Die Annahmen über die Motive und Interessen von VertreterInnen der Sozialen Arbeit haben sich im Laufe der Zeit erheblich gewandelt: Noch in den 1960er Jahren galten SozialarbeiterInnen als die „[…] tendenziell etwas weltfremden, sozial engagierten Idealisten” (Fabian/Schweikart 2003, S. 309). Als es dann in den 70er Jahren zur Politisierung der Sozialen Arbeit kam, wurde die Arbeit mit Randgruppen zum „Instrument zur gesellschaftlichen Veränderung” (ebd.). Gleichzeitig wurde in den 70ern sowohl der politische Wille, als auch der „vermeintliche Altruismus” (ebd.) der professionellen Helfer kritisch in Frage gestellt: Das Schlagwort „Helfersyndrom” (vgl. Schmidbauer 2008) wurde geboren. Etwas später, Anfang der 80er Jahre, wurden Sozialarbeitende für „partielle Aussteiger” (Fabian/Schweikart 2003, S. 309) gehalten, die „für ein normales Berufsleben nicht angepasst genug und für ein subkulturelles Aussteigerdasein nicht gebrochen genug” seien (Huber zit. nach Fabian/Schweikart 2003, S. 309).
Auf den folgenden Seiten wird nun versucht, den Motive eben jener Berufsgruppe auf den Grund zu gehen, um die sich scheinbar seit jeher zahlreiche Vermutungen und Vorurteile ranken: den Motiven der Ausübenden von Helferberufen. Dem mir eigenen Hang zur Fundamentalkritik entsprechend entschied ich schließlich, mich primär auf die – paradox bis provokant erscheinende – Frage zu konzentrieren, ob Helfen an sich egoistischem oder altruistischem Verhalten entspricht: „Ist Helfen egoistisch?”
Zur Erläuterung dieser Frage werden zunächst kurze Erklärungen zu den elementaren Begriffen „Helfen”, „Altruismus” und „Egoismus” gegeben.
Danach wird anhand zweier unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen (der neodarwinistischen Soziobiologie und der Neuronalbiologie) erörtert, ob der Mensch von Natur aus egoistisch oder kooperativ ist.
Da Wolfgang Schmidbauers bedeutendes Werk „Hilflose Helfer” (2008) die Diskussion um die Hintergründe des Helfens stark geprägt hat, wird im Anschluss auch darauf eingegangen.
Im letzten Teil dieser Arbeit werden die wesentlichen Erkenntnisse noch einmal zusammengefasst und interpretiert.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Einleitung
- 2. Ist Helfen egoistisch?
- 2.1 Egoismus, Altruismus und Helfen - Definitionen
- 2.2 Kampf oder Kooperation? - Soziobiologie und Neuronalbiologie
- 2.3 Die hilflosen Helfer? - Das Helfersyndrom
- 3. Fazit?
- Literatur
- Internetquellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit befasst sich mit den Motiven des Helfens und hinterfragt die vermeintliche Selbstlosigkeit von Menschen, die Helferberufe ergreifen. Sie analysiert, ob Helfen tatsächlich altruistisch motiviert ist oder ob egoistische Beweggründe eine Rolle spielen. Dabei werden Definitionen von Helfen, Altruismus und Egoismus erörtert und die Frage aufgeworfen, ob der Mensch von Natur aus egoistisch oder kooperativ ist. Die Arbeit greift außerdem die Erkenntnisse aus der Soziobiologie und Neuronalbiologie sowie das „Helfersyndrom“ auf, um die komplexen Aspekte des Helfens zu beleuchten.
- Motive des Helfens
- Altruismus vs. Egoismus
- Soziobiologie und Neuronalbiologie
- Das Helfersyndrom
- Beweggründe für den Helferberuf
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorwort: Die Autorin schildert ihre persönlichen Beweggründe für das Studium der Sozialen Arbeit und setzt sich kritisch mit der Rolle des Helfens im gesellschaftlichen Kontext auseinander. Sie hinterfragt die eigenen Ambitionen und die Motive, die hinter dem Wunsch, einen Helferberuf zu ergreifen, stehen.
- Einleitung: Die Autorin beleuchtet die unterschiedlichen Sichtweisen auf Sozialarbeitende und ihre Motive im Laufe der Zeit, von idealistischen Weltentrückten bis zu "partiellen Aussteigern". Sie stellt fest, dass zahlreiche Vermutungen und Vorurteile über die Motive von Menschen in Helferberufen bestehen.
- Ist Helfen egoistisch?: Dieses Kapitel befasst sich mit den Definitionen von Helfen, Altruismus und Egoismus. Es werden anhand der Soziobiologie und Neuronalbiologie unterschiedliche wissenschaftliche Perspektiven auf die Frage erörtert, ob der Mensch von Natur aus egoistisch oder kooperativ ist.
- Die hilflosen Helfer?: Dieses Kapitel analysiert das „Helfersyndrom“ und beleuchtet die Hintergründe und Folgen dieses Phänomens im Kontext des Helfens. Es wird untersucht, welche Faktoren zur Entstehung des „Helfersyndroms“ beitragen können und welche Auswirkungen es auf die Helfenden selbst hat.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Seminararbeit sind: Helfen, Altruismus, Egoismus, Soziobiologie, Neuronalbiologie, Helfersyndrom, Motivation, Helferberufe, Selbstlosigkeit, Eigennutz, Sozialarbeit, gesellschaftliche Veränderung, Randgruppen, politische Willensbildung.
- Citation du texte
- Karin Gschnitzer (Auteur), 2009, "Dir werde ich helfen!" - Ist helfen egoistisch?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195389