„Es ist mein Wunsch, unserer Gegenwart ganz nahe zu kommen, erschlagend zeitnah zu sein, ohne mich einem künstlerischen Dogma zu unterwerfen (…). Ich brauche die Verbindung zur sinnlichen Welt, den Mut zur Häßlichkeit, das Leben ohne Verdünnung.“1
Gerade der schweigsame Otto Dix, jener Künstler, der seine Kunstwerke aus sich heraus sprechen lassen möchte, der keine Vorgaben, keine Erklärungen liefert, gerade dieser Otto Dix offenbart mit dem prägnanten Ausspruch den Kern seines Schaffens. Beobachtend, lauernd nimmt er seine Umgebung wahr. Er analysiert, wertet seine Erlebnisse aus und hält dem Publikum schonungslos den Spiegel vor. Vielleicht bescherte genau aus diesem Grund zu Lebzeiten Otto Dixs das Ölgemälde Mädchen vor dem Spiegel2 von 1921, welches wahrscheinlich im zweiten Weltkrieg vernichtet wurde, einen großen Skandal um den Künstler.3 In diesem Kontext findet vom 10. November 2012 bis 7. April 2013 die Ausstellung Das Auge der Welt. Otto Dix und die Neue Sachlichkeit 1920 – 1945. im Kunstmuseum Stuttgart statt.4
Wie wir sehen, ist Otto Dix auch in der heutigen Zeit noch aktuell. Gerade für den Historiker sind Werke von sozialkritischen Künstlern sehr interessant. Die Kunstwerke gewähren einen Zugang zur Gesellschaft der damaligen Zeit. Wenn der Künstler, wie Otto Dix, nachweislich seine Geisteshaltung selbst bestätigt, ist das natürlich ein guter Beleg, um die Kunst jener Maler genauer zu analysieren. Kunst ist ein guter Indikator um die Veränderungen in der Gesellschaft anzuzeigen. Denn die Künstler, mit ihrer feinen Wahrnehmung, sind oftmals der Zeit ein Stück voraus. Sie erkennen Prozesse in ihrer Umwelt und haben den Spielraum unter dem Deckmantel der Kunst Kritik an der Gesellschaft zu üben. Ihre kreative Arbeit ermöglicht ihnen die große Freiheit schonungslos ehrlich zu sein, ohne Lösungen mitliefern zu müssen.
Diese Arbeit möchte die gesellschaftlichen Umstände und Probleme der 1920er Jahre in Deutschland aufgrund dem Gemälde von Otto Dix Prager Straße von 1920 sozialkritisch hinterfragen. Zunächst wird deshalb das Kunstwerk, welches als sozialhistorische Quelle (...)
Inhaltsverzeichnis
- I Einführung
- II Prager Straße (Meinen Zeitgenossen gewidmet)
- 1. Bildbeschreibung Prager Straße
- 2. Bildanalyse Prager Straße
- III Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Otto Dix' Gemälde "Prager Straße" von 1920 als sozialkritische Bildquelle. Das Ziel ist es, die gesellschaftlichen Umstände und Probleme der 1920er Jahre in Deutschland anhand des Gemäldes zu untersuchen. Die Analyse umfasst eine detaillierte Bildbeschreibung und eine darauf aufbauende Interpretation im Kontext des Lebens und Werks von Otto Dix und der gesellschaftlichen Situation der Zeit.
- Sozialkritik in der Kunst der Weimarer Republik
- Darstellung von Kriegsveteranen und sozialer Ausgrenzung
- Die "Neue Sachlichkeit" als künstlerische Bewegung
- Bildanalyse als Methode der Geschichtswissenschaft
- Otto Dix' künstlerische Technik und Stil
Zusammenfassung der Kapitel
I Einführung: Die Einleitung beschreibt Otto Dix' künstlerische Intention, die darin besteht, die Gegenwart schonungslos und realistisch darzustellen, ohne künstlerische Dogmen zu befolgen. Sie führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert, warum Dix' Werke für die Geschichtswissenschaft von besonderem Interesse sind, da sie einen authentischen Einblick in die Gesellschaft der Zeit geben. Das Gemälde "Prager Straße" wird als Fallbeispiel vorgestellt, um die gesellschaftlichen Probleme der 1920er Jahre in Deutschland zu untersuchen. Die Methodik der Arbeit, bestehend aus Bildbeschreibung und -analyse im Kontext von Biografie und Gesellschaftsgeschichte, wird umrissen.
II Prager Straße (Meinen Zeitgenossen gewidmet): Dieses Kapitel ist zweigeteilt und beginnt mit einer detaillierten Beschreibung des Gemäldes "Prager Straße". Es werden die Größe, die Technik, die dargestellten Personen (Kriegsveteranen, Passanten, ein Kind) und Objekte (Prothesen, Perücken, Korsetts im Schaufenster) beschrieben. Die Beschreibung hebt die Kontraste zwischen den beiden dargestellten Kriegsveteranen hervor – der eine ist verarmt und blind, der andere wirkt gepflegt und zielstrebig. Der zweite Teil des Kapitels beinhaltet die Bildanalyse, die den werkimmanenten Zusammenhang und die künstlerischen Absichten Dix' untersucht, bevor sie zu den biografischen und gesellschaftlichen Kontexten übergeht. Der Fokus liegt darauf, wie das Bild die soziale Realität und die Folgen des Ersten Weltkriegs in Deutschland visualisiert.
Schlüsselwörter
Otto Dix, Prager Straße, Neue Sachlichkeit, Sozialkritik, Weimarer Republik, Kriegsveteranen, Bildanalyse, Kunstgeschichte, Sozialgeschichte, Gesellschaftliche Probleme, Prothesen, Behinderung.
Häufig gestellte Fragen zu Otto Dix' "Prager Straße"
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Otto Dix' Gemälde "Prager Straße" (1920) als sozialkritische Bildquelle. Sie untersucht die gesellschaftlichen Umstände und Probleme der 1920er Jahre in Deutschland anhand des Gemäldes mittels detaillierter Bildbeschreibung und Interpretation im Kontext von Dix' Leben und Werk sowie der gesellschaftlichen Situation der Zeit.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Themen wie Sozialkritik in der Kunst der Weimarer Republik, die Darstellung von Kriegsveteranen und sozialer Ausgrenzung, die "Neue Sachlichkeit" als künstlerische Bewegung, Bildanalyse als Methode der Geschichtswissenschaft und Otto Dix' künstlerische Technik und Stil.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Hauptkapitel zur "Prager Straße" (mit Bildbeschreibung und -analyse) und ein Fazit. Die Einleitung beschreibt Dix' künstlerische Intention und die Methodik der Arbeit. Das Hauptkapitel analysiert das Gemälde detailliert, wobei sowohl die bildliche Darstellung als auch der historische Kontext berücksichtigt werden. Ein Inhaltsverzeichnis gibt einen Überblick über die Struktur.
Was wird im Kapitel "Prager Straße" beschrieben und analysiert?
Das Kapitel "Prager Straße" beginnt mit einer detaillierten Beschreibung des Gemäldes, einschließlich der dargestellten Personen (Kriegsveteranen, Passanten, ein Kind) und Objekte (Prothesen, Perücken, Korsetts). Die anschließende Analyse untersucht den werkimmanenten Zusammenhang und die künstlerischen Absichten Dix', bevor sie zu den biografischen und gesellschaftlichen Kontexten übergeht. Der Fokus liegt darauf, wie das Bild die soziale Realität und die Folgen des Ersten Weltkriegs visualisiert.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für diese Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Otto Dix, Prager Straße, Neue Sachlichkeit, Sozialkritik, Weimarer Republik, Kriegsveteranen, Bildanalyse, Kunstgeschichte, Sozialgeschichte, Gesellschaftliche Probleme, Prothesen, Behinderung.
Welches Ziel verfolgt die Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die gesellschaftlichen Umstände und Probleme der 1920er Jahre in Deutschland anhand von Otto Dix' Gemälde "Prager Straße" zu untersuchen und zu analysieren, wie das Kunstwerk diese Probleme widerspiegelt.
Welche Methode wird verwendet?
Die Arbeit verwendet eine Methode, die Bildbeschreibung und -analyse kombiniert und diese im Kontext von Biografie und Gesellschaftsgeschichte interpretiert. Dies ermöglicht eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Gemälde und seiner Bedeutung.
Warum ist Dix' Werk für die Geschichtswissenschaft interessant?
Dix' Werke sind für die Geschichtswissenschaft von besonderem Interesse, da sie einen authentischen und schonungslosen Einblick in die Gesellschaft der Weimarer Republik und die Folgen des Ersten Weltkriegs bieten.
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- B.A. Nicola Kiermeier (Author), 2012, Prager Straße von Otto Dix, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194034