Die zunehmende Verschuldung bundesdeutscher, als auch europäischer Gemeinden führte in jüngster Vergangenheit vielfach dazu, dass öffentliche Versorgungsbetriebe kurzerhand an international agierende Konzerne veräußert wurden und damit deren betriebswirtschaftlichen Kalkülen unterlagen. Ein europäisches Beispiel: 1999 hat die hoch verschuldete Stadt London Thames Water, einen der größten kommunalen Versorgungsbetriebe der Welt, an das deutsche Energieunternehmen RWE verkauft. Die volkswirtschaftlichen Lehren, die inzwischen aus dieser Transaktion gezogen werden können, zeigen unverblümt das wahre Gesicht der freien Marktwirtschaft. Selbstredend stiegen zunächst die Gehälter und auch die Preise für die Verbraucher fielen. Die Infrastruktur hingegen wurde zunehmend vernachlässigt. Einige Wasserleitungen blieben und wurden dadurch derart marode, dass in manchen Vierteln der Leitungsdruck bald nicht einmal mehr ausreichte, um auch höher gelegene Etagen zu versorgen. Die Administration Blair reagierte im April 2006 auf das Fehlverhalten des Konzerns mit der Gründung der staatlichen Regulierungsbehörde Ofwat, die dem Unternehmen hohe Investitionen und Obergrenzen bei den Renditen vorschrieb und Strafzahlungen einforderte, woraufhin RWE den baldigen Verkauf beschloss. Seit Oktober 2006 ist das Unternehmen nun im Besitz von Kemble Water, eines Konsortiums unter Leitung eines australischen Investmentfonds. Bis heute mangelt es an wichtigen Investitionen. Im interdisziplinären Forschungsbereich der Politik- als auch Wirtschaftswissenschaften eignet sich das Beispiel und die Evidenz der Frischwasserversorgungsproblematik hervorragend um die Bedeutsamkeit der meist abstrakten Diskussionen nach einer neuen ökonomischen Zukunft, also der Frage nach den politisch definierten Kriterien (institutionelle Designs), unter denen die beteiligten Akteure ebenen jene gemeinsamen Aktivitäten entfalten können, die eine ökonomisch effiziente und gleichzeitig ökologisch sinnvolle Ressourcenallokation endlicher Güter zur Folge hat, zu veranschaulichen. In meiner Hausarbeit möchte ich deshalb zunächst mithilfe der Spieltheorie und des ökonomischen Prinzips die Kollektivgutproblematik detailliert beschreiben, um anschließend auf den, insbesondere durch Elinor Ostrom angestoßenen Alternativansatz lokaler Selbstverwaltung einzugehen,
Inhaltsverzeichnis
- PROLOG
- KLASSISCHE GÜTERTYPOLOGIE UND ALLMENDENRESSOURCEN
- ÖKONOMISCHE ERKLÄRUNGSMODELLE DER KOLLEKTIVGUTPROBLEMATIK
- DAS ANEIGNUNGSPROBLEM - GARRET HARDINS „TRAGÖDIE DER ALLMENDE“
- DAS BEWAHRUNGSPROBLEM - MANCUR OLSONS „LOGIK Kollektiven HANDELNS“
- DER ANSATZ DER NEUEN INSTITUTIONENÖKONOMIE
- VOM VERSICHERUNGSSPIEL ZUM GEMEINSCHAFTSSPIEL – DIE BEDEUTUNG DES SOZIALKAPITALS
- ELINOR OSTROM UND DIE ÜBERLEGENHEIT LOKALER SELBSTVERWALTUNG
- INSTITUTIONELLE DESIGNS ZUR LÖSUNG ÖRTLICHER ALLMENDENPROBLEMATIKEN
- KRITISCHE WÜRDIGUNG
- EPILOG
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage nach einer neuen ökonomischen Zukunft und untersucht dabei den Ansatz der neuen Institutionenökonomie, insbesondere den von Elinor Ostrom entwickelten Ansatz der lokalen Selbstverwaltung, als Lösung für die Kollektivgutproblematik. Der Fokus liegt auf der Analyse der Frischwasserversorgung als Allmendesressource und der Evaluation der institutionellen Designs, die eine nachhaltige Ressourcenwirtschaft gewährleisten können.
- Kollektivgutproblematik und Allmendenressourcen
- Theorien von Garrett Hardin und Mancur Olson
- Die neue Institutionenökonomie und die Rolle von Elinor Ostrom
- Institutionelle Designs für lokale Selbstverwaltung
- Ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit der Frischwasserversorgung
Zusammenfassung der Kapitel
Der Prolog führt in die Problematik der Privatisierung öffentlicher Versorgungsbetriebe am Beispiel der Wasserversorgung in London ein und zeigt die daraus resultierenden volkswirtschaftlichen Herausforderungen auf. Kapitel 2 definiert den Begriff „Gut“ und unterscheidet zwischen Kollektivgütern und Individualgütern, wobei der Fokus auf Allmendenressourcen als Quasikollektivgütern liegt. In Kapitel 3 werden die ökonomischen Erklärungen der Kollektivgutproblematik anhand der Theorien von Garrett Hardin und Mancur Olson erläutert. Kapitel 4 stellt den Ansatz der neuen Institutionenökonomie vor und konzentriert sich dabei auf die Bedeutung von Sozialkapital und die Überlegenheit lokaler Selbstverwaltung im Sinne des Subsidiaritätsprinzips. Dieses Kapitel analysiert auch institutionelle Designs, die zur Lösung lokaler Allmendenprobleme beitragen können, und bietet eine kritische Würdigung des Ansatzes von Elinor Ostrom.
Schlüsselwörter
Kollektivgüter, Allmendenressourcen, Tragödie der Allmende, Logik des Kollektiven Handelns, Neue Institutionenökonomie, Elinor Ostrom, lokale Selbstverwaltung, Subsidiaritätsprinzip, Frischwasserversorgung, Nachhaltigkeit.
- Quote paper
- Thomas Beck (Author), 2011, Neue ökonomische Zukunft?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196349