Aus lernpsychologischer Sicht ist die aktive Denkleistung der Lernenden eine Voraussetzung für den Schriftspracherwerb. Dennoch scheint die Debatte bezüglich der Hinführung zur Schrift nicht beendet. Bis heute entwickelten sich drei Konzeptionen des Schriftspracherwerbs: lehrgangsorientiert (die Fibel, z.B. Bücherwurm), lernwegsorientiert (mit einer An-/ Lauttabelle, z.B. TINTO) und schriftstrukturellorientiert (durch ein Strukturmodell, z.B. silbenanalytische Methode).
Die letztgenannte Konzeption fordert seitens der Schüler eine hohe aktive Eigenleistung beim Erwerb der Schriftsprache. Die Besonderheit liegt darin, dass die Kinder neben der Schrift zugleich die Orthographie erwerben. Die Gesetzmäßigkeiten der Schrift sind Regularitäten, die zwar das Lesen erleichtern, jedoch zuvor kognitiv angeeignet werden müssen. (vgl. Bredel/ Röber 2011: 5) Dabei berücksichtigt die schriftstrukturellorientierte Konzeption die Erkenntnisse kognitivistischer Theorien, d.h. die Kinder lernen mithilfe der produktiven Nutzung ihres Vorwissens: [...].
Auf dieser Basis entwickelte Christa Röber die silbenanalytische Methode unter Berücksichtigung der orthographietheoretischen Modellierungen von Utz Maas (vgl. Maas 1999) [...]. Im Jahr 2000 [wurde] die erste Auflage von ABC der Tiere veröffentlicht. Es folgten weitere Silbenfibeln, z.B. Karibu, Piri und Jo-Jo. Aufgrund dieser Entwicklung entstehen für die Autorin folgende Fragestellungen: Orientieren sich die Silbenfibeln an den Vorstellungen Röbers - eines silbenanalytischen Unterrichts des Schriftspracherwerbs - oder steht eine andere Konzeption im Vordergrund? Weshalb bezeichnen sich diese Lehrwerke als Silbenfibeln und worin unterscheiden sie sich?
Im Rahmen dieser Seminararbeit werden zwei ausgewählte Silbenfibeln anhand der zuvor gestellten Fragen untersucht: ABC der Tiere (2010) und Piri (2008). Hierfür erhält der Leser im folgenden Kapitel eine kurze Einführung über die silbenanalytische Methode. In dem dritten Kapitel wird aufgezeigt, wie die kritische Betrachtung der ausgewählten Silbenfibeln erfolgen wird: Zum einen mithilfe eines Leitfadens und zum anderen durch eine Wortmaterialanalyse. Im vierten Kapitel werden diese erarbeiteten Methoden während der Analyse der Sil-benfibeln umgesetzt. Im Anschluss werden die Erkenntnisse in einem Fazit zusammengetragen und auf weitere Fragestellungen im Ausblick hingewiesen, um Entwicklungsschwerpunkte zukünftiger Silbenfibeln hervorzuheben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die silbenanalytische Methode
- Analyseplanung
- Leitfaden zur Methodenprüfung
- Raster zur Untersuchung des Wortmaterials
- Fibelanalyse
- Silbenfibel: ABC der Tiere (2010)
- Konzeption und methodische Umsetzung
- Das verwendete Wortmaterial
- Silbenfibel: Piri (2008)
- Konzeption und methodische Umsetzung
- Das verwendete Wortmaterial
- Silbenfibel: ABC der Tiere (2010)
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Präsenz der silbenanalytischen Methode in zwei ausgewählten Silbenfibeln: ABC der Tiere (2010) und Piri (2008). Die Arbeit soll die Frage klären, ob sich diese Fibeln an den Prinzipien der silbenanalytischen Methode orientieren, wie sie von Christa Röber entwickelt wurde. Darüber hinaus wird analysiert, inwiefern die Fibeln sich von anderen Konzeptionen des Schriftspracherwerbs abgrenzen.
- Die Konzeption und methodische Umsetzung der silbenanalytischen Methode
- Die Analyse des Wortmaterials in den beiden Silbenfibeln
- Der Vergleich der Fibeln mit der silbenanalytischen Methode
- Die Relevanz der silbenanalytischen Methode für den Schriftspracherwerb
- Entwicklungsschwerpunkte zukünftiger Silbenfibeln
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung der aktiven Denkleistung für den Schriftspracherwerb heraus und führt verschiedene Konzeptionen des Schriftspracherwerbs ein, darunter die silbenanalytische Methode. Es wird argumentiert, dass die silbenanalytische Methode die aktiven Lernfähigkeiten der Kinder durch die Einbeziehung von vorschulischem Vorwissen und die Vermittlung von orthographischen Regeln fördert.
Im zweiten Kapitel wird die silbenanalytische Methode von Christa Röber im Detail vorgestellt. Die Methode basiert auf der Annahme, dass Kinder bereits im Vorschulalter die Sprache in Silben zerlegen können und somit die Silbe als erste bedeutungstragende Einheit im Schriftspracherwerb steht. Die Methode wird durch das Häusermodell veranschaulicht, welches die Struktur von Wörtern und die Regularitäten der deutschen Orthographie visualisiert.
Im dritten Kapitel wird die Analyseplanung für die Untersuchung der beiden Silbenfibeln erläutert. Ein Leitfaden zur Methodenprüfung, der von Röber entwickelt wurde, dient als Grundlage für die Analyse der methodischen Zugriffsweise der Fibeln.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Analyse der beiden Silbenfibeln: ABC der Tiere und Piri. Es wird untersucht, welche sprachdidaktische Konzeption in den Handbüchern der Fibeln angegeben und umgesetzt wird. Die Ergebnisse des Vergleichs mit der silbenanalytischen Methode werden vorgestellt.
Schlüsselwörter
Silbenanalytische Methode, Schriftspracherwerb, Silbenfibel, ABC der Tiere, Piri, Christa Röber, Orthographie, Häusermodell, Wortmaterialanalyse, Sprachdidaktik.
- Quote paper
- BA Jennifer Lorz (Author), 2012, Die Präsenz der silbenanalytischen Methode in den Silbenfibeln "Piri" und "ABC der Tiere", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/195891