Im Allgemeinen versteht die Soziologie unter dem Begriff der Revolution einen tief greifenden Änderungsprozess innerhalb eines bestimmten Bereiches (Rammstedt 2007, S. 558). Dabei wird der Terminus der Revolution häufig mit dem des Wandels assoziiert. Schaut man sich den Verlauf der Geschichte genauer an, so stolpert man über zahlreiche solcher sozialen Umbrüche. Gemeinsam ist allen, dass sie fundamentale Veränderungen in der gesellschaftlichen Organisation bedingt haben. Doch der Geist der Revolution gehört keineswegs der Vergangenheit an. Verfolgt man aktuell das Geschehen in Nordafrika, so scheint sich die Historie zu wiederholen.
In diesem Zusammenhang kann man die Frage aufwerfen, wie ein solcher gesellschaftlicher Wandel gedeutet werden kann und wie sich die Entstehung eines ausgeprägten Kollektivbewusstseins binnen einer doch so heterogenen Gruppe von Individuen erklären lässt.
Dabei wird die Argumentation sich auf den Soziologen und Sozialpsychologen George Herbert Mead und sein Werk „Geist, Identität und Gesellschaft stützen. Er gilt als sogenannter Begründer des „symbolischen Interaktionismus“, ein Begriff der von Herbert Blumer nach Meads Tod geprägt wurde (vgl. Baumgart 1997, S. 119). Der symbolische Interaktionismus interessiert sich primär dafür, wie Interaktionen zwischen Menschen zu begreifen sind, wie im Verlauf der Handlung, soziale Realität durch den Handelnden entworfen wird und wie Individuen ihre Identität hervorbringen und entfalten (vgl. Reiger 2007, S. 141).
Diese Arbeit wird vor allem, den Meadschen Identitätsbegriff fokussieren, welcher zwar wesentlich gesellschaftlich konzipiert ist, dennoch Spielraum für spontane und kreative Prozesse bereithält, wodurch die menschliche Identität nie ganz vorherbestimmbar ist. Dabei befinden sich die soziale und spontane Instanz der Identität in einem permanenten Anpassungsverhältnis, welches auch auf der Makro-Ebene zwischen Individuum und Gesellschaft wiederzuerkennen ist und somit sowohl zu einer Veränderung der eigenen Identität als auch der sozialen Umwelt führen kann. Schließlich wird versucht zu begründen, wie sich gesellschaftliche Einheit beziehungsweise sozialer Zusammenhalt zwischen einzelnen differenten Individuen entwickeln kann und welche Faktoren die Entstehung von Kollektiven verstärken.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Identität-Das Selbst als Objekt
- „Me“ – Die soziale Identität
- „I\" Die spontane Instanz der Identität
- Identität: Sozialität und Spontanität- Der Dialog von „Me“ und „I“
- Die Entstehung von sozialem Wandel und Revolution-Gesellschaft und Individuum zwischen Konflikt und Integration
- Demokratie als ideale Gesellschaftsform: Kreativität und Reorganisation
- soziale Kohäsion- die Vereinigung von „Me“ und „I“
- Selbstbehauptung-der Kampf gegen den gemeinsamen Feind
- Kritischer Rückblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Wandel und die Entstehung von kollektivem Bewusstsein im Kontext einer Revolution, wie sie aktuell in Libyen stattfindet. Der Fokus liegt dabei auf der sozialpsychologischen These von George Herbert Mead, die besagt, dass sich das Selbst durch die Interaktion mit anderen entwickelt und durch den "verallgemeinerten Anderen" geprägt wird.
- Meads Theorie des symbolischen Interaktionismus und die Entwicklung der Identität
- Die Rolle von sozialer und spontaner Instanz der Identität (‚Me‘ und ‚I‘)
- Der Einfluss des ‚verallgemeinerten Anderen‘ auf die individuelle Identität
- Die Bedeutung von Sozialität und Spontanität für gesellschaftliche Veränderungen
- Die Entstehung von sozialem Zusammenhalt in heterogenen Gruppen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung des Begriffs "Revolution" in der Soziologie und stellt den Kontext des libyschen Aufstands vor. Sie beschreibt das politische System Libyens unter Gaddafi und dessen 'Grünem Buch'.
- Identität - Das Selbst als Objekt: Dieses Kapitel führt in Meads Theorie der Identität ein, die sich aus der Interaktion mit anderen entwickelt. Es wird betont, dass das Selbstbewusstsein erst durch den "signifikanten Anderen" und den "verallgemeinerten Anderen" entsteht. Die soziale Struktur der Identität wird als "Me" bezeichnet und als soziales Spiegelbild verstanden.
- „Me“ – Die soziale Identität: Dieses Kapitel beschreibt das "Me" als die von Konventionen und Gewohnheiten gelenkte Instanz der Identität. Das "Me" verinnerlicht die Normen und Werte der Gesellschaft und ermöglicht die soziale Integration.
- „I“ - Die spontane Instanz der Identität: Dieses Kapitel erklärt das "I" als die spontane und kreative Phase der Identität, die nicht vollständig sozialisierbar ist. Das "I" steht für die individuelle Freiheit und Originalität und kann mit den Erwartungen des "Me" kollidieren.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter für die Arbeit sind: George Herbert Mead, symbolischer Interaktionismus, Identität, Selbst, ‚Me‘, ‚I‘, ‚verallgemeinerter Anderer‘, soziale Identität, spontane Identität, sozialer Wandel, Revolution, Libyen, kollektives Bewusstsein, Sozialität, Spontanität.
- Citation du texte
- Catalina Kirsch (Auteur), 2011, Die Entstehung von Revolution, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/194995