Max Weber als Historiker. Die "Protestantische Ethik" kritisch nach historischen Gesichtspunkten beleuchtet


Term Paper, 2001

39 Pages, Grade: sehr gut


Excerpt


1. Einleitung

Seit Max Webers berühmter, im Jahre 1905 publizierter Studie,[i] "Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus"[ii], ist eine breite Diskussion zwischen Soziologen, Ökonomen, Historikern und Theologen über diese These entbrannt. Im wissenschaftlichen Kosmos getrennt forschender Fachdiziplinen hat Webers universalgeschichtlicher, sowohl thematisch als auch methodologisch fachübergreifender Aufsatz, damals in allen Bereichen für Aufsehen und Kritik gesorgt. So viel eine solche Arbeit, wie sie Weber angegangen ist, auch zur wissenschaftlichen Erkenntnis beitragen mag, sie muß der Kritik und Kontrolle der Fachbereiche aus denen sie schöpft gewachsen sein. Nur wenn eine solche interdisziplinäre Studie eine in allen gestreiften, für die Aussage relevanten, Forschungsbereichen hinlängliche Standfestigkeit aufweist, wird sie wissenschaftlich tauglich.

Ich will nun im folgenden versuchen, die "Protestantische Ethik" aus der Sicht der Historiker zu prüfen, um festzustellen, in wie weit Webers Aufsatz 1. den heutigen Anforderungen historischen Arbeitens gewachsen ist und um 2. , zu bewerten in wie weit Webers Studie für die Geschichtswissenschaft relevant war, bzw. ist. Diese Aufgabenstellung ist nicht neu und folgt schon den Untersuchungen der Historiker Paul Münch[iii] und Hartmut Lehmann[iv]. Das Recht zu dieser historischen Prüfung ist von daher besonders begründet, da doch Weber selbst den Anspruch erhob mit der "Protestantischen Ethik" eine "rein historische Darstellung" zu liefern.[v] Die deutsche und bald auch internationale Geschichtswissenschaft setzte sich gerade deshalb von Anfang an engagiert mit Weber auseinander, teils zustimmend, teils vorsichtig korrigierend, meist jedoch polemisch ablehnend. Ich möchte in meiner Untersuchung zusam-mentragen, wie Webers Aufsatz von der geschichtswissenschaftlichen Forschung gesehen wird und zwar in Bezug auf den Inhalt und, vielleicht noch wichtiger, in Bezug auf die Methode, der sich Weber bediente. Denn ohne sich Webers originelle Methode anzusehen kann und darf, meiner Meinung nach, keine Analyse seiner Arbeit stattfinden. Webers Methode ist die Grundlage und der Schlüssel zu einen Verständnis seiner Arbeit. Meine These ist, daß es sich bei dieser Methode im letzten um eine, der Geschichtswissenschaft und ihren Ansprüchen durchaus entsprechende, im Sinne historischer Erkenntnisfindung sogar erweiterte Methode handelt. Nur diese Methode relativiert, so meine These weiter, viele der, von den Historikern bemängelten, inhaltlichen Fehlbehauptungen. Bevor wir also eine inhaltliche Untersuchung unternehmen und Webers Fakten nach historischen Kriterien kritisch beleuchten und mit dem heutigen Forschungstand vergleichen, sollten wir seine Strategie und Zielsetzung deutlich machen. Wie wir sehen werden, können wir eine Menge Arbeit sparen, wenn wir nicht in die Falle tappen, in die betriebsblinde Weberkritiker (gerade auch viele Historiker) geraten sind, weil ihre Kritik den erhöhten methodischen Ansprüchen Webers nicht gewachsen war.

Ich beginne meine Analyse im Folgenden mit einer kurzen Darstellung der "Protestantismus -These". Natürlich liegen dazu bereits ausführlichere Darlegungen vor,[vi] sie würden hier jedoch den Rahmen der Arbeit sprengen. In der methodologischen Untersuchung wird dann Webers wissenschaftlicher Standort, seine Methode, sowie deren Bedeutung erläutert und diskutiert werden. Dann erst erfolgt die inhaltliche Kritik, welche am Schluß jeweils unter den Oben genannten beiden Fragestellungen, summiert und mit der methodologischen Kritik zu einem Resümee verflochten wird. Doch beginnen wir nun mit der berühmten Kernaussage der "Protestantischen Ethik".

2. Die "Protestantismus - These" Webers

Max Weber hat in seinem berühmten Aufsatz " die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus" untersucht wie der moderne europäische Kapitalismus mit den kirchlich- religiösen Wandlungen der Frühen Neuzeit genetisch verbunden ist. Er suchte die Antwort u. a. in einer Analyse der verschiedenen Formen und Verhaltensweisen des asketischen Protes-tantismus vom 16. bis zum 18. Jh., die er für die Entstehung eines Kapitalistischen Geistes (eines ethnisch fundierten Erwerbsstrebens) im wesentlichen verantwortlich macht. Der Kapitalistische Geist wiederum war danach eine wichtige Voraussetzung für Entstehung und Ausformung des modernen Kapitalismus. Weber erkannte einen der wesentlichen Antriebskräfte der kulturbestimmten Rationalität in der Macht einer Religion, im Besonderen in der kalvinistisch beeinflußten Variante des protestantischen Glaubens. Nur hier findet die, so Weber, durch Luther mit seiner neuen "Berufsidee" lediglich angestoßene,[vii] systematische Selbstkontrolle und asketische Reglementierung der gesamten Lebensführung ihre geistigen Ursprünge, da die kalvinistische Ethik mit ihrem zentralen Dogma, der Lehre von der Gnadenwahl, das Prinzip der Bewährung zum Mittelpunkt des Lebens ihrer Gläubigen erhob.[viii] Nach Weber war es gerade die rastlose Berufsarbeit, die den Kalvinisten als hervorragendes Mittel galt, sich seines Gnadenstandes zu versichern. Damit wurde ein Berufsethos geboren, das die wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung eines modernen Kapitalismus schaffte, indem es dessen rationalen Geist mit hervor brachte.[ix] Allerdings, so gibt Weber zu bedenken, konnte der moderne, weil rationale, Kapitalismus nur entstehen, weil er mit anderen, sich rational entwickelnden Sphären (Recht, Verwaltung, sowie Wissenschaft und Technik) zusammentraf und sich verzahnen konnte.[x]

3. Methodologische Untersuchung

3.1 Max Weber, Historiker oder Soziologe?

Max Weber, der Jurastudent der für seine Forschungen auf dem Gebiet der Politikwissenschaft berühmt wurde, der Professor der Nationalökonomie, der Klassiker der Soziologie verfaßte, ihn als Wissenschaftler in einer fachlichen Sparte zu verorten würde ihm wohl nicht gerecht. Der vielleicht kreativste Denker im Deutschland der Zeit um die Jahrhundertwende läßt sich, faßt man die Forschungskontroversen zu diesem Thema zusammen, bestenfalls irgendwo zwischen Soziologie und Geschichte verorten.[xi] Weber war nie ein professioneller, reiner Historiker und doch kann man sein Werk auf weite Strecken als ein historisches lesen.[xii] Er entwickelte metho-dologische Vorschläge, theoretische Ansätze und komparative Zugriffe, die für die Geschichts-wissenschaft heute von größter Bedeutung sind. Er selbst wollte eine wissenschaftliche Methode entwickeln die Gleichermaßen für die Geschichte- wie für die Sozialwissenschaften Gültigkeit haben sollte.[xiii] Es ging ihm bei seiner Forschung um die Konstituierung, Beschreibung und Erklärung eines historischen Zusammenhanges unter leitenden, letztlich wertebezogenen Gesichtspunkten.[xiv] So ist zum Beispiel bei einer Religion für Weber relevant, was sie im Alttagsleben ihrer Anhänger bedeutet und welche äußeren Wirkungen sie hervorbringt. Hier verschränken sich Wertanalyse als deutendes Verstehen und Ursachen-bestimmung als Erklären.[xv] Webers äußerst origineller Ansatz führte ihn zu einer, damals völlig neuen, Begrifflich vermittelten Geschichtswissenschaft.

3.2 Die Idealtypische Methode

Nüchtern hatte Weber erkannt, daß es keinen unmittelbaren Zugang zur historischen Wirklichkeit gibt, und daß damit das Geschäft des Historikers nicht nur in der Wiedergabe vorgefundener Tatsachen bestehen könne.[xvi] Er plädierte für die Verwendung von scharf definierten Begriffen, Möglichkeitsmodellen und Idealtypen und für die Verwendung von nomologischen Wissen als Mittel der Geschichtswissenschaft. Er selbst praktizierte theoretisch orientierte, analytische Geschichtswissenschaft und nur mit dieser, so Mommsen, konnte er so große Vergleichsstudien wie seine "Religionssoziologie" durchführen.[xvii] Auch in der "Protes-tantischen Ethik" vertritt Weber ein methodologisches Konzept kulturwissenschaftlicher Untersuchungen, das einerseits quer zu den landläufigen Frontstellungen von materialistischer Strukturgeschichte und idealistischer Geistesgeschichte liegt, das andererseits auch die starre Schematik der sogenannten soziologischen Kategorienlehre in "Wirtschaft und Gesellschaft" durchbricht.[xviii] Diese Lösung von den methodologisch grundlegend unterschiedlich arbeitenden Forschungsdisziplinen Soziologie und Geschichte eröffnete die Möglichkeit eines flexiblen, heuristischen Ansatzes historischen Verstehens und Erklärens. Im Gegensatz zur Geschichte, welche die kausale Analyse und Zurechnung individueller kulturwichtiger Handlungen, Gebilde, Persönlichkeiten usw. erstrebt, muß die Soziologie Typenbegriffe und allgemeine Regeln des Handelns entwickeln.[xix] Die Soziologie ist also mit einem Abstraktionsvorgang befaßt, d.h. die Sinnzusammenhänge werden hier rein heraus gearbeitet und zu Idealtypen stilisiert. Solche Idealtypen verhelfen dazu, daß Grundprinzip, das einem Handeln zugrunde liegt, aufzudecken und einzuordnen. Die Geschichtswissenschaft wird bei ihrer Betrachtung des Individuellen nie auf solche Idealtypen stoßen. Erstens da Idealtypen in der Wirklichkeit niemals rein, und empirisch Erfaßbar auftreten und Zweitens, weil dem historisch handelnden Menschen die Sinnhaftigkeit seines Tuns nie voll bewußt ist.[xx] Natürlich teilt auch Weber diese Grundannahme. Das Verständnis der Geschichtsprozesse in ihrer historischen Eigenart und Individualität stellt auch in seinem Verständnis den erkenntnisleitenden Gesichtspunkt dar. Zum anderen aber, müssen diese individuellen Erscheinungen stehst in einen allgemeinen, generellen Zusammenhang gebracht werden.[xxi] Weber betont hier also die Abhängigkeit der Kausalerklärung einzelner Ereignisse von allgemeinen Gesetzen. Er versucht die historische Wirklichkeit in einer Weise zu erfassen, die es erlaubt die Vielzahl der diffusen Einzeler-scheinungen zu einem einheitlichen Gesamtbild zusammen zu fügen.[xxii] Die Kausale Zurechnung eines Ereignisses (wie etwa des Kapitalismus) vollzieht sich nach Weber in Gestalt eines Gedankenprozesses, welcher eine Serie von Abstraktionen enthält.[xxiii] Um die Kausalzu-sammenhänge eindeutig zu lokalisieren entwirft Weber nun von den zu unterscheidenden Ereignissen idealtypische Gedankenbilder. Als rein formales Mittel zur Erfassung historischer Wirklichkeiten konzipiert lag der Zweck der idealtypischen Begriffsbildung im letzten also darin: "... nicht das Gattungsmäßige, sondern umgekehrt, die Eigenart von Kulturerscheinungen scharf ins Bewußtsein zu bringen."[xxiv] Obwohl dem Idealtypus selbst kein Realitätscharakter zukam (er war ja lediglich durch "einseitige Steigerung" einiger der Realität entnommener Elemente gebildet), stellte er die historische Begriffsbildung auf eine neue Basis.[xxv]

3.3 Historische Forschung und Idealtypische Methode

Wie Jürgen Kocka bemerkt, erlaubt das idealtypische Verfahren eine flexible, der Geschichts-wissenschaft angemessene Verknüpfung von Theorie und Empirie,[xxvi] der historischen Forschung erwuchs damit nämlich die Aufgabe in jedem Falle festzustellen, wie nah oder fern die Wirklichkeit dem Idealbild steht.[xxvii] Obwohl, wie Weber betont, die historische Forschung schon immer ähnlich vorgegangen sei und dabei recht arglos mit Begriffen wie "Individualismus", "Feudalismus" oder "Merkantilismus" operiert habe,[xxviii] stieß seine Methode auf entschiedenen Widerstand aus dem historischen Lager. Dabei war die Weberrezeption auf der theoretisch-konzeptionellen Ebene weitaus lebhafter und umfassender, als in den arbeitsteilig zersplitterten historischen Einzeldisziplinen. Wenn die selbstlose Versenkung in empirische Detailstudien schon generell die Neigung zu konzeptionell weitreichenderen Ansätzen blockiert, so gilt das besonders für Webers spezifische inhaltliche Füllung seiner idealtypischen Konstruktionen.[xxix] Überall dort also, wo die historischen Fachdisziplinen sich nicht in solche weitgespannten Perspektiven einordnen, bleiben nicht nur ihre Kritiken in ihrer Bedeutung auf die "Protestantismus-These", sondern auch die besonderen Erkenntnisleistungen der Weberischen Idealtypen und die Aufnahme seiner Ergebnisse begrenzt. Natürlich ist die Arbeitsweise mit Idealtypen im Bereich der Geschichtswissenschaft nicht ganz unproblematisch. So weist Schreiner darauf hin, daß das Neben- und Nacheinander von Idealtypen zwar Strukturdifferenzen (welche die geschichtliche Eigenart historischer Sachverhalte erhellen) zu verdeutlichen vermag, nicht aber Prozesse an sich beschreiben könne.[xxx] Noch härter geht Dieter Schellong mit der Idealtypuslehre ins Gericht, sie vertusche, so Schellong, in einer historischen Untersuchung (er bezieht sich hier auf den Protestantische Ethik) nur die völlig unzureichende Quellenlage.[xxxi] Hier gilt es also besonders in der inhaltlichen Untersuchung ein besonderes Augenmerk zu haben. Doch beschäftigen wir uns nun mit konkreten Vorwürfen, die Webers Geschichtsschreibung betreffen. An diesen Kritiken und den darauffolgenden Antikritiken Webers, kann man die Problematik einer Weber-Untersuchung nach streng historischen Kategorien sehr gut exemplifizieren.

3.4 "Idealistische" kontra "materialistische" Geschichtsschreibung

H. Karl Fischer, selbst Anhänger einer materialistischen Geschichtsdeutung, wirft Weber vor er betreibe idealistische Geschichtsschreibung. Nicht der geistige Überbau schaffe ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, sondern die Entwicklung verlaufe gerade umgekehrt. Der Kapitalismus sei auf Grundlage wirtschaftlicher Gegebenheiten entstanden, er habe also die Menschen geformt und nicht diese die Wirtschaft. Die protestantische Reformation sei somit eine direkte Folge der Entwicklung des Kapitalismus und nicht umgedreht.[xxxii] Weber antwortete darauf, daß auch er die Beeinflussung der religiösen Bewegung durch ökonomische Prozesse nicht in Frage stelle, er jedoch ideologischen Gründen nach dem derzeitigen Stand seines Wissens einen größeren Einfluß auf die Entstehung des Kapitalismus zuordne.[xxxiii] Es wird deutlich, daß Weber weder eine idealistische noch eine materialistische Geschichtsdeutung geben wollte. Im Gegenteil, Interpretationen seines Werkes auf dem Raster dieser Weltan-schauungen verfehlen die Eigenständigkeit seines Verfahrens. Weber war es nach eigenen Angaben nie darum gegangen den treibenden Faktor des geschichtliche Geschehens irgendeiner geschichtlichen Epoche, oder irgendwelche wahrhaft treibenden Kräfte zu finden.[xxxiv] Er selbst lehne ja, so Weber weiter, nachdrücklich die These ab, daß die Reformation allein den kapitalistischen Geist, oder gar den Kapitalismus selbst (als Wirtschaftssystem) geschaffen habe, da ja wichtige Formen kapitalistischen Geschäftstriebes erheblich älter seien.[xxxv] Genau an dieser Stelle aber hatte auch ein anderer zeitgenössischer Historiker mit seiner Kritik an der "Protestantismus-These" angesetzt.

Felix Rachfahl hatte Weber gegenüber angemerkt, daß sich Kapitalismus unabhängig von der protestantischen Reformation entwickelt habe, da keine zeitliche Übereinstimmung vorliege.[xxxvi] Frankreich zum Beispiel habe eine enorme Entwicklung von Handel und Industrie schon vor Auftreten des Hugenottentums erlebt und auch der Kapitalismus von England und den Nieder-landen sei vor dem Aufkommen des Puritanertums (Engl.) bzw. des Kalvinismus (Ndl.) entstanden.[xxxvii] Dagegen könne man in Nordamerika nicht erkennen, daß zu dem Zeitpunkt, an dem Weber das Auftreten des kapitalistischen Geistes erkennen wolle, eine große kapitalistische Entwicklung ablief.[xxxviii] Weber präzisiert auf diese Vorwürfe hin seine Idealtypen. "Kapitalistischer Geist" muß demnach vom "Kapitalismus" unterschieden werden. Weber macht deutlich, daß beide Formen auch für sich allein, unabhängig voneinander existieren können.[xxxix] Er habe deshalb nie bestritten, daß Kapitalismus und Kapitalisten vor der Refor-mation vorhanden waren. Es ginge ihm aber eben nicht um den Kapitalismus als Erwerbs-streben. Dies sei überall anzutreffen. Für ihn sei der Geist des Kapitalismus entscheidend. Und dieser ist nicht einfach mit der Form des Wirtschaftsbetriebes gleichzusetzen, sondern ist etwas grundlegend Neues, das im Zuge der Reformation entstand.[xl] Nicht jedes wirtschaftliche Handeln, das zum Erfolg führt, ist vom Geist des Kapitalismus bestimmt. Demnach ist erfolgreiches wirtschaftliches Agieren auch ohne Protestantismus möglich. Aber die neuen Kirchen schufen eine Ethik, die aus inneren Gründen wahlverwandt mit dem Kapitalismus ist.[xli] Es geht also um die Persönlichkeit des Menschen. Mit dieser Ethik wurden einheitliche Grund-motive für die Entwicklung und Pflege derjenigen persönlichen Qualitäten geschaffen, die einen erfolgreichen Kapitalisten ausmachen. Diese auf Grundlage religiöser Motive geschaffene Persönlichkeit trug dazu bei, daß der Kapitalismus sich entfalten oder weiter entwickeln konnte, ganz egal, ob es vorher schon kapitalistische Strukturen gab oder nicht. Desweiteren verweist er auch darauf, daß die Kulturkomponente "Protestantismus" und "kapitalistischer Geist" nicht a priori miteinander Bestand haben müssen, es sei schließlich klar, daß die konfessionelle Zugehörigkeit allein noch lange keinen kapitalistischen Geist hervorrufen könne. Nach Weber könnte man solche historisch komplexen Erscheinungen und ihre Ursachen nicht mit starren gesetzliche Abhängigkeiten, wo x (asketischer Protestantismus), so auch y (kapitalistischer Geist) beschreiben.[xlii]

[...]


[i] Heute wird meist, so auch bei meiner folgenden Untersuchung, die erweiterte Fassung von 1920 benutzt. Weber, Max, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, in: Weber, Max, Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie I", Tübingen 1988. S. 17- 206. Über die Problematik der Ausgabe des Weber-Aufsatzes siehe: Guttandin, Friedhelm, Einführung in die "Protestantische Ethik" Max Webers, Opladen 1998. S. 15 -18.

[ii] Im Folgenden immer mit der Kurzform "Protestantisch Ethik", in den Endnoten als: Weber, Max, PE , Tübingen 1988 ausgewiesen.

[iii] Münch, Paul, Welcher Zusammenhang besteht zwischen Konfession und ökonomischen Verhalten? Max Webers These im Lichte der historischen Forschung, in: Der Bürger im Staat 34 (1984). S. 108-113.

[iv] Lehmann, Hartmut, Max Webers "Protestantische Ethik". Beiträge aus der Sicht eines Historikers. Göttingen 1996.

[v] Weber, Max, PE , Tübingen 1988.. S. 204, 205.

[vi] Ausführlich: Guttandin, Friedhelm, Einführung in die "Protestantische Ethik" Max Webers, Opladen 1998; Hagenloch, Torsten, Religionssoziologie und Wissenschaftslehre bei Max Weber: Kulturgeschichtliche Aspekte zur Entwicklung des modernen Kapitalismus, Weiden 1995.

[vii] Luthers Berufskonzeption, in: Weber, Max, PE, Tübingen 1988. S. 63 -83.

[viii] Religiöse Grundlagen der innerweltlichen Askese, in: Weber, Max, PE , Tübingen 1988. S. 84 -163.

[ix] Askese und Kapitalistischer Geist, in: Weber, Max, PE , Tübingen 1988. S. 163 -206.

[x] Weber, Max, Vorbemerkung, in: Weber, Max, PE, Tübingen 1988. S. 10ff.

[xi] Mommsen, Wolfgang, J., Max Weber und die Moderne Geschichtswissenschaft, Saarbrücker Universitätsreden 31, Saarbrücken 1989. S. 5.

[xii] Kocka, Jürgen (Hrsg.), Max Weber, der Historiker, Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; Bd. 73, Göttingen 1986. S. 8.

[xiii] Häufig bezeichnete Weber diese beide Forschungsrichtungen vereinende Wissenschaft nach der Terminologie Rickerts als Kulturwissenschaft. Hagenloch, Torsten, Weiden 1995. S. 40

[xiv] Kocka, Jürgen (Hrsg.), Göttingen 1986. S. 21.

[xv] Guttandin, Friedhelm, Opladen 1998. S. 110.

[xvi] Kocka, Jürgen, Max Webers Bedeutung für die Geschichtswissenschaft, in: ders. (Hrsg.), Max Weber, der Historiker, Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 73, Göttingen 1986. S. 22.

[xvii] Mommsen, Wolfgang, J., Max Weber und die historiographische Methode seiner Zeit, in: Historiographie 3, 1983. S. 32.

[xviii] Peukert, Detlev J. K., Die Rezeption Max Webers in der Geschichtswissenschaft der Bundesrepublik Deutschland, in: Kocka, Jürgen (Hrsg.), Max Weber, der Historiker, Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; Bd. 73, Göttingen 1986. S. 269.

[xix] Weber, Max, Wirtschaft und Gesellschaft, Tübingen 1976. S. 14.

[xx] Stolz, Fritz, Grundzüge der Religionswissenschaft, Göttingen 1997. S. 53.

[xxi] Hagenloch, Torsten, Weiden 1995. S. 41.

[xxii] Weber, Max, Die "Objektivität" sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis, in: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, 7. Aufl., Tübingen 1988. S. 191.

[xxiii] Ebd. S. 273.

[xxiv] Ebd. S. 146ff.

[xxv] Münch, Paul, Der Bürger im Staat 34 (1984). S. 110.

[xxvi] Kocka, Jürgen, Max Webers Bedeutung für die Geschichtswissenschaft, in: ders. (Hrsg.), Max Weber, der Historiker, Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 73, Göttingen 1986. S. 20- 21.

[xxvii] Weber, Max, Die "Objektivität" sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis, in: Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, 7. Aufl., Tübingen 1988. S. 191.

[xxviii] Ebd. S. 193.

[xxix] Peukert, Detlev J. K., Göttingen 1986. S. 266.

[xxx] Schreiner, Klaus, Die mittelalterliche Stadt in Webers Analyse und Deutung des okzidentalen Rationalismus. Typus, Legitimität, Kulturbedeutung, in: Kocka, Jürgen (Hrsg.), Max Weber, der Historiker, Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 73, Göttingen 1986. S. 125.

[xxxi] Schellong, Dieter, Wie steht es um die "These" vom Zusammenhang von Kalvinismus und "Geist des Kapitalismus"? Paderborn 1995. S. 23.

[xxxii] Fischer beruft sich hier auf eine von Sombart vertretene Entstehungsgeschichte des Kapitalismus. Fischer, Karl H., Kritische Beiträge zu Professor Max Webers Abhandlung "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus", in: Weber, Max, Die Protestantische Ethik Bd. II. Kritiken und Antikritiken (Hrsg. von Johannes Winkelmann), Gütersloh 1978. S. 12.

[xxxiii] Weber, Max, Bemerkungen zu der vorstehenden "Replik", in: Weber, Max, Die Protestantische Ethik. Bd. II. Kritiken und Antikritiken (Hrsg. von Johannes Winkelmann), Gütersloh 1978. S. 56. Anm. 5. Weiter stellt Weber die Frage, warum sich denn dann der Protestantismus nicht in den damals sehr fortschrittlichen, starken und weit entwickelten Gebieten von Florenz oder Venedig entwickelt habe, aber plötzlich z.B. im bis dato völlig unterentwickelten Pennsylvania auftauchte. Das sich hier materielle Verhältnisse im geistigen Überbau widerspiegeln wäre, so Weber, Unsinn.

[xxxiv] Ebd. S. 46.

[xxxv] Ebd. S. 28.

[xxxvi] Rachfahl, Felix, Kalvinismus und Kapitalismus, in: Weber, Max, Die Protestantische Ethik. Bd. II. Kritiken und Antikritiken (Hrsg. von Johannes Winkelmann), Gütersloh 1978. S. 110.

[xxxvii] Ebd. S. 105.

[xxxviii] Ebd. S. 103ff.

[xxxix] Weber, Max, Antikritisches zum "Geist des Kapitalismus", in: Weber, Max, Die Protestantische Ethik. Bd. II. Kritiken und Antikritiken (Hrsg. von Johannes Winkelmann), Gütersloh 1978. S. 164.

[xl] Ebd. S. 165.

[xli] Ebd. S. 298.

[xlii] Weber, Max, Kritische Bemerkungen zu den vorstehenden "Kritischen Beiträgen", in: Weber, Max, Die Protestantische Ethik Bd. II. Kritiken und Antikritiken (Hrsg. von Johannes Winkelmann), Gütersloh 1978. S. 27-28.

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Details

Title
Max Weber als Historiker. Die "Protestantische Ethik" kritisch nach historischen Gesichtspunkten beleuchtet
College
Humboldt-University of Berlin  (Institut für Geschichte)
Course
Protestantismus
Grade
sehr gut
Author
Year
2001
Pages
39
Catalog Number
V1933
ISBN (eBook)
9783638111928
ISBN (Book)
9783638683746
File size
636 KB
Language
German
Notes
Es wird die Protestanistische Ethik und der Geist des Kapitalismus kritisch auf den Anspruch geprüft eine rein historische Darstellung zu sein. In diesem Zusammenhang wird auch Webers soziologische Methode innerhalb der Geschichtswissenschaften hinterfragt. 384 KB
Keywords
Max Weber, Protestantische Ethik, Geist des Kaptialismus, Weber als Historiker, Max, Weber, Protestantismus, Kapitalismus, historsich, Geschichte, Geschichtswissenschaft, Kritik, Historiker
Quote paper
Götz Kolle (Author), 2001, Max Weber als Historiker. Die "Protestantische Ethik" kritisch nach historischen Gesichtspunkten beleuchtet, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1933

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