoetik“¹ zu beleuchten. Dabei wird deutlich, wie sich die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Theorien auf die Vorstellung von Wissen und Realität im 19. Jahrhundert auswirken.
- Die Rekonfiguration von Wissen im 19. Jahrhundert
- Der Einfluss der Romantik auf die Wahrnehmung und Erkenntnis
- Das Spannungsverhältnis zwischen Wissenschaft und Moral
- Die Rolle der Kunst als Spiegelbild und Vermittler von Wissen
- Die Bedeutung von Frankenstein als Symbol für die ambivalente Natur des wissenschaftlichen Fortschritts
Zusammenfassung der Kapitel
- Ein transdisziplinärer Roadtrip: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt den Roman Frankenstein als Ausgangspunkt für die Analyse der Rekonfiguration von Wissen und Erkenntnis im 19. Jahrhundert vor. Die Arbeit betont die Relevanz der Romantik und deren Einfluss auf die Umgestaltung von Wahrnehmungs- und Erkenntnismodellen.
- Gesamtheitliche Konzepte in Frankenstein: In diesem Kapitel werden die wissenschaftlichen, politischen und philosophischen Ideen beleuchtet, die Mary Shelley in Frankenstein integriert hat. Der Fokus liegt dabei auf den Entdeckungen von Darwin, Davy und Galvani und deren Einfluss auf die Vorstellung vom Wesen des Lebens und die Macht des Menschen, in die Natur einzugreifen. Das Kapitel beleuchtet die Kontroversen und Debatten, die diese Entdeckungen auslösten und wie sich diese auf die menschliche Wahrnehmung von sich selbst und der Welt auswirken.
- Paradigmenwechsel und die Pluralisierung von Wissen: Dieses Kapitel befasst sich mit den tiefgreifenden Veränderungen im Wissenschaftsverständnis des 19. Jahrhunderts. Es wird deutlich, wie sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Theorien aus verschiedenen Disziplinen auf das Verständnis von Wissen und Realität auswirken. Die Arbeit zeigt auf, wie sich die Wissenschaft als ein vielschichtiges Feld mit verschiedenen Perspektiven und Methoden entwickelte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit widmet sich den Schlüsselbegriffen Wissen, Wahrnehmung und Erkenntnis im Kontext des 19. Jahrhunderts. Sie analysiert die Rekonfiguration dieser Begriffe im Spannungsfeld zwischen Wissenschaft, Romantik und Philosophie. Im Mittelpunkt steht dabei der Roman "Frankenstein" als Beispiel für die tiefgreifenden Veränderungen und Herausforderungen, die der wissenschaftliche Fortschritt und die neuen Denkweisen des 19. Jahrhunderts mit sich brachten. Die Arbeit beleuchtet die ambivalenten Aspekte der wissenschaftlichen Erkenntnis und ihre Auswirkungen auf die menschliche Moral und die Vorstellung vom Wesen des Lebens.
- Citar trabajo
- Florian Norbert Bischoff (Autor), 2009, Wahrnehmung und Wissen in Mary Shelleys Roman Frankenstein , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192898