Das Kino Christian Petzolds scheint - neben wenigen Ausnahmen - innerhalb der deutschen Film- und Fernsehlandschaft einen visuellen Sonderstatus zu halten. Gerade ihm und den Filmemachern, die zur Berliner Schule gezählt werden, gelingt es immer wieder, die festgefahrenen Bilderwelten des konventionellen deutschen Films der späten 1990er und 2000er Jahre in immer neuen Ausformungen konsequent aufzureißen und damit der entmündigenden Serviceleistung einer klassischen synchronischen und reihenhaften Sensationsbild- und Unterhaltungsmaschinerie entgegenzuhalten. In diesen Filmen dominieren Langsamkeit und Genauigkeit das alltägliche Geschehen. Und man könnte auch sagen: Hier im Kino der Berliner Schule gibt es eine nachhaltige Bilderwelt, die insbesondere auch mit dem Unsichtbaren zu arbeiten weiß. Auch auf narrativer Ebene findet sich derlei Innovatives, wenn Geschichte und Politik, wie in Christian Petzolds Die innere Sicherheit , weitergedacht, transformiert und über Neuland aus Wiesen, Wälder, Straßen und Häuser ins Private getragen wird. Dort kann sie einer unmittelbaren Erfahrung ausgesetzt werden, die auf das tatsächliche, reale Erleben des Individuums in Raum und Zeit rekurriert, und somit produktiv gemacht werden kann. Durch das Fragmentarische, sowohl der Zeichenmaterie, wie auch der repräsentierten Inhalte, reflektiert Petzold mit seinem Film die Heterogenität von Wirklichkeit in ganzheitlicher Weise. Im Rahmen dieser Arbeit soll untersucht werden, wie in Petzolds Die innere Sicherheit Geschichte, beziehungsweise ein Geschichtsbewusstsein, konstruiert wird, dass – so die Arbeitshypothese - die interaktive Beziehung zwischen Konzeption und Wirklichkeit, zwischen Bewusstsein und Handlung und nicht die kausale Reihung von Ereignissen der Vergangenheit verfolgt. Es wird der Annahme nachgegangen, wie Petzold Verweise auf eine historische Wirklichkeit streut, um sie gleichsam prismatisch zu brechen und damit Geschichte als kollektives Wirklichkeitsbild produktiv zu öffnen, indem die erlebte Wirklichkeit auf der Leinwand mit der eigenen Erfahrung in einen gleichberechtigten Dialog tritt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Notizen zu Christian Petzold
- Wirklichkeitskonstruktionen in Die Innere Sicherheit
- Mikropolitik
- Politik im Privaten
- Der Wirklichkeitsraum von Geschichte
- Produktivkraft einer hybriden Filmästhetik
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Konstruktion von Geschichte und Geschichtsbewusstsein in Christian Petzolds Film "Die Innere Sicherheit". Der Fokus liegt dabei auf der Darstellung der Interaktion zwischen Konzeption und Wirklichkeit, Bewusstsein und Handlung, anstatt auf einer kausalen Reihung von Ereignissen der Vergangenheit. Ziel ist es, zu analysieren, wie Petzold in seinem Film Verweise auf historische Wirklichkeit streut, um sie in einem gleichsam prismatischen Prozess zu brechen und somit Geschichte als kollektives Wirklichkeitsbild produktiv zu öffnen. Die Arbeit betrachtet die erlebte Wirklichkeit auf der Leinwand im Dialog mit der eigenen Erfahrung.
- Mikropolitik und Informationsverweigerung im Film
- Die Bedeutung des Privaten für die Darstellung von Politik
- Der Einfluss von Geschichte auf die Konstruktion von Wirklichkeit
- Die Rolle der hybriden Filmästhetik in Petzolds Werk
- Die Interaktion zwischen Konzeption und Wirklichkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Notizen zu Christian Petzold
Die Einleitung stellt Christian Petzolds Film "Die Innere Sicherheit" im Kontext der "Berliner Schule" vor. Der Film wird als innovativer Gegenentwurf zum konventionellen deutschen Kino der späten 1990er und 2000er Jahre beschrieben, der sich durch Langsamkeit, Genauigkeit und eine Beschäftigung mit dem Unsichtbaren auszeichnet.
Wirklichkeitskonstruktionen in Die Innere Sicherheit
Mikropolitik
Der Abschnitt behandelt die "Mikropolitik" in Petzolds Film, die durch Informationsverweigerung und verschlossene Figuren geprägt ist. Der Zuschauer wird in fragmentierte Raumstrukturen entlassen und muss die Rätselhaftigkeit der Figuren selbstständig entschlüsseln.
Politik im Privaten
Der Abschnitt analysiert, wie Petzolds Film "Die Innere Sicherheit" die Folgen des linksradikalen Terrors in Westdeutschland aus dem Blickwinkel des Privaten betrachtet. Der Fokus liegt auf dem Einzelschicksal und dem "Inneren Universum des Phänomens".
Der Wirklichkeitsraum von Geschichte
Dieser Abschnitt untersucht, wie Geschichte in Petzolds Film konstruiert wird. Die Arbeit geht der Annahme nach, dass Petzold Verweise auf historische Wirklichkeit streut, um sie zu brechen und Geschichte als kollektives Wirklichkeitsbild produktiv zu öffnen. Die erlebte Wirklichkeit auf der Leinwand tritt in einen Dialog mit der eigenen Erfahrung.
Produktivkraft einer hybriden Filmästhetik
Dieser Abschnitt widmet sich der Analyse der hybriden Filmästhetik, die Petzolds Werk auszeichnet. Die Arbeit untersucht, wie die Fragmentierung sowohl der Zeichenmaterie als auch der repräsentierten Inhalte die Heterogenität von Wirklichkeit in ganzheitlicher Weise widerspiegelt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Begriffe dieser Arbeit sind: "Die Innere Sicherheit", Christian Petzold, Berliner Schule, Geschichtsbewusstsein, Wirklichkeit, Mikropolitik, Politik im Privaten, hybriden Filmästhetik, Fragmentierung, Interaktion zwischen Konzeption und Wirklichkeit, erlebte Wirklichkeit, Dialog zwischen Film und eigener Erfahrung.
- Citation du texte
- Thilo Fischer (Auteur), 2011, Wirklichkeit und Raum in Christian Petzolds Film "Die Innere Sicherheit" (D, 2000) , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193835