In meiner Arbeit möchte ich den Versuch unternehmen die Entstehung und Entwicklung einer kollektiven Identität, die Genese einer Wir-Gruppe, die sich als Palästinenser oder palästinensisches Volk bezeichnen, bzw. von außen als solche benannt werden, nachzuzeichnen. Ich werde die Grundlagen, Faktoren und Mechanismen aufzeigen, die zu der Ausformung einer spezifisch palästinensischen Identität, in Abgrenzung zu konkurrierenden Identitätssystemen, geführt hat und darstellen, wie diese mit der Entstehung einer nationalen Identität korrelierte.
Meine These geht davon aus, daß sowohl das Selbstverständnis als Volk der Palästinenser, als auch die darauf aufbauende Vorstellung einer palästinensischen Nation relativ neue "Erfindungen", bzw. Konstruktionen sind. Diese Identitäts-Konstruktionen sind allerdings keine freischwebenden Ideen, sondern sie beruhen auf der gemeinsamen Tradition einer Gruppe von Menschen mit ähnlicher Vergangenheit und kollektiver Erinnerung, die jedoch immer in unterschiedlicher Weise interpretiert wurde. Die Bevölkerung auf dem Gebiet des ehemaligen britischen Mandatsgebiets Palästina hat, so meine Argumentation, eine Reihe von Identitäts-formationen durchlaufen, die jeweils im historischen, sozialen und politischen Kontext oder aber auch in Konkurrenz mit anderen "befreundeten" oder "fremden" Identitäten standen. In diesem Zusammenhang wird auch die oftmals überinterpretierte Rolle des Zionismus bei der Identitätsbildung der Palästinenser zu hinterfragen sein.
Meine Darstellung wird versuchen einen historisch-deskriptiven Stil mit soziologischen Interpretationsansätzen zu verknüpfen, denn nur so können imaginäre soziologische Konstrukte wie Identität, Volk oder Nation (denen aber durch ihre Wirksamkeit ein gewisser Realitätscharakter zukommt) historisch nachvollzogen und begründet werden. Deshalb beginne ich meine Arbeit mit der zugrundeliegenden soziologischen Theorie, um dann die einzelnen Perioden der Geschichte des Nahen Ostens vom Ende des Osmanischen Reiches bis zur Intifada 1987 auf der Suche nach der palästinensischen Identitätsbildung darzustellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Volk - Nation - Identität - Theoretische Vorüberlegungen
- Volk
- Nation
- Identität
- Historische Untersuchung
- Wandlungen im Osmanischen Reich (1850-1914)
- Die heilige Einheit der Araber.......
- Ideologien und Identitäten im Angesicht des Zionismus .
- Die heilige Vorstellung von Palästina
- Großsyrisches Zwischenspiel (1914-1920)
- Die britische Mandatszeit und die Nationalbewegung (1920-1947)
- Die Palästinensische Gesellschaft
- Die palästinensisch aristokratische Nationalbewegung..
- Die Entstehungsfaktoren eines palästinensischen Nationalismus
- Die Auswirkungen der Nakba (1948-1967)
- Identitäten in der Palästinensischen Diaspora (1948-1967)
- Die Flüchtlinge
- Westbank und Gaza-Streifen.
- Die Palästinenser in Israel
- Die PLO und die palästinensische Identität (1967-1987)
- Identitäten in der Palästinensischen Diaspora (1948-1967)
- Wandlungen im Osmanischen Reich (1850-1914)
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, die Entstehung und Entwicklung der palästinensischen Identität sowie die Genese einer Wir-Gruppe, die sich als Palästinenser oder palästinensisches Volk bezeichnet, zu analysieren. Sie untersucht die Grundlagen, Faktoren und Mechanismen, die zur Ausformung einer spezifisch palästinensischen Identität in Abgrenzung zu konkurrierenden Identitätssystemen geführt haben.
- Die Entwicklung der palästinensischen Identität im Kontext historischer, sozialer und politischer Prozesse
- Die Rolle des Zionismus bei der Identitätsbildung der Palästinenser
- Die Bedeutung von kollektiver Erinnerung und Tradition für die palästinensische Identität
- Die Herausforderungen und Wandlungen der palästinensischen Identität im Laufe der Geschichte
- Die Beziehung zwischen palästinensischer Identität und Nationalismus
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert die historische Entwicklung und die Ausgangssituation der palästinensischen Identität, die im Kontext der zweiten Intifada gegen die israelische Besatzung betrachtet wird. Die Einleitung führt die These ein, dass sowohl das Selbstverständnis als Volk der Palästinenser als auch die darauf aufbauende Vorstellung einer palästinensischen Nation relativ neue "Erfindungen", bzw. Konstruktionen sind.
Das Kapitel "Volk - Nation - Identität - Theoretische Vorüberlegungen" befasst sich mit den Begriffen Volk, Nation und Identität und ihren soziologischen Konzepten. Es wird die These erläutert, dass diese Begriffe nicht als vorgegebene Realitäten, sondern als historisch bedingte Konstrukte mit Prozeßcharakter betrachtet werden müssen.
Das Kapitel "Historische Untersuchung" analysiert die Entwicklung der palästinensischen Identität im historischen Kontext, von den Wandlungen im Osmanischen Reich über die britische Mandatszeit bis hin zur Nakba und der Gründung des Staates Israel. Es werden die wichtigsten historischen Faktoren und Prozesse beleuchtet, die zur Entstehung und Entwicklung der palästinensischen Identität beigetragen haben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Identitätsbildung der Palästinenser und beleuchtet die historisch bedingten Faktoren und Prozesse, die zur Entstehung und Entwicklung der palästinensischen Identität im Kontext des Nahen Ostens führten. Dabei werden Themen wie Volk, Nation, Identität, Zionismus, Kolonialismus, Nakba, Diaspora, Palästinensische Nationalbewegung und kollektive Erinnerung beleuchtet.
- Quote paper
- Götz Kolle (Author), 2001, Historische Bedingungsfaktoren der palästinensischen Identität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1929