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Polen hat bei vier Wahlen in den Jahren nach der Auflösung des kommunistischen
Systems acht verschiedene Regierungen gehabt – Mehrheitlich Koalitionsregierungen.
Sind die Prozesse der Koalitionsbildung in Polen mit Koalitionstheorien erklärbar?
Diese Arbeit soll der Frage nachgehen, wie sich die Bildung polnischer Koalitionen
erklärt und welche Faktoren zu der Bildung der Koalitionen beitragen. Sind Muster oder
Linien erkennbar, nach denen Koalitionen entstehen und wie lassen sie sich in die
Theorien und Ansätze der Koalitionsforschung integrieren?
Um diese Fragen erklären zu können bzw. sich den Erklärungen anzunähern, sollen
zunächst zwei wesentliche Stränge der Koalitionstheorie vorgestellt werden, die
formalisierte und erweiterte Koalitionsforschung. Letzterer fordert die Einbeziehung
institutioneller und anderer Kontextfaktoren. Zunächst erscheint gerade im Hinblick auf
das Land Polen der historische Hintergrund und die darin ausgebildete politische Kultur
erklärenswert. Die Entwicklung der Verfassung bildet die zweite Stütze der
Rahmenbedingungen, die schließlich formelle Regelungen für Regierungsbildungen und
–auflösungen beinhaltet, aber auch das formal-rechtliche Handeln in Koalitionen
aufzeigt. Die umfassendste und im polnischen Kontext sehr komplexe Variable
„Parteiensystem“ schließt den Abschnitt der Rahmenbedingungen ab. Weil das
Parteiensystem sehr diffus ist, würde eine exakte Wiedergabe den Rahmen der Arbeit
stark ausweiten. Deshalb sollen Muster, Linien und koalitionsrelevante Aspekte zur
Komplexitätsreduktion helfen. Schließlich werden die Kontextbedingungen mit den
Modellen und Ansätzen der Koalitionstheorie zusammengeführt, um so die Analyse der
Bildung, Stabilität und Auflösung polnischer Koalitionsregierungen durchzuführen.
Grundsätzlich ist die Arbeit methodisch getrennt, in dem der theoretische Hintergrund,
sowie die Darlegung der Rahmenbedingungen deskriptiv ist. Der Hauptteil der Arbeit
analysiert die Koalitionsregierungen Polens.
Anzumerken bleibt die problematische Quellenlage über Polens Regierungsbildungen.
Die erweiterte Koalitionsforschung nutzt generell Koalitionsvereinbarungen zur
Bewertung der Rolle der Koalitionspartner und zur Analyse der Interaktionen zwischen
den Partnern. Koalitionsverträge sind allerdings für diese Arbeit nicht zugängig
gewesen. Es muss sich also in dieser Arbeit weitgehend auf Sekundärliteratur bezogen
werden. Insgesamt werden damit die Analysemöglichkeiten eingeschränkt.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Fragestellung und Methode
- Koalitionstheorien
- Formalisierte Koalitionsforschung
- Erweiterte Modelle der Koalitionsforschung
- Koalitionsregierungen in Polen
- Kontextfaktoren der Regierungsbildung
- Historisch-kulturelle Variablen und Politische Kultur
- Die polnische Verfassung - Regierung, Parlament und Präsident
- Das Wahlsystem
- Das Parteiensystem
- Koalitionsregierungen von 1989 bis 2001
- Die Phase des Systemwechsels
- Die Institutionalisierungsphase
- Die Konsolidierungsphase
- Die amtierende Koalition seit 2001
- Kontextfaktoren der Regierungsbildung
- Thesen und Einschätzungen
- Anlagen
- Regierungssystem Polens
- Polnische Parteien im alphabetischen Überblick
- Positionierung der politischen Parteien
- Sejmwahlen von 1991 bis 2001
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entstehung und Entwicklung von Koalitionsregierungen in Polen nach der Systemtransformation von 1989. Sie analysiert die Faktoren, die zur Bildung und Auflösung der Koalitionen beigetragen haben, und bewertet die Rolle des Parteiensystems bei diesem Prozess.
- Die Auswirkungen der Systemtransformation auf die Regierungsbildung in Polen
- Die Relevanz von Koalitionstheorien für die Analyse der polnischen Koalitionsgeschichte
- Der Einfluss des Parteiensystems auf die Stabilität und Auflösung von Koalitionen
- Die Rolle der historischen und kulturellen Faktoren in der polnischen Politik
- Die Analyse von Kontextbedingungen und deren Auswirkungen auf die Bildung von Koalitionen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema Systemtransformationen und den Wandel des politischen Systems in Polen nach 1989. Sie stellt die Bedeutung der Analyse von Regierungsformen für das Verständnis von Demokratisierungsprozessen dar. Die Arbeit untersucht die Entwicklung von Koalitionsregierungen in Polen und die Faktoren, die zu ihrer Entstehung und Auflösung führten.
Das zweite Kapitel definiert die Fragestellung der Arbeit und erläutert die verwendete Methode. Es werden die beiden wesentlichen Stränge der Koalitionsforschung, die formalisierte und erweiterte Koalitionsforschung, vorgestellt. Die Arbeit befasst sich mit den Rahmenbedingungen der Koalitionsbildung in Polen, die durch historische und kulturelle Faktoren, die polnische Verfassung, das Wahlsystem und das Parteiensystem geprägt sind.
Das dritte Kapitel widmet sich der formalen Koalitionsforschung und stellt die wichtigsten Modelle und Ansätze vor. Es werden die Theorien von office-seeking und policy-seeking diskutiert, die die Bildung von Koalitionen auf Grundlage von Machtstreben und politischen Zielen erklären.
Das vierte Kapitel analysiert die Koalitionsregierungen in Polen von 1989 bis 2001. Es untersucht die verschiedenen Phasen der Regierungsbildung und die Besonderheiten der polnischen Koalitionen im Kontext der Systemtransformation.
Schlüsselwörter
Systemtransformation, Koalitionsregierungen, Polen, Parteiensystem, Politische Kultur, Verfassung, Wahlsystem, Koalitionstheorien, Formalisierte Koalitionsforschung, Erweiterte Modelle der Koalitionsforschung, Regierungsbildung, Stabilität, Auflösung.
- Quote paper
- Manja Wiesner (Author), 2002, Die Bildung von Koalitionsregierungen in Polen nach der Systemtransformation 1989, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19323