Eine Schwangerschaft dauert in der Regel neun Monate, 40 Wochen oder auch 280 Tage. In dieser Zeit erleben die zukünftigen Eltern viele Veränderungen. Sie ist geprägt von Planung, Organisation und Vorbereitung auf das freudige Ereignis. Normalerweise ist das eine lange Zeit. Doch was ist, wenn das Kind nicht zum geplanten Geburtstermin sondern deutlich früher, in vielen Lebensfunktionen unreif und für alle unvorbereitet zur Welt kommt? Was ist, wenn die werdende Mutter um das Schwangerschaftserlebnis ‚beraubt‘ wird und das Wachsen des Kindes sowie die ersten Bewegungen im Bauch nicht spüren kann? Ein nicht zu verachtender Aspekt, geht es doch nicht zuletzt um die emotionale Bindung von Mutter und Kind.
Welche Komplikationen gilt es bei der Frühgeburt des Kindes zu beherrschen und welche Probleme entstehen dadurch und im weiteren Verlauf für die Eltern, Geschwister und das soziale Umfeld? Welche Schwierigkeiten sind zu meistern, sowohl bei der Versorgung und Betreuung des Kindes, aber auch beim alltäglichen Familienleben, welches sich durch solch ein Ereignis zumeist schlagartig und nachhaltig ändert. Wer kümmert sich danach um die umfassende Situation der Familie? 280 Tage sind eine lange Zeit, normalerweise!
Bei der Recherche zu diesem Thema fand ich eine Umfrage aus dem Jahr 2010, bei der es sich um die Verbreitung und den Nutzen unterstützender Therapieangebote, ergänzend zur medizinischen Behandlung von Frühgeborenen handelt. Dabei fiel auf, dass insbesondere die Nachsorge als sehr bedeutsam bewertet wurde, sie aber noch immer am wenigsten verbreitet ist (vgl. Vonderlin et al., 2010, S. 42 ff.).
Vor circa vier Jahren wurde im Fachbereich Neonatologie und Pädiatrie des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden ein Projekt, das FamilieNetz Dresden, implementiert, das sich die Versorgung von Frühgeborenen und deren Eltern, von der Geburt bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus, zur Aufgabe gemacht hat. Wie wird dabei den Familien geholfen, ist die Unterstützung für die Betroffenen in allen Fällen ausreichend und was geschieht nach dem Krankenhausaufenthalt im dann beginnenden Alltag? Kann die Methode Case Management nach der Entlassung aus dem Krankenhaus in der Nachsorge die Familien unterstützen, mit der neuen und oft schwierigen Situation zurecht zukommen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die komplexe Problematik frühgeborener Kinder
- Organische Komplikationen
- Frühkindliche Regulationsstörungen
- Stationäre Unterstützung von Eltern frühgeborener Kinder
- Begriffsdefinition Case Management
- Case Management in der Arbeit des FamilieNetz Dresden
- Erstkontakt und Assessment
- Beginn des Unterstützungsprozesses
- Psychosoziale Elternbegleitung
- Elternschulung zur Versorgung des frühgeborenen Kindes
- Evaluation der Elternschulung
- Entlassungsplanung
- Wie kann Case Management in der Nachsorge unterstützen
- Ziel und Inhalt der Nachsorge
- Gesetzliche Grundlagen und Finanzierung
- Case Management in der sozialmedizinischen Nachsorge
- Theoretische Aspekte der Nachsorge
- Perspektiven der Nachsorge in der Praxis
- Zusammenfassung / Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Versorgung von frühgeborenen Kindern am Beispiel des FamilieNetz Dresden und untersucht, wie Case Management dabei und in der Nachsorge unterstützen kann. Sie beleuchtet die komplexe Problematik frühgeborener Kinder, die Herausforderungen für die Eltern sowie die Bedeutung von Case Management sowohl im Krankenhaus als auch in der Nachsorge. Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse von Familien mit frühgeborenen Kindern zu entwickeln und den Einsatz von Case Management als Instrument zur Unterstützung der Betroffenen zu analysieren.
- Die Herausforderungen der Frühgeburt für Kind und Familie
- Die Bedeutung von Case Management in der Versorgung von Frühgeborenen
- Die Rolle von Case Management in der Nachsorge
- Die Unterstützungsmöglichkeiten des FamilieNetz Dresden
- Die Perspektiven für Case Management in der zukünftigen Versorgung frühgeborener Kinder
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Frühgeburt und die Problematik der Versorgung frühgeborener Kinder ein. Sie beschreibt den Entstehungshintergrund der Arbeit und die Relevanz der Thematik. Kapitel 2 geht auf die komplexe Problematik frühgeborener Kinder ein, einschließlich der organischen Komplikationen und frühkindlichen Regulationsstörungen. Kapitel 3 beleuchtet die stationäre Unterstützung von Eltern frühgeborener Kinder durch das FamilieNetz Dresden. Hierbei wird der Begriff des Case Managements definiert und dessen Einsatz in der Praxis beschrieben. Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Unterstützung durch Case Management in der Nachsorge, wobei die Ziele und Inhalte der Nachsorge, die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Finanzierung sowie die theoretischen und praktischen Aspekte des Case Managements in der sozialmedizinischen Nachsorge erläutert werden.
Schlüsselwörter
Frühgeburt, Case Management, FamilieNetz Dresden, Nachsorge, frühkindliche Entwicklung, psychosoziale Unterstützung, Elternbegleitung, Elternschulung, sozialmedizinische Nachsorge, Versorgung von Frühgeborenen, Familien mit frühgeborenen Kindern, Perinatalzentrum.
- Quote paper
- Andreas Haufe (Author), 2012, Zu früh geboren, und dann?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194455