Internationale strategische Unternehmensnetzwerke gewinnen angesichts der zunehmenden Interdependenz globaler Märkte und der verschärften wettbewerblichen Rahmenbedingungen in vielen Branchen an Bedeutung.1 Den zahlreichen Vorteilen netzwerkartiger Organisationsformen ist entgegenzusetzen, dass sich Integration und Koordination weitaus schwieriger gestalten als in Einzelunternehmen. Die wichtige Rolle von Vertrauen in der Netzwerkkoordination wird dabei weitgehend anerkannt.2 Im weitesten Sinne reduziert Vertrauen die Unsicherheit und Risiken, die mit der zwischenbetrieblichen Kooperation verbunden sind.
Die Behandlung des Themas Vertrauen als Integrationsmechanismus in strategischen Netzwerken in der Literatur ist allerdings weitgehend unausgereift. Zum einen wird Vertrauen zu oft als rein ökonomisch-rationaler Mechanismus betrachtet und die soziale Dimension vernachlässigt.3 Zum anderen wird der Prozess der Vertrauensentstehung nicht ausreichend beleuchtet. Will man Konstitutionsbedingungen für Vertrauen in Netzwerken herausarbeiten, darf dieser Entstehungsprozess nicht wie eine black box behandelt werden.
Ziel dieser Arbeit ist eine eingehende Betrachtung der Rolle von Vertrauen als Integrationsmedium in internationalen strategischen Netzwerken. Zum einen soll untersucht werden, wie Vertrauen als Koordinationsmechanismus wirkt und somit die Integration fördert. Des weiteren wird beleuchtet, wie Vertrauen durch die Handlungen der Netzwerkakteure entsteht, um daraus entsprechende Konstitutionsbedingungen abzuleiten.
Hierzu wird ein strukturationstheoretischer Ansatz gewählt4, der es ermöglicht, die rekursive Dynamik der Vertrauensbildung zwischen Struktur und Handlung analytisch zu erklären.
Zunächst stellt die Arbeit die Grundzüge von Giddens’ Strukturationstheorie als erkenntnisleitenden Ansatz dar. Danach wird der Begriff des internationalen strategischen Netzwerks definiert und Erklärungsmodelle für die Existenz von Netzwerken kurz erläutert. Daraufhin wird die Notwendigkeit der Koordination für die Netzwerkintegration dargelegt in die Rolle von Vertrauen als Medium der Koordination untersucht. Danach wendet sich die Arbeit einer Spezifizierung des Vertrauensbegriffs aus strukturationstheoretischer Perspektive zu und schafft damit die Basis für eine Untersuchung der Strukturation von Vertrauen in strategischen Netzwerken. Ebenso werden besondere Herausforderungen für die Schaffung von Vertrauen in internationalen Netzwerken betrachtet. Aus den gewonnenen Erkenntnissen werden schließlich Handlungsempfehlungen für das fokale Unternehmen des Netzwerks abgeleitet.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung, Zielsetzung und Gang der Untersuchung
- Grundzüge der Strukturationstheorie
- Integration und Vertrauen in internationalen strategischen Netzwerken
- Internationale strategische Netzwerke – Definition und Funktion
- Definition des internationalen strategischen Netzwerks
- Netzwerke als Organisationsformen aus Sicht der ökonomischen Theorie
- Vertrauen als Koordinationsmedium internationaler strategischer Netzwerke
- Koordinationsbedarf in internationalen strategischen Netzwerken
- Vertrauen als Medium der Koordination und Integration
- Strukturationstheoretische Betrachtung der Vertrauenskonstitution in internationalen strategischen Netzwerken
- Vertrauen aus strukturationstheoretischer Sicht
- Die Strukturation von Vertrauen in internationalen strategischen Netzwerken
- Struktur als Medium und Ergebnis vertrauensvollen Handelns
- Besondere Herausforderungen bei der Integration internationaler Netzwerke
- Handlungsempfehlungen an das fokale Unternehmen
- Schlussbetrachtung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Rolle von Vertrauen als Integrationsmedium in internationalen strategischen Netzwerken. Im Fokus steht die Frage, wie Vertrauen als Koordinationsmechanismus funktioniert und die Integration in Netzwerken fördert. Darüber hinaus wird beleuchtet, wie Vertrauen durch die Handlungen der Netzwerkakteure entsteht und welche Konstitutionsbedingungen sich daraus ableiten lassen. Der strukturationstheoretische Ansatz dient als theoretisches Fundament, um die rekursive Dynamik der Vertrauensbildung zwischen Struktur und Handlung zu analysieren.
- Die Bedeutung internationaler strategischer Netzwerke im Kontext globaler Märkte und wettbewerbsintensiver Branchen
- Vertrauen als Koordinationsmechanismus in internationalen Netzwerken und seine Rolle bei der Integration
- Die Entstehung von Vertrauen durch die Handlungen der Netzwerkakteure
- Die Anwendung der Strukturationstheorie zur Analyse der Vertrauensbildung in Netzwerken
- Konstitutionsbedingungen für Vertrauen in internationalen strategischen Netzwerken
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel stellt die Problemstellung, Zielsetzung und den Gang der Untersuchung vor. Es wird die Relevanz von Vertrauen als Integrationsmechanismus in internationalen strategischen Netzwerken beleuchtet.
- Das zweite Kapitel skizziert die Grundzüge der Strukturationstheorie von Anthony Giddens, die als theoretisches Fundament für die Analyse der Vertrauensbildung in Netzwerken dient.
- Das dritte Kapitel definiert den Begriff des internationalen strategischen Netzwerks und erläutert verschiedene Erklärungsmodelle für die Existenz von Netzwerken. Es beleuchtet den Koordinationsbedarf in internationalen Netzwerken und die Rolle von Vertrauen als Koordinationsmedium.
- Das vierte Kapitel behandelt die strukturationstheoretische Betrachtung der Vertrauenskonstitution in internationalen strategischen Netzwerken. Es wird die Bedeutung von Struktur als Medium und Ergebnis vertrauensvollen Handelns und die Herausforderungen bei der Integration internationaler Netzwerke diskutiert.
Schlüsselwörter
Internationale strategische Netzwerke, Vertrauen, Integration, Koordination, Strukturationstheorie, Konstitutionsbedingungen, Netzwerkakteure, Handlung, Struktur, Globalisierung, Wettbewerb.
- Citation du texte
- Karl-Guenther Illing (Auteur), 2003, Vertrauen als Integrationsmedium in internationalen strategischen Netzwerken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19525