Den Medien als „vierte Gewalt“ kommt in westlichen Demokratien eine besondere Rolle zu. Demokratisch verfasste Staaten wie die Bundesrepublik Deutschland brauchen mündige Bürger, die sich möglichst frei über aktuelle Geschehnisse informieren und die eigene Meinung bilden können. Unabhängige Medien stellen hierbei ein unabdingbares Gut dar, da nur auf diese Weise eine pluralistische politische Öffentlichkeit entsteht.
Verbildlicht man sich den Prozess, nach welchem Massenmedien spezifische aktuelle Themenkomplexe als relevant und geeignet für die jeweilige Informationsvermittlung identifizieren, so ist diesen immer das Element der „Entscheidung“ gemeinsam. Egal ob man die (Online---) Redaktion einer Tageszeitung oder den Programmdirektor einer Nachrichtensenders als Beispiel nehmen möchte, es wird immer abgewogen welche Information in welcher Form und Formulierung gesendet, gedruckt oder zugreifbar gemacht wird. Medien treffen diese Entscheidungen schließlich in allen Bereichen in denen sie publizieren, und somit auch in der Politik. Die Selektion von Information durch die Medien ist daher eine wichtige Stellschraube bei der politischen Meinungsbildung. Diesem Umstand ist der Vorwurf geschuldet, dass das Verschweigen oder die bewusste Akzentuierung von spezifischen Themenfeldern oder Informationen Einfluss auf die Öffentlichkeit entfalten kann - schließlich begründet sich die Macht und der Einfluss der Medien neben ihrer Reichweite durch die Auswahl und Präsentation ihrer Inhalte.
Vor diesem Hintergrund entfaltet sich die generelle Problematik dieser Arbeit, namentlich die Frage nach dem Einfluss der Massenmedien auf die Machtverteilung in der politischen Landschaft unter anderem durch deren selektive Publikation. Im Rahmen dieser Arbeit ist jedoch nicht angestrebt, eine definitive Antwort auf diese Frage zu finden. Vielmehr sollen entlang dieser Frage Positionen für das „für und wider“ dargestellt werden, indem das Konzept der Mediokratie der politischen Instrumentalisierung der Medien gegenüber gestellt wird. Ich möchte somit in dieser Arbeit die Wechselwirkung und das Spannungsfeld zwischen Medien und Politik am Beispiel der selektiven Publikation mit Rückgriff auf die genannten Konzepte illustrieren. Um diesem Ziel gerecht zu werden möchte ich in einem ersten Schritt die Medialisierung der Politik darlegen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung und Fragestellung
- 2 Die Medien und das Politische
- 2.1 Neuordnung politischer Öffentlichkeit
- 2.2 Das Modell der Mediokratie
- 2.2.1 Selektions- und Präsentationslogik
- 2.2.2 Effekte auf die Genese des Politischen
- 2.3 Instrumentalisierung der Medien
- 2.3.1 „Public Diplomacy“
- 2.3.2 Medien und Parteien
- 2.4 Beispiel: Berichterstattung über Anti-AKW-Proteste
- 3 Status Quo? Zum Verhältnis von Medien und Politik
- 4 Zusammenfassung und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Frage nach dem Einfluss der Massenmedien auf die Machtverteilung in der politischen Landschaft. Es wird untersucht, wie die Medien die politische Öffentlichkeit strukturieren und welche Rolle sie bei der Instrumentalisierung der Politik spielen. Die Arbeit konzentriert sich auf die selektive Publikation von Informationen und die damit verbundenen Effekte.
- Die Medialisierung der Politik und ihre Auswirkungen auf die politische Öffentlichkeit
- Das Konzept der Mediokratie als Modell für die Medienmacht und ihre Folgen
- Die Instrumentalisierung der Medien durch die Politik im Rahmen der „Public Diplomacy“ und der Beziehungen zwischen Medien und Parteien
- Der Einfluss der Medien auf die Meinungsbildung und die Konstruktion von politischer Realität
- Das Verhältnis von Medien und Politik im Kontext der selektiven Publikation
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Fragestellung ein und beleuchtet die Bedeutung der Medien als „vierte Gewalt“ in westlichen Demokratien. Es wird die zentrale Rolle der Medien bei der Informationsvermittlung und Meinungsbildung hervorgehoben und die selektive Publikation als wichtiger Faktor für die politische Meinungsbildung identifiziert.
Kapitel zwei befasst sich mit der Beziehung zwischen Medien, Öffentlichkeit und Politik. Es wird die historische Entwicklung der medialen Landschaft und deren Auswirkungen auf die politische Öffentlichkeit untersucht. Im Mittelpunkt stehen die Konzepte der Mediokratie und der Instrumentalisierung der Medien durch die Politik. Das Kapitel betrachtet verschiedene Perspektiven auf die Beziehung zwischen Medien und Politik und beleuchtet die unterschiedlichen Formen der Indienstnahme von Medien durch die Politik.
Kapitel drei widmet sich dem aktuellen Verhältnis von Medien und Politik und analysiert die Folgen der medialen Selektionslogik.
Schlüsselwörter
Medien, Politik, Öffentlichkeit, Mediokratie, Instrumentalisierung, Selektive Publikation, Meinungsbildung, „Public Diplomacy“, Informationsvermittlung, Machtverteilung, politische Realität.
- Quote paper
- Andreas Weiß (Author), 2012, Medien vs. Staat? Von der medialen Strukturierung des Politischen bis zur Instrumentalisierung der Medien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193115