Die Christianisierung Englands, die Ende des 6. Jahrhunderts im Norden Englands von den irischkeltischen Mönchen um Aidan und im Süden durch eine von Papst Gregor I. ausgesandte Gruppe um Bischof Augustine betrieben wurde, musste zu Beginn auf römischer Seite einige Rückschläge hinnehmen. Die anfänglich erfolgreichere Christianisierung der irisch-keltischen Mönche, die wohl auch auf die bessere Kenntnis der einheimischen Strukturen zurückzuführen ist, unterschied sich von der römischen Kirchenorganisation nicht in Punkten der Glaubenslehre, wohl aber in ihrer lockereren Klosterstruktur und im Bereich der kirchlichen disciplina, wie einem anderen Taufritus, einer anderen Tonsur und der Berechnung des Osterfestes. Anfangs stellten diese Unterschiede wegen des gemeinsamen Grundanliegens der Christianisierung kein Problem dar, doch schon bald wurden diese Fragen entscheidend für die weitere Entwicklung der angelsächsischen Kirche. Die Osterfestberechnung, die auf der Synode von Whitby zu Gunsten der römischen Kirche entschieden wurde, hatte für die weitere Geschichte Englands und für die römische Kirche fundamentale Bedeutung, denn sie ermöglichte die Wiederbegründung der angelsächsischen Kirche als eine einheitlichen, gegliederten Kirche unter dem Primat Roms. Dieses Faktum führte dazu, dass die Synode von Whitby in den Gesamtdarstellungen zur Geschichte Englands, aber auch in der Kirchen- und Papstgeschichte gebührend berücksichtigt wird.
Im Folgenden möchte ich auf Fragen des englischen Synodalwesens und auf die Osterfestberechung eingehen, um dann mittels der beiden Hauptquellen1 die Ausgangslage, den Grund und den Ablauf der Synode von Whitby nachzuzeichnen.
1 „Bede’s Ecclesiastical History of the English People“, ed. B. COLGRAVE – R.A.B. MYNORS, (Oxford 1969), Chap-ter XXV-XXVI, und „Eddius Stephanus, Life of Bishop Wilfrid“ ed. B. COLGRAVE (Cambridge 1927).
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Synode in der angelsächsischen Zeit
- Die Berechnung des Osterfestes
- Der Ablauf der Synode bei Beda und Eddius Stephanus
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Synode von Whitby im Jahr 664 und ihre Bedeutung für die Entwicklung der angelsächsischen Kirche. Sie beleuchtet die Rolle der Synoden im angelsächsischen England, die unterschiedlichen Traditionen in der Berechnung des Osterfestes, die Bedeutung der Synode von Whitby und die verschiedenen Perspektiven auf das Ereignis.
- Synoden im angelsächsischen England
- Die Berechnung des Osterfestes und ihre Bedeutung
- Die Synode von Whitby als Wendepunkt in der Geschichte der angelsächsischen Kirche
- Die Quellen für die Rekonstruktion der Synode von Whitby
- Die Folgen der Synode für die weitere Entwicklung der englischen Kirche
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorwort: Dieses Kapitel führt in das Thema der Christianisierung Englands und die Unterschiede zwischen der irisch-keltischen und der römischen Kirchenorganisation ein. Es erläutert die Bedeutung der Osterfestberechnung für die angelsächsische Kirche und die Rolle der Synode von Whitby.
- Synode in der angelsächsischen Zeit: Dieses Kapitel beleuchtet das Synodalwesen im angelsächsischen England und versucht eine Definition des Begriffs "Synode" im Kontext der angelsächsischen Zeit zu finden. Es diskutiert die Entwicklung des Synodalwesens und stellt Verbindungen zu den angelsächsischen witena gemot her.
- Die Berechnung des Osterfestes: Dieses Kapitel befasst sich mit der Berechnung des Osterfestes und der unterschiedlichen Traditionen in der angelsächsischen Kirche. Es erörtert die Bedeutung des Osterfestes als theologisches und praktisches Problem, die unterschiedlichen Berechnungsmethoden und die daraus resultierenden Konflikte.
Schlüsselwörter
Synodalwesen, angelsächsische Kirche, Osterfestberechnung, Synode von Whitby, Beda Venerabilis, Eddius Stephanus, Christianisierung Englands, irisch-keltische Tradition, römische Kirche, witena gemot, Kirchenorganisation.
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- Joseph Badde (Autor), 2003, Die Synode von Whitby im Jahr 664, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19531