Library Goes Hollywood oder Wie kommt die Berliner Staatsbibliothek nach Köln?

Ein Überblick über Bibliotheken im Film


Textbook, 2012

180 Pages


Excerpt


„Ich finde Bibliotheken wahnsinnig erotisch!“

Bibliotheken im Film[1]

Von Ingo Tornow

Läßt man Bibliotheken im Film Revue passieren, fällt sofort die Ironie in der Szene aus Einsam, zweisam, dreisam auf , in der die Studentin Alex (Lara Flynn Boyle) mit den obigen Worten in der Bibliothek ihren Kommilitonen Eddy (Josh Charles) zu verführen versucht. Auch wenn die blaustrümpfige Bibliothekarin Serena (Johanna Benyon) in Die Wolfsfrau findet, daß „eine wissenschaftliche Bibliothek der erotischste Ort auf Erden“ sei, Bibliotheken sind im Film alles andere als erotisch. „Madonna mia, was mach' ich in einer Bücherei?“ fragt Joey (Kevin Kline) in Ich liebe dich zu Tode, der sich hier mit seiner Geliebten trifft, prompt von seiner bibliotheksgewohnten eifersüchtigen Frau ertappt und Ziel mehrerer Mordanschläge ihrerseits wird. Daß Prinz Edward von Dänemark und die Studentin Paige ihre in der Bibliothek erwachte Lust nicht zügeln können und schon zwischen den Regalen zu knutschen anfangen, liefert sie prompt den Paparazzi aus (Der Prinz und ich). Verführungsversuche wie in den genannten Beispielen, zumal an oder von Bibliothekaren (Big Boy, jetzt wirst du ein Mann; Ende der alten Zeiten; Last Life in the Universe) und erst recht Sex in der Bibliothek (Debbie Does Dallas; Sophie – schlauer als die Polizei; Die Wolfsfrau), sind höchst unpassend, wie die irritierte Reaktion der anderen Bibliotheksbenutzer aber gelegentlich auch die ablehnende Reaktion der Beteiligten zeigen. In Maxie wird nicht ganz klar, ob Nicks fast angewiderte Reaktion auf die freizügigen Avancen seiner Chefin, der Bibliotheksdirektorin, dem Schauplatz oder der durchaus properen Person gilt; in Debbie Does Dallas reagiert der Bibliotheksdirektor höchst empört auf eine zwischen den Regalen stattfindende Fellatio, um dann aber dem aktiven weiblichen Teil in seinem Dienstzimmer genüßlich den Hintern zu versohlen – dieser Film fällt denn doch sehr aus dem Rahmen. Regelrechter Sex in der Bibliothek hat in etwa den Stellenwert von Sex im Fahrstuhl oder auf dem Parkplatz, ein zusätzlicher Kick lediglich, der keine Rückschlüsse auf die Funktion der Örtlichkeit zuläßt.

Erotik in der Bibliothek kommt im Gegenteil einer regelrechten Entweihung gleich, womit Bibliotheken in die Nähe von sakralen Orten wie Kirchen gerückt werden. In Sophie, schlauer als die Polizei ist gar eine Klosterbibliothek Ort der verruchten Handlung, ein doppeltes Sakrileg! Nichtsdestotrotz kommen Bibliothekarinnen und Bibliothekare auch in regelrechten Sexfilmen vor (z.B. Alice In Wonderland 1976; Debbie Does Dallas), denn denen ist ja nichts heilig. Das frömmlerische Gehabe mancher Bibliothekarinnen darf man allerdings auch nicht allzu ernst nehmen (Jesus von Montreal; Die Nacht vor der Hochzeit; Das 10-Gebote-Movie).

In der Berliner Staatsbibliothek wimmelt es in Agnes und seine Brüder von hübschen, freizügigen Mädchen; man hat geradezu den Eindruck, die Bibliothek hätte keine anderen Leser(innen). Das gibt sicher die subjektive Sicht des sexbesessenen Bibliothekars Hans-Jörg wieder, der natürlich in einer Bibliothek nichts zu suchen hat, wegen einer einschlägigen Verfehlung gekündigt wird und ein angemesseneres Betätigungsfeld in der Pornoindustrie findet. Leider zeigt uns die Kamera nicht, wie es in der Bibliothek aussieht, wenn Hans-Jörgs Blickwinkel fehlt.

In gewisser Weise mag man Der Himmel über Berlin als Ersatz für diese Perspektive am gleichen Ort sehen. Wim Wenders schildert hier die Bibliothek in einer der schönsten Filmszenen tatsächlich als geradezu sakralen Ort, als Tummelplatz von Engeln. Die beiden Engel Damiel (Bruno Ganz) und Cassiel (Otto Sander) streifen in einer minutenlangen Sequenz durch die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (so der damalige Name), treffen so viele – für die Menschen unsichtbare – Mitengel wie sonst nirgendwo und hören die Gedanken der Leser, die sich ganz mit den Buchinhalten beschäf­tigen (im Gegensatz zu den banalen Gedanken der Leute, die sie vorher gehört haben). Die Bibliothek also als Ort reiner Geistigkeit, an dem sich nicht nur die Engel wohlfühlen. Bibliothekarinnen oder Bibliothekare sieht man nicht. Das Stimmenge­wirr hören ja nur die Engel, so daß es niemandes bedarf, der „Pst“ macht. Daß zumindest einem der Engel (Damiel) in der Bibliothek doch nicht so ganz behaglich ist, muß man dem Regisseur nicht als Abschwächung dieses Eindrucks ankreiden. Da dieser Engel, als reines Geistwesen, zum Menschen werden will, ist er verständlicherweise auf mehr Körperlichkeit bedacht (die er dann unter anderem im Zirkus findet). In dem à l’américain aufgedonnerten und sentimentalisierten Remake Stadt der Engel ist die Funktion der Bibliothek vergleichbar, allerdings sind die Szenen konzentrierter Geistigkeit in der Bibliothek entscheidend verkürzt und sie wird letztlich profaniert zum Ort der Begegnung zwischen Engel und Frau, was bei Wenders nicht von ungefähr ein Zirkus war.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Sicht des sexbesessenen Bibliothekars Hans-Jörg auf seinen Arbeitsplatz in Agnes und seine Brüder

Weniger pathetisch, aber nicht minder imposant setzt Hollywood die amerikanischen Bibliotheken ins Bild, vorzugsweise die New York Public Library und die Library of Congress. Die Filmfiguren werden gerne schon beim Betreten der Gebäude gefilmt, um deren eindrucksvolle Front zeigen zu können (z.B. die New York Public Library in Arthur, Off Beat; Sex And The City und Frühstück bei Tiffany). Innen folgt meist erst eine Totale auf den Lesesaal (in Die Unbestechlichen besonders eindrucksvoll von oben auf den kreisförmig angelegten Lesesaal der Library of Congress, in Born Yesterday und Das Vermächtnis der Tempelritter nach einem Blick in die gewaltige Kuppel von schräg oben), ehe die Kamera an die jeweiligen Nutzer heranfährt oder zoomt (in Die Unbestechlichen ist es umgekehrt: Die Kamera fährt von den beiden Washington-Post-Reportern zurück auf eine Totale des Lesesaals und verdeutlicht damit u.a. die Langwierigkeit ihrer Suche). Sicher leisten sich auch in Bibliotheksszenen die Regisseure ihre üblichen Tricks mit den Locations, lassen Figuren ein Gebäude betreten (San Barnaba in Venedig in Indiana Jones und der letzte Kreuzzug zum Beispiel, den Königsbau der Münchner Residenz in Der Maulwurf oder den Palazzo Vecchio in Florenz in Hannibal), die sich nach dem Schnitt in einem Studio oder an einem weit entfernten Ort wiederfinden (in Indiana Jones in den Londoner Elstree Studios, wo das Innere der angeblichen „Biblioteca di San Barnaba“ sehr stilecht nachgebaut wurde, denn San Bar­naba fungiert immer noch als Kirche, in Der Maulwurf soll es die Bayerische Staatsbibliothek sein, in Hannibal die Biblioteca Capponi).

Doch in der Regel werden – sieht man von den frühen Jahren des Kinos ab, als überwiegend im Atelier gedreht wurde – originale Bibliotheken gezeigt, so daß speziell im Falle Amerikas eine Zusammenschau filmischer Bibliotheks­szenen einer regelrechten Reise durch die Bibliothekslandschaft der USA gleicht, einer Rätselreise allerdings auch, weil oft eine Bibliothek für eine andere stehen muß, wenn Dreh- und Handlungsort nicht identisch sind, man Drehtage an einem entfernten Ort sparen wollte (wie im Falle des Marathon Mann) oder man keine Drehgenehmigung für den eigentlich gemeinten Ort erhielt. So steht die Bibliothek von Los Angeles, der Stadt der Engel, in San Francisco (SF Public Library). Dafür doubelt der Lesesaal der Doheny Memorial Library Los Angeles gleich eine ganze Reihe Bibliotheken, die der Columbia University New York (Der Marathon Mann), der University of California, Berkeley (Die Reifeprüfung), einer nicht näher bezeichneten Hochschule in Pasadena (Verliebt, verlobt, verheiratet) und eine nicht genannte Bibliothek in Matilda 1996. Die Pittsburgh Allegheny County Law Library steht für die Bibliothek des Nationalen Forschungsinstituts in Bethesda (Lorenzos Öl) und, wenn wir die Reise ausdehnen, die Bibliothek der Fakultät für Kunst der Universität Bristol (außen) und die Gladstone Library der Royal Horseguards London (innen) in einem englischen Film für die Bibliothèque Sainte-Geneviève in Paris (Savage Messiah). Um die Reise auch nach Deutschland zu lenken: In Agnes und seine Brüder steht die Berliner Staatsbibliothek in Köln. Der malerische Lesesaal der Juristischen Bibliothek der Münchner Stadtbibliothek im Rathaus doubelte bereits Bibliotheken in Berlin (Cabaret), Heidelberg (Anatomie) und München (in Honigmond und Der König von St. Pauli soll es wohl die Universitätsbibliothek sein, denn es wird Psychologie bzw. Kunstgeschichte studiert; in Rio das Mortes ist laut Drehbuch die Staatsbibliothek gemeint) sowie eine Schloßbibliothek in einem imaginären Altenberg (Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen). In Mobbing – Die lieben Kollegen studiert die in München arbeitende Protagonistin hier Tageszeitungen, wofür die Juristische Bibliothek ebenfalls nicht der richtige Ort ist. Manch­mal steht der Saal auch für artfremde Institutionen, etwa als Amtszimmer des Museumsdirektors in Erfolg (1991, R: Franz Seitz) oder als Rathausarchiv des fiktiven Pfilzing in Das schreckliche Mädchen (1990, R: Michael Verhoeven), und wurde so zu einem der beliebtesten Drehorte in Deutschland. Auch die New York Public Library, die Bibliothek, in der wohl am häufigsten Dreharbeiten stattfanden, wurde im Film schon des öfteren zu solcher Selbstverleugnung gezwungen, auch wenn dies in Der Plan (The Adjustment Bureau 2011, R: George Nolfi), einer kruden Mischung aus Kafka und Himmel über Berlin bzw. Stadt der Engel, wo sie die Zentrale einer bürokratischen überirdischen Instanz darstellt, trotz sorgfältiger optischer Eliminierung der Bücher im Lesesaal nicht so ganz gelingt. In Manhattan Love Story (Maid in Manhattan 2002, R: Wayne Wang) und Die Thomas Crown Affäre (The Thomas Crown Affair 1999, R: John McTiernan) doubelt ihr Treppenhaus das des Metropolitan Museum of Art, das keine Drehgenehmigung erteilt hatte, in Network (Network 1976, R: Sidney Lumet) das einer Konzernzentrale und in Der rosarote Panther (The Pink Panther 2006, R: Shawn Levy) das des Polizeipräsidiums in Paris (dessen Äußeres übrigens von der Sorbonne dargestellt wird). Fast immer, wenn von der NYPL die Rede ist, ist ihre Zentrale in der 5th Avenue gemeint. In Stay (Stay 2005, R: Marc Forster) dagegen doubelt ihre Filiale in der 58th Street eine Buchhandlung, wobei man auf den Büchern allerdings deutlich die Ausleihetiketten erkennen kann.

Filmarchitekten und Computerspezialisten bekommen vor allem in Filmen zu tun, die in der Vergangenheit oder der Zukunft spielen. Bibliotheken aus sehr weit zurückliegenden Zeiten existieren in aller Regel nicht mehr und es wird besonders gern ihre Zerstörung thematisiert. Doch während der Brand der Bibliothek von Alexandria in den Versionen von (Cäsar und) Cleopatra nur durch den Feuerschein in der Ferne visualisiert wird, geht die – allerdings fiktive – Bibliothek in Der Name der Rose, im Film ein monströser, völlig an der Realität mittelalterlicher Klosterbibliotheken vorbei gehender Bau, für den sich der Architekt das Castel del Monte und für das Innere die „Carceri“-Radierungen von Piranesi zum Vorbild genommen hat, höchst effektvoll in Flammen auf. Erst in jüngster Zeit wurde übrigens versucht, die imposante Bibliothek von Alexandria in einem Film zu visualisieren (Agora). Den Haupteffekt bildet allerdings auch hier ihre Zerstörung, in diesem Fall nicht durch einen Brand und erst vier Jahrhunderte später durch die Christen. Wie die Bibliothek tatsächlich untergegangen ist, ist ja in der Wissenschaft umstritten.

Bei Bibliotheken in der Zukunft zeigen die Filmemacher wiederum gerne, wie heutige Bibliotheken verlassen, heruntergekommen oder gar zerstört sind, eine reizvolle Aufgabe für Filmszenaristen. Als herausragendstes Beispiel versinkt in The Day After Tomorrow die New York Public Library in Wasser- und Schneemassen; die Library of Congress in einer weitgehend entvölkerten Welt (Flucht ins 23. Jahrhundert) und die Denver Library einer auf Steinzeitniveau zurückgeworfenen Menschheit (Battlefield Earth) sind lediglich von Urwald überwuchert.

Im 18. und 19. Jahrhundert sind Bibliothekare, um noch einmal kurz zur Geschichte zurückzukehren, meist Angestellte von Fürsten oder hohen Adeligen, Casanova etwa auf Schloß Dux beim Grafen Waldstein (in Die Flucht nach Varennes lamentiert er über seinen geringen Status dort, Fellinis Casanova und etwas weniger negativ der Casanova -Film von Simon Langton schildern diese Episode als das melancholische Ende von Casanovas Leben) oder der Spitzwegsche „Bücherwurm“, der in den Verfilmungen von Edmund Nicks an Spitzweg-Gemälden orientiertem Singspiel Das kleine Hofkonzert Bibliothekar eines deutschen Duodezfürsten der Biedermeierzeit ist. (In einer kurzen Bemerkung im Dialog wird in der 1940er Fassung von Stolz und Vorurteil von Robert Leonard angedeutet, daß Pastor Collins auch als Bibliothekar seiner angebeteten Gönnerin Lady Catherine de Bourgh fungiert. Die einzige Bibliothek, die in dem Film zu sehen ist, ist allerdings die dem Status des Landedelmannes angemessene kleine Privatbibliothek von Mr. Bennett.) In Filmhandlungen bis ins beginnende 20. Jahrhundert gibt es noch diese Bibliothekare als Angestellte in Privatbibliotheken Adeliger oder deren neureicher Epigonen (Meine Schwester und ich; Ende der alten Zeiten). Ja gar im Horrorfilm kommt diese Variante vor: Graf Dracula, dessen Geschichte ja im 19. Jahrhundert angesiedelt ist, hält sich ebenfalls einen Bibliothekar, Jonathan Harker, den er allerdings schon bald als Quelle für seinen Blutdurst benutzt (Dracula 1958). Kein sehr typisches Beispiel also.

Ansonsten sind Privatbibliotheken im Film (z.B. Abbitte; Boccaccio 70; Hier bin ich, hier bleibe ich; Sabrina; Stolz und Vorurteil und viele andere) repräsentativer Teil der Einrichtung vermögender Menschen, in der Regel ohne daß ihr eigentlicher (?) Zweck thematisiert wird. (In der 2008er TV-Fassung von Sense and Sensibility immerhin verteidigt Edward Ferrars die imposante Bibliothek der Dashwoods mit warmen Worten gegen die Ignoranz seiner dünkelhaften, dummen Schwester.) Auf solche Privatbibliotheken wird hier, wo es um öffentliche Bibliotheken und Bibliothekare im Film geht, nicht weiter eingegangen.

In ähnlicher Weise idealisiert wie in Der Himmel über Berlin erscheinen Bibliotheken, wenn sie für Kinder als Schatz und Quelle reichster Fantasie gezeigt werden, etwa in Der Pagemaster oder im dritten Teil der unendlichen Geschichte. Etwas handfester dient die Bibliothek in Matilda (1996) der Titelheldin (Mara Wilson) zur Entwicklung ihrer überragenden geistigen Fähigkeiten. Bereits mit 6 Jahren hat sie alle Bücher der Kinderabteilung ausgelesen und schleppt danach ganze Handkarren voller Erwachsenenbücher nach Hause, sehr zum Unwillen ihrer ignoranten Eltern. In allen drei Fällen oder zum Beispiel auch in dem nicht wie die vorigen zum Fantasy-Genre zählenden Ein Engel an meiner Tafel dient die Bibliothek der Weiterentwicklung der Protagonisten, ihrer Reifung und Emanzipation, zeigt zumindest den Bildungswillen des Kindes an wie in Ein Baum wächst in Brooklyn, in dem die 12jährige Francie (Peggy Ann Garner) der erstaunten Bibliothekarin (Lillian Bronson) ihre Lektürewahl („Anatomie der Melancholie“) damit erklärt, daß sie den Inhalt des Buches wohl nicht verstehen werde, aber sie wolle der Reihe nach alle Bücher der Bibliothek lesen. Die Autoren mit dem Anfangsbuchstaben A habe sie durch und bei B sei sie jetzt bei diesem Band angelangt. Die Bibliothekarin überredet sie, sich wenigstens zusätzlich ein etwas kindgerechteres Buch mitzunehmen.

Einen ähnlich charakterbildenden Effekt haben Bibliotheken im Film sonst nur noch im Gefängnis. Ist die Lektüre von Büchern aus der Gefängnisbibliothek oder die Arbeit in derselben zunächst Mittel, um dem Gefängnisalltag zu entfliehen oder auch eine Statusverbesserung zu erlangen (Asphalt Dschungel; Flucht von Alcatraz und für die Figur des Brooks Hatlen in Die Verurteilten), so führt exzessive Lektüre durchaus auch einmal zu Selbstfindung und Reifung (Der stählerne Vorhang; Malcolm X) . In Die Verurteilten nutzt der unschuldig verurteilte Ex-Banker Andy Dufresne die Bibliothek, um einige gutwillige Gefangene zum Schulabschluß zu führen. Die Gefängnisbibliothek wird zum Zentrum kulturell aufgeschlossener Insassen. Und in Der Vorleser bringt sich Hanna anhand von Kassetten und den zugrundeliegenden Büchern aus der Gefängnisbibliothek selbst das Lesen und Schreiben bei. So ehrenwert allerdings die exzessive Lektüre von Eddie in Eddie Macons Flucht ist, dient sie doch hauptsächlich der Vorbereitung seiner Flucht, und in Uhrwerk Orange täuscht Alex (Malcolm McDowell) in der Gefängnisbibliothek seine Läuterung nur vor. Ja, da bekanntlich nicht alle Menschen zur Reife befähigt sind, dienen Bücher aus der Gefängnisbibliothek meist eher zur Vorbereitung neuer Coups (Desparate Measures; Ricochet; The Hard Word).

Auf der riesigen Gefängnisinsel, zu der Manhattan in dem überaus düsteren Film Die Klapperschlange umgewandelt wurde, hat die Bibliothek, die heruntergekommene New York Public Library, dagegen nur noch den Zweck, einem privilegierten Gangsterpärchen einen Unterschlupf zu bieten. Ein paar Bücher sind auch zu sehen, doch die interessieren niemanden mehr. Hier hat man es aber im eigentlichen Sinne nicht mit einem Gefängnisfilm zu tun, sondern mit Science Fiction oder wie immer man in der Zukunft spielende Filme generell nennen mag. Und Zukunft hat im Film meist etwas Bedrohliches, ja Apokalyptisches. So sind in diesem Genre Büchersammlungen entweder weggesperrt oder digitalisiert, was ebenfalls die Benutzung erschwert (Rollerball; Jahr 2022, die überleben wollen), auf jeden Fall von repressiven Regimen der Bevölkerung unzugänglich gemacht wenn nicht gar vernichtet (The Time Machine; in Fahrenheit 451 ist die Feuerwehr dazu da, Bücher zu verbrennen). Und die einst real existierenden Bibliotheken werden wie schon erwähnt als verlassene, weitgehend zerstörte, auf jeden Fall nicht mehr benutzte Orte gezeigt (Battlefield Earth; Zardoz; Die Zeitmaschine und die unter dem Titel The Time Machine gelaufene neuere Version). Das Streben nach Büchern, nach Lektüre wird gleichgesetzt mit dem Streben nach Aufklärung und Befreiung. Jedenfalls ist die Zukunft düster und die Erde kein angenehmer Platz, ja gar unbewohnbar wie in The Day After Tomorrow, wo die Bücher der New York Public Library nur noch zum Einheizen taugen. Immerhin wird in Der jüngste Tag (When Worlds Collide, R: Rudolph Maté) auch eine Bibliothek auf Mikrofilm (technisch der Stand der Entstehungszeit des Films 1951) auf eine Weltraum-Arche gerettet, bevor die Erde mit einem Asteroiden kollidiert.

Aber zurück zum Fantasyfilm: Bücher haben hier gewissermaßen magische Eigenschaften, sie entführen ihre Leser in wunderbare Abenteuer, und diese Heldenreise ist es, die in Der Pagemaster oder Die unendliche Geschichte 3 die Reifung der Protagonisten bewirkt. Und magische Eigenschaften haben Bücher aus der Bibliothek auch im Horrorfilm (und den ihm nahestehenden Varianten des Fantasyfilms). Sie dienen wahlweise der Beschwörung (Die neun Pforten; Voodoo Child) bzw. der Bannung des Bösen (Das Böse kommt auf leisen Sohlen; Das grüne Blut der Dämonen) oder dem Erwerb übernatürlicher Fähigkeiten (Mind Killer). Zumindest aber liefern sie die entscheidenden Informationen über das Böse (Der Fluch des Dämonen; Incubus; The Wicker Man und die meisten Harry-Potter- Filme). Bibliothekare werden eingeführt als die Herren der Bücher, die die entsprechenden Werke im Bösen oder (meist eher) Guten ihrer Zweckbestimmung zuführen. Daneben sind Bibliotheken im Horrorfilm oft lediglich ein unheimlicher Ort. Zwischen hohen Bücherregalen im Magazin oder im (natürlich nächtlichen) Lesesaal wird die Unschuld verfolgt oder das Böse bekämpft (Anatomie; Es - It; Horror infernal) – oder einfach nur Unfug getrieben (Ghostbusters). Da fliegen schon einmal die Karteikarten aus ihren Kästen und die Bücher aus den Regalen, wenn letztere nicht gleich umstürzen und die Menschen unter sich zu begraben drohen bzw. einfach einen komischen Effekt erzeugen wie in Die Mumie, wo die Bibliothekarin (Rachel Weisz) etwas ungeschickt ein Regal umstößt und der Rest im Dominoeffekt fällt. Keine Bibliothek würde allerdings ihre Bücherregale so im Kreis aufstellen (und so ungenügend sichern) wie es der Szenenbildner zur Erhöhung des Effekts hier getan hat. Aber das Fantasygenre ist ja per se kein realistisches.

Die Behandlung von Bibliotheken als Abenteuerspielplatz hat dieses Genre mit dem Thriller gemein, seiner komischen Variante zumal. In Flitzerwochen mißversteht ein junger Mann (Robert Hays) den zwischen Bücherregalen scheinbar unbeobachteten Austausch von Geheimpapieren gegen eine gefüllte Geldbörse und richtet bei der Verfolgung des vermeintlichen Börsendiebs ein heilloses Durcheinander an. Und in Eine ganz krumme Tour gerät eine Bibliothekarin (Goldie Hawn) ebenfalls Gangstern in die Quere und muß sich zwischen den Bücherregalen mit Schirm, Tränengassprühdose, Schlagring und letztlich einem Bücherwagen gegen die Angreifer wehren. Selbst Polizeieinsätze in Bibliotheken changieren zwischen dramatisch (Erpressung) und eher komisch (Das Vermächtnis des geheimen Buches). Gerne werden in Actionszenen in Bibliotheken, hauptsächlich der humoristischen Variante, Bücher als Schlagwaffe benutzt (Chaos! Schwiegersohn junior im Gerichtssaal; Was gibt’s Neues, Pussy? und besonders exzessiv in beiden einschlägigen Folgen von Mit Schirm, Charme und Melone).

Doch all die genannten Beispiele sind in der Gesamtschau der Bibliotheksszenen im Film eher Ausnahmen. Eine überragende Zahl von meist US-amerikanischen Filmen zeigt in oft nur sekundenlangen (denn gar so spannend ist die eigentliche Bibliotheksarbeit außer für Wim Wenders denn doch nicht) Sequenzen die Bibliothek als selbstverständlichen, meist vorrangigen Ort der Information, wobei vor allem in amerikanischen Bibliotheken ein erklecklicher Teil auf Recherchen in Tageszeitungen und neuerdings im Computer/Internet entfällt. Dabei macht es für das Erscheinungsbild der Bibliothek keinen Unterschied, welchem Zweck diese Informationsgewinnung dient. Ob Journalisten für ihre Artikel recherchieren (Button – Im Sumpf der Atommafia; I Love Trouble) oder Geschäftsleute Marktinformationen suchen (Baby Boom), ob Eltern medizinische Informationen zur Schwangerschaft ihrer Tochter (The Snapper) bzw. zu der seltenen Krankheit ihres Kindes (Lorenzos Öl) oder Killer etwas über die Lebensumstände ihres potentiellen Opfers (Der Schakal 1972 ; Zehn Frauen verschwanden in Paris) bzw. die beste Giftmordmethode (Das Handbuch des jungen Giftmischers; Das zweite Gesicht 1943) herausfinden wollen, Juristen nach Präzedenzfällen fahnden (Anatomie eines Mordes; The Verdict), gesuchte Terroristen nach Listen Verstorbener, um sich eine neue Identität zu verschaffen (Die Flucht ins Ungewisse) oder Möchtegern-Sezessionisten nach Vorlagen für ihr künftiges Wappen (Blockade in London), ob nach Spuren bedeutender Persönlichkeiten gesucht wird (James Whale in Gods and Monsters, D.H Lawrence in Spuren der Liebe), den Werken befreundeter Menschen (Frühstück bei Tiffany; Die Nacht vor der Hochzeit) oder den Namen der sieben Zwerge (Dream With the Fishes), alle werden fündig. Auch Informationen über die Lesegewohnheiten bzw. das Ausleihverhalten Verdächtiger müssen Bibliotheken – zumindest im Film – gelegentlich liefern (Final Notice; Im Banne des Unheimlichen; The Seventh Victim; Sieben; Die Unbestechlichen).

Nur über eines scheinen Bibliotheken nicht befriedigend Auskunft geben zu können: den Sinn des Lebens. In der sechsten Episode des so benannten Monty-Python-Films räsoniert eine Putzfrau, sie habe sich durch die gesamten Bestände der Library of Congress, der Bodleian Library und der Bibliotheken des British Museum und des Prado gelesen, ohne zu einer Erkenntnis zu gelangen.

Es ist dem Meister des Suspense, Alfred Hitchcock, vorbehalten, auch aus einer so banalen Tätigkeit wie der Informationsgewinnung in der Bibliothek eine spannungsgeladene Szene zu machen. In Im Schatten des Zweifels will sich Charlotte Newton über einige vor längerer Zeit passierte Frauenmorde informieren, deren sie ihren bewunderten Onkel verdächtigt. Natürlich muß das gleich sein und natürlich ist es kurz vor Schließung der Bibliothek. Charlotte hastet hin, rennt bei Rot über eine Kreuzung, wird von einem Polizisten aufgehalten, übersteht dessen Belehrungen nur mit größter Ungeduld, findet die Bibliothek geschlossen vor, will schon umkehren, sieht, daß die Bibliothekarin im oberen Stockwerk gerade die Lichter löscht, klopft sie heraus, kann die Unwillige mit Mühe überreden, sie noch für zwei Minuten einzulassen, findet in einer alten Tageszeitung das entscheidende Indiz – und dann fährt die Kamera nach oben, weiter als es die normale Raumhöhe eigentlich zuließe, und Charlotte steht klein und verloren in der menschenleeren Bibliothek.

Berührungsängste gibt es bei der Bibliotheksbenutzung im übrigen nicht. Billie Dawn (Melanie Griffith) in Born Yesterday ist weniger durch die imposante Library of Congress eingeschüchtert als durch die komplizierte Lektüre Tocquevilles. Und Holly Golightly (Audrey Hepburn) in Frühstück bei Tiffany hat zwar noch nie eine Bibliothek von innen gesehen, greift aber die Erläuterungen Paul Varjaks (George Peppard) zur Benutzung begeistert auf und drängt ihn gar, sein Buch, das sie im Katalog entdeckt und sofort aus dem Magazin hat kommen lassen, zu signieren. Als die Bibliothekarin (Elvia Allman) lautstark protestiert, meint sie schnippisch, bei Tiffany finde sie es viel schöner. Bei späterer Gelegenheit weiß sie die Vorzüge einer Bibliothek allerdings zu schätzen. Der Vater (Colm Meaney) in The Snapper ist etwas verschämt wegen der Lektüre, die er ausleiht (Schwangerschaftsliteratur, weil seine Tochter ein Kind erwartet), aber die Bibliotheksbenutzung ist ihm, dem Arbeiter, durchaus selbstverständlich. Und auch der Sheriff eines Provinzkaffs geht ganz selbstverständlich in die Bibliothek, um sich in Microfilmausgaben von Tageszeitungen über frühere Fälle zu informieren (Misery). Selbst wenn in Ich liebe dich zu Tode Joey ausruft „Was mach' ich in einer Bücherei?“, so ist das weniger gegen die Bibliothek als solche gerichtet als der Tatsache geschuldet, daß ihm im Moment nur nach einem Schäferstündchen zumute ist.

Sehr beliebt in Bibliotheksszenen ist der Blick zwischen Büchern hindurch, manchmal lediglich als originelle Form der Kommunikation (hier: American Pie – Das Buch der Liebe; Goofy; Merlin Jones; Die Verurteilten) …

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

… oder der Neugier, die aber immerhin zu überraschenden Entdeckungen führt (hier: Agora; Flitzerwochen; Homicide; Ich liebe dich zu Tode)

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Oft werden Bibliotheken auch zur ansonsten funktionslosen Milieuschilderung benutzt, zeigen Wissenschaftler, Studenten, Forscher an ihrem angestammten Arbeitsplatz, ganz gleich ob sie dort studieren (Frauen sind was Wunderbares; Glauben ist alles; Honigmond; Natürlich blond; Die Studentin; Wir Enkelkinder) oder als studentische Hilfskräfte in der Bibliothek arbeiten (Der Duft der Frauen; Ein himmlischer Liebhaber; Love Story).

Besonders in Filmen, die im High-School- oder Universitätsmilieu spielen, ist eine Bibliotheksszene fast schon obligatorisch. Für die Handlung ist dies allerdings meist ohne weitere Bedeutung. (Daß im übrigen Filmfiguren, die den Bibliothekarsberuf haben, an ihrem angestammten Arbeitsplatz gezeigt werden, ist nicht so selbstverständlich wie es scheint. Doch davon später.) In Die Reifeprüfung verfolgt Ben (Dustin Hoffman) seine angebetete Elaine (Katherine Ross) an ihrem Studienort in mehreren kurzen Einstellungen durch den gesamten Campus, um sie zu überreden ihn zu heiraten. Eine der Stationen ist die Bibliothek. Diese Station ist allerdings der Knalleffekt, denn hier versteigt sich Ben zu der lauthals gestellten Frage, was sie an ihrem Verlobten finde. Die Folge ist eine höchst indignierte Reaktion der übrigen Bibliotheksbenutzer.

Wie in dieser Szene werden Bibliotheken mit ihrer ruhigen, konzentrierten Atmosphäre gerne als kontrastierender Hintergrund benutzt. In Alles Unheil kommt von oben will ein junger Mann (Aidan Quinn) systematisch alle biblischen Gebote verletzen. Um das zweite Gebot („Du sollst den Namen des Herrn nicht mißbrauchen“) zu übertreten, spricht er Gottes Namen in allen Varianten laut aus, provozierenderweise in einer Bibliothek. In Cabaret stürmt Sally Bowles (Liza Minnelli) in die Bibliothek, wo ihr Wohnungsgenosse, der englische Student Brian (Michael York), sich gerade auf der Galerie einige Bücher aussucht, und nach einigen Sekunden des Schweigens bricht es aus ihr heraus: „Verfluchte Scheiße, Brian, ausgerechnet ich bekomme ein Baby!“ Sehr schön wird aus der Obersicht gezeigt, wie die Köpfe der übrigen Leser nach oben rucken – und nur um dieser originellen Perspektive willen muß Brian sich auf der Galerie aufhalten, statt einfach nur lesend an einem Tisch zu sitzen. Erst durch die Situierung in der Bibliothek wird diese Szene komisch, ebenso, wenn Dan (Rock Hudson) in Hat jemand meine Braut gesehen auf Millies (Piper Laurie) Mitteilung, sie mache sich nichts aus seinem Rivalen, in ein lautes „Jippie“ ausbricht, worauf die Bibliothekarin mit einem wütenden „Ssst“ herbeieilt, er die Flucht ergreift – und dabei prompt über einen Bücherwagen stolpert. Mit derartigem Slapstick fungiert die Bibliothek nun allerdings nicht mehr als Kontrast, sondern wird mit ihren Gegebenheiten selbst zur Quelle von Komik, eben wenn Menschen über Bücherwägen stolpern (neben dem genannten Beispiel Foul Play) oder mit Bücherbergen kämpfen oder lang hinschlagen (Flitzerwochen; Glauben ist alles!; Mein Nachbar der Vampir; La vita agra). Auch das Ruhebedürfnis selbst wird durch absurde Darstellung zur Quelle von Komik, etwa wenn in Screwballs die Bibliothekarin ein Paar, das sich in Taubstummensprache verständigt, anherrscht, ruhig zu sein, oder wenn in Mit Schirm, Charme und Melone, Folge 127: Willkommen im Dorf des Todes ein Killer einen Leser erschießen will, die Bibliothekarin ihn auf das Schild „Silence“ hinweist und er brav einen Schalldämpfer auf seine Waffe schraubt. Etwas von einem infantilen Wunschtraum, angeregt von den langen Reihen gleichmäßig ausgerichteter Bücherregale, hat es, wenn Bücherregale im Dominoeffekt umgestoßen werden (Casper, wie alles begann; Highschool High; Incubus; Chaos! Schwiegersohn junior im Gerichtssaal; Merlin Jones; Die Mumie). James Bond immerhin (in Golden­Eye) gibt dem Effekt einen höheren Sinn: Er versperrt mit den umgeworfenen Regalen Verfolgern den Weg. Schauplatz ist hier allerdings ein Archiv. Szenen in Archiven sind im Kino oft kaum von Bibliotheksszenen zu unterscheiden, bleiben hier aber, so weit als solche erkennbar, unberücksichtigt.

Schulbibliotheken werden übrigens in der Mehrzahl geradezu als Ort der mehr oder weniger geräuschvollen Kommunikation zwischen Schülern vorgeführt. Zwar gibt es auch hier das in anderen Bibliotheken allgegenwärtige „Pscht“, aber doch recht selten. Im Gegenteil wird es nicht einmal als störend empfunden, wenn sich zwei Mädchen in der Bibliothek laut kreischend in die Arme fallen, weil eine von ihnen zum Schulball eingeladen worden ist (Ungeküsst). Als anderes Extrem wird die verlassene Schulbibliothek gerne als Ort für Verhöre, Besprechungen oder psychologische Arbeit mit Eltern und Schülern benutzt (The Sixth Sense; Twin Peaks; Viki Ficki).

Störend oder zumindest ambivalent ist in der Bibliothek, folgt man den Filmemachern, allenfalls das Personal. Bibliothekarinnen und Bibliothekare sind, soweit ich es überschaue, etwa in einem Verhältnis von 2,5 zu 1 negativ gezeichnet. Günstigstenfalls wirken sie zwar kompetent und hilfsbereit, aber äußerst unattraktiv, ältlich oder altjüngferlich, altbacken gekleidet, die Frauen mit Haarknoten oder zumindest biederer Frisur. Und fast alle tragen eine Brille, wenn nicht auf der Nase, so wenigstens an einem Bändchen um den Hals (tatsächlich liegt der Anteil brilletragender Bibliothekare und Bibliothekarinnen in den von mir gesichteten Filmen zwar nur bei knapp 60 %, gefühlt ist er aber weit höher). Von Bibliothekarinnen wird geradezu erwartet, daß sie unattraktiv wirken. Als die in der Bibliothek arbeitende studentische Hilfskraft Connie Lane in Good News ihren Freund Tommy fragt, ob sie gut genug aussehe, macht der ihr das Kompliment, sie sehe nicht wie eine Bibliothekarin aus. Wahrhaft good news. Will ein Regisseur eine Figur als unscheinbar, scheu, im Leben zu kurz gekommen zeichnen, so verpaßt er ihr, um das Ambiente stimmig zu machen, gerne diese Profession. (Allerdings nimmt die äußere Attraktivität der Bibliothekarinnen – und tatsächlich nur der weiblichen Berufsangehörigen – mit dem Umfang der Rolle zu.) So festgefügt ist das Bild, das sich die Öffentlichkeit von der typischen Bibliothekarin macht, daß es sogar wirkt, wenn die Figur gar nicht an ihrem Arbeitsplatz gezeigt wird. Die Filmemacher benutzen und bedienen das Klischee gleichermaßen, selbst in den wenigen Fällen, in denen man ihnen Ironie unterstellen kann. Und so paßt es denn auch, daß in einer Vielzahl von Filmen bibliothekarisches Personal als frustriert und mit seinem Beruf unzufrieden gezeichnet wird; um nur wenige Beispiele zu nennen: 13 Stufen zum Terror; Big Boy, jetzt wirst du ein Mann; Cowgirl; Ein einfacher Plan; Forbidden; Off Beat; Gegen den Strom die Treppe hinauf; Der Süden; Von mör­deri­scher Art; Wanted; Die zwei Leben des Mattia Pascal (1985). Geradezu prototypisch für den unscheinbaren Typ ist der Film Ist das Leben nicht schön. Dem an seinem Wert für die Mitwelt zweifelnden, selbstmordgefährdeten George Bailey zeigt sein Schutzengel, was aus seinen Mitmenschen geworden wäre, wenn es ihn nie gegeben hätte. Seine attraktive, lebenslustige Frau trifft er als altjüngferliche, frustrierte Person. Beruf: Natürlich Bibliothekarin. Und natürlich trägt sie – und zwar nur in dieser Szene – eine Brille. Auch Marian in Music Man ist offenbar nur in der Bibliothek fehlsichtig, ebenso Lynn Wells in Die Indianer von Cleveland, Lulu in Forbidden und Ewa Strömberg als Bibliotheksangestellte ohne Namen in Im Banne des Unheimlichen. Desgleichen trägt Evelyn Carnahan in Die Mumie außerhalb der Bibliothek nur noch einmal zum Lesen eine Brille, dann kann sie es sehr gut auch ohne. Brillenträger bilden im Film, anders als im wirklichen Leben, eine kleine Minderheit: In Music Man sind es, wenn ich richtig gezählt habe, zwei kleine Nebenrollen und etwa ein halbes Dutzend Statisten bei einem Cast von 53 Personen und wahren Heerscharen von Statisten; und in Elephant gibt es bei einem Cast von 50 Personen und wohl über 100 Statisten nur fünf erkennbare Brillenträger, unter den Hauptpersonen nur zwei, und beide arbeiten in der Bibliothek, der eine wohl der für die Bibliothek verantwortliche Lehrer, die andere eine als Aushilfe arbeitende Schülerin, übrigens die unattraktivste aller Schülerinnen und auch ziemlich verklemmt. Ja selbst der Zeichentrickfilm greift das Klischee auf: Auch in Goofy – Nicht zu stoppen trägt die Bibliothekarin beinahe als einzige und nur in der Bibliothek eine Brille (nur in der Bibliothek gibt es noch ein paar weitere Brillenträger, es muß wohl an der Umgebung liegen!). Augengläser sind also für Bibliothekare fast etwas wie ein Standessymbol, verleihen ihnen etwas Strenges, Distanziertes, im negativen Sinne Intellektuelles. Die fehlsichtige Maria will in Trust (USA 1991, R: Hal Hartley) keine Brille tragen, weil sie dann wie eine Bibliothekarin aussehe.

Zu Strenge und Distanziertheit kommen oft Unfreundlichkeit, Arroganz, Humorlosigkeit (Besessen; Bigfoot und die Hendersons; Flitzerwochen; Frühstück bei Tiffany; Ein himmlischer Liebhaber; Merlin Jones; Screwballs; Sophies Entscheidung um nur die auffälligsten Beispiele zu nennen), ja sogar Trunksucht (Agnes und seine Brüder; 13 Stufen zum Terror; Von mörderischer Art; Shadows in the Storm; Wo dein Herz schlägt) und selbst das Verweigern der gewünschten Bücher (Kes; P.R.O.F.S.). Besonders negativ gezeichnet ist allerdings das Führungspersonal. Von 35 leitenden Bibliotheksangestellten im Film, über die mir nähere Informationen vorlagen, waren 29 entweder inkompetent (Final Notice; Ragtime), schleimig (Martha), extrem arrogant und unfreundlich (Maxie; Off Beat), schikanös zu Lesern und Untergebenen (Prick up Your Ears), sexbesessen (Big Boy, jetzt wirst du ein Mann und ebenfalls Maxie), alkoholsüchtig (Für alle Fälle Stefanie; Von mörderischer Art) oder gar Verbrecher, Terroristen, Agenten und dergleichen (Gasu Ningen dai-ichigo; Hannibal; Der Maulwurf; Wenn Lola nicht gesungen hätte). Hier äußert sich die Underdog-Attitüde, die sich Filme gerne geben.

Daneben sollen beileibe die vielen positiven Beispiele von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren im Film nicht übersehen werden, die liebreizende Marian in Music Man etwa, die beherzt die Werte der hohen Literatur gegen Prüderie und Unverständnis der Kleinstädter verteidigt und der die Hymne der Bibliothekarinnen „Marian, the Librarian“ gewidmet ist, oder Gloria Mundy in Eine ganz krumme Tour, die so couragiert mit Gangstern umzugehen weiß, der aber ein Prototyp der mausgrauen Sorte (Frances Bay) an die Seite gestellt ist, die junge, liebebedürftige Witwe Marcella in Cal, die flippige Mary in Party Girl, die sich durch eine Ausbildung zur Bibliothekarin emanzipiert, der freundliche, hilfsbereite Joe Gower in Off Beat, der allerdings erst so richtig aufblüht, als er sich einer geliebten Frau zuliebe zum Polizisten umschulen läßt, Mr. Stringer, der ergebene Gefährte von Miss Marple, der allzeit bereit ist, deren kriminalistischen Spürsinn durch die Beschaffung von geeigneter Lektüre ebenso wie durch allerlei Recherchen zu unterstützen (16.50 Uhr ab Paddington), selbst der animierende, wenn auch etwas verschroben wirkende Mr. Dewey in Der Pagemaster.

Sie alle aber überragt Alicia Hull in Storm Center, die ihren Job riskiert mit der Weigerung, ein kommunistisches Buch aus den Beständen der von ihr geleiteten Stadtbibliothek zu entfernen. Ein Manifest des Anti-McCarthyis­mus (entstanden 1956!), eine Hymne auf die Meinungsfreiheit, eine Hommage an Zivilcourage, wie sie in bibliotheksbezogenen Filmen nicht ihresgleichen hat. Nicht zu vergessen aber auch die wenigen Fälle, in denen eine Frau sich durch den Bibliothekarinnenberuf emanzipiert: Only 38 (ein Stummfilm von 1923!), Party Girl und Der Feind in meinem Bett. Und fast durchgängig positiv gezeichnet sind studentische Hilfskräfte als Bibliotheksangestellte (Der Duft der Frauen; Good News; Ein himmlischer Liebhaber; I Love Trouble; Ein Kuss vor dem Tode; Love Story). Das überwiegend positive Image von Studenten im Film schlägt sich auch auf ihre bibliothekarische Betätigung nieder.

Wie gesagt müssen Bibliothekarinnen, damit der Beruf seinen Zweck zur Charakterisierung der entsprechenden Filmfigur erfüllt, nicht unbedingt an ihrem Arbeitsplatz und bei Ausübung ihrer Tätigkeit gezeigt werden. Das Klischee hat sich so verfestigt, daß es auch anderweitig wirkt. Schon kleine Anspielungen im Dialog genügen. In Beautiful Girls schildert Gina ihrer Freundin Sharon, was sie empfinden wird, wenn sie sich von ihrem untreuen Freund trennt: „Nach der Trennung wirst du erstmal Visionen haben. Du allein mit 57, 58, wie du in einem Nachthemd rumläufst, deine Haare in einem Knoten. Du bist vielleicht Bibliothekarin und du wärmst dir dein Single-Süppchen auf und du machst dir Gedanken über die Spinnweben in deiner Gebärmutter.” Als der Journalist Catcher Block in Down With Love erfährt, daß die Buchautorin Barbara Novak Bibliothekarin ist, hält er sie automatisch für männerhassend, verbittert und eine alte Jungfer. In Hotelgeflüster kündigt ein wütender Vater (Walter Matthau), dessen Tochter im letzten Moment die geplante Hochzeit platzen lassen will, an, er werde sie ins Kloster stecken oder Bibliothekarin werden lassen. In Striptease sagt ein Polizist (Armand Assante) zu einer Edel-Stripperin und Mutter (Demi Moore), die um ihre Reputation bei der Vormundschaftsbehörde fürchtet: „Sie arbeiten nicht gerade in einer Bibliothek.“ Und als sich in Sharky und seine Profis eine vermeintliche Prostituierte (Rachel Ward) gegen die Unterstellung verwahrt, herrscht sie der Polizist Sharky (Burt Reynolds) an: „Was warst Du denn? Bibliothekarin? Oder Nonne? Oder Lehrerin?“ Da in solchen Aufzählungen gewöhnlich eine Steigerung beabsichtigt ist, darf man unterstellen, Bibliothekarin solle noch die mildeste Variante von fader Tugendhaftigkeit sein. (In dem parodistischen Film Movie Movie übrigens, der eine Reihe von Kitschmotiven Hollywoods ironisch ausstellt, wird das Klischee von der faden Tugendhaftigkeit einer Bibliothekarin bis zum Exzeß ausgespielt.) In Ich, du und der andere scheint gar die Kombination Bibliothekarin und Mormonin jeden Zweifel an der Ehrbarkeit der fraglichen Person auszuschließen. Der Schein trügt zwar, aber die Vermutung allein bestätigt das Klischee, das hier für einen komischen Effekt genutzt wird. Ganz ernsthaft dagegen die Kombination von Pfarrerstochter, Bibliothekarin und Kirchenchorsängerin bei der Figur der Mary Blake in San Francisco, mit der quasi der Gipfel der Ehrbarkeit erreicht wird. Und als Gipfelpunkt zur Erzeugung von Verblüffung dient es in Tomcats, daß sich eine verhuschte Bibliothekarin in eine peitschenschwingende Domina verwandelt – zu Hause allerdings. Denn daß Bibliotheken alles andere als der passende Ort für Erotik sind, wurde eingangs schon erwähnt und wird mit derartigen Szenen nachdrücklich unterstrichen. In Lola sucht sich eine Prostituierte (Barbara Sukowa) die Bibliotheksbenutzung als perfekte Tarnung, um einen tugendhaften Mann zu umgarnen. In Wanted – Betty Lou, schwer bewaffnet bis an die Zähne dagegen verwandelt sich die verhuschte, ständig klein beigebende, mausgraue Heldin (Penelope Ann Miller), passen­derweise eine Bibliothekarin, durch den Kon­takt zu Verbrecher- und Prostituiertenkrei­sen in eine attraktive, selbstbewußte Frau. Der konstruierte Gegensatz ist also durchaus ambivalent.

„Typische“, zumindest fürs Kino typische Bibliothekarinnen, von links oben nach rechts unten: Abgedreht; Ein Baum wächst in Brooklyn; Bigfoot und die Hendersons; Eyes of Crystal; Flitzerwochen; Frühstück bei Tiffany; Gnadenlos schön; Hear My Song; Helden haben’s schwer; Im Schatten des Zweifels; Ist das Leben nicht schön; Jesus von Montreal; Lieber Frankie; Men of Honor; Das Mercury Puzzle; Merlin Jones; Movie Movie; Rendezvous mit einer Mörderin

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Nicht zu vergessen die männlichen Exemplare der Gattung Bibliothekar, von links oben nach rechts unten: Besessen; Das Böse kommt auf leisen Sohlen; Der Garten der Finzi Contini; Indiana Jones und der letzte Kreuzzug; Martha; Off Beat; Rio das Mortes; Rushmore; Sophies Entscheidung; Süden; Die Unbestechlichen; Witwer mit 5 Töchtern

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Hat es mit dem negativen Bild von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren zu tun, daß Filmemacher eine verdächtige Freude daran haben, ihre Figuren die Regeln der Bibliotheksbenutzung übertreten zu lassen? Auf die ständigen Ruhestörungen in filmischen Bibliotheken, die sowohl das Personal als auch die anderen Leser zu konstantem „Pscht“ zwingen, wurde bereits hingewiesen. Essen und Trinken sowie Rauchen in der Bibliothek gehört noch zu den läßlicheren Sünden. Doch geradezu kriminelle Energie verwenden Regisseure und Drehbuchautoren darauf, den handelnden Personen das Stehlen von Büchern oder das Herausreißen von Seiten aus wertvollen Ausgaben zu ermöglichen (Besessen; Billy Elliot; Button – Im Sumpf der Atommafia; Celine und Julie fahren Boot (in diesem Film wird geraucht, gestohlen und herausgerissen!); Illuminati; Lewis Folge 6; Quiet Please, Murder; Revelation – Die Offenbarung; Vier im rasenden Sarg). Wenn dagegen Bibliothekare in ihrem löblichen Bemühen, das ihnen anvertraute Gut zu schützen, gezeigt werden, ist dies entweder übertrieben (Tomcats; UHF) oder sie werden denunziert (Prick Up Your Ears).

Natürlich geschieht es en passant immer wieder, daß Bibliothekspersonal an seinem Arbeitsplatz gezeigt wird, vor allem in den Szenen, die die Bibliothek bewußt als Ort der Information (und damit auch des Auskunftgebens durch Bibliothekare) einsetzen. Naturgemäß hat man es dabei also vor allem mit den Freihandbereichen und dem Ausleihbereich zu tun. Die Filmemacher sind zwar nicht immer auf dem neuesten Stand, neben dem Schieben von Bücherwägen und der Disziplinierung zu lauter Bibliotheksbesucher („Pst“ als häufigstes in Bibliotheksszenen – gleich ob komisch oder ernsthaft – zu hörendes Geräusch) besteht die Hauptbeschäftigung von Bibliotheksangestellten (eine genauere Definition ihres Status wird selten gegeben) bis weit in die 90er Jahre im Stempeln von Buchkarten (Der Duft der Frauen 1992; Everything’s Jake 2000; Der Feind in meinem Bett 1990). Doch bereits 1997 wird in Ich weiss, was du letzten Sommer getan hast per Internet im Zeitschriftenbestand einer Bibliothek geforscht (2006 in Der Da Vinci Code sogar mit dem Internet-Handy von einem Bus aus!) und immerhin 1988 in Russicum ein Katalog per EDV erfaßt, während in Eine Frau, die alles weiss schon 1957 ein Computer – noch erfolglos – mit Auskunft gebenden Bibliothekarinnen konkurriert. Die Neuverfilmung von H.G. Wells’ Time Machine wagt gar eine Prognose für die nähere Zukunft der Bibliotheken. Die Bestände sind da vollständig digitalisiert, der Auskunftsbibliothekar ist virtuell, ein Hologramm, reale Bücher sind in der New York Public Library nur noch in wenigen Exemplaren als quasi fossile Museumsstücke ausgestellt. Dann ereilt aber auch in dieser Variante die Bibliothek die große Katastrophe und sie wird zerstört. Wesentlich ungünstiger ist die Prognose in I, Robot. Da sagt der Konzernchef Robertson zum Polizisten Spooner: „Sie hätten wohl auch das Internet verboten, um die Büchereien am Leben zu erhalten.” Das Aussterben der Bibliotheken (in Filmen wird generell – vor allem als Übersetzung des englischen Library das Wort Bücherei für Bibliotheken aller Art verwendet) wird also als bereits geschehen dargestellt – und das im Jahr 2035!

Neben Auskunftstätigkeit und Lesesaalbenutzung wird schon auch einmal die Arbeit im Magazin gezeigt, wobei Filmemacher wie Publikum besonders vom Büchertransport per Rollschuhen in der New York Public Library fasziniert sind (Big Boy, jetzt wirst du ein Mann; Off Beat). Und sogar die Katalogisierung wird gelegentlich thematisiert, besonders ausführlich in Party Girl, in dem die junge Mary sich zur Spezialistin in der Dewey Dezimalklassifikation ausbilden läßt, einem der ganz wenigen Filme übrigens, der sich ausführlich mit dem Thema Bibliotheken befaßt und entsprechendes Personal als Hauptfiguren hat. Lediglich die Buch- bzw. Zeitschriftenauswahl und -erwerbung spielt, so weit ich sehe, im Film überhaupt keine Rolle.

Zusammenfassend läßt sich somit sagen, daß auf Bibliotheken und Bibliothekare in einer bemerkenswert großen Zahl von Filmen Bezug genommen wird, wenn auch meist in sehr kurzen Szenen, die irgendwelchen Recherchen als Grundierung dienen. Bibliotheksarbeit ist nun einmal nichts so Aufregendes, daß sie zum zentralen Gegenstand von Unterhaltungsfilmen taugen würde – es sei denn, ihr Charakter wird vernachlässigt oder umgebogen und somit horrorfilm-, thriller- oder komödientauglich gemacht, was nur in einer Minderzahl der einschlägigen Filme geschieht. Im Gros der Filme wird die Bibliotheksarbeit zwar verständlicherweise stark verkürzt aber im Großen und Ganzen korrekt wiedergegeben. Lediglich das bibliothekarische Personal wird, freundlich ausgedrückt, etwas ambivalent dargestellt, was den Unmut der realen Berufsgruppe erregt und im Zentrum fast aller Beschäftigungen mit dem Thema Bibliotheken im Film steht.

Filmographie

Die Filme sind nach ihrem gebräuchlichsten (falls in Deutschland gelaufen: deutschen) Verleihtitel aufgeführt, Originaltitel sowie Produktionsland und –jahr folgen in Klammern dahinter. Zahlen im Titel ordnen wie die entsprechenden Zahlwörter. Fremdsprachige und alternative Titel sind noch einmal in einem Register aufgelistet. Nicht ordnende Artikel sind hier wie dort mager gesetzt. Die Abkürzungen bedeuten: R=Regie, B=Drehbuch, D=Darsteller. Bei den Darstellern werden die wichtigsten Hauptrollen und, soweit identifizierbar, die Darsteller in den Bibliotheksszenen genannt. Die Darsteller bibliothekarischen Personals sind kursiv gesetzt. Für weiterführende Angaben zu den Filmen vgl. die grundlegenden Nachschlagewerke im Literaturverzeichnis. Bei den Abbildungen auch im vostehenden Kapitel handelt es sich um Screenshots aus den genannten Filmen.

Abenteuer in Rom (Rome Adventure. USA 1961). R+B: Delmer Daves nach einem Roman von Irving Fineman. D: Suzanne Ples­hette (Prudence), Troy Donahue (Don), Rossano Brazzi (Roberto).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Eine 21jährige Hilfsbibliothekarin an einer amerikanischen Schule erregt den Unwillen der Direktion, weil sie einer Schülerin das Buch „Lovers Must Learn“ geliehen hat. Sie reist nach Italien, weil sie davon ausgeht, daß man dort offener mit der Liebe umgeht als im prüden Neuengland. Sie findet dort zumindest die Liebe ihres Lebens.

Abgedreht (Be Kind Rewind. USA 2008). R+B: Michel Gondry. D: Jack Black (Jerry), Mos Def (Mike).

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Mike soll einige Tage für seinen verreisten Chef dessen Videothek in der Kleinstadt Passaic führen. Sein Freund Jerry ist bei einer unvorsichtigen Aktion im Elektrizitätswerk magnetisiert worden. Und als er Mike in der Videothek besucht, löscht er sämtliche Videos. Da eine Kundin darauf besteht Ghostbusters auszuleihen, be­schlie­ßen sie, den Film nachzudrehen. Und der Film beginnt be­kanntlich in der Bibliothek! Zu­nächst bauen sie sich mit einer Menge Büchern eine eigene Bibliothek, doch dann rücken sie in die Passaic Public Library ein. An­gestellte wie Leser schütteln zwar den Kopf über die beiden, lassen sie aber gewähren. Da die Kundin und einige, die den Film mit ihr schauen, sehr angetan sind, be­schließen Mike und Jerry, weitere Filme nachzudrehen, um den Be­trieb der Videothek auf­recht erhalten zu kön­nen. Sie beziehen einige Nach­barn in den Dreh ein und schon bald wird die Mitmach-Film­pro­duk­tion ein Riesenerfolg.

Agnes und seine Brüder (Deutschland 2004). R+B: Oskar Roehler. D: Moritz Bleibtreu (Hans-Jörg), Til Schweiger (Freund in der Bibliothek).

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Bleibtreu als einer der Brüder des Transvestiten Agnes ist Bibliothekar, sexsüchtig und hat Alkoholprobleme. Als er gekündigt wird, weil er Leserinnen auf der Toilette beobachtet hat, findet er ein neues Betätigungsfeld als Darsteller bei einer Pornofilmproduktion. Die Aufnahmen an seinem Arbeitsplatz wurden in der Berliner Staatsbibliothek gedreht (ihr wird auch im Abspann gedankt), obwohl der Film in Köln spielt.

Agora – Die Säulen des Himmels (Agora. Spanien 2009). R: Alejandro Amenábar. B: Alejandro Amenábar, Mateo Gil. D: Rachel Weisz (Hypatia), Michael Lonsdale (Theon).

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Film über die (historisch belegte) Philosophin Hypatia im Alexandria des 4. nachchristlichen Jahrhunderts. Im Film lehrt sie im Serapis-Heiligtum, dem eine imposante Bibliothek angeschlossen ist, deren Leiter ihr Vater Theon ist. In einer Zeit gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Christen und Heiden versucht sie zu vermitteln, wird aber letztlich von fanatisierten Christen erschlagen. Der frühere Brand der Bibliothek von Alexandria ist zwar bekannt – es wird gesagt, daß dabei die Schriften des Ptolemäus verlorengegangen seien –, den endgültigen Garaus machen der Bibliothek in diesem Film allerdings rund 450 Jahre später erst die Christen. Nach ihrer Vernichtung dient sie erst als Viehstall, dann für Gottesdienste; Heiden ist der Zugang zu der Bibliothek – immerhin bisher Teil eines heidnischen Heiligtums – unter Androhung der Todesstrafe verboten.

Die Akte (The Pelican Brief. USA 1993). R+B: Alan J. Pakula nach dem gleichnamigen Roman von John Grisham. D: Julia Roberts (Darby Shaw), Denzel Washington (Gray Grantham).

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Eine Jurastudentin recherchiert im Archiv und der Bibliothek des obersten Bundesgerichts der USA über den Zusammenhang zwischen den Morden an zwei Bundesrichtern und stellt eine Theorie über die Täter auf. Als ihr Geliebter, ein Juraprofessor, der die Studie einem Freund beim FBI gezeigt hatte, ermordet wird und sie selbst nur knapp einigen Anschlägen entgeht, sucht sie zusammen mit einem Reporter nach Beweisen für ihre Theorie. Einmal treffen sie sich in der Bibliothek der juristischen Fakultät der Georgetown University.

Alice In Wonderland (Alice In Wonder­land. USA 1976). R: Bud Townsend. B: Anthony Fredrichs frei nach dem gleichnamigen Roman von Lewis Carrol. D: Kristine De Bell (Alice), Ron Nelson (William), Larry Gelman (weißes Kaninchen).

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„Eine Bibliothekarin will unberührt in die Ehe gehen. Ihre Einstellung ändert sich, als sie unversehens in die Traumwelt des 'Won­derland' gerät und dort mit den Formen sexueller Betätigung vertraut gemacht wird.“ (Lexikon des Internationalen Films)

All The Queen’s Men (Die Männer Ihrer Majestät. USA 2001). R: Stefan Ruzowitzky. B: David Schneider. D: Matt LeBlanc (O'Rourke), Eddie Izzard (Tony), James Cosmo (Archie), David Birkin (Johnno), Nicolette Krebitz (Romy), Heinrich Herki (Bibliothekar).

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Im Zweiten Weltkrieg schleusen die Engländer eine Gruppe von Männern in eine deutsche Fabrik. Sie sollen die Chiffriermaschine stehlen. Was die Männer nicht wissen: Das Unternehmen ist eine Finte, die die Deutschen von der Tatsache ablenken soll, daß die Engländer die Maschine längst besitzen und den Code geknackt haben. Da in der Fabrik nur Frauen arbeiten, müssen auch die Agenten in Frauenkleidern agieren, trainiert von einem Transvestiten. Ihre Kontaktperson ist die Bibliothekarin Romy. Deren Assistent dagegen, an den sie sich zuerst wenden, kooperiert mit der Gestapo. Romy läßt ihnen durch das Nennen bestimmter Buchtitel eine Warnung zukommen. Die Mission hat überraschend Erfolg, worüber die englische Führung aber gar nicht glücklich ist.

Alles Unheil kommt von oben (Commandments. USA 1997). R+B: Daniel Taplitz. D: Aidan Quinn (Setz Warner).

Ein amerikanischer Jude, der von einer Vielzahl von Schicksalsschlägen heimgesucht wird, glaubt, Gott wolle ihn prüfen, und beschließt, systematisch alle zehn Gebote zu übertreten. Für das zweite, „Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen“, sucht er sich eine Bibliothek aus, wo er immer wieder den Namen Gottes aus Büchern zitiert und einen Ordnungsruf der Bibliothekarin provoziert.

Alma Mater (Bundesrepublik Deutschland 1969). R: Rolf Hädrich. B: Rolf Hädrich, Dieter Meichsner. D: Karl Guttmann (Professor Freudenberg).

Fernsehfilm über die Probleme eines Professors an der FU Berlin mit der Studentenbewegung. Dem in „Film“ (Friedrich-Verl.) 1/1970 abge­druckten Drehbuch zufolge spielen einige Szenen in einer Institutsbibliothek, die aber bloßer Schau­platz einer nicht bibliotheksspezifischen Handlung ist.

Der Alte. Folge 61: Eine Frau ist verschwunden (Bundes­republik Deutschland 1982). R: Helmuth Ashley. B: Detlef Müller. D: Siegfried Lowitz (Kommissar Köster), Raimund Harmstorf (Harald Steinhart), Ute Cremer (die falsche Waltraud Amon).

Die Bibliothekarin kommt hier nur als Foto vor, denn sie ist zu Beginn des Films bereits tot, wie der Zuschauer allerdings erst ganz zum Schluß erfährt. Ein Geschäftsmann hatte ihre Ähnlichkeit mit seiner Frau ausgenutzt, sie ver­führt, gemeinsam mit seiner Frau ermordet und die Tote als seine Frau ausgegeben, um deren Lebensversicherung zu kassieren. Seine Frau tritt mit entsprechender Perücke und Brille (!) auf, damit man glauben solle, die Bi­blio­the­karin habe die Frau des Geschäftsmannes über­fahren. „Sehr sympathische Frau“, ur­teilt Kom­missar Köster über die Fotos der Vermißten, „intelligent, etwas labil, ja?“ „Ja, sie hatte oft Pech mit ihren Männerbekanntschaften“, bestätigt ihre Freundin. „Sie ist ein Mensch, der sich leicht ausnutzen läßt.“ Immerhin, neben dem Foto bekommt man also auch eine Personenbeschreibung. Und der ansonsten nicht näher thematisierte Beruf tut ein Übriges.

American Pie – Wie ein heißer Apfelkuchen (American Pie. USA 1999). R: Paul Weitz. B: Adam Herz. D: Thomas Ian Nicholas (Kevin Myers), Tara Reid (Victoria Lathum), Natasha Lyonne (Jessica).

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High-School-Klamotte um vier Abschlußklässler, die unbedingt vor dem Abschlußball zum ersten Mal Sex haben wollen und dies auf unterschiedliche Weise auch schaffen. Anders als andere Schauplätze wie Klassenzimmer, Sport­platz, Musikzimmer, die durch die Handlung motiviert sind, wirken einige kurze Bibliotheksszenen eher beliebig. Und da der gesamte Film nur von Sex handelt, sprechen die Schüler in der Bibliothek ebenfalls nur über Sex. Den stärksten Bezug zur Funktion einer Bibliothek hat es, als Kevin im Sockel eines Bücherregals versteckt einen Sexualratgeber findet, der seit mehreren Schülergenerationen weitergegeben wird, jeweils vermehrt um die Erfahrungen der letzten Besitzer.

American Pie präsentiert: Das Buch der Liebe (American Pie Presents: The Book Of Love. USA 2009). R: John Putch. B: David H. Steinberg. D: Bug Hall (Rob), Beth Behrs (Heidi), John Patrick Jordan (Scot Stifler), Jill Teed (Miss Johnson).

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In diesem sechsten Sequel zu dem Erfolgsfilm von 1999 (s.o.) wird in der Bibliothek ebenfalls ständig über Sex geredet aber auch versucht, ihn zu praktizieren. Aber als Rob entdeckt, daß die von ihm angebetete Heidi es ausgerechnet mit dem Angeber Stifler treiben will, setzt er vor Schreck mit der von einer ein Stockwerk tiefer stattfindenden Party mitgebrachten Fackel die halbe Bibliothek in Brand. Bei den Aufräumarbeiten entdeckt er das aus Teil 1 bekannte Buch der Liebe, das aber von Feuer und Löschwasser ziemlich mitgenommen ist und deshalb ihm und seinen Freunden beim Versuch, ihre Unschuld zu verlieren, nicht helfen kann. Mit der Unterstützung aller bisherigen Autoren ver­sucht er, es zu rekonstruieren.

American Psycho 2 – Der Horror geht weiter (American Psycho II: All American Girl. USA 2002). R: Morgan J. Freeman. B: Alex Sanger, Karen Craig. D: Mila Kunis (Rachael), William Shatner (Prof. Starkman), Charles Officer (Keith Lawson).

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Eine junge Frau, die als Kind Zeugin eines Mordes wurde, versucht manisch, Expertin für Serienkiller zu werden. Um bei einem bedeutenden Kriminologen studieren und seine Assistentin werden zu können, beseitigt sie ihre Rivalen, einen davon in der Universitätsbibliothek.

Les amitiés maléfiques (Frankreich 2006). R: Emmanuel Bourdieu. B: Emmanuel Bourdieu, Marcia Romano. D: Malik Zidi (Eloi Duhaut), Thibault Vinçon (André Morney), Natacha Régnier (Marguerite).

Der charismatische, aber schriftstellerisch minder begabte Literaturstudent André dominiert eine Gruppe von Kommilitonen, die ihn als ihren Meister verehren. Seine Position gerät in Gefahr, als Marguerite sich der Gruppe anschließt, aber die Dominanzspielchen des Meisters nicht mitspielt. Sie arbeitet als studentische Hilfskraft in der Bibliothek der Université Sorbonne Nouvelle. In der einzigen Szene in der Bibliothek findet sie einen Liebesbrief des Kommilitonen Eloi an sie.

Anatomie (Deutschland 1999). R+B: Stefan Ruzowitzky. D: Franka Potente (Paula Henning), Benno Fürmann (Hein), Anna Loos (Gretchen).

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Eine Horrorgeschichte, die unter Medizin­studenten an der Medizinischen Fakultät der Uni Heidelberg angesiedelt ist. Ihrem ei­gentlichen Studium gehen die Studenten zwar in den Anatomiesälen nach, aber wenn sie den Machenschaften der „Antihippokra­ten“, einer sinistren, auf Medizin ohne ethische Bindungen angelegten Vereinigung, nachgehen, müssen sie schon auch mal in Bibliotheken nachforschen. Und eine beson­ders malerische Instituts­bibliothek erinnert wieder einmal fatal an den Lesesaal der Münchner Juristischen Bibliothek im Rat­haus. Einen ihrer Verfolger versucht die Heldin während des Showdowns – vergeb­lich – im Compactus-Regal des Magazins einer – diesmal allerdings modernen – Bi­bliothek (Münchner Stadtbibliothek am Gasteig? Es gibt im Film noch mehr Szenen, die in Heidelberg spielen, aber in München gedreht worden sind) ein­zuquetschen.

Anatomie eines Mordes (Anatomy Of A Murder. USA 1959). R: Otto Preminger. B: Wendell Mayes nach einer Erzählung von Robert Traver. D: James Stewart (Paul Biegler), Arthur O'Connell (Parnell Emmett McCarthy).

Rechtsanwalt Biegler und sein Freund und Gehilfe finden in der Gerichtsbibliothek einen Präzedenzfall für ihr Gerichtsverfahren, die Verteidigung eines Leutnants, der den Vergewaltiger seiner Frau erschossen hat.

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Die Anruferin (Deutschland 2007). R: Felix Randau. B: Vera Kissel. D: Valerie Koch (Irm Krischka), Esther Schweins (Sina Braunsdorf), Vanessa Stern (Sinas Kollegin Doris), Bruno Schmitz (Bibliotheksleiter), Ulrich Schmissat (Ehemann in der Bibliothek), Katharina Hadem (Ehefrau in der Bibliothek) .

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Eine junge Frau, durch die Pflege ihrer dementen Mutter und einen stumpfsinnigen Job vereinsamt und emotional erkaltet, ruft wildfremde Menschen an und gibt sich wechselweise als krankes Kind oder dessen Mutter aus, um so Mitleid einzuheimsen. Eine der Angerufenen, eine fein­fühlige, charakterstarke Bibliothekarin, lernt sie kennen und bricht ihre innere Starre auf. Für die Außenansicht der Bibliothek wurde die Stadtbibliothek Bergheim gewählt, die Innenaufnahmen wurden zusätzlich in der Stadtbibliothek Bremen West gedreht.

Arthur (Arthur. USA 2011). R: Jason Winer. B: Peter Baynham. D: Russell Brand (Arthur), Greta Gerwig (Naomi Quinn).

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Ein vaterlos aufgewachsener, infantiler, ziem­lich durchgeknallter Milliardärssohn soll domestiziert werden, indem ihn seine Mutter mit einer eiskalten, sehr erfolgreichen Geschäftsfrau zu verheiraten versucht. Erst die Liebe zu dem einfachen Mädchen Naomi bringt ihn allerdings dazu, erwachsen zu werden. Das Happyend findet in der Kinderabteilung der New York Public Library statt, in der Naomi aus einem Kinderbuch liest, das zu schreiben Arthur sie einst ermutigt hat. Hier überzeugt er sie von seiner Wandlung und macht ihr die finale Liebes­erklärung.

As Young As You Feel (USA 1951). R: Harmon Jones. B: Lamar Trotti nach einer Story von Paddy Chayefsky. D: Monty Wooley (John R. Hodges), Carol Savage (Bibliothekarin).

Ein Angestellter gibt sich, um seine altersbedingte Kündigung rückgängig zu machen, als Präsident der Gesellschaft aus, für die er arbeitet. In einer sehr kurzen Szene versucht er in einer Bibliothek herauszufinden, wer dieser Präsident ist, den niemand in der Firma kennt. Die Bibliothekarin ermittelt es für ihn.

Asphalt Dschungel (The Asphalt Jungle. USA 1950). R: John Huston. B: Ben Maddow, John Huston nach einem Roman von W.R. Burnett. D: Sam Jaffe (Doc Erwin Riemenschneider).

Einige recht unterschiedliche Ganoven führen einen perfekt geplanten Juwelenraub durch. Doch einiges geht schief und sie wollen sich gegenseitig austricksen. So werden sie alle gefaßt oder kommen um. Geplant hat den Coup der eben aus dem Gefängnis entlassene „Doc“ Riemenschneider. Gefragt, wie ein Mann wie er es sieben Jahre dort ausgehalten habe, meint er, gar nicht so schlecht, es sei eine Frage des Temperaments. Die Direktion habe gesehen, daß er keine Schwierigkeiten mache, und ihm die Gefängnisbibliothek anvertraut.

Auf den ersten Blick (At First Sight. USA 1999). R: Irwin Winkler. B: Steve Levitt, Oliver Sacks. D: Val Kilmer (Virgil Adamson), Mira Sorvino (Amy Benic), Margo Winkler (Nancy Bender).

Eine erfolgreiche Architektin verliebt sich in einen blinden Masseur und finanziert ihm eine Augenoperation. Die ist scheinbar erfolgreich, doch nach kurzer Zeit erblindet der Masseur erneut. In zwei kurzen Bibliotheksszenen wird zu Beginn Literatur in Brailleschrift für den Masseur geordert und gegen Schluß studiert dieser Hefte der Zeitschrift „Life“, um, da ihm nicht mehr viel Zeit bleibt, die Welt mit seinem neugewonnenen Augenlicht in sich aufzunehmen, dies zumindest mit diesem Surrogat zu tun.

Auf immer und ewig (Ever After – A Cinderella Story. USA 1998). R: Andy Tennant. B: Susannah Grant, Andy Tennant, Rick Parks. D: Drew Barrymore (Danielle), Dougray Scott (Prinz Henry).

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Aschenbrödel-Version, die in ein konkretes historisches Umfeld, das Frankreich Franz’ I. verlegt wurde, aber mit den historischen Fakten mehr als frei umgeht. Der Prinz unternimmt mehrere Versuche, Aschenbrödel/ Danielle näherzukommen. U.a. lädt er sie, da er von ihrer Begeisterung für Bücher weiß, in eine Klosterbibliothek ein, wo sie ihm erzählt, wie ihr Vater ihr immer vorgelesen hat.

Aufstiegschancen (Bundesrepublik Deutschland 1971). R: Thomas Fantl. B: Max von der Grün. D: Christa Berndl (Maria Korte), Herbert Stass (Georg Korte).

„Im Mittelpunkt dieses sozialkritischen Films steht eine leitende Bibliothekarin, deren Mann als Facharbeiter die berufliche Stellung und den Erfolg seiner Frau nicht verkraften kann.“ (Gerd Kriebisch: Das Bild der Öffentlichen Bibliotheken in der Schönen Literatur. In: BuB 23 [1971] 10. S. 958)

Augen der Angst (Peeping Tom. Großbritannien 1960). R: Michael Powell. B: Leo Marks. D: Karl Böhm (Mark Lewis), Anna Massey (Helen Stephens).

Film über einen jungen Mann, der durch Experimente mit Angstzuständen, denen ihn sein Vater, ein Psychologe, als Kind zu wissenschaftlichen Zwecken ausgesetzt hat, zum zwanghaften Mörder geworden ist. Eine junge Frau verliebt sich in den sanften Mann, der zum Schluß Selbstmord begeht, um nicht dem Zwang zu erliegen, auch sie zu töten. Daß diese junge Frau Bibliothekarin ist, spielt dramaturgisch keine Rolle; sie wird auch nicht in ihrem Berufsumfeld gezeigt. Die Darstellerin Anna Massey scheint von ihrem sonstigen überwiegenden Rollentyp her prädestiniert für das Klischee der verhuschten, unattraktiven Bibliothekarin, wird hier aber eher als attraktive, lebenstüchtige Frau dargestellt.

Ausgestiegen (Sur quel pied danser? Frankreich 1999). R+B: Jacques Fansten. D: Dominique Blanc (Jeanne), Jimmy Noufel (Julien).

„Eine 35-jährige, in geordneten Verhältnissen lebende Pariser Bibliothekarin lernt einen 15-jährigen Obdachlosen kennen und versucht, sich seiner anzunehmen. Doch die Annäherung erweist sich als schwierig, zumal der Junge seine kleinkriminelle Karriere nicht aufgeben will. Dennoch entwickelt sich eine von Sympathie getragene, spannungsgeladene Beziehung.“ (Lexikon des internationalen Films)

Aussagen nach einer Verhaftung auf Grund des Gesetzes gegen Unsittlichkeit (Bundesrepublik Deutschland 1978). R: George Moorse, Hartmut Kunz. B: nach dem Bühnenstück von Athol Fugard. D: Hanna Schygulla (Bibliothekarin), Günther Kauf­mann (Errol Philander).

„Eine Weiße, als Bibliothekarin in einer süd­afrika­nischen Kleinstadt beschäftigt, liebt den farbigen Lehrer Errol Philander. ... Was beide befürchtet haben, tritt ein. Eine Mitbürgerin hat die Polizei verständigt. Mit Taschenlampen und Blitzlicht­aufnahmen werden sie 'überführt'.“ (Zeutzschel, Fernsehspiel-Archiv) Die Bibliothekarin wird in dieser offensichtlich aus der Pressemappe stammen­den Inhaltsangabe so charakterisiert: „...mensch­­lich vereinsamt, voll unbegründeter Komplexe wegen ihres Äußeren“.

Baby Boom – Eine schöne Bescherung (Baby Boom. USA 1987). R: Charles Shyer. B: Nancy Meyers, Charles Shyer. D: Diane Keaton (J.C. Wiatt), Sam Shepard (Dr. Jeff Cooper).

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Eine erfolgreiche Unternehmensberaterin „erbt“ von ihrer verstorbenen Cousine ein Baby, entdeckt plötzlich mütterliche Gefühle, verliert Freund und Job und zieht sich in ein Haus in der tiefsten Provinz zurück, um zur Ruhe zu kommen. Um der vielen Äpfel in ihrem großen Obstgarten Herr zu werden, produziert sie Apfelmus. Und da das stark renovierungsbedürftige Haus ihre Geldmittel auf­gezehrt hat, versucht sie das Mus als Babynahrung zu verkaufen, womit sie dank ihres Verkaufstalents riesigen Erfolg hat. Für ihre Verkaufsaktion holt sie sich auch Informationen in der Bennington College Library, trifft dort zum zweiten Mal auf den Veterinär des Ortes, dem sie kurz zuvor in der irrigen Ansicht er sei Humanmediziner ihr Herz ausgeschüttet hatte, und zeigt sich – noch – recht kratzbürstig.

Battlefield Earth – Kampf um die Erde (Battlefield Earth – A Saga For The Year 3000. USA 2000). R: Roger Christian. B: Corey Mandell, Jo Shapiro nach dem gleichnamigen Roman von Ron L. Hubbard. D: John Travolta (Terl), Barry Pepper (Jonnie Goodboy Tyler).

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Im Jahr 3000 ist die Erde von Außerirdischen zu Ausbeutungszwecken besetzt und die überlebenden Menschen sind auf Steinzeitniveau zurückgefallen. Ein großer Teil von ihnen wird als Arbeitssklaven gehalten. Der Sicherheitschef Terl macht den Fehler, den besonders begabten Menschen Jonnie mit einer Lernmaschine zu drillen, um seine Arbeitskraft besser ausbeuten zu können. Dieser bildet daraufhin die Menschen aus, so daß sie in wenigen Wochen die geistige Entwicklung von 3 Jahrtausenden nachholen und die Außerirdischen vernichten – und deren Planeten gleich mit. In einer Szene führt Terl Jonnie in die verfallene Bibliothek von Denver und sagt ihm, sie enthalte das gesamte Wissen der Menschheit, es habe dieser aber nichts gegen die Außerirdischen genützt. Jonnie findet immerhin die Unabhängigkeitserklärung und wird in seinem Kampf bestärkt.

Der Baum, der Bürgermeister und die Me­dia­thek (L'arbre, le maire et la mediathèque. Frank­reich 1993). R+B: Eric Rohmer. D: Fabrice Luchini (Marc Rossignol), Pas­cal Greggory (Bürgermeister Julien Dechaumes), Ariel­le Dombasle (Bérénice Beaurivage).

Es geht zwar um die Abwesenheit, das Nicht-Ent­stehen einer Bibliothek (im Rahmen der geplanten, aber letztlich nicht gebauten Mediathek), aber immerhin, sie wird thematisiert.

Ein Baum wächst in Brooklyn (A Tree Grows In Brooklyn. USA 1945). R: Elia Kazan. B: Tess Slesinger, Frank Davis nach dem gleichnamigen Roman von Betty Smith. D: Peggy Ann Garner (Francie Nolan), Lillian Bronson (Bibliothekarin).

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Die 12jährige Francie Nolan aus armer Familie hat von ihrem Vater die Liebe zu Geschichten und eine überreiche Fantasie geerbt. Sie ist außerdem sehr bildungshungrig. In der Bibliothek liest sie sich durch sämtliche Bücher gleich welchen Inhalts. Die Autoren mit dem Buchstaben A und den größten Teil des Buchstabens B hat sie, wie sie der Bibliothekarin erklärt, schon durch. Nun ist ein Autor mit einem Buch „Anatomie der Melancholie“ dran, auch wenn sie den Inhalt sicher nicht versteht. Die Bibliothekarin überredet sie, wenigstens zusätzlich etwas Kindgerechteres mitzunehmen.

Beautiful Girls (Beautiful Girls. USA 1996). R: Ted Demme. B: Scott Rosenberg. D: Matt Dillon (Tommy „Birdman” Rowland), Lauren Holly (Darian Smalls), Mira Sorvino (Sharon Cassidy), Rosie O’Donnell (Gina Barrisano).

Beziehungsprobleme in einer amerikanischen Provinzstadt. Gina rät ihrer Freundin Sharon, sich von ihrem untreuen Freund Tommy zu trennen. Sie tue es nur wegen ihrer Zukunfts­ängste nicht. „Nach der Trennung wirst du erstmal Visionen haben. Du allein mit 57, 58, wie du in einem Nachthemd rumläufst, deine Haare in einem Knoten. Du bist vielleicht Bibliothekarin, und du wärmst dir dein Single-Süppchen auf und du machst dir Gedanken über die Spinnweben in deiner Gebärmutter.” Wie zur Illustration wird einige Filmminuten später eine Bibliothekarin der beschriebenen Sorte wenn auch nur flüchtig gezeigt. Ihr Arbeitsplatz ist der ansonsten funktionslose, eher unpassende Schauplatz für eine Aus­einan­dersetzung von Tommy mit seinem Seitensprung Darian.

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A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn (A Beautiful Mind. USA 2001). R: Ron Howard. B: Akiva Goldsman nach der gleichnamigen Biografie von Sylvia Nasar. D: Russell Crowe (John Nash), Paul Bettany (Charles), Jennifer Connelly (Alicia Nash), Josh Lucas (Hansen), Michael Abbott jr. (Tutor in der Princeton Library).

Biografischer Film über den bedeutenden Mathematiker John Nash, bei dem nach ersten großen Erfolgen Schizophrenie diagnostiziert wurde. Kurz nach Beginn des Films wird gezeigt, wie der Princeton-Student Nash, der zwei Tage lang über einem Problem in der Bibliothek gegrübelt hat, von seinem Zimmergenossen Charles überredet wird, mit ihm ein Bier trinken zu gehen. Später stellt sich heraus, daß Charles nur in seiner Einbildung existierte. Als Nash seine Schizophrenie weitgehend überwunden hat, bekommt er einen provisorischen Arbeitsplatz in der Bibliothek der Universität von Princeton zugewiesen. Zunächst fällt er nur als skurrile Figur auf, die Formeln an ein Fenster der Bibliothek malt (was er schon als Student getan hatte). Doch nach und nach suchen Studenten hier seinen Rat und er kann schließlich wieder in den Lehrbetrieb integriert werden. 1994 erhält er den Nobelpreis für Wirtschafts­wissen­schaf­ten.

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Before Night Falls (Before Night Falls. USA 2000). R: Julian Schnabel. B: Cunningham O’Keefe, Lázaro Gómez Carriles, Julian Schnabel nach der gleichnamigen Autobiografie Reinaldo Arenas. D: Javier Bardem (Reinaldo Arenas).

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Biografischer Film über den bedeutenden kubanischen Schriftsteller Reinaldo Arenas, der in seiner Heimat wegen seiner Homose­xualität verfolgt wurde, 1980 in die USA emigrierte und 1990 an AIDS starb. Als junger Student der Agrarwissenschaft erregt er die Aufmerksamkeit der Jury eines literarischen Talentwettbewerbs der Nationalbibliothek. Man bietet ihm an, in der Nationalbibliothek zu arbeiten mit dem verlockenden Argument, da könne er alle Bücher lesen, die er wolle. An seinem Arbeitsplatz wird er nur – einen Bücherwagen schiebend – für wenige Sekunden gezeigt.

Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (Bundesrepublik Deutschland 1981). R: Bernhard Sinkel. B: Bernhard Sinkel, Alf Brustellin nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann. D: John Moulder-Brown (Felix Krull).

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Im zweiten Teil bereitet sich Felix Krull, unter den indignierten Blicken einer ältli­chen Bibliothekarin und eines Mitbenut­zers heftig zu­ckend, in einer Bibliothek an­hand medizi­nischer Lite­ratur theoretisch wie praktisch auf seinen Auftritt als „Epilepti­ker“ vor der Muste­rungs­kommission vor, eine Szene, die es nur in dieser Filmversion gibt und wenn ich mich recht erinnere auch nicht im zugrundeliegenden Roman von Thomas Mann.

Besessen (possession. USA 2002). R: Neil LaBute. B: David Henry Hwang, Laura Jones, Neil LaBute nach einem Roman von A.S. Byatt. D: Gwyneth Paltrow (Dr. Maud Bailey), Aaron Eckhart (Roland Mitchell), Jeremy Northam (Randolph Henry Ash), Jennifer Ehle (Christabel LaMotte), Hugh Simon (Bibliothekar).

Ein amerikanischer Stipendiat findet in der London Library, wo er zunächst eine Begegnung mit einem ziemlich arroganten Bibliothekar hat, in einem Buch, das dem bedeutenden viktorianischen Schriftsteller Henry Ash gehörte, Briefe, die auf eine bisher nicht bekannte Liebschaft Ashs mit der Lyrikerin Christabel LaMotte hindeuten. Mit der Literaturdozentin Maud Bailey, einer Nachfahrin LaMottes, die er erstmals in der Bibliothek der Lincoln University trifft, geht er den Spuren nach.

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Betty Anne Waters (Conviction. USA 2010). R: Tony Goldwyn. B: Pamela Gray. D: Hilary Swank (Betty Anne Waters).

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Eine junge Frau studiert – unter anderem in der Bibliothek – Jura, um ihren Bruder, der wegen Mordes verurteilt wurde, zu rehabilitieren.

Der Bibelcode (Deutschland/Österreich/ Frank­­reich 2007). R: Christoph Schrewe. B: Timo Berndt, Georg Lemppenau. D: Cosma Shiva Hagen (Johanna Bachmann), Olivier Sitruk (Simon Males).

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Eine junge Ex-Polizistin und ein Bibelforscher decken eine sinistre Verschwörung innerhalb der katholischen Kirche auf: Der Kardinal von Avignon will Papst werden und versucht erst, den amtierenden Papst beseitigen zu lassen, und, als das nicht glückt, diesen durch die Drohung, die Bevölkerung Roms mit einem tödlichen Bazillus zu verseuchen, zum Selbstmord zu drängen. Ein Orden der Sternenjünger, der sich seit Jahrhunderten um Frauen mit seherischen Fähigkeiten gebildet hat, schützt den Papst. In seinem Kloster sammelt er alle Schriften, die zur Deutung von Prophezeiungen dienen können. Diese Sammlung wird zwar Archiv genannt, muß aber eher als Bibliothek angesehen werden. Ein Verräter in den Reihen der Sternenjünger setzt sie in Brand, um die Deutung von Prophezeiungen zu verhindern, die auf die Machenschaften des Kardinals hinweisen.

Bibi Blocksberg und das Geheimnis der blauen Eulen (Deutschland 2004). R: Franz­iska Buch. B: Elfie Donnelly. D: Sidonie von Krosigk (Bibi Blocksberg), Marie-Luise Stahl (Elea), Corinna Harfouch (Rabia), Katja Riemann (Barbara Blocksberg), Ulrich Noethen (Bernhard Blocksberg), Edgar Selge (Quirin Bartels).

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Die kleine Hexe Bibi Blocksberg weilt zwecks Mathematik-Nachhilfe in einem In­ter­nat, das in einem Schloß untergebracht ist. Sie will ihrer nach einem Autounfall verwaisten und an den Rollstuhl gefesselten Freundin Elea helfen und dazu den Zauberstaub entdecken, der, von blauen Eulen bewacht, in einem Labyrinth verborgen ist. Sie und Elea stellen fest, daß sich der Zugang zum Labyrinth justament hinter einem Regal der Schloßbibliothek befindet, und diese ist – die Juristische Bibliothek der Münchner Stadtbibliothek, wenn auch ein wenig verwandelt.

Die Bibliothekarin (The Librarian. USA ca. 1912). Produktion: Edison GmbH.

Der älteste in Deutschland nachweisbare Film, in dem der bibliothekarische Be­rufsstand vorkommt. Man denkt, bei einer Länge von rund 306 m, also ca. 15 Minuten, an einen berufs­kundlichen Film. Doch die Berli­ner Zensur­behörde ließ ihn 1912 (dies also der Ent­stehungs-Terminus ante quem) erst nach einer Kürzung zu. Inhalt der herausgeschnittenen Sze­ne: „Niedersto­ßen des Korporals durch Jack“. Die Hamburger Zensurbe­hörde dagegen gab dem Film die Beschei­nigung „Für Kindervorstellungen ge­eignet.“ (Nach: Ver­zeichnis in Deutschland gelaufener Filme, S. 72 und 653) Darauf mache sich einen Reim, wer kann. Weite­res Mate­rial zu dem Film habe ich nicht gefunden.

Big Boy – jetzt wirst du ein Mann (You're a Big Boy Now. USA 1966). R+B: Francis Ford Coppola nach dem gleichnamigen Roman von David Benedictus. D: Peter Kastner (Bernard Chanticleer), Rip Torn (I.H. Chanticleer), Karen Black (Amy Partlett), Geraldine Page (Margery Chanticleer), Julie Harris (Miss Nora Thing), Elizabeth Hartman (Barbara Darling).

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Ein 19jähriger, von seinem Vater, dem Leiter der Inkunabel-Abteilung, als Ange­stellter bei der New York Public Library unterge­bracht, entwickelt nicht gerade eine Leiden­schaft für seinen Beruf, probt die Abnabe­lung vom Elternhaus und studiert die Frau­en, darunter eine Kollegin, bis endlich die große Liebe kommt.

Big Bully – Mein liebster Feind (Big Bully. USA 1996). R: Steve Miner. B: Mark Steven Johnson. D: Rick Moranis (David Leary), Norma MacMillan (Mrs. Rumpert).

Ein angehender Schriftsteller kommt wegen eines Lehrauftrags an seiner ehemaligen Schule nach Jahren in seine Geburtsstadt zurück und ist erneut den Nachstellungen eines Menschen ausgesetzt, der ihn schon als Kind piesackte. In der Schulbibliothek begrüßt er erfreut die ältliche Bibliothekarin und sagt ihr, daß die Bibliothek ihm die Bedeutung des Lesens vermittelt habe. Sie erinnert sich an ihn, weil er sein damaliges Lieblingsbuch seit 8862 Tagen nicht zurückgegeben habe. Er holt das Versäumte nach.

Bigfoot und die Hendersons (Harry And The Hendersons. USA 1986). R: William Dear. B: William E. Martin, William Dear, Ezra D. Rappaport. D: John Lithgow (George Henderson), Peggy Platt (Bibliothekarin).

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Eine typische amerikanische Durchschnitts­familie fährt bei einem Jagdausflug verse­hentlich einen riesigen gorillaähnlichen Waldmenschen an und nimmt den vermeint­lich Toten mit in ihr Vorstadt-Eigenheim, wo der schnell wieder zu ungestümem Le­ben Erwachte sich bald heimisch fühlt. Als er dennoch eines Tages davonläuft, sucht die Familie nach Informationen über diese We­sen, richtigerweise auch in der Bibliothek. Die Biblio­thekarin, kein typisches Exemplar der Spezies, aber trotzdem nicht sehr sym­pathisch, erweist sich als engstirnig rationa­listisch. Den verschämt und mit gedämpfter Stimme nach Literatur über „Bigfoots“ fra­genden Vater bescheidet sie barsch: „Science Fiction, Volksmärchen, Mythen und Legenden im Kellermagazin die Treppe runter“, und fügt schnippisch hinzu, er solle es doch auch einmal in der „Abteilung Kin­derbücher“ versuchen. Welche Bibliothekarin, welcher Bibliothekar würde es wohl wagen, Esoterisches so weit abseits der Hauptrouten des Publikums auf­zustellen? Es zeugt andererseits von der Publikums­freund­lichkeit der Aufstellung in der fraglichen Bibliothek, daß die Suche des Vaters dennoch zu einem vollen Erfolg wird.

Billy Elliot – I Will Dance (Billy Elliot. Großbritannien 2000). R: Stephen Daldry. B: Lee Hall. D: Jamie Bell (Billy), Carol McGuigan (Bibliothekarin).

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Der Bergarbeitersohn Billy will den Ballett-Tanz erlernen. In einem Bücherbus der Durham County Library schaut er sich ein Buch über Ballett an. Die Bibliothekarin bescheidet ihn, ohne recht zu sehen, was er anschaut und ohne daß er einen entsprechenden Wunsch geäußert hätte, das könne er auf seinen Schülerausweis nicht ausleihen. Billy läßt das Buch daraufhin heimlich mitgehen.

Ein bißchen Zauber verträgt die Welt. Folge 10: Der Herr Beckum (Deutschland 1996). D: Sonja Kirchberger (Circe), Gunnar Möl­ler (Herr Beckum).

Der Herr Beckum ist ein ältlicher, eigen­brötlerischer Bibliothekar an der Münchner Universitätsbibliothek, der sich rührend um eine durch schlimme Erlebnisse verstörte Aussiedlerin aus Rumänien kümmert, unter­stützt von der Serienhauptfigur, der Zaube­rin Circe.

Black Mask (Hei Xia. Hongkong 1996). R: Daniel Lee. B: Teddy Chen, Koan Hui. D: Jet Lie (Tsui).

Von einer „Macht im Norden“ gezüchtete menschliche Killermaschinen sollen vernich­tet werden. Doch einige können untertau­chen. Einer lebt jetzt in Hongkong. „Unter dem Namen Tsui arbeitet er in einer Büche­rei als belächelter Sonderling “. (Hans Schif­ferle in epd Film 4/98, S. 43. Hervorhe­bung von mir)

Der blaue Drachen (Lan Fengzheng. China/Hongkong 1993). R: Tian Zhuangzhuang. B: Xiao Mao. D: Lu Liping (Chen Shujuan), Quanxin Pu (Lin Shaolong).

Das Leben einer chinesischen Lehrerin ab 1953, das immer wieder durch die politischen Verhältnisse beeinträchtigt wird, erzählt aus der Perspektive ihres Sohnes. Der Vater des Erzählers ist Bibliothekar, der als angeblicher Reaktionär in ein Umerziehungslager gesteckt wird und dort stirbt.

Blockade in London (Passport To Pimlico. Großbritannien 1949). R: Henry Cornelius. B: T.E.B. Clarke. D: Stanley Holloway (Arthur Pemberton), Betty Warren (Connie Pemberton).

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Einer alten Urkunde zufolge gehört der Londoner Vorort Pimlico zum Herzogtum Burgund. Die Einwohner erklären, als sie davon erfahren, ihre Unabhängigkeit von der britischen Krone. Ihre Informationen über den fraglichen Sachverhalt beziehen sie unter anderem aus der Bibliothek.

Blood Work (Blood Work. USA 2002). R: Clint Eastwood. B: Brian Helgeland nach einem Roman von Michael Connelly. D: Clint Eastwood

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Ein FBI-Profiler erleidet bei der Verfolgung eines Serienmörders einen Herzinfarkt, erhält eine Herztransplantation und setzt sich zur Ruhe. Doch die Schwester der ermordeten Frau, deren Spenderherz er trägt, überredet ihn, den Mörder ihrer Schwester zu suchen. Um mehr über den Monate zurückliegenden Fall zu erfahren, liest er unter anderem in der Bibliothek alte Zeitungsberichte darüber.

The Blot (USA 1921). R: Lois Weber. B: Marion Orth, Lois Weber. D: Claire Windsor (Amelia Griggs).

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Film über die unterschiedlichen Lebensverhältnisse einer Professorenfamilie (ärmlich) und einer Handwerkerfamilie (wohlhabend). Die Professorentochter ist eine gleich von mehreren Männern umschwärmte Bibliothekarin.

Das Blut der Seidenstraße (Dun-Huang. Japan 1988). R: Junya Sato. B: Tsuyoshi Yoshida, Junya Sato. D: Koichi Sato (Zhao Xingde), Toshiyuki Nishida (Zhu Wangli).

„China im Mittelalter ... Im Lauf des endlosen Kampfgetümmels bewahrt Xhao die Schrift­rollen einer berühmten Bibliothek vor den Flammen.“ (Fischer Film Almanach 1994) Bei historischen Bibliotheken geht es anscheinend immer nur um Brennen oder Nicht-Brennen (vgl. die Anmerkun­gen zu „[Caesar und] Cleopatra“ und „Der Name der Rose“).

Das Böse kommt auf leisen Sohlen (So­me­thing Wicked This Way Comes. USA 1983). R: Jack Clayton. B: Ray Bradbury nach seinem Roman. D: Jason Robards (Charles Halloway), Jonathan Pryce (Mr. Dark), Diane Ladd (Mrs. Nightshade).

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Ein alter, resignierter Bibliothekar macht sich selbstquälerische Vorwürfe, daß er – als Nichtschwimmer – einst seinen Sohn nicht aus einem reißenden Fluß gerettet hat, son­dern dies einem versoffenen Nachbarn über­ließ. Aber als Jahre später sein Sohn und der Junge des – inzwischen spurlos ver­schwundenen – Nachbarn einem dämoni­schen Rummelplatzbesitzer auf die Spur kommen, der Menschen in seine teuflische Gewalt bringt, indem er sie bei ihren ge­heimen Wünschen packt, rettet der Biblio­thekar die Buben vor dem Dämonen und bricht die Macht des Bösen. Nun ist er auch von seinen Selbstzweifeln befreit. Ich will nicht auf die einfältige Kompensationsmoral dieses Films eingehen, aber es paßt dazu, daß wieder einmal der Bibliothekarsberuf dazu herhalten muß, ein mickriges, nicht allzu lebenstaugliches Männchen zu charak­terisieren. Auch wenn es sympathisch anmu­tet, daß ihm die Bücher seiner Bibliothek bei seiner Bewährung helfen, ist diese Reduzie­rung der Bibliotheksinhalte auf Exotisches und Esoterisches nicht minder verfälschend.

Bookies (Deutschland/USA 2003). R: Mark Illsley. B: Michael Bacall. D: Johnny Galecki (Jude).

Jude und einige seiner Freunde nutzen die Universitätsbibliothek, um sich als illegale Buchmacher zu betätigen. Die Wettscheine und die Bezahlung werden ausgetauscht, indem sie in Büchern versteckt werden, die seit Menschengedenken niemand mehr ausgeliehen hat. Doch ihre Tätigkeit ruft die Mafia auf den Plan…

Born Yesterday – Blondinen küßt man nicht (Born Yesterday. USA 1993). R: Luis Mandoki. B: Douglas McGrath nach einem Bühnenstück von Garson Kanin. D: Melanie Griffith (Billie Dawn), Don Johnson (Paul Verrall).

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Ein nicht ganz sauberer Geschäftsmann heuert den Journalisten Paul Verrall an, seiner ungebildeten Geliebten Billie Dawn etwas Um­gangsformen und Bildung beizubringen. Paul geht mit ihr unter anderem in die Library of Congress, wo sie ständig zwischen einem voluminösen Lexikon und ihrer Lektüre, Tocquevilles „Demokratie in Amerika”, hin und her pendelt, weil sie so viele Begriffe nicht versteht.

Breakfast Club – Der Frühstücksclub (The Break­fast Club. USA 1984). R+B: John Hughes. D: Emilio Estevez (Andrew Clark), Paul Gleason (Richard Vernon), Anthony Michael Hall (Brian Johnson), Judd Nelson (John Bender), Molly Ringwald (Claire Stnadish), Ally Sheedy (Allison Reynolds).

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Das Besondere an diesem Film: Es ist, so weit ich sehe, der einzige, der fast ausschließlich in einer Bibliothek spielt. Fünf Schüler müssen wegen unterschiedlicher Delikte an einem Samstag acht Stunden lang in der Bibliothek ihrer Schule nach­sitzen. Der Film schildert die dabei ablaufenden gruppendynamischen Prozesse. Für unser Thema bleibt der Eindruck von der guten Ausstattung amerikanischer Highschool-Bibliotheken.

Brief einer Unbekannten (Letter From An Unknown Woman. USA 1948). R: Max Ophüls. B: Howard Koch nach der gleichnamigen Novelle von Stefan Zweig. D: Joan Fontaine (Lisa Berndle), Louis Jourdan (Stefan Brand).

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Ein junges Mädchen verliebt sich in einen charmanten, aber leichtfertigen Pianisten. Ihm zuliebe arbeitet sie an ihrem Äußeren und versucht, sich möglichst umfassende Kenntnisse von Musik zu erwerben. Dazu geht sie naheliegenderweise in die Bibliothek. Der tragische weitere Fortgang der Geschichte hat mit dem Thema Bibliothek nichts mehr zu tun.

Buddenbrooks (Bun­desrepublik Deutsch­­­land 1978). R: Franz Peter Wirth. B: Franz Peter Wirth, Bernt Rothert nach dem gleichnamigen Roman von Thomas Mann. D: Rein­hild Solf (Toni Buddenbrook).

Toni Buddenbrook fiebert mit, als die Wahl ihres Bruders Thomas zum Senator der Hansestadt Lübeck ansteht. In einer Biblio­thek informiert sie sich genauestens über die Gepflogenheiten bei einer solchen Wahl.

Button – Im Sumpf der Atommafia (Defence of the Realm. Großbritannien 1985). R: David Drury. B: Martin Stellman. D: Gabriel Byrne (Nicholas Mullen), Philip Whitchurch (Bibliothekar).

Ein Journalist entlarvt ein Parlamentsmitglied in England als Spion und kommt den Hintergründen eines vertuschten Skandals um den Beinahe-Absturz eines Atombombers auf die Spur. U.a. recherchiert er zu dem Vorfall in einer Bibliothek, wird in einer Tageszeitung fündig, täuscht einen Hustenanfall vor und reißt die betreffende Seite heraus.

Cabaret (Cabaret. USA 1971). R: Bob Fosse. B: Jay Presson Allen nach Romanen von Christopher Isherwood und dem Musical von Joe Masteroff und John Kander. D: Liza Minnelli (Sally Bowles), Michael York (Brian Roberts).

Musical über die Liebe eines englischen Studenten und einer Varieté-Sängerin vor dem politischen Hintergrund des Berlin der frühen 30er Jahre. In einer Szene überfällt Liza Minnelli den in einer Institutsbibliothek studierenden Michael York mit der Bemer­kung, daß sie schwanger sei. Verwendet wurde für diese Szene der Lesesaal der Juristischen Biblio­thek der Münchner Stadtbibliothek im Rat­haus.

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Caesar und Cleopatra (Cesar and Cleopatra. Großbritannien 1946). R: Gabriel Pascal. B: George Bernard Shaw, Marjorie Deans nach Shaws gleichnamigem Bühnenstück. D: Claude Rains (Caesar), Vivien Leigh (Cleopatra).

Diese Shaw-Verfilmung enthält natürlich auch die Szene, in der Caesar das aufgeregte Geschrei um den Brand der Bibliothek von Alexandria gar nicht verstehen kann, aller­dings, obwohl der Film sonst nicht mit malerischen Schauplätzen geizt, nur verbal.

Caesar und Cleopatra (Cesar and Cleopatra. Großbritannien 1974). R: James Cellan Jones. B: Audrey Maas. D: Alec Guinness (Caesar), Geneviève Bujold (Cleopatra).

Vgl. den vorstehenden Titel. In dieser Fern­sehproduktion wird der Brand der Bibliothek natürlich erst recht nicht gezeigt.

Cal (Cal. Großbritannien 1984). R: Pat O'Connor. B: Bernard MacLaverty nach seinem Roman. D: John Lynch (Cal), Helen Mirren (Marcella).

Die tragische Liebesgeschichte zwischen einem blutjungen IRA-Mitläufer und der Witwe eines ermor­deten Polizisten, die in der städtischen Bi­blio­thek arbeitet. Dieser Schauplatz ist mit einer Selbstverständlichkeit, einem unaufdringlichen Realis­mus eingebracht, wie ich es bei kaum einem anderen Film erlebt habe. Und die junge Bibliothekarin (ihr genauer Status bleibt, wie in den meisten Filmen, unbestimmt) ist eine der sympa­thischsten im Kino.

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Der Campus (Deutschland 1998). R: Sönke Wortmann. B: Dietrich Schwanitz, Sönke Wortmann, Stefan Grund, Bettina Salomon nach Schwanitz’ gleichnamigem Roman. D: Heiner Lauterbach (Hanno Hackmann).

Kabale und (wenig) Liebe unter dem Lehr­personal einer Universität (am zwar kon­kreten aber sicher nicht so gemeinten Bei­spiel Hamburgs). Milieugerecht kommt auch eine kurze Szene in einer Institutsbibliothek vor; der Schauplatz ist aber für den Stoff des Films ohne Bedeutung.

Carrie – Des Satans jüngste Tochter (Carrie. USA 1976). R: Brian De Palma. B: Lawrence D. Cohen nach dem gleichnamigen Roman von Stephen King. D: Sissy Spacek (Carrie), William Katt (Tommy Ross).

Ein von der bigotten Mutter unterdrücktes und in der Schule gedemütigtes Mädchen entwickelt telekinetische Fähigkeiten und rächt sich grausam. Als ihr ihre Besonderheit zum ersten Mal bewußt wird, informiert sie sich in der Schulbibliothek über Telekinese.

Casanova (Casanova Part 1 + 2. USA 1987). R: Simon Langton. B: George MacDonald Fraser. D: Richard Chamberlain (Casanova), Frank Finlay (Graf Razetta), Traci Lind (Heidi), Gary Piquer (Viderol).

Mantel- und Degen-Film, angelehnt an die Memoiren Casanovas. Dessen Ende, alt, müde und resigniert, als Bibliothekar des Grafen Waldstein auf Schloß Dux in Böhmen, wird nicht verschwiegen, aber verklärt: Casanova beobachtet amüsiert, wie das hübsche junge Küchenmädchen Heidi den Entwurf seiner Memoiren liest. Er steht ihr gegen einen widerlichen Diener bei, wird vor dessen heimtü­­­ckischen Attacken durch seinen alten Feind Razetta gerettet und versöhnt sich mit dem ihm durch jahrzehntelange Fehde verbundenen Grafen. Als – früher im Film – Casanova während seiner Gefangenschaft in den Bleikammern ein paar Bücher verlangt, sagt der Gefängniswärter: „Ich bin kein Bibliothekar.”

Casper, wie alles begann (Casper, A Spi­rited Beginning. USA 1997). R: Sean McNamara. B: Thomas McClusker, Robert Kerchner. D: Brendon Ryan Barrett (Chris Carson), Edie McClurg (Bibliothekarin).

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In dem infantilen, krawalligen Fortsetzungs­film zu „Casper“, der die Geschichte vor der Geschichte erzählt, bringt der jugend­liche Held seinem neugewonnenen Gespen­sterfreund aus­gerechnet in einer Bibliothek das Spuken bei. Außer daß ein paar Bücher­regale umgeworfen werden, enthält die Szene allerdings keine Bibliotheksspezifika. Und daß die Bibliothekarin behauptet: „Bü­cher sind unsere Freunde“, schlägt sich im Film in keiner Weise nieder: Der Held liest fast ausschließlich Comics und kennt alle Folgen von „Star Trek“ und „Akte X“ fast auswendig. Einen gewissen Realismus muß man dem Film also schon bescheinigen.

Céline und Julie fahren Boot (Céline et Julie vont en bateau. Frankreich 1974). R: Jacques Rivette. B: Jacques Rivette, Juliet Berto, Dominique Labourier, Bulle Ogier, Marie-France Pisier. D: Juliet Berto (Céline), Dominique Labourier (Julie).

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Die Bibliothekarin Julie nimmt die Streunerin Cèline bei sich auf und die beiden leben rauschhafte Fantasien aus. In den Szenen in der Bibliothek erweist sich Julie als nicht sehr pflichtbewußt, legt während des Dienstes mit einer Kollegin Tarotkarten, raucht und erlaubt einem Leser ebenfalls das – offenbar verbotene – Rauchen, reißt eine Seite aus einem Buch und bricht nachts in die Bibliothek ein, um ein esoterisches Buch zu stehlen.

Chainsaw Sally (USA 2004). R+B: Jimmyo Burril. D: April Monique Burril (Sally Diamon), Alec Joseph (Ruby Diamon).

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Ein so weit ich sehe einmaliger Fall: Eine brave, Brille (nur in der Bibliothek) tragende Bibliothekarin nicht nur als Hauptperson eines Horrorfilms, sondern als die Serienmörderin selbst, die im Genre so beliebte Kettensäge schwingend und vorzugsweise Menschen umbringend, die sich in der Bibliothek ungebührlich verhalten, etwa zu laut geredet oder ihre Bücher nicht rechtzeitig zurückgegeben haben. Das Bild von der strengen, unnachsichtigen Bibliothekarin denn doch ein wenig zu sehr übersteigert!

Champagner in Paris (Bon Voyage! USA 1962). R: James Neilson. B: Marrijane Hayes, Joseph Hayes, Bill Walsh. D: Fred MacMurray (Harry Willard), Jane Wyman (Katie Willard), James Millhollin (Schiffsbibliothekar).

Netter Disney-Familienfilm über eine Familie, die sich ihren Traum von einer Europareise erfüllt. Auf dem Schiff, mit dem sie übersetzen, gibt es auch eine winzige Bibliothek, die aber sogar einen eigenen Bibliothekar hat.

Chaos! Schwiegersohn Junior im Ge­richtssaal (Jury Duty. USA 1995). R: John Fortenberry. B: Neil Tolkin, Barbara Williams, Samantha Adams. D: Pauly Shore (Tommy Collins), Tia Carrere (Monica).

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Ein vorübergehend obdachloser Drückeberger und vertrotteltes Mutter­söhn­chen wird als Ge­schworener bei einem Mordprozeß berufen. Da die Geschworenen in einem Hotel untergebracht sind, versucht er, den Prozeß in die Länge zu ziehen, indem er sich – in einer mehr als albernen Die-12-Geschworenen -Parodie – auf die Seite des Angeklagten schlägt, von dessen Schuld alle Welt überzeugt ist. Tatsächlich findet er einen Beweis für dessen Unschuld und errät auch das Motiv des wahren Täters, das er einer Mit-Geschworenen, von Beruf Bibliothekarin, mitteilt. Der Täter, ein weiterer Mit-Geschworener, dem er seine Theorie ebenfalls mitteilt, lockt ihn und die Bibliothekarin in die Bibliothek, um beide dort zu ermorden. Nachdem der Held zunächst vergeblich versucht hat, durch das Umstoßen der Bücherregale einen Wachmann zu alarmieren, gelingt es ihm, den Täter mit einem schweren Buch niederzuschlagen. Das vergeb­liche Umstoßen der Bücherregale als sinn­entleerter Gag scheint denn auch der einzige Grund für die Wahl des ansonsten funktionslosen Schauplatzes und des Berufs der weiblichen Hauptfigur.

Cherie Bitter (The Way We Were. USA 1973). R: Sydney Pollack. Arthur Laurents, Alvin Sargent, David Rayfiel nach Laurents Roman. D: Barbra Streisand (Katie), Robert Redford (Hubbard).

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Die Geschichte von der schwierigen Ehe zweier ungleicher Menschen im Amerika der 30er und 40er Jahre. Als Studenten werden die beiden en passant auch in der Bibliothek gezeigt.

Christine (Christine. USA 1983). R: John Carpenter. B: Bill Phillips nach dem gleichnamigen Roman von Stephen King. D: Keith Gordon (Arnie), Jan Burrell (Bibliothekarin).

Der schwächliche Arnie, Prügelknabe an seiner Highschool, kauft einen verrotteten Oldtimer und repariert ihn. Das Auto verändert Arnies Charakter und entwickelt ein Eigenleben. Es verfolgt und tötet die Mitschüler, die Arnie unterdrückt haben und einige andere Menschen. Da das Ganze im Highschoolmilieu spielt, ist auch eine kurze – für die Filmhandlung unwichtige – Bibliotheksszene eingefügt.

The Church (La chiesa. Italien 1989). R: Michael Soavi. B: Dario Argento, Franco Ferrini. D: Hugh Quarshie (Vater Gus), Thomas Arana (Evan), Feodor Chaliapin jr. (Bischof).

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„Kreuzritter richten in einem augenscheinlich vom Teufel besessenen Dorf ein Massaker an und ver­scharren die Leichen in einem Massengrab. Später wird an dieser Stelle eine Kirche errichtet. Durch einen unvorsichtigen Bibliothekar werden in der Gegenwart die Geister der Ermordeten zu neuem Leben erweckt...“ (Lexikon des Internationalen Films) Man beachte die korrek­te Übersetzung des italienischen Originaltitels für die deutsche Synchronfassung!

Citizen Kane (Citizen Kane. USA 1941). R: Orson Welles. B: Herman J. Mankiewicz, Orson Welles. D: Orson Welles (John Foster Kane), Joseph Cotten (Jedediah Leland), George Coulouris (Walter Parks Thatcher), William Alland (Jerry Thompson), Georgia Backus (Miss Anderson).

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Bei seiner Suche nach den Lebensspuren des Tycoons John Foster Kane recherchiert der Journalist Thompson auch in der Thatcher Memorial Library, die unter dem Regiment einer äußerst strengen, maskulin wirkenden Bibliothekarin steht. Kleine Variante zum her­kömmlichen Stereotyp: Die Dame trägt einen Kneifer! Thompson sieht die handschrift­lichen Aufzeichnungen Thatchers, des Vormunds und Förderers des jungen Kane, allerdings in einem riesigen, kahlen Raum ein. Von der eigentlichen Bibliothek ist nichts zu sehen. Vermutlich deshalb ist in der deutschen Synchronisation nicht von Memorial Library sondern von Gedächtnistätte die Rede.

Cleopatra (Cleopatra. USA 1963). R: Jo­seph L. Mankiewicz. B: Joseph L. Mankiewicz, Ranald MacDougall, Sidney Buchman. nach einem Roman von Carlo Maria Franzero. D: Rex Harrsion (Caesar), Elizabeth Taylor (Cleopatra).

Cleopatra gibt Caesar gegenüber ihrer Em­pörung über den Brand der Bibliothek von Alexandria Ausdruck, der im Gegensatz zu Shaws Stück und den danach entstandenen Verfilmungen (s. „Caesar und Cleopatra“) hier immerhin sein Bedauern äußert.

Club der Cäsaren (The Emperor’s Club. USA 2002). R: Michael Hoffman. B: Neil Tolkin nach der Kurzgeschichte „The Palace Thief“ von Ethan Canin. D: Kevin Kline (William Hundert), Emile Hirsch (Sedgewick Bell), Molly Regan (Miss Peters).

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Der idealistische Lehrer Hundert versucht in einem Eliteinternat den verwöhnten, arroganten Senatorensohn Sedgewick Bell zu einem verantwortungsbewußten Menschen zu erziehen. Als Bell unter dem Druck seines Vaters plötzlich einen gewissen Lerneifer an den Tag legt, sieht Hundert sich in seinen Bemühungen bestätigt und fördert Bell nach Kräften. Er geht sogar so weit, das Ergebnis eines Tests zu fälschen, um Bell die Teilnahme an der Endausscheidung eines prestigeträchtigen Geschichtswettbewerbs zu ermöglichen. Als er jedoch feststellt, daß Bell bei diesem Abschlußwettbewerb betrügt, sorgt er mit einer Frage, die dieser auch mit Spickzettel nicht beantworten kann, für sein Ausscheiden. Bells auch im Erwachsenenalter noch geäußerte Ansicht, daß der Erfolg alle Mittel heilige und Ideale zu nichts gut seien, sieht Hundert als Beweis für sein eigenes Scheitern. Eine kurze Bibliotheksszene bringt schon früh das Verhältnis der beiden en miniature auf den Punkt: Bell will sich bei einer Prüfung einen Vorteil verschaffen und versucht, die Schulbibliothekarin zu beschwatzen (u.a. indem er ihr heuchlerische Komplimente für ihre zwar nicht bibliothekarinnengemäße, aber ziemlich durchschnittliche Frisur macht), ihm ein Buch, das präsent gehalten wird, über Nacht auszuleihen. Die Bibliothekarin verweigert dies aus Fairneß den anderen Schülern gegenüber zunächst standhaft. Doch Hundert, der die Debatte zufällig mitbekommt und Bells Ersuchen wohl als Beweis für seinen Lerneifer ansieht, verbürgt sich für ihn, sanktioniert also den Regelverstoß, und die Bibliothekarin gibt widerwillig nach.

Collateral (Collateral. USA 2004). R: Michael Mann. B: Stuart Beattie. D: Tom Cruise (Vincent), Jamie Foxx (Max), Jada Pinkett Smith (Annie).

Der Taxifahrer Max wird von dem Auftragskiller Vincent gezwungen, ihn zu vier seiner Opfer zu fahren. Von Mal zu Mal eskaliert dabei die Gewalt, bis schließlich Max absichtlich einen Unfall herbeiführt, um Vincent auszuschalten, der allerdings leicht verletzt entweicht. Als Max feststellt, daß Vincents letztes Opfer die Staatsanwältin Annie sein soll, die er etwas früher am Tag gefahren und als sehr angenehm empfunden hat, macht er sich auf, um ihr gegen Vincent beizustehen. Vincent verfehlt sie zunächst, weil sie sich nicht in ihrem Büro, sondern in der Bibliothek des Gerichtsgebäudes aufhält. Dort ist es allerdings so dunkel, daß der Zuschauer die Örtlichkeit nicht identifizieren kann, sondern auf die Information angewiesen ist, die Annie dem sie warnenden Max am Telefon gibt.

Constantine (Constantine. USA 2004). R: Francis Lawrence. B: Kevin Brodbin, Frank Cappello nach den Comics von Jamie Delano und Garth Ennis. D: Keanu Reeves (John Constantine), Rachel Weisz (Angela Dodson), Tilda Swinton (Gabriel), Francis Guinan (Pater Garret).

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Ein Exorzist und Ghostbuster unterstützt eine junge Polizistin beim Versuch ihre Zwillingsschwester zu rehabilitieren, die in einer Nervenheilanstalt Selbstmord beging. Beide Zwillingsschwestern versucht der Sohn des Satans zu benutzen, um auf der Erde seßhaft werden zu können. Exorzist und Polizistin begegnen sich erstmals in einer – offenbar kirchlichen – Bibliothek, wo die Polizistin von einem Pater die Erlaubnis für ein kirchliches Begräbnis ihrer Schwester zu erlangen versucht, aber die Antwort erhält, wegen ihres Selbstmords sei diese zur Hölle verdammt. Der Exorzist trifft den Erzengel Gabriel, der seinen Wunsch, aufgrund seiner erfolgreichen Arbeit als Dämonenaustreiber Gnade zu finden (er hatte einen Selbstmordversuch begangen), abschlägig bescheidet. Warum dies ausgerechnet in einer Bibliothek geschieht, ist nicht ersichtlich. Eine Kirche wäre angesichts der kruden Mischung aus religiösen Motiven konsequenter gewesen.

Cowgirl (Deutschland 2004). R: Mark Schlichter. B: Martin Rauhaus. D: Alexandra Maria Lara (Paula), Peter Lohmeyer (Edgar), Wotan Wilke Möhring (Max) .

Eine junge, frustrierte Bibliothekarin, die in einer trostlosen Ehe mit einem spießigen Versicherungsvertreter lebt, bricht aus und erlebt mit ihrer Jugendliebe Max Abenteuer im Kampf gegen Ganoven. Daß sie dabei vor allem auf ihre im Fernsehen erworbenen Genrekenntnisse zurückgreift, grenzt allerdings an Denunziation ihres Berufsstandes.

C.S.I.: New York. Folge 94: Das Buch der Toten (CSI: NY. 94: Page Turner. USA 2008). R: Fred Toye. B: Trey Callaway. Konzept: Anthony E. Zuiker, Ann Donahue, Carol Mendelsohn. D: Gary Sinise (Detective Mac Taylor), Melina Kanakaredes (Detective Stella Bonasera), Carmine Giovinazzo (Detective Danny Messer).

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In dieser Folge einer Serie über ein Spurensicherungsteam der New Yorker Kriminalpolizei wird der Tod von zwei Menschen durch radioaktiv verseuchtes Thallium untersucht. Schimmelspuren an den Füßen der einen Toten und ein Blatt aus einem alten Buch in der Tasche des anderen Toten führen in die Abteilung für seltene Bücher der New York Public Library, wo tatsächlich ein entsprechend präpariertes Buch gefunden wird. Es stellt sich heraus, daß auch eine Bibliothekarin, die vor einiger Zeit an Lupus gestorben ist, radioaktiv verseucht war. Nachdem zunächst ihr früherer Assistent verdächtigt wird, findet das Team heraus, daß ihr Mann, ein Anwalt, der Todkranken Sterbehilfe geleistet hat, dann aber weitere Morde begangen hat, um eine Schadenersatzklage gegen die Stadt New York anstrengen zu können.

Der Da Vinci Code (The Da Vinci Code – Sakrileg. USA 2006). R: Ron Howard. B: Akiva Goldsman. D: Tom Hanks (Robert Langdon), Audrey Tautou (Sophie Neveu), Shane Zaza (Jugendlicher im Bus).

Nach dem Mord an einem Museumsdirektor suchen die Enkelin des Toten und der Symbolforscher Robert Langdon nach Umständen und Ursache für die Tat. Sie geraten auf die Spur einer uralten Sekte, die das Grab Maria Magdalenas verborgen hält, der Ehefrau von Jesus, mit der dieser eine Tochter gezeugt habe, die an Stelle von Petrus die eigentliche spirituelle Erbin Jesu sei. Rätselhafte Botschaften bringen die beiden weiter. Um in London eine dieser Botschaften entschlüsseln und das Leben eines Mitsuchers vor den Schergen einer kirchlichen Sekte retten zu können, benötigt Langdon Informationen aus einer Bibliothek. Da aber die Fahrt bis zur Chelsea Library in dem Bus, in dem sie vor den Verfolgern fliehen, zu lange dauern würde, recherchiert er mittels des Internet-Handys eines jugendlichen Passagiers in der Datenbank der Bibliothek, von dem offenbar bibliothekskundigen Jugendlichen unterstützt.

Dalles und Liebe oder Der Bibliothekar (Deutsch­land 1916). R: Franz Schmelter.

Vermutlich ein Lustspiel(kurz)film. Über den Inhalt läßt sich Näheres nicht ermitteln. (Vorausmitteilung von Herbert Birett aus seinen unveröffentlichten Materialien zum deutschen Stummfilm).

Dangerous Minds (Dangerous Minds. USA 1995). R: John N. Smith. B: Ronald Bass nach dem Roman „My Posse Don't Do Homework“ von Louane Johnson. D: Michelle Pfeif­fer (Louanne Johnson), Renoly Santiago (Raul Sanchero), Bruklin Harris (Callie Roberts), Richard Grant (Durrell Benton), Jeff Feringa – Sarah Marshall (Bibliothekarinnen).

Eine ehemalige Elitesoldatin muß, weil ihr die letzte Lehramtsprüfung fehlt, eine Stelle als Englischlehrerin in einer Klasse für aufmerksamkeitsgestörte, unterprivilegierte Jugendliche annehmen. Mit unkonventionellen Methoden gewinnt sie die Schüler für sich. So schreibt sie einen Wettbewerb unter ihnen aus, wer ein Gedicht von Dylan Thomas findet, das einem Song von Bob Dylan sehr ähnlich sieht. Daraufhin studieren die Schüler sehr zum Erstaunen der beiden Bibliothekarinnen in der Schulbibliothk eifrig die Gedichtbände von Thomas.

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Dark Remains (Dark Remains. USA 2005). R+B: Brian Avenet-Bradley. D: Cheri Christian (Julie), Greg Thompson (Allen Pyke), Patricia French (Bibliothekarin).

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Julie und Allen haben ihre kleine Tochter durch einen mysteriösen Mord verloren. Sie ziehen sich in eine Blockhütte in den Bergen zurück, um dieses Geschehnis zu verarbeiten. Plötzlich sieht Julie in der Blockhütte die Geister Verstorbener. Allen geht in die örtliche Bibliothek, um etwas über die Geschichte des Hauses zu erfahren. Die Bibliothekarin ist ganz nach dem üblichen Klischee gezeichnet und ziemlich abweisend.

The Day After Tomorrow ( The Day After Tomorrow. USA 2004). R: Roland Emmerich. B: Roland Emmerich, Jeffrey Nachmanoff. D: Jake Gyllenhaal (Sam Hall), Emmy Rossum (Laura Chapman), Dash Mihok (Jason Evans), Sheila McCarthy (Bi­bliothekarin Judith), Joey Elias (Wachmann in der Bibliothek).

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Bei einer weltweiten Klimakatastrophe suchen viele Menschen in New York vor einer gewaltigen Flutwelle Zuflucht in der Public Library. Als die Mehrheit bei Ausbruch eines Schneesturms sich nach Süden durchzuschlagen versucht, bleiben drei Teenager auf den telefonischen Rat des Vaters eines von ihnen, eines Klimatologen, mit nur wenigen anderen, die sich warnen lassen, zurück. Um den Käl­teschock zu überstehen, heizen sie mit den Büchern ein. Zwei Bibliothekare hel­fen ihnen dabei, wenn auch mit schlech­tem Gewissen. Einer verteidigt eine Gutenbergbibel, obwohl er Atheist ist, weil mit ihr die Geschichte des Buchdrucks und damit der Aufklärung begonnen habe. Die andere findet in einem Buch einen Hinweis, wie die Verletzung eines der Teenager zu behandeln sei und kommentiert das mit den Worten: „Bücher sind nicht bloß zum Verbrennen gut.”

Dead Man Walking – Sein letzter Gang (Dead Man Walking. USA 1995). R+B: Tim Robbins. D: Susan Sarandon (Schwester Helen Prejean), Raymond J. Barry (Earl Delacroix).

Eine Ordensfrau begleitet einen zum Tode verurteilten Mörder geistlich während seiner letzten Wochen bis zur Hinrichtung. Zu Beginn wird sie gezeigt, wie sie in einer Schulbibliothek oder einem Klassenzimmer farbige Unterschichtenfrauen unterrichtet, später besucht sie eine Selbsthilfegruppe, zu der der Vater eines der Opfer gehört und die sich in einer Schul­bib­liothek versammelt.

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Deadly Web – Terror im Internet (Deadly Web. USA 1996). R: Jorge Montesi. B: Alan Ormsby. D: Gigi Rice (Terri Lawrence), Ed Marinaro (Jones).

Eine frisch geschiedene junge Frau bewirbt sich – als ausgezeichnete Computer-Expertin –bei einer Krankenhausbibliothek, wird von deren widerwärtigem Leiter abgewiesen, erhält aber dessen Stelle, nachdem dieser durch die Manipulation eines Rezepts im Internet durch einen Unbekannten ums Le­ben kommt. Im folgenden terrorisiert dieser Unbekannte auch die nicht nur auf ihn at­traktiv wirkende Bibliothekarin via Internet mit unzüchtigen Angeboten. Der jungen Frau gelingt es nach den üblichen Verwir­rungen und der Verfolgung der üblichen falschen Fährten den wahren Täter unschäd­lich zu machen und ihren computersüchti­gen Sohn, der ihr durch die Internet-Spiel­­­angebote des Unbekannten entfremdet wor­den war, wieder mit seiner Mutter zu ver­söhnen. Ein unlogisch aufgebauter, die Motivation seiner Protagonisten, vor allem des Täters, aus lauter Sucht, den Zuschauer zu verwirren, und vor lauter moralischem Rumgetue sträflich vernachlässigender Kri­mi. Daß der Computer (samt Internet) das gesamte Leben in den USA beherrscht und – was keinesfalls dasselbe ist –seinen Sieges­zug durch das amerikanische Bibliotheks­wesen angetreten hat, glauben wir gern. Aber sonst erfährt man über Bibliotheken nicht viel. „Mußt du da Bücher hin und her tragen?“ fragt der kleine Sohn seine Mutter auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch (oder so ähnlich, ich erinnere mich nicht an den genauen Wortlaut). „Ich verwalte ei­gentlich mehr“, sagt die Mutter. Na, das ist doch immerhin schon ganz realistisch, oder?

Debbie Does Dallas (USA 1978). R: Jim Clark. B: Maria Minestra. D: Merle Michaels (Donna), Paul Hughs (Tim), Jake Teague (Mr. Biddle).

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In einer Episode aus diesem Pornofilm um eine Gruppe von Cheerleadern, die versucht unter Einsatz ihrer körperlichen Reize genug Geld für eine Reise nach Dallas zusammenzubekommen, stellt Donna in der Bibliothek (gedreht in der Pratt Institute Library in Brooklyn ohne daß die Bibliotheksleitung vom Charakter des Films wußte) auf einer Leiter stehend Bücher ein und bewegt sich dabei lasziv. Der Bibliothekar Mr. Biddle schaut ihr lustvoll zu. Kurz darauf hat Donna an gleicher Stelle Sex mit ihrem Freund und wird dabei von Biddle überrascht, der sie mit in sein Büro nimmt und genüßlich übers Knie legt. Donna zeigt sich von der Behandlung sehr angetan.

…denn zum Küssen sind sie da (Kiss the Girls. USA 1997). R: Gary Fleder. B: David Klass. D: Morgan Freeman (Dr. Alex Cross), Ashley Judd (Dr. Kate McTiernan), Richard T. Jones (Setz Samuel).

Ein Serienmörder hält mehrere junge Frauen gefangen. Eines der Opfer, die Ärztin Kate McTiernan, kann ihm entkommen. Sie hat vage Erinnerungen an den Ort, an dem sie gefangen gehalten wurde, ein Haus mit einer großen Kelleranlage in einer abgelegenen Waldgegend. Zusammen mit dem Polizeipsychologen Alex Cross und einem ortskundigen Studenten studiert sie in der Bibliothek topografische Karten, um dieses Haus zu finden.

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Derrick. Folge 170: Eine Art Mord (Bundesrepublik Deutsch­land 1988). R: Günter Gräwert. B: Herbert Reinecker. D: Horst Tappert (Derrick), Heinz Bau­mann (Burke).

Im Garten eines Bibliotheksdirektors wird nach der vergrabenen Beute aus einem Banküberfall gesucht.

Desperate Measures (Desperate Measures. USA 1998). R: Barbet Schroeder. B: David Klass. D: Michael Keaton (Peter McCabe). Andy Garcia (Frank Conner), Randy Thompson (Wachmann in der Bibliothek).

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Ein FBI-Beamter sucht für seinen leukämie­kranken Sohn einen Knochenmarkspender. In Frage kommt nur ein vielfacher Mörder, der sich gegen einige Vergünstigungen, unter anderem den Besuch der Gefängnisbibliothek, bereit erklärt. In der Bibliothek macht er sich am Computer über die technischen Gegebenheiten in dem Krankenhaus kundig, in dem der Eingriff stattfinden soll, und flieht aus dem Operationssaal, bevor der Eingriff vorgenommen werden kann.

Doctor Who. Folge 50 und 51: Silence In The Library und Forest Of The Dead (Großbritannien 2008). R: Euros Lyn. B: Steven Moffat. D: David Tennant (Dr. Who), Catherine Tate (Donna Noble), Alex Kingston (Professor River Song).

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Wiederaufnahme einer englischen Science-Fiction-Fernsehserie um zwei Zeitreisende, die von den 60er bis zu den 80er Jahren zu den erfolgreichsten und langlebigsten gehört hatte. In der vorliegenden Doppelfolge reisen die Helden ins 51. Jahrhundert und in eine Bibliothek so groß wie ein Planet, die sämtliche Bücher aller Zeiten beherbergt, aber menschenleer ist und wo sie von gefährlichen Wesen angegriffen werden, die die Bibliothek für sich reklamieren, weil deren Bücher aus den Bäumen ihres Planeten hergestellt wurden.

Doktor Schiwago (Doctor Zhivago. Großbritannien 1965). R: David Lean. B: Robert Bolt nach dem gleichnamigen Roman von Boris Pasternak. D: Omar Sharif (Jurij Schiwago), Julie Christie (Lara Antipova).

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Schiwago ist mit seiner Familie auf einen Landsitz von Tonyas Vater im Ural umgesiedelt. Im nahegelegenen Yuriako trifft er Lara wieder, die hier als Bibliothekarin arbeitet.

Doktor Schiwago (Doctor Zhivago. Großbritannien/Deutschland/USA 2002). R: Giacomo Campiotti. B: Andrew Davies nach dem gleichnamigen Roman von Boris Pasternak. D: Hans Matheson (Jurij Schiwago), Keira Knightley (Lara Antipova).

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In dieser Version wird während des Ersten Weltkriegs in der großen Schloßbibliothek eines Adelssitzes ein Lazarett eingerichtet, in dem Schiwago und Lara arbeiten. Später trifft Schiwago, nachdem er mit seiner Familie auf einen Landsitz von Tonyas Vater im Ural umgesiedelt ist, Lara in Yuriako in der Bibliothek wieder, diesmal ist sie aber nicht Bibliothekarin, sondern Leserin.

Doppelmord (Double Jeopardy. USA 1999). R: Bruce Beresford. B: David Weisberg, Douglas S. Cook. D: Ashley Judd (Libby Parsons), Tommy Lee Jones (Travis Lehman), Bruce Greenwood (Nick Parsons), Daniel Lapaine (junger Mann in der Bibliothek).

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Eine junge Frau wird wegen der Ermordung ihres Ehemannes eingesperrt. Im Gefängnis bekommt sie zufällig mit, daß ihr Mann den Mord nur vorgetäuscht hat. Nach ihrer Entlassung macht sie sich auf die Suche nach ihrem Mann, um ihm vor allem das gemeinsame Kind zu entreißen. Eine erste Spur findet sie in einer Bibliothek. Dort hilft ihr ein junger Mann bei der für sie ungewohnten Recherche im Internet. Als er sie daraufhin zu einem Drink einlädt, konfrontiert sie ihn mit ihrer Vorstrafe und er empfiehlt sich schleunigst.

Down With Love – Zum Teufel mit der Liebe (Down With Love. USA 2003). R: Peyton Reed. B: Eve Ahlert, Dennis Drake. D: Renée Zellweger (Barbara Novak), Ewan McGregor (Catcher Block).

Ein Film im Stil und mit dem Figurenarsenal (einschließlich der obligaten Tony-Randall-Sidekick-Rolle) der Doris-Day- und Rock-Hudson-Komödien, angesiedelt in der Zeit dieser Filme, aber ohne deren Witz und Charme, dafür albern und schlüpfrig – und ebenso verklemmt wie die Vorlagen. Und mit uninspirierten Darstellern. Barbara Novak kommt nach New York, um ein Ratgeber-Buch für Frauen vorzustellen, in dem sie diesen rät, auf Liebe (aber nicht auf Sex) zu verzichten, um Gleichberechtigung zu erlangen. Ein Macho-Journalist, der sie bei einem verabredeten Interview rüde versetzt hat und von ihr bloßgestellt wurde, macht sich in der Rolle eines soften Astronauten an sie heran, um eine Enthüllungsstory über sie schreiben zu können. Sie kommt ihm endlich auf die Schliche usw. usw. Daß Novak Bibliothekarin ist (bzw. sich dafür ausgibt, aber das ist eine weitere Verwicklung des Films, die hier nicht interessiert), hat dramaturgisch keinerlei Bedeutung, gibt nur zu der Bemerkung des Journalisten Anlaß, bei ihr handle es sich um eine männerhassende, verbitterte Bibliotheksjungfer aus Maine. Die übliche Assoziation bei diesem Beruf also. Der Journalist kennt zu diesem Zeitpunkt Novak noch nicht, sie wird im Film als attraktive junge Frau dargestellt; ob Zellweger diesen Kritierien oder eher dem genannten Klischee entspricht, ist Geschmackssache.

Dracula (Dracula. Großbritannien 1958). R: Terence Fisher. B: Jimmy Sangster nach dem Roman von Bram Stoker. D: Christopher Lee (Graf Dracula), John Van Eyssen (Jonathan Harker), Peter Cushing (Dr. Van Helsing).

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Der Gelehrte Jonathan Harker nimmt eine Stelle als Bibliothekar beim Grafen Dracula an, der seine Bücher neu katalogisiert haben möchte. Harker, der um Draculas wahres Wesen weiß, will diesen unschädlich machen, fällt aber dem Vampir selbst zum Opfer Und so muß Dr. Van Helsing ran. Von bibliothekarischen Tätigkeiten keine Spur, aber wenigstens spielt eine Szene in einem bibliotheksähnlichen Raum.

Dream With The Fishes (Dream With The Fishes. USA 1997). R+B: Finn Taylor. D: David Arquette (Terry), Brad Hunt (Nick), Kathryn Erbe (Liz), Beth Daly (Bibliothekarin).

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Der lebensmüde Terry und der todkranke Nick freunden sich an. Die Begleitung Nicks in seiner letzten Lebenszeit bringt Terry von seinen Selbstmordabsichten ab. Im Krankenhaus versuchen Terry und Nicks Freundin Liz dem Sterbenden einige skurrile Wünsche zu erfüllen. Unter anderem will er die Namen von Disneys sieben Zwergen wissen. Aber der Name des siebenten fällt ihnen nicht ein. Eine telefonisch konsultierte Bibliothekarin – mit Brille und trotz olivbraunen Gewandes mausgrau – weiß Rat: Bashful, das sei der, den jeder vergesse. Zu sehen ist sie ganze 4 Sekunden.

13 Stufen zum Terror (The Attic. USA 1980). R: George Edwards. B: Tony Crechales, George Edwards. D: Carrie Snodgress (Louise Elmore), Ruth Cox (Emily), Ray Milland (Wendell Elmore).

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Eine Frau, deren Verlobter vor 19 Jahren, einen Tag vor der Hochzeit, spurlos verschwunden ist, lebt mit ihrem tyrannischen Vater zusammen, tötet ihn ungewollt bei einer Auseinandersetzung und findet kurz danach das hochzeitlich gekleidete Skelett ihres Verlobten im Keller. Im Fischer Film Almanach 1995 wird die Frau so charakterisiert: „... ein ältliches und verschrobenes Mädchen um die 40 ... Die Stellung bei der Stadtbücherei als Bibliothekarin ist Louise gerade gekündigt worden, da sie auch während der Dienstzeit dem Alkohol zuspricht und ihre mehrfachen halbherzigen Selbstmordversuche nicht unbemerkt blieben.“

Der Duft der Frauen (Scent Of A Woman. USA 1992). R: Martin Brest. B: Bo Goldman, Cesare Zavattini. D: Chris O’Donnell (Charlie Simms), Philip Seymour Hoffman (George Willis jr.).

Der Student Charlie jobbt, indem er – dies die Haupthandlung – den blinden, exzentrischen Oberstleutnant Frank Slade (Al Pacino) betreut und unter anderem auch als studentische Hilfskraft in der Bibliothek arbeitet. In dieser Funktion leiht er verbotenerweise einem Kommilitonen ein Buch aus, das den Stoff einer bevorstehenden Prüfung enthält.

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Eddie Macons Flucht (Eddie Macon's Run. USA 1983). R+B: Jeff Kanew. D: Kirk Douglas (Carl „Buster“ Marzack), Buddy Gilbert (Tucker, Gefängnisbibliothekar).

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Ein junger Familienvater ist wegen seines Widerstands gegen einen ausbeuterischen Unternehmer durch eine erbarmungslose Justiz zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden und ausgebrochen. Ein ehemaliger Polizist, der ihn jagt, erfährt in der Gefängnisbibliothek, daß er ein eifriger Leser war und unter anderem Landkarten und Bücher über Überlebenstraining ausgeliehen hat.

Die Ehre der Prizzis (Prizzi's Honor. USA 1985). R: John Huston. B: Richard Condon, Janet Roach nach Condons Roman. D: Jack Nicholson (Charley Partanna), John Randolph (Angelo Partanna), Michael Lombard (Rosario Filargi).

Intrigantenstadel in Mafiakreisen. U.a. hat Charley Partanna im Auftrag der Mafiafamilie Prizzi einen ihrer diebischen Angestellten entführt. Es soll so hingestellt werden, als habe er seine eigene Entführung vorgetäuscht. Partanna und sein Vater beschließen, ihn „vor der Bibliothek in der 42. Straße“ auszusetzen. In der entsprechenden Szene ist die New York Public Library vage im Hintergrund zu erkennen.

Ein einfacher Plan (A Simple Plan. USA 1998). R: Sam Raimi. B: Scott B. Smith. D: Bill Paxton (Hank), Bridget Fonda (Sarah), Billy Bob Thornton (Jacob), Brent Briscoe (Lou).

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Der Buchhalter Hank entdeckt mit seinem geistig etwas zurückgebliebenen Bruder Jacob und dessen trunksüchtigem Freund Lou in einem entlegenen Waldstück ein abgestürztes Flugzeug. In dem Wrack finden sie eine Tasche mit 4 Millionen Dollar, die offenbar mit einem Verbrechen im Zusammenhang stehen. Die Drei beschließen nach langen Diskussionen, das Geld zu behalten, und Hank nimmt es, getrieben auch von seiner Frau, einer trotz ihrer Jugend verhärmt wirkenden, mit dem Leben unzufriedenen Bibliothekarin, in die Hand, diese Unterschlagung abzusichern. Doch die Sache läuft aus dem Ruder, die Dinge eskalieren, Hank wird gar zum Mörder und am Schluß sind Jacob, Lou und einige weitere Personen tot; das Geld aber nutzt ihm und seiner Frau nichts, weil die Scheine registriert sind. Die beiden bleiben mit ihren Schuldgefühlen zurück. Am Ende wird die Bibliothekarin wieder, wie schon zu Beginn, durch ein Bücherregal hindurch gezeigt, wie sie Bücher einstellt. Doch diesmal wird, als sich die Lücke zwischen den Büchern schließt, die Leinwand schwarz. Es ist, als habe sie sich lebendig eingemauert.

Einsam, zweisam, dreisam (Threesome. USA 1994). R+B: Andrew Fleming. D: Lara Flynn Boyle (Alex), Josh Charles (Eddy), Stephen Baldwin (Stuart), Anna Marie O’Donnell (Dame in der Bibliothek).

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Weil ihr Name so maskulin klingt, wird die Stu­dentin Alex im Studentenwohnheim mit den Stu­denten Eddy und Stuart in einem Appartment zusammengelegt. Stuart will mit Alex schlafen, die aber ist auf Eddy scharf und versucht, ihn in der Bibliothek zu verführen („Ich finde Bibliotheken wahnsinnig erotisch!“), hat aber keinen Erfolg (außer daß sie mit ihren lasziven Bewegungen die empörten Blicke einer älteren Leserin provoziert), denn Eddy ist schwul.

Elephant (Elephant. USA 2003). R+B: Gus Van Sant. D: Alex Frost (Alex), Eric Deulen (Eric), Kristen Hicks (Michelle).

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Film über ein Massaker, das zwei Schüler mit im Versandhandel bestellten Waffen an einer amerikanischen High-School anrichten, orientiert an den Vorgängen in der Columbine High School in den USA. Die ersten drei Viertel des Films zeigen den Schulalltag, darunter auch zwei nur wenige Sekunden lange Szenen in der Schulbibliothek, wo später in einer dritten Szene das Massaker beginnt.

Emil und die Detektive (Bundesrepublik Deutsch­land 1954). R+B: Robert A. Stemmle nach Erich Kästners gleichnamigem Kinderbuch und Billy Wilders Drehbuch. D: Kurt Meisel (Herr Grundeis).

Immer wieder wird in Krimis von Tatver- dächtigen ein Kinobesuch als Alibi angegeben. Da ist es im Sinne der wechselseitigen Propaganda nur recht und billig, daß im Film auch einmal der Besuch einer literarischen Institution für Derartiges herhalten muß. Herr Grundeis gibt in dieser (und nur in dieser!) Version der Kästner-Verfilmung bei der Vernehmung auf der Poli­zei als Alibi für den Zeitpunkt des Diebstahls von Emils Geld an, er sei in Steglitz „in der städtischen Lesehalle“ gewe­sen.

Ende der alten Zeiten (Konec Starych Casu. ČSSR 1989). R: Jiří Menzel. B: Jiří Blazek. D: Josef Abrham (Herzog Alexej), Marian Labuda (Stoklasa), Jaromir Hanzlik (Spera).

Ein neureicher Witwer versucht, sich nach dem Ersten Weltkrieg Schloß und Güter eines geflohe­nen K.u.k.-Adeligen unter den Nagel zu reißen. Zu seiner Hofhaltung gehört auch ein Bibliothekar, der (zeitweilige) Ich-Erzähler des Films, früher in Diensten eines Herzogs, also eindeutig nicht im öf­fentlichen Dienst. Er ist ein intriganter Jam­merlappen, der sein Triebleben nicht unter Kon­trolle bekommt, vergebliche Annäherungsversuche beim Dienst­mädchen (meist beim Bücherabstau­ben in der nicht sehr eindrucksvollen Schloß­bibliothek) und bei der französi­schen Gou­vernante unternimmt und schließ­lich bei der nur scheinbar vertrockneten Klavierlehre­rin ungeahnte alkoholische und sexuel­le Erfül­lung findet.

Der Engel (L'ange. Frankreich 1982). R+B: Patrick Bokanowski. D: Maurice Baquet (erster Bibliothekar).

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„Eine gewaltige Treppe führt aufwärts, bevölkert von Schatten und seltsamen Silhouetten: ...[u.a.] ein aus Bibliothekaren bestehendes Ballett...“ (He­yne Film-Jahrbuch 1988). In einer Episode bringen brillentragende Männer Stapel von Büchern zu einem Schreibtisch, wo sie registriert werden. Dieser Vorgang wiederholt sich mit immer mehr Männern und immer mehr Büchern ein ums andere Mal.

Ein Engel an meiner Tafel (An Angel At My Table. Neuseeland 1990). R: Jane Cam­pion. B: Laura Jones nach Janet Frames Autobiografie. D: Ale­xia Keogh (als Janet in der fraglichen Szene).

Verfilmung der Autobiografie der neuseeländischen Schriftstellerin Janet Frame. Als frühbe­gabtes Kind gewinnt sie in einem Schulwettbewerb einen „ko­stenlosen Aufenthalt im Athenäum“, streift neugie­rig durch dessen Bibliothek und versorgt die ganze Familie mit Literatur.

Der englische Patient (The English Patient. USA 1996). R+B: Anthony Minghella nach dem gleichnamigen Roman von Michael Ondaatje. D: Joseph Fiennes (Graf Laszlo Almásy), Juliette Binoche (Hana), Julian Wadham (Madox).

In Italien 1944 bleibt die Krankenschwester Hana mit einem schwerstverletzten Patienten auf einem Verwundetentransport in einem halb zerstörten Kloster zurück. Zu den besonders zerstörten Teilen gehört auch die Bibliothek. Hana verwendet die Bücher, um bei einer Treppe fehlende Stufen zu überbrücken. Der Patient erinnert sich in Fieberfantasien an die vergangenen Jahre, darunter eine Szene, in der er mit seinem Freund Madox in einer Kairoer Bibliothek Karten von der nordafrikanischen Wüste begutachtet.

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Erpressung (Blackmail. Großbritannien 1929). R: Alfred Hitchcock. B: Alfred Hitchcock, Benn W. Levy, Charles Bennett nach einem Bühnenstück von Charles Bennett. D: Anny Ondra (Alice White), John Longden (Frank Webber), Donald Calthrop (Tracy).

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Alice White ersticht in Notwehr einen Maler, der sie vergewaltigen will. Ausgerechnet ihr Verlobter Frank, ein Kriminalbeamter, wird mit dem Fall betraut. Als der zwielichtige Tracy Alice zu erpressen versucht, stellt ihn Frank. Auf der Flucht vor der Polizei durchquert Tracy das British Museum, gelangt durch die Bibliothek auf die Kuppel des Lesesaals und stürzt durch das Glasdach zu Tode. Gedreht wurde allerdings wegen des schlechten Lichts nicht im Museum, sondern im Studio, was man unter anderem an den ziemlich künstlichen Reihen von Bücherrücken merkt. Innenansichten des Museums wurden im Schüfftanverfahren per Spiegeltrick eingefügt.

Es begann im September (Autumn in New York. USA 2000). R: Joan Chen. B: Allison Burnett. D: Richard Gere (Will Keane), Winona Ryder (Charlotte Fielding), Vera Farmiga (Lisy Tyler), Delores Mitchell (Bibliothekarin).

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Ein Frauenheld verliebt sich in eine schwer herzkranke junge Frau und wandelt sich zum ernsthaft Liebenden. In der Bibliothek des Native American Museum of New York sieht er eines Tages seine Tochter – es wird nicht ganz klar, ob sie dort als Bibliothekarin oder als Wissenschaftlerin arbeitet. Sie wird ihm später unter Verweis auf ihre Geübtheit im Recherchieren helfen, einen Arzt zu finden, der die äußerst risikoreiche Operation seiner Geliebten wagt.

Es – It (It. USA 1990). R: Tom­my Lee Wallace. B: Lawrence D. Cohen, Tommy Lee Wallace. D: Tim Curry (Pennywise), Tim Reid (Mike Hanlon), Harry Anderson (Richie Tozier), John Ritter (Ben Hanscom), Dennis Chri­stopher (Eddie Kaspbrak), Richard Thomas (Bill Denbrough), Richard Masur (Stanley Uris), Annette O'Toole (Beverly Marsh).

In diesem beachtlichen Horrorfilm um die zweimalige Auseinander­setzung von sieben Freun­den mit der Inkarnation des Bösen spielt ein besonnener farbiger Bibliothekar eine zentrale Rolle.

Everything’s Jake (USA 2000). R: Matthew Miele. B: Christopher Fetchko, Matthew Miele. D: Ernie Hudson (Jake), Graeme Malcolm (Cameron), Debbie Allen (Bibliothekarin), Stephen Furst (Bibliotheksassistent).

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Ein Obdachloser nimmt einen anderen, der erst jetzt obdachlos geworden ist, unter seine Fittiche und lehrt ihn das Überleben im Großstadtdschungel. Zu Beginn wird er gezeigt, wie er immer wieder Zuflucht in einer Bibliothek sucht und die Bibliothekarin becirct, indem er großes Interesse an Büchern vortäuscht. Auch dem Freund verrät er seine Tricks.

Evil Creatures (The Creeps. USA 1997). R: Charles Band. B: Benjamin Carr. D: Bill Moynihan (Winston Berber), Rhonda Griffin (Anna Quarrels), Justin Lauer (David Raleigh).

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Eine Bibliothekarin und ein Detektiv fahnden nach gestohlenen Horror-Büchern und stoßen auf einen Wissenschaftler, der mit einer selbsterfundenen Maschine Romanfiguren wie Dracula, den Wolfsmann, die Mumie oder Frankensteins Monster zum Leben erwecken kann.

[...]


[1] Bearbeitete und erweiterte Fassung meines Aufsatzes für den Ausstellungsbegleitband „Die Weisheit baut sich ein Haus. Architektur und Geschichte von Bibliotheken“. Hrsg. von Winfried Nerdinger. München; London; New York: Prestel, 2011

Excerpt out of 180 pages

Details

Title
Library Goes Hollywood oder Wie kommt die Berliner Staatsbibliothek nach Köln?
Subtitle
Ein Überblick über Bibliotheken im Film
Author
Year
2012
Pages
180
Catalog Number
V196687
ISBN (eBook)
9783656251026
ISBN (Book)
9783656252078
File size
25217 KB
Language
German
Keywords
Bibliothek, Bibliothekar, Bibliothekarin, Film
Quote paper
Ingo Tornow (Author), 2012, Library Goes Hollywood oder Wie kommt die Berliner Staatsbibliothek nach Köln?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196687

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