Sind 15% Eigenkapitalrendite der Maßstab, an dem sich eine Bank messen lassen muß? Oder
ist eine geringere Eigenkapitalrendite ebenfalls ausreichend für ein Unternehmen? Vielleicht
ist sie aber auch nicht geeignet, um den Unternehmenserfolg zu messen?
Diese Fragen sollen in der Arbeit erörtert werden. Ziel ist es, Mindesteigenkapitalrenditen zu
quantifizieren und ihre Auswirkungen auf die Geschäftspolitik darzustellen.
Beispielhaft soll dies anhand der ROE-Forderung1 von 15%2 der Deutsche Bank AG sowie
der ebenso hohen Forderung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes für alle deutschen
Sparkassen geschehen. Während es dabei bei der Deutsche Bank AG vorrangig um das Ziel
der Eigenkapitalmarktwertmaximierung und damit um den Shareholder Value sowie die
Abwehr feindlicher Übernahmen geht3, ist diese Zielsetzung bei der Sparkassengruppe nicht
zwangsläufig gegeben. In diesem Zusammenhang ist zu hinterfragen, inwiefern Sparkassen
dem Shareholder Value als Oberziel verpflichtet sind.
Dazu wird zunächst die Eigenkapitalrendite vom Eigenkapitalkostenbegriff abgegrenzt.
Darauf folgt eine empirische Untersuchung beider Größen und ihrer Zusammenhänge.
Anschließend soll mit Hilfe verschiedener Verfahren die praktische Mindesteigenkapitalrendite-
Ermittlung dargestellt und auf die Schwierigkeiten im Rahmen dieses
Prozesses eingegangen werden. Schwerpunkt bildet dabei das Capital Asset Pricing Model.
Nachdem die Eigenkapitalkostenermittlung bearbeitet ist, wird im zweiten Teil aufgezeigt,
welche Konsequenzen Mindesteigenkapitalrenditen für die Produkt- und Geschäftspolitik in
Banken haben. Dies geschieht zunächst theoretisch und wird dann auf die Deutsche Bank AG
sowie den Sparkassenverbund übertragen.
Abschluß der Arbeit bildet eine Empfehlung zur Verwendung von Mindesteigenkapitalrenditen
als Wertsteigerungsmaßstab.
Abzugrenzen von dieser Arbeit ist die theoretische Auseinandersetzung mit der
Eigenkapitalrendite als Kennzahl mit ihren Vor- bzw. Nachteilen. Hier sei beispielhaft auf
Veröffentlichungen von Prof. Dr. Spremann verwiesen4.
1 Englische Abkürzung der Übersetzung der Eigenkapitalrendite (=Return on Equity)
2 Vgl. Handelsblatt (Hrsg., 2002), o.S., Angabe betrifft den Gewinn nach Steuern.
3 Vgl. Eigendorf (2002), o.S.
4 Vgl. u.a. Spremann / Dubs (1995), S. 1ff.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Eigenkapitalrendite, Eigenkapitalkosten und Kapitalkostenverläufe
- Eigenkapitalrendite
- Eigenkapitalkosten
- Kapitalkostenverläufe
- Empirische Eigenkapitalrenditen und –kosten in Europa
- Überblick über die Datenbasis
- ROE vs. Eigenkapitalkosten
- Einflüsse auf die Eigenkapitalkosten / den ROE
- Schlussfolgerungen und Wertung der Ergebnisse
- Ermittlung der Mindesteigenkapitalrenditen
- Vorbemerkungen
- Best-Practice-Ansatz / Unternehmensvergleichsverfahren
- Discounted Dividend-Methode
- CAPM / Marktmodell
- Grundlagen des CAPM / Marktmodells
- Risikolose Anlagemöglichkeit / risikofreier Zins
- Marktrisikoprämie
- Beta-Faktor
- Bewertung des CAPM
- Mindestmargenkonzept nach Rappaport
- Zusammenfassung
- Mindesteigenkapitalrenditen und Unternehmenssteuerung in Banken
- Eigenkapitalrenditen und Eigenkapitalkosten bei Banken
- Eigenkapitalallokation auf Geschäftsbereiche und Produkte
- Produkt- und Geschäftspolitik
- Eigenkapitalrenditeforderung der Deutsche Bank AG
- Eigenkapitalrenditeforderung der Sparkassen-Gruppe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Ermittlung von Mindesteigenkapitalrenditen und deren Auswirkungen auf die Geschäftspolitik deutscher Universalbanken. Sie beleuchtet die verschiedenen Ansätze zur Ermittlung der Mindesteigenkapitalrenditen, analysiert empirische Daten zu Eigenkapitalrenditen und -kosten in Europa und untersucht die Bedeutung dieser Kennzahlen für die strategische Steuerung von Banken.
- Ermittlung von Mindesteigenkapitalrenditen
- Analyse von Eigenkapitalrenditen und -kosten in europäischen Banken
- Einfluss der Mindesteigenkapitalrenditen auf die Geschäftspolitik von Universalbanken
- Anwendung verschiedener Ansätze zur Berechnung der Mindesteigenkapitalrenditen
- Bedeutung von Eigenkapitalrenditen und -kosten für die strategische Steuerung von Banken
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in das Thema der Eigenkapitalrenditen und deren Bedeutung für die Steuerung von Unternehmen. Kapitel 2 definiert die Kernbegriffe Eigenkapitalrendite, Eigenkapitalkosten und Kapitalkostenverläufe und erläutert ihre wechselseitigen Beziehungen. In Kapitel 3 werden empirische Daten zu Eigenkapitalrenditen und -kosten in Europa analysiert, wobei verschiedene Einflussfaktoren auf diese Kennzahlen untersucht werden. Kapitel 4 befasst sich mit der Ermittlung der Mindesteigenkapitalrenditen und stellt verschiedene Ansätze wie den Best-Practice-Ansatz, die Discounted Dividend-Methode und das CAPM/Marktmodell vor. In Kapitel 5 werden die Erkenntnisse über Mindesteigenkapitalrenditen auf die spezifische Situation von Banken übertragen, wobei die Eigenkapitalallokation auf Geschäftsbereiche und Produkte sowie die Produkt- und Geschäftspolitik im Fokus stehen. Die Eigenkapitalrenditeforderungen der Deutsche Bank AG und der Sparkassen-Gruppe werden ebenfalls betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit beschäftigt sich mit den Themen Eigenkapitalrendite, Eigenkapitalkosten, Mindesteigenkapitalrenditen, Kapitalkosten, Unternehmenspolitik, Geschäftspolitik, Banken, Universalbanken, strategische Steuerung, CAPM, Discounted Dividend-Methode, Best-Practice-Ansatz, empirische Analyse, Europa.
- Quote paper
- Jens Koopmann (Author), 2003, Quantitative Ermittlung von Mindesteigenkapitalrenditen und deren Auswirkungen auf die Geschäftspolitik am Beispiel deutscher Universalbanken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19403