Der Rundgang durch die Ausstellung "der Barbarenschatz" wird beschrieben wie auch didaktisch analysiert.
Im 2. Jahrhundert n. Chr. befindet sich das Römische Reich in einer Krise, da die Germanen - eine Anzahl von Stämmen in Mitteleuropa und im südlichen Skandinavien - die Reichsgrenzen bedrohen. Die Berichte von germanischen Überfällen nehmen zu und innere Unruhen durch das Soldatenkaisertum im Reich schwächen im 3. Jahrhundert n. Chr. die römischen Grenzen erheblich. Im Jahr 253 n. Chr. wird Publius Licinius Valerianus zum Kaiser ernannt und widmet sich innenpolitisch der Aufgabe, die römischen Reichsgrenzen zu stabilisieren. Er selbst versucht die Goten an der Donau und die Perser an der Ostgrenze des Reiches abzuwehren. Sein Sohn und Mitkaiser Publius Licinius Egnatius Gallienus bemüht sich darum, die Nordwestgrenzen abzusichern. In der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts, etwa um 259/260 n. Chr., überwinden die Germanen den Limes, der nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Grenze des Römischen Reiches bildet, und dringen ungehindert in römisches Gebiet ein. Ihr Hauptziel sind die Plünderungen der Städte und Dörfer. Der Weg führt sie nach Südgallien in Richtung Pyrenäen. Die römische Bevölkerung flieht vor den eindringenden Germanen und lässt dabei Geld und Wertgegenstände in Verstecken zurück. Auf dem Weg der Germanen zurück in die Heimat versucht eine auf der Lauer liegende römische Flotte, die mit umfangreichen Plünderungen beladenen Eindringlinge beim Überqueren des Rheins abzufangen. Dabei versinkt ein Teil der Beute bzw. des Schatzes im Fluss. 260 n. Chr. wurde der Kommandeur Marcus Cassianius Latinius Postumus gegen die römischen Kaiser Valerianus und Gallienus zum Herrscher ausgerufen. Es entsteht das Gallische Sonderreich. Die Stadt Köln wird zu seiner Residenzstadt. Die westlichen und nördlichen Provinzen schließen sich Postumus an; es entsteht ein Bürgerkrieg. Gallienus versucht mittels einiger Belagerungen und Schlachten die abtrünnigen Gebiete zurückzugewinnen. Auf die Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern des Sonderreichs auf der einen und den kaiserlichen Soldaten auf der anderen Seite oder auf die Invasion der Alamannen sind die Unruhen zurückzuführen. Sie werden hauptsächlich durch zahlreiche Münzfunde belegt. Das Gallische Sonderreich besteht bis zur Wiederherstellung der Reichseinheit durch Kaiser Aurelian im Jahr 274 n. Chr.
Bei Betreten des Museums geht der Besucher auf eine Leinwand zu, auf der gezeigt wird, wie ein Barbarenschatz, der bei Baggerarbeiten unter Wasser gefunden wurde, ausgesehen haben soll. Unterhalb dieser Leinwand befindet sich eine Vitrine mit Kesseln auf Kies von Wasserpflanzen umgeben, in der das Bild auf der Leinwand nachgebildet ist. Danach geht der Besucher eine Treppe hinauf, quasi aus dem Wasser an Land, und befindet sich nun mitten auf einem Marktplatz mit Häusern und einem gallorömischen Tempel, indem auch Heiligtümer und Opfergaben nachgestellt sind. Diese Rekonstruktion soll dem Besucher das Gefühl geben, sich wirklich in einem römischen Dorf zu befinden. Wenn der Besucher nun auf die Rekonstruktion der Häuser zugeht, kann er durch Freiräume in Form von Türen in der Wand dahinter einen neuen Raum betreten. In diesem Raum befinden sich weitere Vitrinen, in den die Gegenstände ausgestellt sind, die die Römer im Alltag benutzt haben. Darunter viele Metallobjekte aus Silber, Bronze, Messing, Zinn und Eisen ganz unterschiedlichen Charakters. Diese Alltagsgegenstände sollen dem Besucher den Einblick in die Lebenswelt der Menschen des 3. Jahrhunderts ermöglichen. Hier sind unter anderem Tafel- und Küchengeschirr aus Bronze und Silber zu sehen. Dies lässt auf eine relativ gehobene Esskultur in den römischen Provinzen schließen. Dieses Geschirr ist in einer kunstfertigen Ausführung erhalten, woraus der Besucher folgern kann, dass die römische Handwerkstechnik von guter Qualität gewesen sein muss. Ferner sind in den Vitrinen diverse Werkzeuge aus Landwirtschaft, Holz- und Metallbearbeitung, Wagen- und Schiffsbau und Schließ- und Sicherheitstechnik zur Schau gestellt. Auch diese sind gut erhalten und belegen noch einmal die offensichtlich gute Qualität der Handwerkstechnik der Römer. Weiter sind einige Schmuckstücke, Spiegel, Badeschalen und Münzen, anhand derer man den Barbarenschatz und den Germaneneinfall datieren konnte, ausgestellt, die die private Lebenswelt der Römer veranschaulichen sollen. Durch einige Texte an Wänden und Gegenständen kann sich der Besucher, wenn er das will, einen Einblick in die Konstruktionen der Objekte verschaffen. Zum Beispiel erfährt er dann, dass die Römer platzsparend konstruiert haben, beispielsweise eine zusammenklappbare Bratpfanne oder, dass die kleineren Gefäße beim Raum in größere gesteckt wurden und so über die Jahrhunderte hinweg gut erhalten geblieben sind, was ein großer Vorteil gegenüber anderen Funden ist. Wenn der Besucher nun diesen Raum durch die „Türen“ wieder verlässt, soll er das Gefühl haben, dass diese Objekte in den Vitrinen seine Beute sind. Im darauf folgenden Ausstellungsraum wird nun der Heimweg der Germanen dargestellt und mit Hilfe von Wandtexten beschrieben. Nun läuft der Besucher auf eine Wand zu, vor der sich eine Vitrine mit Handschellen befindet, was bei dem Besucher die Assoziation hervorrufen soll, dass sowohl viele Germanen als auch Römer von dem jeweils anderen gefangen genommen wurden. Da die Beute für einen Pferdetransport zu groß war, wurde sie mit Wagen transportiert. Daher mussten die Germanen gezwungenermaßen die römischen Straße nutzen. Wenn sich der Besucher rechtsseitig wendet, sieht er einen Meilenstein, der symbolisieren soll, dass sich die Germanen über die römischen Straßen auf den Weg in die Heimat machen. Wenn der Besucher sich nun nach links dreht, sieht er auf der linken Seite eine überdimensionale Rekonstruktion eines mit Beute beladenen Wagens, der auf einem Schiffsdeck steht und auf der rechten Seite das Geschirr für die Nutztiere und vereinzelte Wagenteile, die der Besucher an der Rekonstruktion eingesetzt wiederfinden kann. Nachdem der Besucher diesen Raum durchschritten hat, geht es in einen neuen Raum bzw. in eine Art Tunnel. Zunächst sind dort Miniaturschiffe (ein römisches Mannschaftsboot und ein Prahm) ausgestellt, hinter denen sich eine Leinwand befindet, auf der das Rheinufer abgebildet ist. Einerseits sollen diese Schiffe die Germanen auf ihrer Flucht und andererseits die den Germanen auf der Lauer liegenden Römer zeigen. Ferner ist auf dem Fußboden eine Karte abgebildet, auf der sowohl der Einfall der Germanen als auch ihre Plünderungsstätten kenntlich gemacht sind. Zur rechten Seite sind einige Vitrinen, die weitere Gegenstände beinhalten, die beim Gefecht zwischen Römern und Germanen in den Rhein gefallen und dort versunken sind. Am Ende dieses „Tunnels“ ist an der Decke ein kleiner Fernseher angebracht, auf dem die Szene aus dem Film „Die Nibelungen“ von Fritz Lang zu sehen ist, in der Hagen von Tronje Teile des Nibelungenschatzes in den Rhein wirft. Bis zu diesem Punkt der Ausstellung bezogen sich die Gegenstände auf den Schatzfund in Speyer. In den zwei nun folgenden Räumen mit sehr vielen Vitrinen werden Gegenstände von anderen Fundstätten gezeigt, wie z.B. aus dem Schatzfund bei Neupotz, Funde aus dem Kastell Niederbiber bei Neuwied und dem Schatzfund von Großbodungen in Sachsen-Anhalt. Daran kann der Besucher sehen, dass es den Germanen offensichtlich doch manches Mal gelungen ist, den Rhein mit der Beute zu überqueren. Nach diesem Rundgang durch die Ausstellung, bietet das Museum einen Kinoraum mit einem Kurzfilm über den Barbarenschatz und dahinter, in einem großen Raum, für Kinder einen „Mitmach“- Bereich, in dem sie sich als Römer oder Germanen verkleiden und einige Dinge entdecken können.
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- Josephine Ottersbach (Author), 2008, Museumsrezension - Der Barbarenschatz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/196891