Der kolumbianische Senat lehnte am 12. August 1903 einstimmig den Herrán-Hay-Vertrag über einen Kanalbau durch die Regierung der USA auf der Landenge von Panama ab. Senatoren für Panama waren José Agustín ‚El Maestro′ Arango 1, Juan B. Pérez y Soto und José Domingo de Obaldía, der sich sich nur Minuten vor der Abstimmung zurückzog. Obaldía war Gouverneur von Panamá, als eine revolutionäre Gruppe in Panama-Stadt am 3. November 1903 die Unabhängigkeit des departamento von Kolumbien erklärte, und wurde später zweiter Präsident des neuen Staates. Arango war eine der zentralen Figuren der Gruppierung, welche Panamas Unabhängigkeit betrieb. Am 19. Juni 1903, einen Tag vor dem Zusammentreten des Senats zu seiner außerordentlichen Sitzungsperiode zur Debatte des Herrán-Hay-Vertrags, äußerte eine 29 Personen umfassende Gruppe Panamaer per Telegramm an den Regierungschef José Manuel Marroquín ihre Meinung:
"Colombianos residentes y nacidos Istmo, sin distinción colores políticos, consideramos vital importancia aprobación Tratado Herrán-Hay, que consulta intereses y aspiraciones actuales y futuras. Improbar Tratado, cuando trabájase hacer adoptar vía Nicaragua, equivaldría decretar ruina del Istmo, causando mal sin reparación y sin medida, y daría origen sentimientos antipatrióticos. [Panamá, Junio 19 de 1903.] JOSE AGUSTIN ARANGO.- Federico Boyd.- MANUEL AMADOR GUERRERO.- [...]"2
Zusammen mit den beiden weiteren zentralen Figuren der späteren Unabhängigkeitspartei forderte der Senator Arango hier sehr deutlich eine Ratifizierung des Herrán-Hay-Vertrags durch das kolumbianische Parlament. Da dieses Telegramm nicht die einzige panamaische Meinungsäußerung für den Kanalbau zu den Bedingungen desselben Vertrags darstellt 3, liegt es nahe, auch den anderen Abgeordneten aus Panama eine befürwortende Haltung zum Kanalbau zu unterstellen. Der Senator Obaldía kann den Befürwortern der Unabhängigkeit nicht ganz ferngestanden haben, wenn diese später mit seiner Präsidentschaft einverstanden waren. Im Abgeordnetenhaus war Panama u.a. von Federico Boyd, Ricardo Arias, José María Chiari und Alejandro Orillac vertreten, alle Unterzeichner des Telegramms vom 19. Juni 4. Senator Pérez y Soto und der Abgeordnete Oscar Terán aber wurden 1904 ihrer Haltung gegen die panamaische Loslösung wegen vom kolumbianischen Kongreß als hijos beneméritos de la patria colombiana ausgezeichnet. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Hoffnung Der Weg zum Herrán-Hay-Vertrag
- 1. Das Kanalbedürfnis der USA.
- 2. Ziele und Aktivitäten der Neuen Kanalgesellschaft.
- 3. Kolumbien: Krieg oder Kanal?
- a) Diplomatie? Carlos Martínez Silva in Washington..
- b) Souveränität oder Kanal? José Vicente Conchas Frustration.
- 4. Zusammenfassung des ersten Teils - gescheiterter Ansatz.
- II. Enttäuschung: Separation als Lösung ….
- 1. Bogotá: Entscheidungsfindung zum Herrán-Hay-Vertrag.
- 2. Panama: Die neue Schutzmacht USA
- a) Das Kanalbedürfnis Panamas.
- b) Panama: Fremdbestimmung durch Bogotá?
- c) Die Verbindungen der Verschwörer..
- III. Zusammenfassung..........\li>
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verhandlungen zwischen den USA und Kolumbien über einen Kanalvertrag in Panama zwischen 1901 und 1903 und analysiert, warum diese Verhandlungen letztendlich scheiterten. Dabei wird insbesondere auf die Rolle des kolumbianischen Senats und die unterschiedlichen Interessen der beteiligten Parteien eingegangen.
- Das Kanalbedürfnis der USA
- Die Rolle Kolumbiens und seine politische Situation
- Die Interessen Panamas und die Entstehung der Unabhängigkeitsbestrebungen
- Die diplomatischen Verhandlungen und ihre gescheiterten Verhandlungspunkte
- Die Folgen des Scheiterns der Verhandlungen und die Entstehung des unabhängigen Panama
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert den historischen Hintergrund der Ereignisse und stellt die zentrale Frage nach den Ursachen der Sezession Panamas von Kolumbien. Es werden die wichtigsten Protagonisten der Verhandlungen vorgestellt und die Rolle des Herrán-Hay-Vertrags in den Verhandlungen beleuchtet.
Das erste Kapitel behandelt die Entstehung des Kanalbedürfnisses der USA, die Aktivitäten der Neuen Kanalgesellschaft und die politische Situation in Kolumbien. Es werden die verschiedenen Positionen der kolumbianischen Politiker in Bezug auf den Kanalvertrag diskutiert.
Das zweite Kapitel beleuchtet die Entscheidungsprozesse in Bogotá und Panama im Hinblick auf den Herrán-Hay-Vertrag. Es werden die Interessen Panamas und die Entstehung der Separatistenbewegung dargestellt. Die Verbindungen der Verschwörer und die Rolle der USA in dieser Entwicklung werden untersucht.
Schlüsselwörter
Panamakanal, Herrán-Hay-Vertrag, USA, Kolumbien, Panama, Sezession, Unabhängigkeit, Diplomatie, Verhandlung, Kanalbedürfnis, politische Situation, Interessen, Separatistenbewegung, Verschwörer, Fremdbestimmung.
- Quote paper
- Rüdiger Lauermann (Author), 2003, Die US-kolumbianischen Verhandlungen über einen Kanalvertrag [Panama] und deren Scheitern (1901-1903), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19376