Wozu eigentlich Philosophie? Diese Frage ist bereits selbst eine philosophische und ihre Beantwortung deutet den eigenen Standpunkt an. In diesem Essay werden Positionen gegenübergestellt und ein aktuellen Bild in der Öffentlichkeit angedeutet.
Wozu noch Philosophie?[1]
Diese Frage sollte man sich als Student der Philosophie stellen. Nicht nur, um Argumente für ein skeptisches Gegenüber bereit zu haben, sondern auch, um sich der eigenen Position klar zu werden und die Philosophie so eventuell besser für sich nutzen zu können.
Als ich begonnen habe mich explizit mit den Aufgaben und Inhalten 'der' Philosophie für dieses Essay auseinander zu setzen, habe ich schnell gemerkt, dass ich auf ein sehr weites Feld komme, wenn ich so unkonkret frage. Ich habe die Philosophie nebst ihren Inhalten (Ethik, Moral, Logik , Erkenntnistheorie, Ästhetik etc.) auch immer als eine Methode verstanden. Doch auch die Frage nach 'der' philosophischen Methode ist „Gegenstand innerphilosophischer Debatten“[2].
Da mich persönlich die Sprachphilosophie interessiert, werde ich mich im Folgenden ausführlicher mit dem im Reader enthaltenen Text von Rudolf Carnap auseinandersetzen und versuchen so meine Position anhand der Pro- und Contra-Argumente zu diesem Text, und zum Wiener Kreis allgemein, herausarbeiten. Die kritische Theorie, im Reader vertreten durch Theodor Adorno, möchte ich nur streckenweise als Kontrast zum logischen Empirismus behandeln.
„Ein wesentlicher Zweck von Sprache ist es, der Kommunikation [...] zu dienen.“[3]
Sprache ist also u.a. ein Medium, über das wir Informationen (miteinander) austauschen können. Wir möchten mit unseren Sätzen etwas ausdrücken, in der Hoffnung, dass es unser Gegenüber versteht. Wir möchten unseren Gedanken im anderen erzeugen. Inwiefern es überhaupt möglich ist, die eigenen Grenzen durch das Medium Sprache zu überwinden, ist eine Frage. Carnap beschäftigt sich in seinem Aufsatz[4] allerdings nur mit der prinzipiellen Sinnhaftigkeit von Sätzen, also mit deren 'Inhalt/Gehalt'[5] (und nicht mit der Möglichkeit der Übergabe von Gedanken-/Sprachinhalten).
Sein Hauptvorwurf gegenüber der Metaphysik, gegen die er sich in seinem Aufsatz auflehnt, was ja bereits der Titel deutlich macht: Sie verwende Sätze, die sinnlos sind, und wälzt sich so in Scheinproblemen und gibt für diese nur Scheinlösungen.
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[1] Theodor W. Adorno, Wozu noch Philosophie?, in: Eingriffe: Neun kritische Modelle. Frankfurt a. M. 1963, Suhrkamp.
[2] Kirsten Meyer (Hrsg.), Texte zur Didaktik der Philosophie. Stuttgart 2010, Reclam, S. 8.
[3] Jörg Meibauer (et al.), Einführung in die germanistische Linguistik. Stuttgart/Weimar 20072, J.B. Metzler, S. 3.
[4] Rudolf Carnap, Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache, Erkenntnis, 2 (1931).
[5] Die Kriterien für Sinnhaftigkeit von Sätzen und Wörtern und die genauere Begrifflichkeit versuche ich im Folgenden zu erläutern und zu präzisieren.
- Citation du texte
- Lisa Atzler (Auteur), 2010, Wozu Philosophie?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195626