Luhmann betrachtet die zwei Problemfelder der ökonomischen Kommunikation und des Vertrauens in zwei getrennten Publikationen und stellt somit keine gedankliche Verbindung her. Während der Ausarbeitung der Thematiken zeigte sich, dass ein direkter Zusammenhang besteht, der auch zu der These führte: Vertrauen ist notwendig, damit sich die Gesellschaft auf ökologische Gefährdung einstellen kann.
Inhaltsverzeichnis
1 Vertrauen und ökologische Kommunikation
1.1 Zusammenhang
1.2 Beispiel: BP
Literaturverzeichnis
1 Vertrauen und ökologische Kommunikation
1.1 Zusammenhang
Luhmann betrachtet die zwei Problemfelder der ökonomischen Kommunikation und des Vertrauens in zwei getrennten Publikationen und stellt somit keine gedankliche Verbindung her. Während der Ausarbeitung der Thematiken zeigte sich, dass ein direkter Zusammenhang besteht, der auch zu der These führte: Vertrauen ist notwendig, damit sich die Gesellschaft auf ökologische Gefährdung einstellen kann. Dieser theoretische Zusammenhang soll nun im Folgenden dargestellt werden. Unter 2.2 erfolgt die Erläuterung an einem praktischen Beispiel.
Während der Mensch an sich in Luhmanns Systemtheorie keine Rolle spielt, sondern nur Personen, steht der Mensch bei der Problematik Vertrauen im Mittelpunkt. Er ist Vertrauensnehmer gegenüber anderen Menschen sowie gegenüber Systemen und Vertrauensgeber gegenüber anderen Menschen.
Laut Luhmann besteht die Welt aus verschiedenen Funktionssystemen, die jedoch nicht miteinander kommunizieren können, da sie verschiedene binäre Codes aufweisen. Zusammengefasst bilden diese Systeme die Gesellschaft. Diese ist ein „zwar umweltempfindliches, aber operativ geschlossenes System“[1]. Das System ist die Differenz zur Umwelt, das bedeutet, alles außerhalb des einzelnen Systems wird als Umwelt deklariert. Die Systeme sind autopoetisch – sie reproduzieren sich durch Kommunikation selbst. Die Umwelt können sie nur unter der Maßgabe des eigenen Differenzverständnisses wahrnehmen. Die Systeme beobachten die Umwelt. Umwelteinflüsse können jedoch erst durch die Umformung in den eigenen binären Code aufgenommen werden. Die Umwelt kann nicht mit der Gesellschaft kommunizieren. Daher machen sich ökologische Probleme in der Umwelt als Rauschen bemerkbar. Luhmann stellte fest, dass die Gesellschaft die ökologischen Probleme selbst verursacht und sich somit nur selbst gefährden kann. Die einzelnen Funktionssysteme wie zum Beispiel Wirtschaft, Recht oder Politik reagieren nicht auf dieses Rauschen, weil sie von der Umweltproblematik nicht direkt betroffen sind und diese daher nicht zu einem Bestandteil der systeminternen Kommunikation gemacht wurde. Das Rauschen reicht meist nicht aus, um eine Handlung auszulösen.[2] Aufgrund der nicht erfolgten Reaktion kommt es zu einem Vertrauensverlust der Vertrauensnehmer gegenüber dem System. Dieser zieht zum Beispiel im Wirtschaftssystem Umsatzeinbußen mit sich, da der Kunde nicht bei einem Unternehmen kauft, dem er misstraut. Das System Politik zum Beispiel verliert aufgrund des Vertrauensverlustes Wählerstimmen. Erst durch diese Umsatzeinbußen bzw. den Stimmverlust bemerkt das System, dass es durch den von der Umweltproblematik begründeten Vertrauensverlust betroffen ist. Hier ist das Vertrauen als „Übersetzer“ zu verstehen. Das Vertrauen bzw. das entstandene Misstrauen übersetzt die Unzufriedenheit des Vertrauensnehmers über die Umweltproblematik in den jeweiligen Code des Systems, zum Beispiel Geld oder Wählerstimmen. Allein der monetäre bzw. Machtverlust, ausgelöst durch das Misstrauen, führen zu einer Verhaltensänderung im System. Erst jetzt wird auf die Umweltproblematik reagiert. Das System passt sich seiner Umwelt an, um weiterhin existieren zu können.[3] Das Ziel ist es, neues Vertrauen aufzubauen. Konsistenz und Kontinuität führen zu einer höheren Vertrauenswürdigkeit des Systems. Diese bleibt so lange erhalten, bis eine neue Umweltproblematik auftritt und das System aufgrund der nicht vorhandenen direkten Betroffenheit darauf nicht reagiert.
1.2 Beispiel: BP
Das Konstrukt des Systemvertrauens soll nun auf ein aktuelles praktisches Beispiel bezogen und somit auch der direkte Bezug zur ökologischer Kommunikation von Niklas Luhmann dargestellt werden. Aufgrund der Brisanz und der Aktualität wurde das Beispiel BP mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko ausgewählt. Nach Luhmanns Systemtheorie gilt das Unternehmen BP als ein Subsystem des Funktionssystems Wirtschaft. Bei 2.2 ist zu beachten, dass es sich, aufgrund von nicht vorhandenen Bezügen in der Literatur zwischen ökologischer Kommunikation und Vertrauen, bei der Zusammenführung der Themen am Beispiel BP um eigene Überlegungen handelt.
Geschichte und Entwicklung von BP
Durch die Entdeckung von Öl durch William Knox D‘Arcy im Iran wurde 1909 ein Vorläufer des Unternehmens BP gegründet – die Anglo-Persian Oil Company (APOC). Bis zum Jahr 1927 expandierte diese zu einem der größten Ölunternehmen der Welt. 1935 erfolgte die Umbenennung in Anglo-Oranian Oil Company. Durch die große Nachfrage nach Öl nach dem zweiten Weltkrieg stiegen der Absatz, der Gewinn sowie die Mitarbeiterzahlen deutlich an. Im Jahr 1954 wurde das Unternehmen in British Petroleum (BP) umbenannt. Mit der Umbenennung erfolgte ebenfalls eine Umgestaltung des Firmenlogos in gelbe Schrift auf einem grünen Hintergrund. Durch die Verstaatlichung von Raffinerieanlagen im Iran musste BP die entstandenen Verluste kompensieren. Aus diesem Grund entstanden zahlreiche neue Raffinerien in Europa und Australien. BP war auf der Suche nach neuen Expansionsmöglichkeiten. Daher realisierte das Unternehmen in den 1960er und 1970er Jahren zahlreiche Ölplattformen in der Nordsee sowie in Alaska. Durch die Ölkrisen in den Jahren 1973 und 1979/1980 sowie der Verstaatlichungen von Raffinerieanlagen in Nigeria und Kuwait musste BP Rückschläge hinnehmen. Durch BPs Aktivitäten unabhängig von den OPEC-Mitglieder im Nahen Osten, konnte es anderer Orts weitere Erfolge verzeichnen.[4]
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[1] Luhmann, Niklas: Kann die moderne Gesellschaft sich auf ökologische Gefährdung einstellen?, 5. Aufl., Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2008, S. 41.
[2] Vgl. Reese-Schäfer, Walter: Luhmann zur Einführung, Hamburg: Junius Verlag, 1992, S. 127ff.
[3] Vgl. Breuer, Ingeborg et al: Welten im Kopf. Profile der Gegenwartsphilosophie, Hamburg: Rotbuch Verlag, 1996, S. 172.
[4] Vgl. BP Europa, Bereich Presse & Externe Kommunikation Deutschland, URL: http://www.deutschebp.de/marketingsection.do?categoryId=9028890&contentId=7052989 [Stand 11.02.2011].
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