Deutschlands Konzerthäuser blühen wieder. Das Bürgertum findet darin seine geistige und emotionale Heimat. Der Intendant des Berliner Konzerthauses, Sebastian Nordmann, meint: „Japaner und Amerikaner besuchen das Heidelberger Schloss, gehen durchs Brandenburger Tor und hören Musik in unseren Konzerthäusern, um uns Deutsche zu verstehen.“1 Dies war nicht immer so, noch vor ein paar Jahren befand sich das „klassische“ Konzertwesen in einer Krise. Allerdings befand sich nicht die klassische Musik als solche in einer Krise, sondern ihre überwiegend eindimensionale Präsentation. Daraufhin hat sich das Konzertwesen dem neuen Geist der Zeit etwas angepasst, um neue Besucherschichten zu erreichen. Auf das Publikum zuzugehen war ein wichtiger Schritt, denn, um mit den Worten Sir Simon Rattles, dem Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, zu sprechen: „Kultur heißt, entdecken, Kultur heißt aber auch, tätig sein.“2 Im Folgenden möchte ich nun erläutern, wie sich das Konzert aus der Krise befreien konnte. 1 Thomas Vitzthum, „Ta, Ta, Ta, Taaaa!“, Essay: Teil 30, Die Welt, 06. Februar 2010. 2 Nicole Staudacher, Das Konzert. Konzert-Parameter – Entdecken und tätig sein, Abschlussarbeit im Rahmen des Jugendreferentenseminars WEST in Innsbruck 2005/2006, hier: S. 2. (http://www.winds4you.at/files/Das_Konzert.pdf)
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Hauptteil
Fazit
Einleitung
Deutschlands Konzerthäuser blühen wieder. Das Bürgertum findet darin seine geistige und emotionale Heimat. Der Intendant des Berliner Konzerthauses, Sebastian Nordmann, meint: „Japaner und Amerikaner besuchen das Heidelberger Schloss, gehen durchs Brandenburger Tor und hören Musik in unseren Konzerthäusern, um uns Deutsche zu verstehen.“[1] Dies war nicht immer so, noch vor ein paar Jahren befand sich das „klassische“ Konzertwesen in einer Krise. Allerdings befand sich nicht die klassische Musik als solche in einer Krise, sondern ihre überwiegend eindimensionale Präsentation. Daraufhin hat sich das Konzertwesen dem neuen Geist der Zeit etwas angepasst, um neue Besucherschichten zu erreichen. Auf das Publikum zuzugehen war ein wichtiger Schritt, denn, um mit den Worten Sir Simon Rattles, dem Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, zu sprechen: „Kultur heißt, entdecken, Kultur heißt aber auch, tätig sein.“[2] Im Folgenden möchte ich nun erläutern, wie sich das Konzert aus der Krise befreien konnte.
Hauptteil
Ein Konzert soll sowohl Kultur vermitteln als auch unterhalten. Außerdem soll es seinen Zuhörern etwas Beibringen und sie Erziehen. Wichtige Bestandteile eines Konzertes sind die Musik, die Musiker, das Publikum und natürlich der Veranstaltungsort. Das Publikum geht mit einem gewissen Grade an Vorwissen und Erziehung in ein Konzert. Die Zuhörer müssen mit ihrer vollen Aufmerksamkeit in einem Konzertsaal sitzen, sich konzentrieren, öffnen und für die gespielte Musik interessieren. Die Formvorschriften und der Verhaltenskodex eines Konzerts hat sich in den vergangenen Jahren zwar etwas gelockert, trotzdem existieren noch einige. Die Normen und Konventionen der Gesellschaft haben noch immer bestand, zumindest was die Rituale in einem Konzert angeht, die sich durch Gruppendynamik übertragen.
Allerdings führten genau diese Rituale zu einer Krise des Konzerts. Viele Zuhörer fühlten sich durch die, für alle bindenden Rituale, bevormundet und in ihrer Entscheidungsfreiheit bedrängt. Auch führte der leichtere Zugang zu Konzerten, zu denen auch viele Touristen aus verschiedenen Ländern kamen, zu einer Vielzahl von Ritualen aus anderen Ländern. Der gesellschaftliche Wandel hin zur Musik in der Konserve führte zu einer straken Konkurrenz für das Konzert. Die Ware Musik kann man nun auch über das Internet einkaufen, indem man einfach nur zu Hause sitzt und sich aussucht was man hören möchte. Auch war eine zunehmende Überalterung des Publikums zu erkennen.
Das Entstehen des bürgerlichen Konzerts war der Zeitpunkt des Eintrittnehmens in die gehobene Gesellschaft. Dort fanden Austauschmechanismen statt und die „Ware Konzert“ war geboren. Mit der Industrialisierung kamen auch neue Möglichkeiten der Rezeption auf den Markt. Musik konnte man nun aufnehmen und verbreiten. So waren Vergleichsmöglichkeiten und Perfektionierung eines Werkes einfacher durchzuführen. Dadurch ist Musik nicht mehr etwas Exklusives, das mit größter Ehrfurcht erlebt wird und für welches man sich fein macht. Musik fließt durch unsere Adern und durch unseren Alltag. Das Ziel muss es sein, ein musikalisches Ereignis wie das Konzert, energiegeladen und spannend zu halten. Deshalb gelten für traditionelle Kulturveranstalter vier Ziele: Die Begeisterung für ein Konzert soll kommuniziert werden. Außerdem soll das künstlerische Niveau vermittelt werden. Dabei sollte die Einmaligkeit unterstrichen werden undjede Kulturveranstaltung ein Ort der Begegnung und des Dialoges sein.[3]
Laut Dr. Hans Christian Schmidt - Banse, Professor für Musikwissenschaft an der Universität Osnabrück, liegt das öffentliche Konzertwesen im Koma. Es sei verbraucht und sterbe langsam vor sich hin. Dies liege, so Schmidt - Banse, daran, dass es wie noch vor Jahrzehnten sein immer gleiches stumpfsinniges Ritual zelebriert.[4] Die rasante Entwicklung der modernen Kommunikationstechnik innerhalb der letzten Jahre hat die Wahrnehmungsanforderung massiv verändert. Alles, was im Konzert angeboten wird, kann auch zu Hause konsumiert werden. Aberjedes Konzert hat ein unersetzbares Plus: das Live - Erlebnis, den direkten Zugang zur Kunst. Trotzdem muss nicht gespielt werden, was das Publikum hören möchte, vielmehr ist es die Pflicht immer wieder neue Impulse zu setzen.[5] Das Publikum möchte immer mehr über die Vielfalt der Kunst erfahren. Hierbei sind einige dramaturgische Hinweise unumgänglich: Der Erlebnischarakter ist besonders wichtig, kein Konzert darf mit einem „erhobenem Zeigefinger“ ablaufen. Die Musik muss mitreißen, aber auch Ruhe ausstrahlen. Sie muss Bewegungen auslösen und auch Spaß und Vergnügen dürfen im Konzert nicht fehlen. Denn die Motive, Intentionen und Erwartungen an ein Konzert sind Freude, Genuss, Spaß und Unterhaltung. Des weiteren sucht das Publikum Vertrautheit in den
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[1] Thomas Vitzthum, „Ta, Ta, Ta, Taaaa!“, Essay: Teil 30, Die Welt, 06. Februar 2010.
[2] Nicole Staudacher, Das Konzert. Konzert-Parameter - Entdecken und tätig sein, Abschlussarbeit im Rahmen des Jugendreferentenseminars WEST in Innsbruck 2005/2006, hier: S. 2. ihttp://www.winds4you.at/files/Das_Konzert.pdf)
[3] Nicole Staudacher, Das Konzert, hier: S. 2.
[4] Ebd., hier: S. 5.
[5] Ebd., hier: S. 6.
- Quote paper
- Stefanie Wieczorek (Author), 2010, Das Konzert. Vergangenes Medium des Bürgertums oder neuentdecktes Erlebnis?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196457