Oft werden Journalisten mit dem Vorwurf konfrontiert, sie würden subjektiv angefärbt berichten und eine neutrale mediale Berichterstattung impraktikabel machen. Schließlich wurde der Einfluss medialer Komponenten hinterfragt, da vermutet wurde, die Problematik dieser Vorwürfe sei nicht (oder nur teilweise) durch die Journalisten selber herbeigeführt worden. Insbesondere der US-amerikanische Präsidentschaftswahlkampf im Jahr 1980 warf wiederholt das Thema der media bias auf: Die Bürger nutzten die Gelegenheit sich über Radio- und TV-Stationen sowie Leserbriefe zu Wort zu melden und beschwerten sich über die einseitige Berichterstattung durch die Medien während der Kampagne. Auffällig hierbei war, dass diese Beschwerden nicht nur aus einem Wahlkampflager kamen. Stattdessen meldeten sich Personen aus allen Lagern, die der Ansicht waren, ihr Kandidat würde durch die Darstellung in den Medien benachteiligt werden (Vallone, Ross, & Lepper, 1985).
Im Zuge dessen befassten sich Vallone et al. (1985) mit dem als Hostile Media Effect bezeichneten Phänomen und konnten durchaus Hinweise in ihrer Studie finden, dass Personen dazu neigten, die Berichterstattung als zu ihren Ungunsten verzerrt zu betrachten. Mehrere Hypothesen über die zugrunde liegenden Mechanismen wurden bereits erforscht, insgesamt lassen sie sich aber als nicht hinreichend gesichert betrachten.
Ein Punkt, der in den neueren Studien aufgegriffen wurde, ist die Annahme, der Effekt würde nur bei einer massenmedialen Präsentation auftreten. Dies wirft die Frage nach dem Rezeptionspublikum, beziehungsweise spezieller dem Co-Publikum, auf, welches in einer massenmedialen Kommunikation von den Rezipienten mental repräsentiert wird. Hartmann (2012) beschäftigte sich in seiner experimentellen Studie genau mit dieser Frage und arbeitete zuvor verschiedene Einfluss-Dimensionen des Publikums heraus.
Ziel dieser Ausarbeitung ist es, im ersten Teil einen Überblick über die Grundannahmen des Hostile Media Effects zu geben und den aktuellen Forschungsstand bezüglich der ihn auslösenden Mechanismen aber auch möglicher moderierender Variablen aufzuzeigen. Im zweiten Teil rückt das Publikum als Forschungsgegenstand in den Vordergrund: Die Dimensionen des Publikums werden nach Hartmann und Dohle (2005) erklärt und schließlich hinsichtlich empirischer Befunde interpretiert.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung
- 2. Grundannahmen und zentrale empirische Befunde
- 3. Die Rolle des Publikums
- 3.1 Dimensionen des Publikums
- 3.1.1 Experience of Exposure
- 3.1.2 Size of Audience
- 3.1.3 Social Structure
- 3.2 Befunde
- 3.1 Dimensionen des Publikums
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung bietet einen Überblick über den Hostile Media Effect, seine Grundannahmen und den aktuellen Forschungsstand zu den auslösenden Mechanismen und moderierenden Variablen. Der Fokus liegt auf der Rolle des Publikums und der Interpretation empirischer Befunde im Hinblick auf die Dimensionen des Publikums.
- Der Hostile Media Effect und seine empirischen Befunde
- Die Rolle der Rezipienten und ihre Wahrnehmung der Medienberichterstattung
- Untersuchung verschiedener Mechanismen, die den Hostile Media Effect erklären sollen (z.B. differing standards, differing perceptions/recollections)
- Der Einfluss von Vorerfahrungen (prior beliefs) auf die Medienrezeption
- Dimensionen des Publikums und deren Bedeutung für den Hostile Media Effect
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung: Die Einführung beschreibt den Kontext des Hostile Media Effects, ausgelöst durch Beschwerden über vermeintlich parteiische Berichterstattung während des US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfs 1980. Es wird die Problematik der subjektiven Berichterstattung und die Frage nach dem Einfluss medialer Komponenten beleuchtet, wobei die Studie von Vallone et al. (1985) als Ausgangspunkt dient. Der Fokus liegt auf der Bedeutung des Rezeptionspublikums und der Frage nach der massenmedialen Präsentation des Effekts. Die Arbeit benennt als Ziel die Darstellung der Grundannahmen des Hostile Media Effects und des aktuellen Forschungsstands.
2. Grundannahmen und zentrale empirische Befunde: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Studie von Vallone, Lepper und Ross (1981, zit. n. Vallone et al., 1985), die eine Telefonbefragung zum Thema Medienfairness durchführte. Es wird der Widerspruch zur Annahme aufgezeigt, dass Individuen eher Informationen suchen, die den eigenen Standpunkt unterstützen. Die Studie demonstrierte den Hostile Media Effect, wobei sowohl pro-israelische als auch pro-arabische Teilnehmer die Berichterstattung über das Beirut-Massaker als negativ für die eigene Position bewerteten. Weitere Studien werden erwähnt, die den Effekt nicht replizieren konnten, was auf fehlende notwendige Variablen hindeutet. Es werden erste Mechanismen wie "different standards" und "differing perceptions or recollections" eingeführt.
3. Die Rolle des Publikums: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle des Publikums als Forschungsgegenstand, unterteilt in Dimensionen wie "Experience of Exposure", "Size of Audience" und "Social Structure" (nach Hartmann und Dohle, 2005). Es werden empirische Befunde interpretiert, die im Kontext dieser Dimensionen den Hostile Media Effect erklären sollen. Die detaillierte Analyse der unterschiedlichen Dimensionen und wie sie zusammenspielen, um die Wahrnehmung und Interpretation der Medienberichterstattung zu beeinflussen, ist ein zentraler Bestandteil dieses Kapitels. Die Synthese der unterschiedlichen Befunde im Kontext der beschriebenen Dimensionen verdeutlicht die komplexe Interaktion zwischen den einzelnen Faktoren und dem Effekt selbst.
Schlüsselwörter
Hostile Media Effect, Medienrezeption, Publikumsrolle, Parteilichkeit, Medienberichterstattung, empirische Befunde, Vallone, Lepper, Ross, differing standards, differing perceptions, selective recall, selective categorization, prior beliefs, Massenmedien, Co-Publikum.
Häufig gestellte Fragen zum Hostile Media Effect
Was ist der Inhalt dieser Ausarbeitung?
Diese Ausarbeitung bietet einen umfassenden Überblick über den Hostile Media Effect (HME). Sie beinhaltet eine Einleitung, eine Darstellung der Grundannahmen und zentralen empirischen Befunde, eine detaillierte Analyse der Rolle des Publikums, ein Fazit und eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel. Der Fokus liegt auf der Interpretation empirischer Befunde im Hinblick auf verschiedene Dimensionen des Publikums.
Was ist der Hostile Media Effect?
Der Hostile Media Effect beschreibt das Phänomen, dass Individuen mit gegensätzlichen Standpunkten zu einem Thema die Medienberichterstattung als unfair und parteiisch gegen die eigene Position wahrnehmen. Dies wurde erstmalig in der Studie von Vallone, Lepper und Ross (1981) im Kontext des israelisch-arabischen Konflikts beobachtet.
Welche zentralen empirischen Befunde werden vorgestellt?
Die Ausarbeitung präsentiert die Ergebnisse der Studie von Vallone et al. (1985), welche aufzeigte, dass sowohl pro-israelische als auch pro-arabische Teilnehmer die Berichterstattung über das Beirut-Massaker als gegen ihre jeweilige Position gerichtet wahrnahmen. Es wird auch diskutiert, dass einige Studien den Effekt nicht replizieren konnten, was auf fehlende Variablen hinweist.
Welche Rolle spielt das Publikum beim Hostile Media Effect?
Die Rolle des Publikums ist zentraler Bestandteil dieser Ausarbeitung. Sie wird anhand verschiedener Dimensionen analysiert, darunter "Experience of Exposure" (Erfahrung mit der Mediennutzung), "Size of Audience" (Publikumsgröße) und "Social Structure" (soziale Struktur des Publikums). Die Ausarbeitung untersucht, wie diese Dimensionen die Wahrnehmung und Interpretation der Medienberichterstattung beeinflussen und zum HME beitragen.
Welche Mechanismen erklären den Hostile Media Effect?
Die Ausarbeitung diskutiert verschiedene Mechanismen, die den HME erklären sollen, wie z.B. "differing standards" (unterschiedliche Maßstäbe bei der Beurteilung der Berichterstattung) und "differing perceptions or recollections" (unterschiedliche Wahrnehmungen oder Erinnerungen an die Berichterstattung). Der Einfluss von Vorerfahrungen ("prior beliefs") auf die Medienrezeption wird ebenfalls betrachtet.
Welche Kapitel umfasst die Ausarbeitung?
Die Ausarbeitung gliedert sich in vier Kapitel: Eine Einführung, ein Kapitel zu den Grundannahmen und empirischen Befunden, ein Kapitel zur Rolle des Publikums und ein Fazit. Jedes Kapitel wird in der Ausarbeitung zusammengefasst.
Welche Schlüsselwörter sind relevant?
Schlüsselwörter sind: Hostile Media Effect, Medienrezeption, Publikumsrolle, Parteilichkeit, Medienberichterstattung, empirische Befunde, Vallone, Lepper, Ross, differing standards, differing perceptions, selective recall, selective categorization, prior beliefs, Massenmedien, Co-Publikum.
Für wen ist diese Ausarbeitung gedacht?
Diese Ausarbeitung ist für akademische Zwecke konzipiert und dient der Analyse von Themen im Bereich der Medienrezeption und des Hostile Media Effects.
- Citation du texte
- Frauke Fabelje (Auteur), 2011, Der Hostile Media Effect, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195198