„Guerra das drogas no Rio de Janeiro“ („Der Drogenkrieg in Rio de Janeiro“), „Guerra do tráfico deixa 19 mortos no Rio” („Der Krieg des Drogenhandels hinterlässt 19 Tote in Rio“) oder: „Ameaça de nova guerra amedronta Rocinha” („Die Bedrohung eines neuen Krieges erschreckt Rocinha“) – dies alles sind tägliche Schlagzeilen der brasilianischen Presse. Neben den Pressevertretern1 sprechen auch Politiker häufig von einem Krieg, wenn es um die urbane Gewalt Rio de Janeiros geht. Und auch der Bevölkerungsteil, der direkt von den Gewaltauseinandersetzungen betroffen ist, hält diese Bezeichnung für durchaus realitätsnah.
Doch ist es wirklich korrekt in den dort herrschenden Drogenkonflikten und Gewaltausübungen von einem „Krieg“ zu sprechen? Ist die organisierte bewaffnete Gewalt in urbanen Zentren als neuartiges Kriegsszenarium zu bezeichnen? Auf diese Fragestellungen soll in der vorliegenden Seminararbeit eingegangen werden.
Dabei soll zunächst in Punkt 2 der Drogenkonflikt beschrieben werden, um einen kurzen Überblick über die Gesamtsituation in Rio de Janeiro zu geben. Anschließend in Abschnitt 3 sollen die am Konflikt teilhabenden Akteure dargestellt werden. Hier wird vor allem auf deren „Funktion“ und Vorgehensweise innerhalb der gewaltsamen Auseinandersetzungen eingegangen. Weiterhin sollen die einzelnen Beziehungen der verschiedenen Gewaltakteure untereinander aus den Beschreibungen hervorgehen.
Abschnitt 4 bildet den Kern dieser Seminararbeit, indem der Kriegsbegriff in verschiedenen Zusammenhängen erläutert wird und anhand dessen ein Bezug auf den brasilianischen Raum, im speziellen die Stadt Rio de Janeiro, hergestellt wird.
Die Untersuchung in Abschnitt 5 soll das „neue Verständnis“ von Krieg aufzeigen. Hierbei wird der Begriff des „Neuen Krieges“ kurz erläutert und untersucht, ob diese Bezeichnung für den Drogenkonflikt in Rio de Janeiro verwendet werden kann.
Da der brasilianische Raum bezüglich dieser Thematik in Deutschland und Europa scheinbar wenig Beachtung gefunden hat, wird größtenteils auf portugiesischsprachige Quellen Bezug genommen. Allerdings war es unmöglich diese Literatur in Deutschland zu erhalten, weshalb die Bibliographie mehrteilig aus Internetquellen besteht.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Beschreibung des Drogenkonfliktes
- Die Gewaltakteure des Drogenkonfliktes
- Die Drogenfraktionen
- Der Staat und dessen Sicherheitskräfte
- Die Milizen
- Der Kriegsbegriff in verschiedenen Kontexten
- Der Kriegsbegriff im Kontext urbaner Gewalt
- Kriegsbegriff in der Wissenschaft
- Der Kriegsbegriff in der quantitativen und qualitativen Konfliktforschung
- Rio de Janeiros Gewaltsituation - ein „Neuer Krieg“?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Verwendung des Begriffs „Krieg“ im Kontext des Drogenkonflikts in Rio de Janeiro. Ziel ist es, zu analysieren, ob die Bezeichnung „Krieg“ für die gewaltsamen Auseinandersetzungen in den Favelas zutreffend ist und ob diese als neuartiges Kriegsszenario betrachtet werden können.
- Beschreibung des Drogenkonflikts in Rio de Janeiro und seiner Ursachen
- Analyse der beteiligten Akteure: Drogenfraktionen, Staat und Milizen
- Untersuchung des Kriegsbegriffs in verschiedenen Kontexten
- Anwendung des Konzepts des „Neuen Krieges“ auf die Situation in Rio de Janeiro
- Bewertung der angemessenen Beschreibung der Gewalt in Rio de Janeiro
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach der Angemessenheit des Kriegsbegriffs im Kontext des Drogenkonflikts in Rio de Janeiro. Sie umreißt den Aufbau der Arbeit und die methodischen Vorgehensweisen.
Beschreibung des Drogenkonfliktes: Dieses Kapitel beschreibt die komplexen Ursachen der urbanen Gewalt in Rio de Janeiro. Es werden soziale Ungleichheit, wirtschaftliche Benachteiligung, kulturelle Faktoren wie Machismo und die Verfügbarkeit von Waffen und Drogen als entscheidende Faktoren genannt. Der Aufstieg Rios zu einem wichtigen Drogenumschlagplatz in den 1980er Jahren und die enormen Gewinne aus dem Drogenhandel werden als treibende Kräfte der Eskalation hervorgehoben. Die Rolle der Favelas als ideale Rückzugsgebiete für kriminelle Aktivitäten wird ebenfalls beleuchtet.
Die Gewaltakteure des Drogenkonfliktes: Dieses Kapitel identifiziert die drei Hauptakteure des Drogenkonflikts: die Drogenfraktionen, der Staat mit seinen Sicherheitskräften und die Milizen. Es beschreibt die Struktur und Funktionsweise der Drogenfraktionen, ihre Rivalitäten und ihre Methoden der Gewaltausübung. Die Rolle des Staates, insbesondere der Spezialeinheiten wie BOPE, und die Herausforderungen, denen dieser bei der Bekämpfung der Drogenkriminalität gegenübersteht, werden detailliert dargestellt. Die Kapitel betont die Komplexität der Interaktionen zwischen den Akteuren und die ambivalenten Beziehungen zwischen den Drogenfraktionen und Teilen der Bevölkerung der Favelas.
Der Kriegsbegriff in verschiedenen Kontexten: Dieses Kapitel analysiert den Kriegsbegriff aus verschiedenen Perspektiven. Es untersucht die Anwendbarkeit des Begriffs im Kontext urbaner Gewalt und vergleicht ihn mit wissenschaftlichen Definitionen von Krieg, insbesondere im Hinblick auf quantitative und qualitative Konfliktforschung. Es legt den Fokus auf die Herausforderungen, eine angemessene Begrifflichkeit für die komplexe Gewalt in Rio de Janeiro zu finden.
Rio de Janeiros Gewaltsituation - ein „Neuer Krieg“?: Dieses Kapitel untersucht, ob der Drogenkonflikt in Rio de Janeiro als „Neuer Krieg“ im Sinne neuer Formen asymmetrischer Konflikte bezeichnet werden kann. Es analysiert die Charakteristika des Konflikts im Hinblick auf die Merkmale des „Neuen Krieges“ und bewertet, inwiefern der Begriff eine adäquate Beschreibung der Situation darstellt.
Schlüsselwörter
Drogenkrieg, Rio de Janeiro, urbane Gewalt, Favelas, Drogenfraktionen, Comando Vermelho, Terceiro Comando, Milizen, Staatliche Sicherheitskräfte, BOPE, Neuer Krieg, Asymmetrischer Konflikt, soziale Ungleichheit, Waffengewalt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Der Drogenkonflikt in Rio de Janeiro – Ein „Neuer Krieg“?
Was ist der Gegenstand der Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Verwendung des Begriffs „Krieg“ im Kontext des Drogenkonflikts in Rio de Janeiro. Sie analysiert, ob die Bezeichnung „Krieg“ für die gewaltsamen Auseinandersetzungen in den Favelas zutreffend ist und ob diese als neuartiges Kriegsszenario (‚Neuer Krieg‘) betrachtet werden können.
Welche Themen werden in der Seminararbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Beschreibung des Drogenkonflikts in Rio de Janeiro und seiner Ursachen; Analyse der beteiligten Akteure (Drogenfraktionen, Staat und Milizen); Untersuchung des Kriegsbegriffs in verschiedenen Kontexten; Anwendung des Konzepts des „Neuen Krieges“ auf die Situation in Rio de Janeiro; Bewertung der angemessenen Beschreibung der Gewalt in Rio de Janeiro.
Welche Akteure werden im Drogenkonflikt in Rio de Janeiro betrachtet?
Die Arbeit identifiziert drei Hauptakteure: die Drogenfraktionen (z.B. Comando Vermelho, Terceiro Comando), den Staat mit seinen Sicherheitskräften (insbesondere BOPE), und die Milizen. Die komplexen Interaktionen und ambivalenten Beziehungen zwischen diesen Akteuren werden analysiert.
Wie wird der Kriegsbegriff in der Seminararbeit behandelt?
Die Arbeit analysiert den Kriegsbegriff aus verschiedenen Perspektiven: im Kontext urbaner Gewalt, anhand wissenschaftlicher Definitionen und im Hinblick auf quantitative und qualitative Konfliktforschung. Sie beleuchtet die Herausforderungen, eine angemessene Begrifflichkeit für die komplexe Gewalt in Rio de Janeiro zu finden.
Wird der Drogenkonflikt in Rio de Janeiro als „Neuer Krieg“ bezeichnet?
Die Arbeit untersucht, ob der Drogenkonflikt als „Neuer Krieg“ im Sinne neuer Formen asymmetrischer Konflikte bezeichnet werden kann. Sie analysiert die Charakteristika des Konflikts im Hinblick auf die Merkmale des „Neuen Krieges“ und bewertet die Angemessenheit dieser Bezeichnung.
Welche Ursachen für den Drogenkonflikt in Rio de Janeiro werden genannt?
Die Arbeit nennt soziale Ungleichheit, wirtschaftliche Benachteiligung, kulturelle Faktoren (wie Machismo), die Verfügbarkeit von Waffen und Drogen, den Aufstieg Rios als wichtigen Drogenumschlagplatz und die enormen Gewinne aus dem Drogenhandel als entscheidende Faktoren für die Eskalation der Gewalt.
Welche Kapitel umfasst die Seminararbeit?
Die Seminararbeit umfasst folgende Kapitel: Einleitung, Beschreibung des Drogenkonflikts, Die Gewaltakteure des Drogenkonflikts, Der Kriegsbegriff in verschiedenen Kontexten, Rio de Janeiros Gewaltsituation - ein „Neuer Krieg“?, Fazit.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Seminararbeit?
Schlüsselwörter sind: Drogenkrieg, Rio de Janeiro, urbane Gewalt, Favelas, Drogenfraktionen, Comando Vermelho, Terceiro Comando, Milizen, Staatliche Sicherheitskräfte, BOPE, Neuer Krieg, Asymmetrischer Konflikt, soziale Ungleichheit, Waffengewalt.
- Citation du texte
- Jenny Fischer (Auteur), 2009, Drogen und urbane Gewalt in Brasilien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195778