Die PISA-Untersuchung hat gezeigt, dass überdurchschnittlich viele Schüler mit Migrationshintergrund erhebliche Defizite im Lern- bzw. Testbereich Lesen aufweisen. So muss man davon ausgehen „dass Migration ein Kriterium ist, das den Schulerfolg zu gefährden vermag.“ Die Ursache hierfür liegt jedoch nicht nur in mangelndem Spracherwerb, sondern vermutlich darin, dass im Unterricht weitgehend monokulturelle Themen behandelt werden, mit denen sich die betreffenden Schüler kaum identifizieren können. Durch Beschäftigung mit Texten, die ihre spezifischen Lebenslagen beschreiben, können sich Schüler mit Migrationshintergrund eher wiederfinden und werden so motiviert, sich expliziter mit der deutschen Sprache zu beschäftigen.
Rafik Schami als interkultureller Botschafter in der Kinderliteratur
- Ein Beitrag zu Toleranz und Völkerverständigung
Ein Essay von Luisa Viehe
Die PISA-Untersuchung hat gezeigt, dass überdurchschnittlich viele Schüler mit Migrationshintergrund erhebliche Defizite im Lern- bzw. Testbereich Lesen aufweisen. So muss man davon ausgehen „dass Migration ein Kriterium ist, das den Schulerfolg zu gefährden vermag.“[1]Die Ursache hierfür liegt jedoch nicht nur in mangelndem Spracherwerb, sondern vermutlich darin, dass im Unterricht weitgehend monokulturelle Themen behandelt werden, mit denen sich die betreffenden Schüler kaum identifizieren können. Durch Beschäftigung mit Texten, die ihre spezifischen Lebenslagen beschreiben, können sich Schüler mit Migrationshintergrund eher wiederfinden und werden so motiviert, sich expliziter mit der deutschen Sprache zu beschäftigen.[2]
Der Literaturunterricht und dessen „Ausweitung […] auf interkulturelle Kontexte ist daher aus gutem Grund integraler Bestandteil der Richtlinien der Bundesländer für den Deutschunterricht.“[3]
Sehr gut lässt sich die Rolle interkultureller Literatur für Kinder als Botschaft zum Thema Toleranz und Völkerverständigung am Beispiel des syrischen Autors Rafik Schami verdeutlichen.
Seit den siebziger Jahren avancierte der promovierte Chemiker zu einem der bedeutendsten Vertreter arabischer Literatur in Deutschland. Seine Bücher, für die er zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhielt, werden mittlerweile in vierundzwanzig Sprachen übersetzt.[4]
Rafik Schami wurde unter dem Namen Suheil Fadél am 23. Juni 1946 als Sohn eines christlichen Bäckers in Damaskus/Syrien geboren. Bereits im Alter von neunzehn Jahren gründete er ein kommunistische Wandzeitung und leitete diese bis zu ihrem Verbot 1970.[5]Während dieser Zeit legte er sich das Pseudonym ‚Rafik Schami‘ zu, was so viel bedeutet wie ‚Freund aus Syrien‘.[6]1971 wanderte Schami in die Bundesrepublik Deutschland aus, um dort Chemie und Pharmakologie zu studieren. 1979 promovierte er und arbeitete anschließend in der Industrie. Doch weder Studium noch Arbeit hielten ihn vom Schreiben ab; er veröffentlichte zahlreiche Essays und Erzählungen. 1978 erschien sein erstes Buch in deutscher Sprache. 1982 kündigte er seine Arbeit als Chemiker, um von nun an sein Geld als freier Schriftsteller zu verdienen. Seit 2002 ist Rafik Schami Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.[7]Er ist mit der deutschen Künstlerin Root Leeb verheiratet und hat einen Sohn.
Mit Geschichten aus seiner Heimat und zahlreichen orientalischen Märchen und Fabeln hat sich Rafik Schami auch im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur etabliert. Sein Erzählkonzept ist einzigartig, da er traditionelle orientalische Elemente mit aktuellen Themen vereint.
„Die Heimatgefühle sind sehr von Erinnerung abhängig. Was also ist Heimat wirklich? - Wenn Sie mich persönlich fragen, so verbinde ich den Begriff Heimat mit dem Wort Respekt. Vielleicht habe ich in der Tat eine etwas eigensinnige Interpretation gefunden, aber Heimat ist für mich da, wo ich Anerkennung erfahre. Als Mensch einerseits, für meine Leistungen und meine Arbeit andererseits.“ (Rafik Schami)[8]
Dieses Zitat zeigt die Intention des Autors deutlich auf. Für Rafik Schami bedeutet Heimat der Ort oder das Land, in dem ihm Respekt und Anerkennung entgegen gebracht wird.
[...]
[1]Vgl. Christian Dawidowski, Dieter Wrobel (2006): Diskussionsforum Deutsch, Bd.22 Interkultureller Literaturunterricht, Baltmannsweiler: Schneider Verlag, S.1
[2]Vgl. ebd.
[3]Ebd.
4 Vgl. Rafik Schami (2009): Die Sehnsucht der Schwalbe, München: dtv,
[5]Vgl. http://www.whoswho.de/templ/te_bio.php?PID=2125&RID=1
[6]Vgl. http://www.inst.at/trans/15Nr/03_1/elwardy15.htm
7 Vgl. http://www.rafik-schami.de/biographie.cfm
8 Foraci, Franco:'Das Wort ist die letzte Freiheit, über die wir verfügen'.Gespräch mit dem syrischen Erzähler und Literaten Rafik Schami.In: Diskussion Deutsch, 26. Jg. (1995), S.193
- Arbeit zitieren
- Luisa Viehe (Autor:in), 2012, Rafik Schami als interkultureller Botschafter in der Kinderliteratur - Ein Beitrag zu Toleranz und Völkerverständigung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/193975