Was kennzeichnet die heutige Gesellschaft Lettlands?

Ein soziologischer Blick auf Lettland: Soziale Situation, Bevölkerungsentwicklung, politische Situation und Armut


Seminararbeit, 2012

14 Seiten, Note: sehr gut


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Bevölkerung und Bevölkerungsentwicklung

3 Politische Situation

4 Produktion und Energie

5 Gesellschaft Lettlands
5.1 Gesellschaft Lettlands - Lettland – eine gespaltene Gesellschaft
5.2 Lettland – eine unikale Gesellschaft - von Frauen dominiert?
5.3 Soziales Drama und steigende Kriminalität in Lettland
5.4 Armutsgefährdung in Lettland und Vergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten

6 Zusammenfassung und persönlicher Ausblick

7 Literaturverzeichnis

8 Internetquellen

1 Einleitung

Lettland ist ein baltischer Staat und grenzt im Westen an die Ostsee, im Norden an Estland, im Osten an Russland, im Südosten an Weißrussland und im Süden an Litauen. Das Land liegt im kühl-gemäßigten Klimabereich, mit sehr kalten Wintern und kühlen Sommern. Die Hauptniederschlagsmenge fällt im Frühsommer. Lettland weist eine Fläche von 64 600km² auf. 40% der Fläche werden landwirtschaftlich und 46% forstwirtschaftlich genutzt. Etwa 3% der Staatsfläche werden durch Gewässer bedeckt. 49% der Bevölkerung lebt auf 1% der Gesamtfläche, nämlich in den sechs größten Städten. Insgesamt wohnen etwa 2,3 mio Einwohner in Lettland, das entspricht 35 Einwohner pro km². Im Vergleich hat Österreich 100 Einwohner pro km².[1] Somit ist Lettland relativ dünn besiedelt.

Die lettische Identität ist stark vom Wunsch nach Unabhängigkeit geprägt. Mit dem Auftreten der Missionare und Kreuzritter Ende des 12. Jahrhunderts, begann eine Jahrhunderte dauernde Unterdrückung. Mit den Besetzern kamen fremde Kulturen und Sprachen ins Land, vor allem die der Deutschen und der Russen. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Leibeigenschaft abgeschafft und die Letten durften sich frei in ihrem Land bewegen. Die erste mühsam erkämpfte Unabhängigkeit wurde 1941 ein jähes Ende gesetzt durch den Hitler-Stalin Pakt. Die Sowjets marschierten ein. Danach erfolgte die Besetzung durch die Deutschen und 1945 kamen wieder die Russen. Erst 1991 wurde Lettland wieder unabhängig. Aber der von der Bevölkerung erwartete Wohlstand blieb aus. Wachsende Arbeitslosigkeit machten den Letten zu schaffen. Mit EU-Beitritt Lettlands 2004 kehrte verstärktes Wirtschaftswachstum ein, welches aber durch die Wirtschaftskrise 2008 stark gebremst wurde. Langsam erholt sich der Arbeitsmarkt wieder, nicht zuletzt durch die Abwanderung von 0,7% der Letten ins Ausland.[2]

Die Zielesetzung der vorliegenden Arbeit ist es folgende Fragestellung zu bearbeiten: „Was kennzeichnet die heutige Gesellschaft Lettlands?“ Dabei soll auf die soziale Situation Lettlands näher eingegangen werden. Wichtige Punkte sind die Bevölkerungsentwicklung, die politische Situation, Problempunkte in der Gesellschaft und die Armut. Nachdem diese Arbeit mit einer Exkursion unter anderem nach Lettland verbunden ist, werden auch persönliche Eindrücke erörtert werden.

Die verwendete Literatur setzt sich einerseits aus den Reiseführern Dumont Reisetaschenbuch mit dem Autor Jochen Könneckeund, Knaurs Kulturführer mit Marianne Mehling und Lettland von Klemens Ludwigs. Ausserdem wurden Internetquellen wie Wikipedia und Eurostat verwendet. Für die gesellschaftlichen Probleme wurden die Arbeiten von Axel Reetz herangezogen.

2 Bevölkerung und Bevölkerungsentwicklung

Neben derlettischenMehrheitsbevölkerung (62,1%) gibt es eine starkerussischeMinderheit (26,9%) und kleine, meist russischsprachige Gruppen wieWeißrussen(3,3%) undUkrainer(2,2%) sowiePolen(2,2%) undLitauer(1,2%).

Dazu kommen die Minderheiten der über 2.000Suitiund der ca. 170Liven(vor allem inRigaund einigenkurländischenKüstendörfern).[3]

Die Bevölkerungsentwicklung war vor allem bei den beiden Hauptvolksgruppen, den Letten und Russen, spektakulär.

1935 hatten die Letten einen Anteil von 77% an der Gesamtbevölkerung und die Russen 8,8%. Hier muss man in der Zeitgeschichte auf das Jahr 1939 zurückgehen. Mit dem Hitler-Stalinpakt 1939 wurde Lettland den Russen überlassen. Hitler zog seine Deutschen heim ins Reich zurück. Die Russen fingen dann 1941 mit der ersten Deportierungswelle an, indem sie 15 000 Lettn nach Sibirien verbrachten. 1941 besetzt die deutsche Wehrmacht Lettland und tötet bis 1944 94 000 Juden. 1944 gibt es noch schwere Kämpfe der Deutschen gegen die Sowjets auf lettischen Boden. Das Schlimme daran war, dass sowohl die Deutschen als auch die Russen Letten rekrutierten und diese somit gegeneinander kämpfen mussten. Nach Kriegsende 1945 besetzte die Rote Armee wieder Lettland. 1949 wurden 53 000 Letten nach Sibirien und Vorderasien deportiert. Im Gegenzug wurde Russen nach Lettland zwangsumgesiedelt. 1989 waren nur 52% der Bevölkerung Letten, aber 34% Russen. Erst nach der Unabhängigkeitserklärung 1991 ging es wieder aufwärts mit dem Lettenanteil. 2011 waren es 62,1% Letten und 26,9% Russen. Die restlichen 11% verteilen sich auf die Minderheiten wie Weißrussen, Esten, Litauer, Deutsche, Roma, Tartaren, Juden, Suiti, Liven und Polen.[4]

3 Politische Situation

Lettland ist eine parlamentarische Demokratie, hat also die gleiche Regierungsform wie Österreich oder auch der Nachbarstaat Litauen. Die Führung der Staatsgeschäfte, vor allem jedoch die internationale Repräsentation, sind die wichtigsten Aufgaben des Präsidentenamtes, das die gewählte Regierung ernennt und entlässt.

Der amtierende Präsident, Andris Berzins, fungiert zugleich als Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Die Regierungsaufgaben und die Führung des Kabinetts übernimmt jedoch derMinisterpräsident, den die jeweils stärkste Fraktion im Parlament (Saeima) stellt und der von den 100 Abgeordneten gewählt wird.

DasKabinettbesteht aus 17 Ministerien, den Vorsitz führt der Premierminister, außerdem gehören dem Kabinett die jeweiligen Staatssekretäre sowie die Fraktionsvorsitzenden der regierenden Parteien an, die jedoch über kein Stimmrecht verfügen.

Der Präsident nimmt regelmäßig an Sitzungen des Kabinetts und auch derSaeimateil. Die amtierende RegierungDombrovskis IIItrat im Oktober 2011 ihr Amt an. Vom politischen Spektrum ist die Regierungskoalition als Mitte-Rechts einzuordnen. Er regiert eine Dreier-Koalition bestehend aus der „Partei der Einigkeit“, der „Reformpartei“ und der „Neuen Allianz“. Die Neue Allianz ist eine rechtsextreme Partei und ist eher ein Lückenbüßer um die Gewinnerpartei der letzten Wahl, dem „Harmoniezentrum“, welches prorussisch ist, aus der Regierung heraus zu halten. Die Parteienlandschaft ist vielfältig, es tummeln sich mindestens 15 Parteien im Land. Auffällig ist, dass viele von ihnen in ihrer Namensbezeichnung Freiheit oder Menschenrechte haben. Wieder ein Kennzeichen, dass Lettland sehr großen Wert auf Unabhängigkeit legt.

Die Außenpolitik Lettlands ist westlich orientiert; die Beziehungen zu Russland sind eher angespannt.

Lettland ist nach der Entscheidung auf demEU-Gipfeltreffen am 13. Dezember 2002 inKopenhagenzum 1.Mai 2004 mitneun weiteren Staatenin dieEuropäische Unionaufgenommen worden. In einemReferendumam 20. September 2003 stimmte die wahlberechtigte lettische Bevölkerung diesem Vorhaben mit knapp 67% zu. Im Zuge derNATO-Osterweiterungwurde Lettland im April 2004 Mitglied derNATO. Die Lettischen Streitkräftesind die bewaffneten Streitkräfte der Republik Lettland. Sie unterstehen dem lettischen Verteidigungsministerium.[5]

4 Produktion und Energie

Das verarbeitende Gewerbe trägt ein Viertel zum BIP Lettlands bei. Wichtige Industriezweige sind:

- Maschinen- und Fahrzeugbau: Waggons, Omnibusse, Waschmaschinen
- Nahrungsmittelindustrie
- Metalle und Metallprodukte
- Textilindustrie
- Holzverarbeitung und Papier
- Dünger

Lettland erzeugt Elektrizität zu über einem Drittel (38%) aus Wasserkraft, die aus drei Wasserkraftwerken an der Daugava stammt. Die restliche selbst erzeugte Elektrizität stammt aus zwei großen Verbrennungskraftwerken bei Riga (TEC-1 und TEC-2), die Erdgas und, falls Erdgas in Notfällen nicht verfügbar sein sollte, Schweröl (Masut) verbrennen. Torf ist (neben Holz) der einzige primäre Brennstoff, den Lettland selbst produziert, und trägt ein gutes Fünftel zur Energie aus fossilen Brennstoffen bei. Erdöl, Erdgas und Kohle müssen vollständig (meist aus Russland) importiert werden. Ein geringer Teil des Energiebedarfs wird durch importierten Strom aus Estland (Strom aus Ölschieferkraftwerken bei Narva) gedeckt. Die deutsche Firma Preussen Elektra hat zwar bereits 1995 einen Pilot-Windpark an der Grenze zu Estland bei Ainaži errichtet, dem ein größeres Projekt bei Liepāja (deutsch: Libau ) gefolgt ist, doch ist die Einspeisung von Windenergie vernachlässigbar gering. Der lettische Energieversorger Latvenergo ist am Kernkraftwerksprojekt Visaginas beteiligt, welches von den Baltischen Staaten und Polen gemeinsam verfolgt wird.

[...]


[1] Vgl. Mehling, Marianne, Knaurs Kulturführer in Farbe, Estland, Lettland, Litauen. Droemer Knaur. Ostfildern ²2006. 32.

[2] Vgl. Könnecke, Jochen, Rubzov, Vladislav, Lettland. Dumont Reisetaschenbuch. DuMont Reiseverlag. Osterfildern ² 2006. 32.

[3] Vgl. Mehling, M., Knaurs Kulturführer. 33-34.

4 Vgl. Ludwig, Klemens, Lettland. (=Beck’sche Reihe; Länder; 882). Beck, München 12000.

[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Lettland

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Was kennzeichnet die heutige Gesellschaft Lettlands?
Untertitel
Ein soziologischer Blick auf Lettland: Soziale Situation, Bevölkerungsentwicklung, politische Situation und Armut
Hochschule
Universität Wien  (Historische Theologie)
Veranstaltung
Kirchennachbar Baltikum
Note
sehr gut
Autor
Jahr
2012
Seiten
14
Katalognummer
V196423
ISBN (eBook)
9783656225966
ISBN (Buch)
9783656225560
Dateigröße
593 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lettland-soziale Probleme, Frauenüberschuß, gespaltene Gesellschaft
Arbeit zitieren
DI.Mag.Dr. Robert Fischer Dr. (Autor:in), 2012, Was kennzeichnet die heutige Gesellschaft Lettlands?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196423

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