Im zweiten Buch der 1952 posthum erschienenen „Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie“ Edmund Husserls versammeln sich, wie im Untertitel erwähnt, phänomenologische Untersuchungen zur Konstitution. In drei Abschnitten wird der Frage nachgegangen, wie sich materielle Natur, animalische Natur und die geistige Welt konstituieren, das heißt, wie diese Phänomene ihre Gegebenheit im Bewusstsein erlangen. Es handelt sich bei diesen drei grundlegenden Regionen der Wirklichkeit um aufeinander aufbauende Gegenstandsstufen, denen jeweils ein bestimmtes Bewusstsein entspricht, welches sich stufenartig, den jeweils behandelten Gegenständen entsprechend, entwickelt. Husserl geht bei der Beschreibung dieser drei Bereiche von der Unterscheidung zwischen Natur bzw. Seele und Geist aus, die auch in dem Gegensatz von Natur- und Geisteswissenschaft zum Ausdruck kommt. Der im letzten Abschnitt vollzogenen Konstitutionsanalyse der geistigen Welt, die aus Beschreibungen des personalen Seins besteht, kommt dabei eine gewisse Sonderrolle zu. Um einer Konstitution der geistigen Welt und dem darin verorteten Begriff der Person nämlich überhaupt gerecht werden zu können, ist nach Husserl eine eigene Betrachtungsweise, eine bestimmte Einstellung erforderlich, die sich, von der in den ersten beiden Abschnitten gebrauchten, unterscheidet und abhebt. Diese Arbeit versucht diese beiden Betrachtungsweisen, die als naturalistische und personalistische Einstellung bezeichnet werden, im engen Anschluss an Husserls “Ideen II“ nachzuzeichnen und deren Verhältnis zueinander darzustellen. Mit einer kurzen Erörterung der Problemstellung, die den Anstoß für Husserls Überlegungen gegeben hat beginnend, soll zur Orientierung der geistesgeschichtliche Ausgangspunkt markiert werden. Dem sollen Hinweise, gestützt auf die Forschungsergebnisse von Andrea Staiti, zur Einstellungslehre Husserls folgen. Darauf aufbauend werden unter Rückgriff auf die Dissertation von Siegfried Hammer die naturalistische Einstellung und die personalistische Einstellung gesondert behandelt. Im Anschluss daran wird der Begriff der natürlichen Einstellung wichtig werden, wobei maßgeblich Jung-Mi Lees Arbeit Eingang gefunden hat. Aus den sich daraus ergebenden Folgerungen wird abschließend die Frage nach dem Verhältnis und der Wechselbezogenheit von naturalistischer und personalistischer Einstellung gestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Geistesgeschichtlicher Ausgangspunkt
- Der Begriff "Einstellung"
- Naturalistische Einstellung
- Personalistische Einstellung
- Natürliche Einstellung
- Das Verhältnis von naturalistischer und personalistischer Einstellung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die naturalistische und personalistische Einstellung, die Husserl in seinen "Ideen II" zur Konstitution der geistigen Welt einführt. Ziel ist es, die beiden Einstellungen im Kontext der "Ideen II" zu beschreiben und deren Verhältnis zueinander darzustellen.
- Die Unterscheidung zwischen Natur und Geist als Grundlage für Husserls Konstitutionsanalyse
- Die Bedeutung der Einstellungslehre für Husserls Phänomenologie
- Die naturalistische Einstellung als eine Art der theoretischen Betrachtungsweise
- Die personalistische Einstellung als spezifische Sichtweise auf die geistige Welt
- Das Verhältnis zwischen naturalistischer und personalistischer Einstellung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einführung stellt die grundlegenden Themen der "Ideen II" und deren Kontext vor. Die Analyse der Konstitution der geistigen Welt sowie die Unterscheidung zwischen Natur und Geist bilden den Ausgangspunkt.
- Geistesgeschichtlicher Ausgangspunkt: Dieses Kapitel beleuchtet den philosophischen Kontext, der Husserls Überlegungen zur Unterscheidung von Natur und Geist beeinflusst hat. Der Fokus liegt auf den Debatten über die Position der Geisteswissenschaften gegenüber den Naturwissenschaften, insbesondere im Hinblick auf die Rolle der Psychologie.
- Der Begriff "Einstellung": Dieses Kapitel erläutert, wie Husserl den Begriff der "Einstellung" in seiner Phänomenologie verwendet. Die Bedeutung des Einstellungsbegriffs für die Analyse von Bewusstseinsakten und die Rolle von Erkenntniseinstellungen werden herausgestellt.
- Naturalistische Einstellung: Dieses Kapitel befasst sich mit der naturalistischen Einstellung, die als eine theoretische Betrachtungsweise der Welt vorgestellt wird. Sie wird im Kontext der Unterscheidung zwischen Natur und Geist sowie den Debatten über die Methoden der Geisteswissenschaften diskutiert.
- Personalistische Einstellung: Dieses Kapitel beleuchtet die personalistische Einstellung, die Husserl als eine spezifische Sichtweise auf die geistige Welt und die Person einführt. Sie steht in Verbindung mit der Konstitutionsanalyse der geistigen Welt und den Herausforderungen der Beschreibung des personalen Seins.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themenbereiche des Textes sind: Edmund Husserl, "Ideen II", Konstitution, Geist, Natur, Einstellung, naturalistische Einstellung, personalistische Einstellung, Phänomenologie, Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften, Psychologie, Wilhelm Dilthey.
- Citar trabajo
- Clemens Boch (Autor), 2011, Naturalistische und personalistische Einstellung in Husserls "Ideen II", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192982