1.1 Forschungsinteresse und Zielsetzung
Die vorliegende Arbeit widmet sich der ‚Emotionalität im TV-Duell Merkel – Schröder’ mit einem pragmatischen Interesse. Untersucht wird das emotive Sprachhandeln in der verbalen Interaktion der Kanzlerkandidaten. Dabei wird Sprache als Medium verstanden, das die beiden Politiker zur Vermittlung von subjektiven Emotionen verwenden, weil sie diesem kommunikativen Vorgang wichtige Funktionen zuschreiben. Ein solcher Sprachgebrauch wird hier als eine Form von „Emotionsregulation“ aufgefasst, bei der „die Evozierung von Manifestationen eines Gefühls“ angestrebt wird (vgl. Fiehler 1990, 88). Den Kandidaten wird somit unterstellt, dass sie „entweder ein nicht existentes Erleben manifestieren oder ein existierendes Erleben [einer Emotion] reguliert manifestieren“ (ebd., 89). Ihr Emotions-ausdruck wird mit anderen Worten als „Stilisierung von Gefühlen“ und „Verwendung emotionaler Masken“ interpretiert (vgl. Drescher 2003, 77). Merkel und Schröder sind zu diesem Ausdrucksverhalten mehr oder weniger in der Lage, weil sie als routinierte Sprecher mit festen persuasiven Absichten und Strategien im Duell auftreten – auf Kritik und eine „sachunabhängige personale Konfrontation“ (Roth 2004, 161) vorbereitet sind. Es wird angenommen, dass sie kommunikative Techniken der Emotionsregulation anwenden, die in erster Linie den Rezipienten das Erkennen und Deuten von Gefühlen erleichtern sollen.
[...]
Auszug Erstgutachten:
"[Der Verfasser] legt eine Untersuchung vor, die sich auf linguistisch noch relativ wenig gesichertem Terrain bewegt. Es ist ihm gelungen, durch überzeugende Terminologiearbeit und eine klare methodologische Perspektive ein tragfähiges Fundament für eine linguistische Empirie zum Thema Emotionalität im Gespräch zu legen. Die Anwendung zeigt, dass sich auf Mikroebene die entsprechenden Mittel nachvollziehbar herausarbeiten lassen."
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsinteresse und Zielsetzung
- Aufbau der Arbeit
- Theoretische Grundlagen
- Emotionspsychologische Grundlagen
- Das funktionalistische Paradigma
- Das sozio-kulturelle Paradigma
- (Arbeits-)Definition von Emotionen
- Zur Struktur von Emotionen
- Appraisal-Theorien und medial vermittelte Emotionen
- Emotionalität und Sprache
- Sprechhandlungstheoretische Grundlagen
- Zur Beschreibung und Interpretation von Sprechhandlungen
- Erwartbare Sprechhandlungen im TV-Duell
- „Interaktiv-phänomenologisches Emotionskonzept' (nach Drescher)
- Emotionen als diskursive Praxis
- Darstellungsformen emotionaler Beteiligung
- Interaktionssemantische Dimensionen
- Politische Sprache und Kommunikation unter den Bedingungen des Massenmediums Fernsehen
- Politiker in der „Leistungsrolle“ als Kommunikator
- Inszenierte Unterhaltsamkeit und Formen der Selbstdarstellung im Rahmen von Wahlkampfstrategien
- Emotionalität im TV-Duell Merkel – Schröder:
- Das TV-Duell als Korpus und Untersuchungsgegenstand
- Methodisches Vorgehen
- Analyse
- Ausschnitt I
- Ausschnitt II
- Ausschnitt III
- Kommunikative Techniken der Emotionsregulation
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der „Emotionalität im TV-Duell Merkel – Schröder“ und untersucht das emotive Sprachhandeln der Kandidaten. Ziel ist es, theoretische Grundlagen zu erarbeiten, um die Emotionalität im politischen Sprachgebrauch zu erfassen und anschließend das emotive Sprachhandeln im TV-Duell exemplarisch zu analysieren und linguistisch zu beschreiben. Im Fokus stehen die sprachlichen Strategien der Kandidaten zur Vermittlung von Emotionen und die kommunikativen Techniken der Emotionsregulation.
- Die Bedeutung von Emotionen im politischen Sprachgebrauch
- Die sprachlichen Strategien zur Vermittlung von Emotionen im TV-Duell
- Die Analyse von sprachlichen Indikatoren, die auf emotionale Prozesse hinweisen
- Die Rolle von Sprechhandlungen und Interaktionsschemata in der emotionalen Kommunikation
- Die Untersuchung kommunikativer Techniken der Emotionsregulation
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt das Forschungsinteresse und die Zielsetzung vor und skizziert den Aufbau.
- Theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel beleuchtet die emotionspsychologischen und sprechhandlungstheoretischen Grundlagen, die für die Analyse des emotiven Sprachhandelns relevant sind.
- Politische Sprache und Kommunikation unter den Bedingungen des Massenmediums Fernsehen: In diesem Kapitel werden die Besonderheiten der politischen Kommunikation im Fernsehen und die Rolle von Emotionen in diesem Kontext beleuchtet.
- Emotionalität im TV-Duell Merkel – Schröder: Dieses Kapitel stellt das TV-Duell als Korpus und Untersuchungsgegenstand vor und beschreibt das methodische Vorgehen. Zudem werden exemplarische Analysen des emotiven Sprachhandelns der Kandidaten präsentiert.
- Kommunikative Techniken der Emotionsregulation: Dieses Kapitel analysiert die kommunikativen Techniken, die die Kandidaten im TV-Duell zur Regulierung ihrer Emotionen einsetzen.
Schlüsselwörter
Emotionen, Sprachhandeln, TV-Duell, Politik, Kommunikation, Emotionsregulation, Sprechhandlungen, Interaktionsschemata, Sprachliche Indikatoren, Massensmedien, Persuasive Strategien
- Citation du texte
- Björn Seeger (Auteur), 2006, Emotionalität im TV-Duell Merkel - Schröder, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193161