Die Einteilung der Zeit erfolgt, allgemein gehalten, in drei Kategorien: der Zukunft als Begriff
für alles was kommt, die Gegenwart als Begriff für alles was ist und die Vergangenheit für
alles was war. Die Geschichtsforschung beschäftigt sich mit Ereignissen, die der letztgenannten
Kategorie zuzuordnen sind. Darunter befinden sich solche, die noch immer das Denken
und Handeln der Menschen im besonderen Maß beeinflussen und die Gegenwart mitgestalten.
Ein Großteil dieser fällt in eine Art Grauzone zwischen Gegenwart und Vergangenheit oder
immerhin in eine noch nicht abgeschlossene Epoche, mit der sich in der Geschichtsforschung
das Fach Zeitgeschichte beschäftigt. Die Geschichte, die wir als Zeitgeschichte bezeichnen ist
nicht klar definiert, meint aber die Geschichte, die die Gegenwart unmittelbar mitgeprägt und
den Erfahrungshorizont der Menschen bestimmt. Derzeit betrifft dies das 20. und wenn man
so will, das 21. Jahrhundert. Die Zeit steht nicht still und so ändert sich auch der Zeitraum mit
dem sich die Zeitgeschichtsforschung befasst. Ein Mittelalterhistoriker, wird sich, sofern sich
an der Definition der Epoche nichts ändert, wohl immer in der Zeit zwischen 500 n. Chr. –
1500 n. Chr. bewegen. Womit sich die Zeitgeschichtsforschung heute beschäftigt, wird in
einem Jahrhundert, keine Zeitgeschichte mehr sein und das was heute geschieht, wird 50 Jahre
später die Zeithistoriker beschäftigen. Der Fokus des Faches Zeitgeschichte wird sich stetig
ändern, dabei aber immer auf der jüngsten Vergangenheit liegen. Ich fasse kurz zusammen:
Das Fach Zeitgeschichte bewegt sich immer in der Nähe zur Gegenwart und hat keinen festen
zeitlichen Rahmen. Selbst der thematische Rahmen lässt sich schwer festlegen, zählen doch
Wirtschafts- und Politikgeschichte ebenso zu den Themenfeldern wie gesellschafts-, kultur- oder
geistesgeschichtliche Entwicklungen. Das geographische Spektrum ist ebenso breit gefächert,
eine Beschränkung wird im Zuge der fortschreitenden Globalisierung wohl auch keinen
Sinn ergeben. Die Erforschung der Antike beschränkt sich mehr oder weniger auf den Mittelmeerraum,
die Erforschung des Mittelalters auf den Okzident, die Notwendigkeit der globalen
Orientierung der Zeitgeschichtsforschung wird schon angesichts derzeitiger zentraler Begriffe,
wie Weltkrieg, deutlich. [...]
Die Einteilung der Zeit erfolgt,allgemein gehalten, in drei Kategorien: der Zukunft als Begriff für alles was kommt, die Gegenwart als Begriff für alles was ist und die Vergangenheit für alles was war.Die Geschichtsforschung beschäftigt sich mitEreignissen, die der letztgenannten Kategorie zuzuordnen sind. Darunter befinden sichsolche, die noch immer das Denken und Handeln der Menschen im besonderen Maßbeeinflussen und die Gegenwart mitgestalten. Ein Großteil dieser fällt in eine Art Grauzone zwischen Gegenwart und Vergangenheit oder immerhin in eine noch nicht abgeschlossene Epoche, mit der sich in der Geschichtsforschung das Fach Zeitgeschichte beschäftigt. Die Geschichte, die wir als Zeitgeschichte bezeichnen ist nicht klar definiert, meint aber die Geschichte, die die Gegenwart unmittelbar mitgeprägt und den Erfahrungshorizont der Menschen bestimmt. Derzeit betrifft dies das 20. und wenn man so will, das 21. Jahrhundert. Die Zeit steht nicht still und so ändert sich auch der Zeitraum mit dem sich die Zeitgeschichtsforschung befasst. Ein Mittelalterhistoriker, wird sich, sofern sich an der Definition der Epoche nichts ändert, wohl immer in der Zeit zwischen 500 n. Chr. – 1500 n. Chr. bewegen. Womit sich die Zeitgeschichtsforschung heute beschäftigt, wird in einem Jahrhundert, keine Zeitgeschichte mehr sein und das was heute geschieht, wird 50 Jahre später die Zeithistoriker beschäftigen. Der Fokus des Faches Zeitgeschichte wird sich stetig ändern, dabei aber immer auf der jüngsten Vergangenheit liegen. Ich fasse kurz zusammen: Das Fach Zeitgeschichte bewegt sich immer in der Nähe zur Gegenwart und hat keinen festen zeitlichen Rahmen. Selbst der thematische Rahmen lässt sich schwer festlegen, zählen doch Wirtschafts- und Politikgeschichte ebenso zu den Themenfeldern wie gesellschafts-, kultur- oder geistesgeschichtliche Entwicklungen. Das geographische Spektrum ist ebenso breit gefächert, eine Beschränkung wird im Zuge der fortschreitenden Globalisierung wohl auch keinen Sinn ergeben. Die Erforschung der Antike beschränkt sich mehr oder weniger auf den Mittelmeerraum, die Erforschung des Mittelalters auf den Okzident, die Notwendigkeit der globalen Orientierung der Zeitgeschichtsforschung wird schon angesichts derzeitiger zentraler Begriffe, wie Weltkrieg, deutlich.
Das enorme öffentliche Interesse am Forschungsgegenstand des Faches Zeitgeschichte, stellt in der Geschichtsforschung ebenso eine Besonderheit dar, ist jedoch eine logische Konsequenz, beinhaltet doch fast jeder Definitionsversuch von Zeitgeschichte, das Spannungsverhältnis zur Gegenwart. Möchte man die Gegenwart verstehen – und das liegt, wie ich meine wohl in der Natur des Menschen- kommt man um die zeitgeschichtliche Fragestellungen nicht herum.Bei deren Beantwortung hat die Zeitgeschichtsforschung jedoch Probleme, ihre Erkenntnisse an die Öffentlichkeit zu tragen.Es gibt nicht viele Menschen, die Geschichte studieren und selbst die Schule spielt bei der Vermittlung zeithistorischer Probleme eine untergeordnete Rolle. Eine viel größere spielen da schon Freunde und Verwandte, vor allem die Älteren, die das „damals“ noch selbst miterlebt haben, Zeitzeugen eben. Sie vermögen es Geschichte lebendig zu machen, geben ihr ein Gesicht – und das darf man nicht vergessen, auch einen eigenen Stempel.Ein Beispiel:Ein Großvater, der im 2. Weltkrieg bei der Wehrmacht war, erzähltseinem wissbegierige Enkel, dass es bei der Wehrmacht keine Hinrichtungen von Kriegsgefangenen oder Juden gab. Diese Aussage ist nach heutigen Erkenntnissen als falsch zu bewerten. Aus Sicht des Großvaters jedoch mag sie stimmen, da es in seinem Frontabschnitt möglicherweise keine Gräueltaten gab oder er davon nichts mitbekommen hat.Trotzdem hat die Stimme eines Zeitzeugen in der öffentlichen Wahrnehmung ähnlich großes Gewicht wie die eines Zeithistorikers. Zeitzeugen sind für das Fach Zeitgeschichte eine wertvolle Quelle, eine Quelle auf die andere historische Disziplinen nicht zurückgreifen können.ZurErschließung dieser Quellen wird häufig auf eine Methode zurückgegriffen, die man Oral History nennt. Dabei führt der Historiker Erinnerungsinterviews mit Zeitzeugen, die er später für seine historische Arbeit auswertet. Besonders dann wenn kein Schriftgut vorliegt oderes um die Rekonstruktion der Alltagsgeschichte geht, kommt Oral Historyzum Einsatz. Es geschieht jedoch nicht selten, wenn wie oben beschrieben, Wissen- und Zeitzeugenschaft in einen Deutungskonflikt geraten. Dabei muss man wissen, dass Zeitzeugen auf die in ihrem Gedächtnis abgespeicherten Primärerfahrungen zurückgreifen. Gemeint sind damit persönliche Erinnerungen an Erlebtes,welche sich durch Interaktionen in einer sozialen Gruppe ändern können. Gehörtes wird plötzlich zum Erlebten und Erlebtes wird mit der Zeit verdrängt oder einfach vergessen. Innerhalb einer sozialen Gruppe bildet sich dabeiein gemeinsames Gedächtnis heraus, welches auch im krassen Gegensatz zu anderen stehen kann. So haben ehemalige politische Häftlinge der DDR ein anderes andere Erinnerungen an die DDR als Menschen, die nie mit der Staat in Konflikt geraten sind. Dennoch haben beide Gruppen im gleichen Staat gelebt. Zeitzeugen erzählen wie sie die Vergangenheit heute sehen, wobei sie die größeren Zusammenhänge oft nicht begreifen. Es liegt nun am Zeithistoriker diese Dinge in einen größeren Kontext zu bringen. Widersprechende Zeitzeugen sollten nicht als lästig, sondern als wichtiger Beitrag zu einem umfassenden Geschichtsbild angesehen werden. Dieses von der Fachwissenschaft rekonstruierte Geschichtsbild befindet sich oft nicht mit jenem im Einklang, welches von den Medien vermittelt wird und aus dem sich das Wissen der meisten Menschen speist.Die Macht der Medien bei der Vermittlung zeitgeschichtlicher Themen ist unangefochten. Zeitgeschichtliche Themen verkaufen sich gut. Doch neben einer Kommerzialisierung erfährt die Geschichte dabei auch eine Trivialisierung. Geschichte ist häufig komplex und birgt viele Widersprüchlichkeiten, ein Umstand dem Massenmedien mit Vereinfachungen begegnen. Die Gefahr, dass ein gefährliches Halbwissen vermittelt wird, ist dabei groß. Bedenklich wird es auch, wenn Spielfilme, die auf einer wahren Begebenheit basieren, als Informationsquelle genutzt weerden. Ein Film wie Operation Walküre mag zwar durchaus unterhaltsam sein, als Informationsquelle taugt er aber nur wenig. Der große geschichtliche Zusammenhang bleibt dem Zuschauer verborgen. Ein Film zeigt nur einen kleinen Ausschnitt aus der Geschichte, emotionalisiert und verbiegt sie im Rahmen der künstlerischen Freiheit.Ereignissen, wird durch das Mittel der Personalisierung ein Gesicht gegeben, eine möglicherweise sogar fiktive Person durchlebt die Geschichte, während der Zuschauer das Gefühl hat, hautnah dabei zu sein.
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- Anonym (Author), 2012, Besonderheiten und Spannungsfelder des Faches Zeitgeschichte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194796