Das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts sah in nichtdemokratischen
Staaten mehrere Protestbewegungen. Ereignisse wie jüngst der
„Arabische Frühling“, die „grüne Revolution“ 2009 im Iran sowie die „Farbenrevolutionen“ der postsozialistischen Staaten, die als „Bulldozer“-,„Orangen“, „Tulpen“- und „Rosenrevolutionen“ zwischen 2000 und 2005 in den postsozialistischen Staaten stattfanden, bergen in westlichen Demokratien den Hoffnungsschimmer auf nachhaltige
Veränderung. Die vorliegende Masterarbeit setzt sich mit den möglichen Entstehungsfaktoren von Protestbewegungen auseinander. Im Fokus dabei stehen Protestbewegungen nach Wahlen. Denn gerade hier sind sie zu vermuten. Gefälschte Wahlen gelten als sogenannte „focal points of action“ oder „triggers“, die einen Anreiz bieten, zu protestieren. Speziell Präsidentschaftswahlen, bei denen alles auf dem Spiel steht, können als besonders hoher Anreiz für Protestbewegungen angesehen werden. Und trotzdem kommt es im Anschluss an Präsidentschaftswahlen nur in manchen Staaten
zu Protestbewegungen.
Es müssen also andere Faktoren eine Rolle spielen, die zum Entstehen von Protestbewegungen führen. In dieser Arbeit sollen diese identifiziert und so eine Antwort auf folgende Fragestellung gegeben werden:
Warum entstehen in einigen Staaten nach gefälschten Präsidentschaftswahlen Protestbewegungen, in anderen jedoch nicht?
Das mögliche Falluniversum beschränkt sich auf die postsowjetischen Staaten. Die Arbeit setzt einen besonderen Fokus auf die Funktionslogik von Staaten zwischen Nicht-Demokratie (Autoritarismus) und Demokratie. Zudem lenkt die Arbeit den Blick der
Forschung zu sozialen Bewegungen, die vornehmlich soziale Bewegungen in Demokratien untersucht, auf nicht-demokratische Staaten.
Zu guter Letzt bietet die Arbeit einen Kontrapunkt zur aktuellen Debatte um Protestbewegungen, die die alleinige Nutzbarkeit von ICT als eigenständigen Erklärungsfaktor für demokratische Befreiungsschläge unterdrückter Bevölkerungen in nicht-demokratischen Staaten darstellt. Diese Annahme soll auf Basis einer empirischen Prüfung kritisch hinterfragt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Positivistischer Ansatz
- Relevanz
- Aufbau der Arbeit
- Protestbewegungen als kollektives Handlungsproblem
- Logik des kollektiven Handelns und Begriffsdefinitionen
- Wahlfälschungen als focal points of action
- Bewegungsforschung
- Ressourcenmobilisierungstheorie und Mobilisierungsstruktur
- Politische Gelegenheitsstruktur
- Framing
- Zusammenfassung Bewegungsforschung
- Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT)
- Von der Organisation zum Netzwerk und zu Smart Mobs
- Von Massenmedien zu alternativen Kommunikationskanälen
- Von nationalen zu transnationalen Zielen
- ICT in nicht-demokratischen Staaten
- Zusammenfassung der Lösungsansätze
- Tranformations- und Autoritarismusforschung
- Regimetypen
- Die „Farbenrevolutionen“ und ihre Erklärungsansätze
- Eliten und Protestmobilisierung
- Diffusion
- Externe Demokratieförderung
- Zusammenfassung der identifizierten Faktoren
- Autoritarismusforschung und Protest
- Postelektoraler Protest in kompetitiven autoritären Regimen
- Postelektoraler Protest in hegemonialen autoritären Regimen
- Zusammenfassung der identifizierten Faktoren
- Theoretische Integration und Hypothesenbildung
- Regimetypen und Protestbewegungen
- Regimetypen und externe Akteure
- Erklärungsfaktor Wahlfälschung
- Erklärungsfaktor ICT
- Identifikation der unabhängigen Variablen, der Kontrollvariablen und Hypothesenbildung
- Methode, Operationalisierung und Fallauswahl
- Methode
- Regionalvergleich
- Zeithorizont
- Operationalisierung der Variablen
- Abhängige Variable: Protestbewegung (dichotom ja/nein)
- Kontrollvariable I: Wahltyp (Präsidentschaftswahl ja/nein)
- Kontrollvariable II: Wahlfälschung (dichotom ja/nein)
- Kontrollvariable III: Grad der Nutzbarkeit von ICT
- Unabhängige Variable: Regimetyp
- Fallauswahl
- Empirische Untersuchung
- Analyse der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Entstehung von Protestbewegungen nach gefälschten Präsidentschaftswahlen. Die Arbeit zielt darauf ab, die Faktoren zu identifizieren, die die Entstehung solcher Bewegungen begünstigen oder behindern. Hierfür werden verschiedene theoretische Ansätze aus der Bewegungsforschung und der Autoritarismusforschung herangezogen und empirisch überprüft.
- Einfluss von Wahlfälschungen auf die Mobilisierung von Protestbewegungen
- Rolle von Informations- und Kommunikationstechnologien (ICT) bei der Organisation und Verbreitung von Protesten
- Bedeutung verschiedener Regimetypen (kompetitiv autoritär, hegemonial autoritär) für die Entstehung von Protest
- Analyse der Interaktion zwischen Regimetypen, ICT und Wahlfälschungen
- Entwicklung und Testung von Hypothesen zur Entstehung von Protestbewegungen nach Wahlfälschungen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Masterarbeit ein, beschreibt den gewählten positivistischen Ansatz und die Relevanz der Forschungsfrage. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und benennt die Forschungslücke, die diese Arbeit zu schließen versucht. Die Autorin begründet die Notwendigkeit der Untersuchung der Entstehung von Protestbewegungen nach gefälschten Wahlen und erläutert die Methodik der Arbeit.
Protestbewegungen als kollektives Handlungsproblem: Dieses Kapitel analysiert Protestbewegungen als kollektives Handlungsproblem, indem es die Logik des kollektiven Handelns und relevante Begriffsdefinitionen einführt. Es untersucht Wahlfälschungen als "focal points of action" und analysiert verschiedene Ansätze der Bewegungsforschung, wie die Ressourcenmobilisierungstheorie, die Theorie der politischen Gelegenheitsstruktur und Framing-Ansätze. Der Einfluss von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) auf die Entstehung und Organisation von Protestbewegungen wird ebenfalls diskutiert.
Tranformations- und Autoritarismusforschung: Dieses Kapitel befasst sich mit relevanten Theorien und Forschungsergebnissen aus der Transformations- und Autoritarismusforschung. Es untersucht verschiedene Regimetypen und analysiert die „Farbenrevolutionen“ als Beispiele für postelektorale Proteste, um die Faktoren zu identifizieren, die zu ihrer Entstehung beigetragen haben. Das Kapitel beleuchtet die Rolle von Eliten, Diffusion und externer Demokratieförderung und fasst die identifizierten Faktoren zusammen, die mit der Entstehung von Protestbewegungen in Verbindung gebracht werden.
Theoretische Integration und Hypothesenbildung: Basierend auf den vorherigen Kapiteln integriert dieses Kapitel die theoretischen Ansätze und formuliert Hypothesen über den Zusammenhang zwischen Regimetypen, Wahlfälschungen, IKT und der Entstehung von Protestbewegungen nach gefälschten Wahlen. Es identifiziert die unabhängigen und abhängigen Variablen sowie relevante Kontrollvariablen und legt die Grundlage für die empirische Untersuchung.
Methode, Operationalisierung und Fallauswahl: In diesem Kapitel wird die Forschungsmethode (Most Similar Systems Design – MSSD) erläutert. Die Autorin beschreibt den Regionalvergleich, den Zeithorizont der Untersuchung und die Operationalisierung der Variablen. Es wird detailliert dargelegt, wie die abhängige Variable (Protestbewegung), die unabhängige Variable (Regimetyp) und die Kontrollvariablen (Wahltyp, Wahlfälschung, Grad der Nutzbarkeit von IKT) operationalisiert werden. Die Fallauswahl wird ebenfalls begründet und erläutert.
Schlüsselwörter
Protestbewegungen, gefälschte Wahlen, Präsidentschaftswahlen, Autoritarismus, Demokratie, Transformationsforschung, Bewegungsforschung, Ressourcenmobilisierung, politische Gelegenheitsstruktur, Framing, Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), Regimetypen, kompetitiv autoritäre Regime, hegemoniale autoritäre Regime, Farbenrevolutionen, postelektoraler Protest, empirische Forschung, Most Similar Systems Design (MSSD), Regionalvergleich, Hypothesenprüfung.
Häufig gestellte Fragen zur Masterarbeit: Entstehung von Protestbewegungen nach gefälschten Präsidentschaftswahlen
Was ist das Thema der Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht die Entstehung von Protestbewegungen nach gefälschten Präsidentschaftswahlen. Sie zielt darauf ab, die Faktoren zu identifizieren, die die Entstehung solcher Bewegungen begünstigen oder behindern.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit nutzt verschiedene theoretische Ansätze aus der Bewegungsforschung (Ressourcenmobilisierungstheorie, Theorie der politischen Gelegenheitsstruktur, Framing) und der Autoritarismusforschung. Sie analysiert den Einfluss von Wahlfälschungen als "focal points of action" und die Rolle von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT).
Welche Regimetypen werden betrachtet?
Die Arbeit untersucht kompetitiv autoritäre und hegemoniale autoritäre Regime und analysiert deren Einfluss auf die Entstehung von Protestbewegungen. Die "Farbenrevolutionen" dienen als Fallbeispiele für postelektorale Proteste.
Welche Rolle spielen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT)?
Die Arbeit analysiert die Rolle von IKT bei der Organisation und Verbreitung von Protesten, vom Wandel von Massenmedien zu alternativen Kommunikationskanälen und von nationalen zu transnationalen Zielen. Der Einfluss von IKT in nicht-demokratischen Staaten wird ebenfalls betrachtet.
Welche Methode wird angewendet?
Die empirische Untersuchung basiert auf einem Most Similar Systems Design (MSSD) mit einem Regionalvergleich. Die abhängige Variable ist das Auftreten von Protestbewegungen (dichotom ja/nein), die unabhängige Variable der Regimetyp. Kontrollvariablen sind der Wahltyp (Präsidentschaftswahl ja/nein), Wahlfälschungen (dichotom ja/nein) und der Grad der Nutzbarkeit von IKT.
Welche Variablen werden operationalisiert?
Die Operationalisierung umfasst die abhängige Variable "Protestbewegung" (dichotom ja/nein), die unabhängige Variable "Regimetyp", und die Kontrollvariablen: "Wahltyp" (Präsidentschaftswahl ja/nein), "Wahlfälschung" (dichotom ja/nein) und "Grad der Nutzbarkeit von IKT".
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zu Protestbewegungen als kollektives Handlungsproblem, Transformations- und Autoritarismusforschung, theoretische Integration und Hypothesenbildung, Methode, Operationalisierung und Fallauswahl, empirische Untersuchung und die Analyse der Ergebnisse. Ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und Schlüsselwörter sind enthalten.
Welche Forschungsfrage wird beantwortet?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Welche Faktoren begünstigen oder behindern die Entstehung von Protestbewegungen nach gefälschten Präsidentschaftswahlen, unter Berücksichtigung verschiedener Regimetypen und des Einflusses von IKT?
Welche Hypothesen werden aufgestellt und getestet?
Die Arbeit entwickelt und testet Hypothesen zum Zusammenhang zwischen Regimetypen, Wahlfälschungen, IKT und der Entstehung von Protestbewegungen nach gefälschten Wahlen. Diese Hypothesen werden im Kapitel "Theoretische Integration und Hypothesenbildung" detailliert beschrieben.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Protestbewegungen, gefälschte Wahlen, Präsidentschaftswahlen, Autoritarismus, Demokratie, Transformationsforschung, Bewegungsforschung, Ressourcenmobilisierung, politische Gelegenheitsstruktur, Framing, Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), Regimetypen, kompetitiv autoritäre Regime, hegemoniale autoritäre Regime, Farbenrevolutionen, postelektoraler Protest, empirische Forschung, Most Similar Systems Design (MSSD), Regionalvergleich, Hypothesenprüfung.
- Citation du texte
- Master of Arts Ruth Müller (Auteur), 2011, Alea iacta est - Faktoren der Entstehung von Protestbewegungen nach gefälschten Präsidentschaftswahlen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196850