Im Zentrum dieser wissenschaftlichen Untersuchung, die sich als Beitrag zur Militärgeschichte als Geschlechtergeschichte versteht, stehen zum einen die in den Befreiungskriegen 1813 bis 1815 auf deutscher Seite kämpfenden ‚Heldenjungfrauen‘, zum anderen die 1848/49 am Revolutionskrieg beteiligten Barrikadenkämpferinnen und Freischärlerinnen.
Insbesondere angesichts der historischen Entwicklung im 19. Jahrhundert, im Zuge welcher sich das Militär nicht nur zur Schule der Nation, sondern auch zur „Schule der Männlichkeit“ entwickelt und das Recht des Waffentragens mit der sukzessiven Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in den deutschen Gebieten zunehmend mit einem Anspruch der Männer auf die Staatsbürgerschaft assoziiert wird, von welchem die Frauen ausgeschlossen bleiben, erscheint die Bewertung der Kämpferinnen, die durch ihr Verhalten die traditionelle Geschlechterordnung infrage stellen, von besonderem Interesse.
Daher geht es in dieser Arbeit um die Wahrnehmung der Frauen in Waffen in der zeitgenössischen Publizistik, aber auch um deren Eingang in das kollektive Gedächtnis. Während sich die Untersuchung der Diskurse rund um dieses Phänomen im Einzelnen insbesondere auf die bereits von Karen Hagemann und Carola Lipp angestellten Forschungsarbeiten stützt, wird mit dieser Seminararbeit vor allem durch den diachronen Vergleich Forschungsneuland’ betreten werden. Im Sinne einer Ergänzung und Überprüfung der hierbei aufgestellten Thesen wird schließlich im letzten Teil der Arbeit darüber hinaus die Thematisierung der ‚Heldenjungfrauen‘ der Befreiungskriege und der ‚Amazonen‘ der Revolution von 1848/49 in literarischen Werken, die diesbezüglich als historische Dokumente von Interesse sind, genauer untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Aufgabenstellung und Leitfragen
- Über die „Polarisierung der Geschlechtscharaktere“ im 19. Jahrhundert und die Handlungsmöglichkeiten und Handlungsräume von Frauen in den Befreiungskriegen und der Revolution von 1848/49.
- Die Bewertung der kämpfenden Frauen der Befreiungskriege und der Revolution von 1848/49 in den zeitgenössischen Diskursen und deren Eingang in das kollektive Gedächtnis
- Die „Heldenjungfrauen“ der Befreiungskriege
- Kurze Bestandsaufnahme der bekannt gewordenen Fälle und deren Wahrnehmung in der zeitgenössischen Publizistik
- Die kämpfenden Frauen der Befreiungskriege in der kollektiven Erinnerung im „langen 19. Jahrhundert“
- Die Barrikadenkämpferinnen und Freischärlerinnen der Revolution von 1848/49 im Vergleich
- Kurze Bestandsaufnahme der bekannt gewordenen Fälle und deren Wahrnehmung in der zeitgenössischen Publizistik
- Die kämpfenden Frauen der Revolution von 1848/49 in der kollektiven Erinnerung im „langen 19. Jahrhundert“
- Die Darstellung der kämpfenden Frauen der Befreiungskriege und der Revolution von 1848/49 in der Literatur des „langen 19. Jahrhunderts“
- Resümee und Ausblick ins 20. Jahrhundert
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit der Wahrnehmung von kämpfenden Frauen im „langen 19. Jahrhundert“. Im Fokus stehen die „Heldenjungfrauen“ der Befreiungskriege (1813-15) und die Barrikadenkämpferinnen und Freischürlerinnen der Revolution von 1848/49. Die Arbeit untersucht die zeitgenössischen Diskurse und den Einfluss dieser Frauen auf das kollektive Gedächtnis.
- Die Rolle der kämpfenden Frauen im Spannungsfeld zwischen traditioneller Geschlechterordnung und gesellschaftlichen Wandlungsprozessen
- Die Wahrnehmung von Frauen in Waffen in der zeitgenössischen Publizistik
- Die Darstellung kämpfender Frauen in der Literatur des 19. Jahrhunderts
- Der Einfluss der „Heldenjungfrauen“ und „Amazonen“ auf das kollektive Gedächtnis
- Der Vergleich der Rezeption kämpfender Frauen in den Befreiungskriegen und der Revolution von 1848/49
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung legt die Aufgabenstellung und die Leitfragen der Arbeit dar. Sie beleuchtet die Relevanz der Thematik vor dem Hintergrund der Geschlechtergeschichte und der militärischen Entwicklung im 19. Jahrhundert. Das zweite Kapitel analysiert die „Polarisierung der Geschlechtscharaktere“ im 19. Jahrhundert und erörtert die Handlungsmöglichkeiten und Handlungsräume von Frauen in den Befreiungskriegen und der Revolution von 1848/49. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Bewertung der kämpfenden Frauen in den zeitgenössischen Diskursen und deren Eingang in das kollektive Gedächtnis. Es untersucht die „Heldenjungfrauen“ der Befreiungskriege sowie die Barrikadenkämpferinnen und Freischürlerinnen der Revolution von 1848/49. Das vierte Kapitel widmet sich der Darstellung der kämpfenden Frauen in der Literatur des „langen 19. Jahrhunderts“.
Schlüsselwörter
Kämpfende Frauen, „langes 19. Jahrhundert“, Befreiungskriege, Revolution von 1848/49, „Heldenjungfrauen“, Barrikadenkämpferinnen, Freischürlerinnen, Geschlechtergeschichte, Militärgeschichte, zeitgenössische Diskurse, kollektives Gedächtnis, Literatur, Dramen, Prosawerke.
- Citar trabajo
- Carola Katharina Bauer (Autor), 2009, Wahrnehmung von kämpfenden Frauen im ‚langen 19. Jahrhundert‘, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195221