Prinzipien der Sprachökonomie - Analysestrategien zum Verstehen der kondensierten Formen im Deutschen


Master's Thesis, 2006

75 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

0. EINLEITUNG
0.1. Motivation, Problematik und Ziel
0.2. Methodisches Vorgehen und Aufbau

1. THEORETISCHE GRUNDLAGEN
1.1 Zur Bedeutung der Begriffe Tiefen- und Oberflächenstruktur in der Satzanalyse
1.2 Zum Begriff Text in der linguistischen Forschung
1.3 Zum Forschungsstand: Sprachökonomie in der Linguistik

2. KONDENSIERTE FORMEN IM DEUTSCHEN
2.1 Vorbemerkung
2.2 Komprimierte Formen in der Wortbildung
2.2.1 Komposita
2.2.2 Einige kompakte Derivate
2.2.2.1 Derivate auf –chen, -lein, und –bar
2.2.2.2 Derivate mit den Präfixen ver- und zer-
2.2.2.3 Nomina propria auf –s, -sche, und –er und Appellativa auf –Innen und –and
2.2.3 Abkürzungen
2.2.4 Umbildungen
2.2.5 Die Univerbierung
2.3 Nominalisierungsprozesse in der Phrasenbildung
2.3.1 Die erweiterte Nominalphrase
2.3.2 Satzäquivalente Präpositionalphrasen
2.3.2.1. Präpositionalphrase als Objekt
2.3.2.2. Präpositionalphrase als Adverbialbestimmung
2.4 Partizipialkonstruktionen als sprachökonomische Mittel
2.5 Verblose clauses als sprachökonomische Mittel
2.6 Sprachkökonomie und Modalität
2.6.1 Modalverben wollen und sollen als sprachökonomische Mittel
2.6.2 Modalwörter als sprachökonomische Mittel
2.6.3. Modalpartikeln als Satzäquivalente
2.6.3.1. Die unbetonte ja
2.6.3.2. Die betonte Ja
2.6.3.3. Die Partikel aber
2.6.4. Der Konjunktiv als kompakte Struktur zum Ausdruck von Wunsch, Hypothese, Aufforderung und Distanz
2.6.5. Komprimierte Formen des Imperativs
2.7. Antwortpartikeln und Interjektionen in Texten
2.8. Elliptische Bildungen als sprachökonomische Strategie im Sprachgebrauch
2.8.1 Zum Begriff der Ellipse
2.8.2 Ellipsenarten nach Mode und Kürschner
2.8.2.1 Zur Koordinationsellipse
2.8.2.2 Zur Adjazenzellispse
2.8.2.3 Zu den Textsortenellipsen
2.8.2.4 Zu den festen Ausdrücken
2.8.2.5 Zu den Aufschriften
2.8.2.6 Zu den lexikalischen Ellipsen
2.9. Implikativer Ausdruck als komprimierende Struktur
2.9.1. Begriffsbestimmung
2.9.2 Wissensbestände zum Verstehen und Interpretieren der implikativen Ausdrücke
2.9.3. Präsupposition als Grundlage des implikativen Ausdrucks
2.9.3.1 Sprachwissengebundene Präsuppositionen
2.9.3.2 Situations- und handlungswissensgebundene Präsuppositionen
2.9.3.3 Weltwissengebundene Präsuppositionen
2.9.3.4 Kulturwissengebundene Präsuppositionen

3. EXKURS: SPRACHÖKONOMIE ZWISCHEN LINGUISTIK UND SEMIOTIK
3.1. Linguistik und Semiotik
3.2 Sprachökonomie aus der semiotischen Perspektive
3.3. Ikone und nichtsprachliche Symbole als Sprachersatz in der Alltagskommunikation

4. ABSCHLIESSENDE BEMERKUNGEN

5. LITERATURVERZEICHNIS

VORWORT

Der Artikel 5.3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland lautet:

„Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.“ (GG der BRD. zit. n. v. Polenz 21988,12) .

Von Polenz (21988, 12) paraphrasiert diesen Ausdruck folgendermaßen:

„Diejenigen, die eine Kunst ausüben/fördern/präsentieren, eine Wissenschaft treiben/fördern/publizieren, forschen oder lehren, haben die Freiheit, jede Kunst auszuüben usw., über alles zu forschen, jedermann alles zu lehren. Indem sie dies garantieren, entbinden die Gesetzgeber usw. jedoch alle diejenigen, die die Freiheit haben, jeden alles zu lehren, nicht davon, dass sie verpflichtet sind, der Verfassung treu zu sein.“

Eine nähere Betrachtung der beiden Aussagen (des Artikels des Grundgesetzes und der Paraphrase) führt uns zu einer Feststellung: Die zwei obigen Äußerungen sind semantisch gleich und formal verschieden: Die erste ist kürzer und die zweite ist länger. Das ist das Grundprinzip der Sprachökonomie: Man sagt vieles in einigen Worten.

Die vorliegende Untersuchung — Abschlussarbeit zur Erlangung des D.E.A (Diplôme d´Etudes Approfondies) — handelt eben von der Sprachökonomie in der deutschen Sprache.

Das Zustandekommen dieser Arbeit verdanke ich meinem Betreuer Prof. Dr. Donatien Mode: Seine Ratschläge, Kritiken und Hinweise auf die Forschungsliteratur zum Thema Prinzipien der Sprachökonomie sind mir von großer Wichtigkeit bei der Abfassung der Arbeit gewesen. Aus diesem Grund bin ich ihm aufrichtig großen Dank schuldig.

Für die Ausbildung in der Fachrichtung Germanistik im Allgemeinen, ohne die ich sicherlich nichts anfangen könnte, fühle ich mich meinen DozentInnen Prof. Dr. David Simo, Prof. Dr. Alioune Sow, Prof. Dr. Alexis Ngatcha, Dr. Bernard Mulo Farenkia und Dr. Marlyse Nsangou zu Dank verpflichtet.

Eugeune Colinet Tatchouala. Yaoundé, im Juli 2006

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

Abbild 1: Statistiken Mösleins nach der Untersuchung der Satzlänge in deutschen Texten des 18., 19. und 20. Jahrhunderts

Abbild 2: Statistiken Webers über die Erhöhung der Zahl der Attribute mit mehrgliedrigen Erweiterungen in deutschen Texten (ab dem 16. Jh

Abbild 3: Ellipsentypologie von Kürschner

Abbild 4: Ellipsentypologie von Mode

Abbild 5: Verkehrszeichen

0. EINLEITUNG

0.1. Motivation, Problematik und Ziel

Die Desiderata der heutigen Sprachforschung im Bereich Sprachökonomie [1] sind Fallstudien, die mit einer empirischen Analyse der Gegenwartssprache vorliegende diachronische und allgemein-theoretische Arbeiten über das Thema Sprachökonomie ergänzen sollen. Die Untersuchung Prinzipien der Sprachökonomie fungiert dementsprechend als eine Fallstudie, die mit authentischen Beispielen kondensierte Formen des Deutschen beschreibt. Mit anderen Worten: Die vorliegende beschreibende Analyse versteht sich vor allem als Ergänzung zu vorliegenden diachronischen und allgemein-theoretischen Arbeiten über Sprachökonomie im Allgemeinen und Sprachökonomie im Deutschen im Besonderen.

Im Hinblick auf die Ziele der Untersuchung werden folgende Forschungsfragen gestellt:

- Welche kondensierte Formen gibt es in heutigem Deutsch?
- Welche Strukturen weisen diese Formen auf?
- Auf welche Ebenen der Sprache sind sie verteilt?
- Wie werden die gebraucht?
- Wie beeinflussen sie die Struktur und den Inhalt der Ausdrücke, in denen sie erscheinen?

Eine genaue Antwort auf die oben gestellten Fragen gibt Aufschluss über das Funktionieren und die Bedeutung der sprachökonomischen Mittel der heutigen deutschen Sprache und ergänzt somit folgerichtig diachronische Informationen und theoretische Überlegungen über das Thema Sprachökonomie. Ferner soll betont werden, dass die Untersuchung Prinzipien der Sprachökonomie durch die Analyse von sprachökonomischen Strategien der deutschen Gegenwartssprache auch zu einem Beitrag zur Beherrschung der Mechanismen wird, die irgendeinem ermöglichen können, sprachsparsam im Deutschen zu kommunizieren oder komprimierte deutsche Texte adäquat zu verstehen

0.2. Methodisches Vorgehen und Aufbau

Veranschaulichungen, die in der Analyse benutzt werden, sind authentische Beispiele von kondensierten Formen, die aus aktuellen Schriften (Forschungsarbeiten, Grammatiken, Lehrwerken, Zeitschriften u.a.) entnommen worden sind. Diese erhobenen Daten werden auf Grund ihrer Bedeutungen dekomponiert und rekonstruiert. Diese Zerlegungs- und Paraphrasierungsversuche stimmen mit denen von v. Polenz(21988) überein[2].

Die Arbeit besteht aus vier Teilen. Der einleitende Teil gibt Aufschluss über Motivation, Problematik, Ziel, Korpus und methodisches Vorgehen der Untersuchung. Der zweite Teil stellt die theoretischen Grundlagen der Arbeit dar. Darin wird die Wichtigkeit der Oberflächen- und Tiefenstruktur in der Satzanalyse hervorgehoben, den Textbegriff definiert und der Stand der Forschung zum Thema Sprachökonomie beschrieben. Der dritte Teil untersucht die kondensierten Formen, die im Deutschen benutzt werden. Der vierte Teil liefert die abschließenden Bemerkungen zur ganzen Untersuchung und weitere Forschungsorientierungen im Bereich der Sprachökonomie.

1. THEORETISCHE GRUNDLAGEN

1.1 Zur Bedeutung der Begriffe Tiefen- und Oberflächenstruktur in der Satzanalyse

Tiefen- und Oberflächenstruktur sind Begriffe von Noam Chomsky, dem Begründer der GTG[3]. Chomsky ist der Meinung, dass es zwei verschiedene Ebenen der Satzerzeugung gibt. Die sind Tiefenstruktur (TS) und Oberflächenstruktur (OS). Die TS betrifft die Semantik /den Inhalt des Satzes. Mit anderen Worten: Hervorgehoben auf dieser Ebene ist nicht der Ausdruck, sondern die Idee, den semantischen Gehalt, den der vorliegende Ausdruck (Form des Satzes) wahrnehmen lässt. Dieser vorliegende Ausdruck ist die OS, d. h. die endgültige grammatisch richtige äußere Form, die man von einem Sprecher hören, in einem Text lesen oder beim Schreiben benutzen kann. Chomsky beschreibt Oberflächen- und Tiefenstrukturen folgendermaßen:

„Surface structures [Oberflächenstrukturen][4] are mapped into phonetic representations by the phonological rules.[…] The deep structures [Tiefenstrukturen][5] contain all lexical items, each with its complement of grammatical features.[…] It is natural to suppose that the semantic interpretation of a sentence is determined by the intrinsic semantic content of lexical items and the manner in which they are related at the level of deep structure. Supposing this, it would follow that deep structures determine semantic representation under the rules of semantic interpretation.”(Chomsky 31976, 65ff.)

Von dieser Aussage Chomskys ist folgendes festzuhalten: Die TS ist ausschlaggebend für die semantische Interpretation des Satzes und die OS für die Beschreibung der Satzform.

Die Rekonstruktion der TS eines Satzes verhilft dazu, Ambiguitäten bei der Satzanalyse zu entdecken und zu beseitigen und den richtigen Sinn des Satzes wahrzunehmen. Die Wichtigkeit der TS in der Satzanalyse hat Chomsky anhand der folgenden mehrdeutigen Nominalphrase (NP)[6] unterstrichen:

B1: „The shooting of the hunters...“(Chomsky. Zit. n. Helbig 1986a, 304)

Vor diesem Beispiel weiß man nicht, ob die Jäger schießen (Hunters shoot) oder geschlossen werden (Hunters are shot). Ein anderes Beispiel ist das von Pelz:

B2: „Die Beschreibung der Linguistik ist einfach.“(Pelz 1984, 156).

Vor diesem Beispiel weiß man nicht, ob die Linguistik beschreibt oder beschrieben wird.

Chomkys Grundbegriffe der Oberflächen- und Tiefenstruktur sind nicht nur wichtig und fruchtbar für die Analyse von grammatisch und semantisch richtigen Sätzen in der GTG, sondern auch für jede Sprachanalyse, wo die Form und Bedeutung in Frage kommen. Daher die Signifikanz dieser Begriffe für das Thema Prinzipien der Sprachökonomie, bei dessen Behandlung Dekompositionen und Rekonstruktionen von Wörtern, Phrasen und Sätzen unternommen werden. Wichtig zu erwähnen ist, dass die Sprachökonomie, wovon es hier die Rede ist, in einem bestimmten Raum beobachtet wird: dem Text.

1.2 Zum Begriff Text in der linguistischen Forschung

„Un texte peut coïncider avec une phrase comme avec un livre entier“(Ducrot/Todorov 1972, 375)

Genauso wie bei der Wortdefinition[7] gibt es keine Einhelligkeit darüber, was ein Text ist. Der Laie weiß einfach, dass ein Text zumindest aus einem Abschnitt besteht, mit der Hand geschrieben oder aus einem Buch ausgezogen wird. Wissenschaftler, je nach Richtung, haben jedoch bestimmte Auffassungen von dem Fachterminus Text.

Der Text wird in der sprachsystematisch ausgerichteten Textlinguistik als kohärente Folge von Sätzen definiert, in der kommunikationsorientierten[8] aber vielmehr als sprachliche Handlung betrachtet, mit der der Sprecher oder Schreiber eine bestimmte kommunikative Beziehung zum Hörer oder Leser herzustellen versucht.[9] Aus den beiden divergierenden Auffassungen des Textbegriffs der system- und kommunikationsorientierten Textlinguistik macht Brinker (1985,17) eine Synthese:

„Der Terminus Text bezeichnet eine begrenzte Folge von sprachlichen Zeichen, die in sich kohärent ist und die als Ganzes eine erkennbare kommunikative Funktion signalisiert.“

Mit dieser neuen Definition Brinkers wird das Kriterium Satzfolge bzw. mehr als einen Satz fakultativ. Ich vertrete diesen Standpunkt Brinkers und definiere selber den Text als kontextbezogene Äußerung mit Sinn. So kann ein Text aus einem Wort, einem Satz, einer Satzfolge, einem Buch bzw. mehreren Büchern[10] u.a. bestehen. Er ist als einen Beitrag zu betrachten, der in einen Handlungszusammenhang auftritt und in einen bestimmten Kontext eingebettet ist. Dieses Phänomen der Kontextabhängigkeit exemplifiziere ich an einigen Beispielen aus Linke et al. (31996,255):

B3: „ Ein Helles!“ (Gast zum Kellner)[11]

B4: „ Telefon! “ (Ehemann durch die Bakontür zur Ehefrau, die im Garten arbeitet.)

B5: „ wir müssen draußen bleiben !“ (Aufschrift auf einem Schild an der Tür zur Metzgerei, darüber ist ein Hund gemalt).

B6: „ Ball !“ (Kleinkind zum größeren Bruder).

B7: „ Achtung, frisch gestrichen !“ (Tafel an einer Parkbank).

Bekanntlich werden sprachliche Äußerungen als Grundeinheiten von Texten im konkreten Sprachgebrauch verschiedenartig konzipiert: Jeder Mensch verfügt über eine Sprachfähigkeit und kann nach Bemühung, ständiger Sprachübung kommunikativ kompetent werden[12]. Mit dem Erwerb der kommunikativen Kompetenz kann er die Sprache nach Belieben manipulieren, eine bestimmte Wortwahl beim Vollzug von Sprachhandlungen treffen, sich eines eigenartigen Stils und spezieller Formen beim Ausdruck bedienen. So kann sich ein begabter Sprecher dafür entscheiden, beim Ausdruck explizit oder sparsam zu sein. Wenn er dann Sparformen beim Sprechen bzw. Schreiben bevorzugt, spricht man von der Sprachökonomie.

1.3 Zum Forschungsstand: Sprachökonomie in der Linguistik

„Wer nicht gelernt hat, was die Wissenschaft schon weiß, kann sie auch nicht bereichern.“ (von Weizsäcker. Zit. n. Welte 1974,1)

Mit der obigen Aussage erkennt und unterstreicht von Weizsäcker die Wichtigkeit des Forschungsstands zu einem wissenschaftlichen Thema. In Bezug auf das Thema Prinzipien der Sprachökonomie sind folgende Orientierungsfragen von Belang:

- Was ist Sprachökonomie?
- Bis wohin ist das Phänomen der Sprachökonomie als linguistisches Thema erforscht worden?
- Zu welchen Ergebnissen ist man gekommen?
- Welche Kontroversen hat das Thema in der wissenschaftlichen Diskussion ausgelöst?

Sprachökonomie ist ein altes Thema in der linguistischen Forschung. Schon im neunzehnten Jahrhundert erkennt Hermann Paul (91975,313 ff) in seinem Werk PRINZIPIEN DER SPRACHGESCHICHTE[13] die Sprachökonomie als einen der Grundfaktoren[14] des Sprachwandels.

Neue Impulse zu den Überlegungen über den komprimierten Sprachstil gibt Martinet (1963) mit dem Kommunikationsprinzip Loi du moindre effort (Gesetz des geringsten Aufwandes) in den Sechziger Jahren in seinem Buch GRUNDZÜGE DER ALLGEMEINEN SPRACHWISSENSCHAFT[15]. Dieses Gesetz von Martinet betont das Bemühen des Gesprächspartners, mit einem Minimum sprachlichen Aufwands ein Maximum an kommunikativen Effekt zu erzielen, das Streben des Kommunikationspartners, seine Botschaft bei der Interaktion mit möglichst geringerem Kraftaufwand zu übermitteln.

In derselben Richtung erkennen Ronneberger-Sibold (1980), Fleischer (51983)[16] und Bezzel (2000) die Rationalisierung als Hauptziel des Sprachbenutzers beim komprimierten Sprachgebrauch. Zum Begriff Sprachökonomie gibt Ronneberger-Sibold (1980) folgendes zu verstehen:

„Ökonomisch handeln bedeutet gerade nicht Verzichten, sondern die vorhandenen Kräfte so einzuteilen, dass man möglichst wenig davon braucht, um sein Ziel zu erreichen – in der Sprache der Wirtschaft ausgedrückt: Rationalisieren“[17].

Bezzel (2000) stimmt Ronneberger-Sibold zu, wenn er die Quintessenz des Sprachökonomiebegriffs folgendermaßen hervorhebt:

„ Entschiedene Vertreter der Sprachökonomie behaupten ökonomische Prinzipien auf allen sprachlichen Ebenen und erklären: Die Ökonomie des Sprachsystems ist eine Folge der notwendigen Ökonomisierung des Sprechens. Sprichworte sind Minimum an Kraftaufwand, Effizienz, Sparsamkeit, Relevanz, Rationalität, und zwar in diachronischer wie synchronischer Hinsicht“

Tanto (1994) interessiert speziell für die sprachökonomischen Formen in der deutschen Wortbildung und stellt einige Vor- und Nachteile des komprimierten Sprachstils im Sprachgebrauch heraus. Die Bereiche der Wortbildungslehre, auf die er sein Augenmerk richtet, sind Wortbildung des Substantivs und Wortbildung des Adjektivs. Hauptvorteile der Sprachökonomie sind Raumersparnis und Zeitgewinn. Großen Nutzen daraus zieht die Presse, die immer in absehbarer Zeit dem Publikum viele Informationen in einigen Blättern zu vermitteln hat. Als Hauptnachteile unterstreicht Tanto(1994) vor allem die Schwerverständlichkeit, die Mehrdeutigkeit und das Problem der Wiederaufdeckung der zugrundeliegenden Relationen zwischen Bestimmungs- und Grundwort.

Baylon/Mignot (2002, 158ff) beschreiben in ihrem Werk INITIATION A LA SEMANTIQUE DU LANGAGE sieben Grundgesetze der Kommunikation[18] und erkennen dabei die Sprachökonomie als Baustein des Gesetzes der guten Formulierung (Loi de la bonne formation).

Was das sprachliche Verhalten von Kommunikationspartnern in einer Situation der Interaktion anbelangt, hebt apuzik.deutschsprache.ru/lektion-0.html folgende Präzision hervor:

„ Nach den Konversationsmaximen von H.P. Grice gehört es zu den allgemeinen Grundsätzen kooperativer Kommunikation, dass man seinen Gesprächsbeitrag, nicht informativer als erforderlich machen und nur das sagen soll, was je nach Situation wesentlich oder relevant ist. Verstößt man erkennbar dagegen, z.B. langweilt man Gesprächspartner/Leser mit Unwesentlichem, mit zu viel Redundanz (Informationsüberfluß), muß man damit rechnen, dass sie aus solcher Prinzipienverletzung ihre stille Folgerungen ziehen“.

Jeder Gesprächspartner sollte also seinen Redebeitrag so gut formulieren, daß er damit kein Kommunikationsprinzip verletzt. Für Baylon/Mignot (2002) bedeutet es die kontextpassendste Form benutzen; das heißt: soviel Sprachökonomie nötigenfalls und sowenig Sprachökonomie nötigenfalls. Mit anderen Worten: In einer Situation der Interaktion soll sich jeder Kommunikationspartner folgende Fragen stellen: Welcher Sprachstil ist situativ adäquat? Ist Sprachökonomie oder Sprachexplizitheit kontextpassend? Büße ich den kommunikativen Erfolg mit meinem Sprachstil ein?

Rucktäschel (1972) beschreibt in ihrem Aufsatz ZUR SPRACHE DER WISSENSCHAFT den Zusammenhang zwischen Sprache und Denken im Allgemeinen und den Einfluss des persönlichen Denkens auf die Sprache der Wissenschaft im Besonderen. Dabei erkennt sie den komprimierten Sprachstil als die Konsequenz eines ständigen Strebens nach der Sprachnormiertheit bei der Beschreibung von Forschungsergebnissen und Experimenten.

Von Polenz (21988) hat besonderes Interesse an der Sprachökonomie. Diesen Sprachstil erkennt er als Hauptsprachstil der modernen Zeit[19] an und schreibt ihm bestimmte Funktionen zu. Dazu sagt er:

„In unserer heutigen öffentlichen Sprachkultur werden komplexe Inhalte jedoch meist verkürzt und ungenau ausgedrückt, um Zeit und Raum zu sparen oder um die Hörer/Leser nicht zu langweilen oder sie zu provozieren oder um etwas zu verschleiern. Solchen sprachökonomischen bzw. sprachmanipulativen Ausdruck gibt es in mindestens drei Arten:

- elliptisch/auslassend/lückenhaft
- komprimiert/kompakt/kondensiert/verdichtet
-implikativ/einbegreifend/mitenthaltend/mitmeinend“(von Polenz 21988, 25).

Mit dieser Feststellung schreibt von Polenz der Sprachökonomie als üblicher Ausdrucksweise in der heutigen Gesellschaft eine besondere Bedeutung zu, denn mit der Sprachökonomie verschwindet die Explizitheit, und man kann dann Inhalte von vielen im Alltag gebrauchten Ausdrücken nur am besten erschließen, wenn man zwischen den Zeilen liest.[20] Um die alte wissenschaftliche Diskussion über Sprachökonomie wiederzubeleben und die Sprachökonomie von neuem in Mittelpunkt der Auseinandersetzung einzusetzen, macht von Polenz in seiner DEUTSCHEN SATZSEMANTIK einen geschichtlichen Überblick über den deutschen Satzbaustil und die deutsche Satzbauforschung von dem Humanismus[21] bis zur Gegenwart. Darin erscheint die Aufklärung[22] als Grenze zwischen dem expliziten und dem komprimierten Sprachstil. Diese Abgrenzungen in der Zeit beschreibt von Polenz (21988, 40) genauer in folgender Aussage:

„In der neueren Geschichte der deutschen Sprache können zwei Entwicklungsphasen des deutschen Satzbaus, vor allem in der Literatur-, Wissenschafts- und Öffentlichkeitssprache, als nachgewiesen gelten:

— Vom Humanismus bis zur Aufklärung: Ausbildung des Systems von Satzgefügen mit relativ deutlichen semantischen Fügemitteln (Konjunktionen, Konjunktionaladverbien), also der explizite hypotaktische Satzbaustil, der in seinen extremen Auswüchsen als deutscher „Schachtelsatzstil“ berüchtigt war.
— Von der Aufklärung bis zur Gegenwart: Stärkere Ausnutzung der komprimierenden Satzbauweise durch Nominalisierungen, Attribuierungen und Zusammensetzungen als Entwicklungstendenz vor allem seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute vorherrschend“.

Der geschichtliche Überblick von v. Polenz ist eine kompilatorische Arbeit.[23] Darin werden Hauptideen und Forschungsergebnisse mehrerer Autoren zusammengefasst, kommentiert und kritisiert. Daraus ist manches festzustellen:

- Hans Eggers (1973) und Kurt Möslein (1974) haben die Satzlänge nach Zahl der Wörter aus wissenschaftlichen und journalistischen Texten seit Mitte des 18. Jahrhunderts untersucht. Eggers´ Schluss am Ende der Analyse ist:

„Die heutige Schriftsprache [Schriftsprache der Siebziger Jahre][24] verwendet selbst in Textsorten, in denen schwierige Gedankengänge abzuhandeln sind, kürzere Sätze als dies vor 150 bis 200 Jahren der Fall war[...]. Besonders eindeutig ist das Übergewicht verhältnismäßig kurzer Sätze bei den modernen Journalisten“(Eggers 1973. Zit. n. v. Polenz 21988, 40).

Dieselben Bemerkungen können an den folgenden Statistiken Mösleins abgelesen werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbild 1

Aus diesen obigen Statistiken wird klar wahrgenommen, dass die Expliziertheit im Ausdruck ihren Höhepunkt Mitte des 19. Jahrhunderts erreicht hat und dass das 20. Jahrhundert Zeitalter der komprimierten Sprache ist.

- Ein anderer Autor ist Heinrich Weber (1971). Er hat eine sprachgeschichtliche Untersuchung der Attributerweiterungen im Deutschen unternommen und festgestellt, dass die mehrgliedrigen Erweiterungen vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart (1971) allmählich zunehmen. Seine Statistiken[25] untermauern diese Feststellung:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbild 2

Die Erhöhung der Zahl der mehrgliedrigen Erweiterungen im 19. und 20. Jahrhundert ist schon ein Zeichen der Sprachökonomie. Zur Veranschaulichung führe ich ein Beispiel an, in dem mehrere Erweiterungen sprachökonomisch wirken:

B8: „Ich definiere die Wortbedeutung als die inhaltliche Widerspiegelung eines Gegenstands, einer Erscheinung oder einer Beziehung der objektiven Realität im Bewusstsein der Angehörigen einer Sprachgemeinschaft, die traditionell mit einem Lautkomplex zu der strukturellen Einheit des Wortes verbunden ist.“(Schmidt 1963. Zit. n. Arens, 21969, 693).

Der Kernsatz zu dieser langen Aussage ist „ ich definiere die Wortbedeutung als die Widerspiegelung “. Alles, was nach dem Wort Widerspiegelung vorkommt, erfüllt die Funktion Attribut. Es handelt sich um Erweiterungen, die das Wort Widerspiegelung näher bestimmen. Zu diesen Attributen gehört auch das Adjektiv inhaltliche, das vor dem Wort Widerspiegelung steht. Eine mögliche Paraphrase zur Schmidts Aussage wäre dementsprechend folgende: Ich — Schmidt — definiere die Wortbedeutung als Widerspiegelung. Diese Widerspiegelung betrifft den Inhalt, und es handelt sich um die Widerspiegelung von einem Gegenstand, einer Erscheinung oder einer Beziehung. Diese erwähnten Elemente(Gegenstand, Erscheinung, Beziehung) gehören der objektiven Realität. Die Widerspiegelung geschieht im Bewusstsein von Leuten, die Mitglieder einer Gemeinschaft sind, die über eine Sprache verfügt, die allen Mitgliedern gemeinsam ist. Diese Widerspiegelung ist immer mit einem Lautkomplex zu der strukturellen Einheit des Wortes verbunden.

Das Thema Sprachökonomie hat auch viele Kontroversen in der Forschung ausgelöst:

- Sprachkritiker wie Fritz Mauthner und Deutschlehrer des 19. Jahrhunderts haben die komprimierende Satzbauweise als „ unschönes, schlechtes, papierenes Deutsch“ bekämpft. Dieser Stil war für sie ein Dreck, der das Standarddeutsch verschmutzte und folgerichtig weggelassen werden sollte[26].
- Für Erben (1984), Braun (1979), Eggers (1983) und Admoni (1973) geht es nicht um das Problem der Ästhetik des deutschen Sprachstils, sondern um das Problem der Bedeutung, deren Erschließung von Kompaktformen erschwert wird. Diese Schwierigkeit hebt Eggers (1983) hervor und damit die negativen Aspekte des komprimierten Sprachstils wie folgt:

„Man behaupte t− und nennt es oft einen Vorzug −, dass unsere heutige Sprache durch rasche Wortbildung und die Bildung umfangreicher nominaler Blöcke viele Kleinwörter erspare; das liege im Sinne der Sprachökonomie. Man sollte aber andererseits die Mängel nicht verkennen, die in solcher Kürze liegen. Die Mitteilung wird dadurch auf das sachlich Notwendigste eingeschränkt. Oft werden syntaktische Bezüge im unklaren gelassen; man muss sie zwischen den Zeilen lesen[...] Auch ist nicht zu verkennen, dass es für den Leser (und erst recht für den Hörer) nicht leicht ist, den durch Verzicht auf Kleinwörter zusammengeballten Inhalt im kurzen Augenblick des Durchlesens oder des Hörens voll aufzunehmen.“(Eggers 1983. Zit. n. v. Polenz, 21988, 44).

Von Polenz (21988) steigt in die Diskussion mit einer neuen Herausforderung ein: Ihm zufolge ist sonnenklar, dass Sprachökonomie schon offenkundige Tatsache ist. Ständige Klagen darüber, dass der komprimierte Sprachstil negative Einflüsse auf die Kommunikation hat, gelten deshalb nicht. Sie sind eben zu nichts nutz, denn sie (Klagen) verhindern keine Entwicklung und Verbreitung des komprimierten Sprachstils. Wichtig sind vielmehr Überlegungen über das Funktionieren und den Sinn der sprachökonomischen Mittel, denn sie gehören schon zum alltäglichen Sprachgebrauch. Für von Polenz geht es in der Diskussion nicht darum, ob man von dem komprimierten Sprachstil Gebrauch machen soll oder nicht, ob der komprimierte Sprachstil zu loben oder anzuprangern ist. Vielmehr geht es um das Problem der Sprachvariation und -manipulation. Ausgehend von dieser Sichtweise übt von Polenz beißende Kritik an den Bekämpfern der Sprachökonomie und setzt sie von neuem als eines der zentralen Themen der Textanalyse in die wissenschaftliche Diskussion ein. Die gegensätzliche Reaktion von v. Polenz (21988,43) lautet:

„Es genügt nicht, den komprimierten Stil abzulehnen und zu vermeiden. Man sollte ihn im Verhältnis zu den anderen Arten des syntaktischen Ausdrucks komplexer Inhalte verstehen und analysieren, um die expliziten Alternativformulierungen bei Bedarf zur Verfügung zu haben. Zu den Bedarfsfällen, wo dies hilfreich oder unerlässlich sein kann, gehören Missverständnisse, argumentative, kooperative, lehrhafte, werbende, politische Sprachsituationen, vor allem wenn man als Vermittler (z.B. Diskussionsleiter) eine metakommunikative /sprachreflektierende Rolle auszuüben hat.“

An den Beiträgen meiner Vorgänger in der Forschung ist folgendes zu bemerken: Das Thema Sprachökonomie bleibt bei Fleischer (51983) peripher, obwohl er sie in seiner Monographie als einen Sprachstil beschreibt, der zur Bildung neuer Wörter beiträgt, und einige sprachökonomische Strategien liefert. Auch bei Rucktäschel (1972) und Baylon/Mignot (2002) hat das Thema Sprachökonomie nicht Vorrang, wenn auch sie die Sprachökonomie als einen wichtigen Faktor in dem kommunikativen Umgang betrachten. Beiträge von Hermann Paul (91975), Martinet (1963) und Bezzel (2000) versuchen nur Definitionen und Funktionen der Sprachökonomie in einer allgemeinen Hinsicht zu skizzieren. Die von Tanto (1994) untersuchten sprachökonomischen Formen betreffen nur die Wortbildung und zwar die Wortbildung des Substantivs und des Adjektivs. Kondensierte Formen in anderen Sprachbereichen bleiben deshalb unerforscht und sollen deswegen auch analysiert werden. Informationen über Sprachökonomie, die von Polenz (21988) durch seinen geschichtlichen Überblick über den deutschen Satzbaustil und die deutsche Satzbauforschung vermittelt, kommen aus diachronischen Arbeiten und haben weniger zu tun mit der deutschen Gegenwartssprache. Unumstritten ist nur - und das rechtfertigt schon die Neigung von v. Polenz zur Sprachökonomie mit neuen Diskussionsfragen[27] —, dass sich der komprimierte Sprachstil als Hauptsprachstil der modernen Zeit (Aufklärung Þ Gegenwart) erwiesen hat und zu einem wichtigen Thema der Textanalyse geworden ist.

In diesem Zusammenhang möchte ich die allgemein-theoretischen Über-legungen über Sprachökonomie und die diachronischen Informationen und Teilarbeiten über Sprachökonomie im Deutschen mit einer synchronischen Analyse von kondensierten Formen des heutigen Deutschen ergänzen.

2. KONDENSIERTE FORMEN IM DEUTSCHEN

2.1 Vorbemerkung

Zur Beschreibung des Phänomens der Sprachökonomie werden fünf Adjektive abwechselnd in der Arbeit benutzt: kondensiert, kompakt, komprimiert, komprimierend und sprachökonomisch.

Teile der Veranschaulichungen, die fett gedruckt erscheinen, sind meine eigenen Hervorhebungen.

Die Sprachökonomie oder Sparsamkeit im Ausdruck manifestiert sich auf der Ebene des Wortes (komprimierten Formen in der Wortbildung), der Phrase (komprimierten Phrasenformen), der clause (kompakten clause-Arten) und des Satzes (elliptischen Konstruktionen und implikativen Ausdrücke).

2.2 Komprimierte Formen in der Wortbildung

Wortbildung oder Wortbildungslehre /Wortbildungstheorie ist die grammatische Disziplin, die die morphematische Struktur der Wörter zum Gegenstand hat. Sie beschäftigt sich also mit den Wortbildungskonstruktionen, auch Wortbildungen genannt[28]. Wortbildungskonstruktionen werden nach bestimmten Modellen aufgebaut, die Wortbildungsmodelle oder Wortbildungsarten genannt werden. Zu den Hauptmodellen gehören die Komposition (Zusammensetzung von zwei oder mehreren Wörtern), Derivation (Ableitung von Wörtern mit Hilfe von Affixen (Suffixen, Präfixen und Zirkumfixen)), die Kürzung(Reduzierung von Wort- bzw. Ausdrucksformen mit Hilfe von Apokope-Bildungen und Akronymen/Sigeln[29] ) und die Umbildung (Substantivierung von Verben und Adjektiven)[30].Zu diesen Hauptmodellen füge ich die Univerbierung hinzu. Gebildete Wörter aus der Komposition, Derivation, Kürzung und Umbildung bezeichnet man jeweils als Komposita, Derivate, Abkürzungen und Substantivierungen[31]. Alle diese Wortbildungen können im konkreten Sprachgebrauch durch relativ lange Äußerungen ersetzt werden.

2.2.1 Komposita

Mehrere Komposita werden mit Hilfe von Fugenelementen zusammengesetzt. Dazu gehören u.a. –en- ( Student en heim), –es- (Kind es alter), - s -(Weihnacht s fest) und den Bindestrich. Bemerkenswert ist, dass viele Komposita von ihren Strukturen und Bedeutungen her kompakte Varianten zu relativ langen Aussagen sind. Es seien an dieser Stelle einige Beispiele angeführt:

B9: „ Schreibtisch Arbeitstisch zum Schreiben “ (Wahrig 61997, 1101)

WS (Wortstruktur)

Schreib + Tisch

Paraphrase 1(Para1): (Arbeits)Tisch zum Schreiben.

Para 2: Tisch, der für das Schreiben da ist.

Para 3: Tisch, der dem Schreiben dient.

Para 4: Tisch, der benutzt wird, um zu schreiben.

Para 5: Tisch, den man benutzt, um zu schreiben.

Para 6: Tisch, der für das Schreiben benutzt wird.

Para 7: Tisch, den man für das Schreiben benutzt.

Para 8: Tisch, der für das Schreiben bestimmt ist.

Para 9: Tisch, der zum Schreiben bestimmt ist.

B10: „ Altenpfleger Jmd., der beruflich alte Leute betreut und pflegt “( Wahrig 61997, 178).

WS

Alte + n + Pfleger

Þ Para 1: Jemand, der beruflich alte Leute betreut und pflegt.

Para 2: Pfleger von den Alten.

Para 3: Pfleger der Alten

Para 4: Pfleger, der für die Alten da ist.

Para 5: Pfleger , der sich um die Alten kümmert.

Para 6: Pfleger, dessen Beruf in der Pflege von Alten besteht.

Para 7: Pfleger, der Alte als Patienten hat.

Para 8: Pfleger, dessen Patienten Alte sind.

Para 9: Pfleger, der — von Beruf her — nur die Alten pflegt.

Dasselbe Phänomen der Sprachkomprimiertheit erfährt man bei vielen Derivaten, die bestimmte Prädikationen enthalten.

[...]


[1] Siehe Forschungsstand

[2] Bei der Beschreibung des Satzinhalts in seiner DEUTSCHEN SATZSEMANTIK zieht von Polenz (²1988) das Umformulieren und das Zwischen-den-Zeilen-Lesen als Beschreibungsmethode vor.

[3] Die GTG ist eine Sprachtheorie , die davon ausgeht, „ dass der Sprecher , der eine Sprache kennt, in dieser Sprache auch grammatikalisch korrekte Äußerungen hervorbringen kann, die er vorher noch nicht gehört hat. Er verfügt über die Elemente des betreffenden Sprachsystems und über die Regeln für ihre Verknüpfung; er kann von endlichen Mitteln unendlichen Gebrauch machen. Diese seine Fähigkeit wird als seine Kompetenz bezeichnet. Das Anwenden dieser Kompetenz, also das Hervorbringen von Sprachäußerungen, wird Performanz genannt “(Pelz 1984,154).

[4] Hervorhebung von mir.

[5] Hervorhebung von mir.

[6] Eine Nominalphrase ist eine Wortgruppe, deren Nukleus ein Nomen bzw. sein Stellvertreter ist.

[7] André Martinet (1963) betrachtet den ständigen Versuch einer Wortdefinition im Rahmen der allgemeinen Sprachwissenschaft als ein vergebliches Bemühen(vgl. Lewandowski 31979, 1065.)

[8] Die Grundlagen der sprachsystematisch ausgerichteten Textlinguistik sind in dem Strukturalismus zu suchen, die (Grundlagen) der kommunikationsorientierten Textlinguistik in der Sprechakttheorie und Pragmalinguistik.

[9] vgl. Brinker 1985, 15;vgl. auch dazu Holly 2001, 22; Imhasly et al.1986,152; Götze 2002,17

[10] Das textkonstitutive Kriterium mehr als ein Buch unterstützt Wawrzyniak(1980) mit seiner Textdefinition: „ Kommunikation erfolgt durch Texte ... Unter Texten verstehen wir hier sowohl schriftliche als auch mündliche Äußerungen, die unterschiedlicher Länge sein können: von einem Ein- Wort-Text bis zum Gesamttext eines mehrbändigen Romans.“(Wawrzyniak1980. Zit. n. Vater 21994,16)

[11] Gemeint ist „ein helles Bier“.

[12].vgl. Saussure 1983, 26;vgl.auch dazu Cervoni, 1991,37; Vergez et al. 1981, 143.

[13] Die erste Auflage erschien im Jahre 1880.

[14] Andere Faktoren sind u.a. Sprachmischung, Wandel in der Syntax und Wortbildung, Laut-und Bedeutungswandel, Analogiebildung und Wortschöpfung.

[15] vgl. Lewandowski1979,858; vgl auch dazu de.wikipedia.org/wiki/lexikon; apuzik.deutschesprache.ru/lektion-0.html.

[16] In seinem Werk WORTBILDUNG DER DEUTSCHEN GEGENWARTSSPRACHE definiert Fleischer (51983) den Begriff Sprachökonomie als „ Rationalisierung im sprachlichen Ausdruck, […] Ersparung von Druckzeilen oder Sprechsekunden.“

[17] Ronneberger-Sibold 1980.Zit.n. de.wikipedia.org/wiki/lexikon.

[18] Andere Grundgesetze der Kommunikation bei Baylon/Mignot (2002) sind : Loi d’inétrêt, Loi d’informativité, Loi de sincérité, Loi d’exhaustivité ou d’information maximale, Loi de litote.

[19] Von Polenz ist der Meinung, dass die komprimierende Satzbauweise mit der Aufklärung angefangen hat und noch heute herrscht(vgl. von Polenz 21998, 40)

[20] Der Ausdruck Zwischen-den-Zeilen-Lesen ist von Polenz(21988,3).

[21] Der Humanismus ist die „ geistige Strömung in Europa, die nach Erneuerung des von der Kultur des Altertums beeinflussten, Bildungsideals strebte.“(Wahrig 61997,662)

[22] Die Aufklärung ist „ die in Europa des 18. Jh. herrschende Bewegung zur Erneuerung von Wissenschaft und Bildung, die gegen Willkürherrschaft, religiösen Aberglauben und Unwissenheit auftrat.“(Wahrig 61988, 220).

[23] Über die kompilatorischen Arbeiten schreibt Jele (1999, 11): „Kompilatorische Arbeiten vermitteln durch den Einsatz kompilierender Vorgehensweisen sowohl Überblickswissen als auch Zusammenhänge innerhalb eines Wissensgebietes. Die wissenschaftliche Leistung, die man dabei zu erbringen hat, ist a) Überblickswissen zu erarbeiten und zu vermitteln sowie b) Bezüge zwischen verschiedenen Ansätzen herzustellen und nachvollziehbar zu beschreiben.“

[24] Hervorhebung von mir.

[25] Von Polenz (21988) hat die Statistiken von Möslein und Weber ohne weitere Präzisionen dargestellt. Wie diese Autoren bei ihren Analysen vorgegangen sind, bleibt unbekannt. Ich beziehe mich also nur auf ihre Forschungsergebnisse (Statistiken), um eigene Kommentare zu machen. (vgl. v. Polenz, 21988, 40 ff.).

[26] vgl. v. Polenz 21988, 42 ff.

[27] Von Polenz (21988) reorientiert die Debatte über Sprachökonomie, indem er die Sprachökonomie als unentbehrliches linguistisches Phänomen anerkennt, das nur zu analysieren ist. Sein Plädoyer gegen die Bekämpfer der Sprachökonomie ohne überzeugende Gründe ist hart. Es ist auch wichtig zu präzisieren, dass die Quintessenz der Arbeit (DEUTSCHE SATZSEMANTIK) von v. Polenz nicht Sprachökonomie ist, sondern Satzinhalt. Sprachökonomie fungiert dabei nur als ein wichtiges Thema.

[28] vgl. Ludewig 1986,27; vgl. auch dazu Fleischer 51983, 20; Erben 41993, 16.

[29] Wenn die Kürzung in dem Wegfall von dem im Auslaut oder am Wortende stehenden Wortteil besteht, spricht man von Apokope(Assistent ® Assi). Das durch Zusammensetzung von Vorsilben bzw. Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildete Wort nennt man Akronym oder Sigel(United States of America ® USA; Zweites Deutsches Fernsehen ®ZDF) (vgl. Lehrmann et al. 1998,169; vgl. auch Glück 1993, 46).

[30] Vgl. Erben 31993, 58; vgl. auch dazu Fleischer 51983,53; Eichinger 1994, 3.

[31] Umbildungen aus Verben und Adjektiven nennt man deverbative/deverbale und deadjektivische Substantive (vgl. Helbig/Buscha 91986, 631).

Excerpt out of 75 pages

Details

Title
Prinzipien der Sprachökonomie - Analysestrategien zum Verstehen der kondensierten Formen im Deutschen
College
University of Yaoundé 1
Grade
2,0
Author
Year
2006
Pages
75
Catalog Number
V192989
ISBN (eBook)
9783656182207
ISBN (Book)
9783656183617
File size
789 KB
Language
German
Notes
Die Arbeit ist den DaF-Lernenden sehr hilfreich und stellt auch den klaren Zusammenhang zwischen Sprachökonomie,Textlinguistik, Grammatik und Kommunikation heraus.
Keywords
Linguistik, Stilistik, kommunikative Didaktik, Sprachpraxis
Quote paper
Eugeune Colinet Tatchouala (Author), 2006, Prinzipien der Sprachökonomie - Analysestrategien zum Verstehen der kondensierten Formen im Deutschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/192989

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