Die Globalisierung der Wirtschaft ist in den letzten Jahren rasch vorangeschritten. Eine substanzielle Begleiterscheinung ist die grenzüberschreitende Verflechtung von Kapitalmärkten – ein Prozess, der wiederum maßgeblich auf die externe Rechnungslegung einwirkt. Von dieser erwarten international orientierte Investoren eine informatorische Fundierung ihrer Anlageentscheidungen. Dazu müssen Jahresabschlüsse objektiv über die wirtschaftliche Lage eines Unternehmens informieren und international verständlich bzw. vergleichbar sein. Die EG ist dementsprechend bestrebt, für kapitalmarktorientierte Unternehmen einheitliche Transparenzanforderungen zu schaffen. Vor diesem Hintergrund erscheint ein globaler Siegeszug der am „true and fair view“ orientierten anglo-amerikanischen Rechnungslegung – insbesondere der IFRS – als naturgegeben.
In Deutschland trat als Reaktion auf den Modernisierungsdruck am 29. Mai 2009 das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (BilMoG) in Kraft. Primäres Anliegen des Gesetzgebers war es, die handelsrechtliche Rechnungslegung zu einer gleichwertigen Alternative zu den IFRS auszubauen. Obwohl die Maßgeblichkeit der handelsrechtlichen GoB für die steuerliche Gewinnermittlung als tragende Säule des deutschen Bilanzrechts erhalten bleiben sollte, war die Reform auf Steuerneutralität angelegt. Der zur Vereinbarung solch konkurrierender Zielsetzungen erforderliche Kompromiss ist überwiegend zu Lasten der Einheitsbilanz ausgefallen. Durch eine Modifizierung des Maßgeblichkeitsgrundsatzes ist die Steuerbilanz zum zunehmend autonomen Rechenwerk herangewachsen – eine Entwicklung, die wiederum die steuerliche Ergebnispolitik stärkt, da diese nunmehr unabhängig von handelsbilanziellen Intentionen verfolgt werden kann.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden zunächst die für das Thema wesentlichen Verständnisgrundlagen skizziert. Darauf aufbauend erfolgt eine detaillierte Beleuchtung des vollzogenen Paradigmenwechsels im Zusammenwirken von Handels- und Steuerbilanz sowie seiner Bedeutung für eine eigenständige Steuerbilanzpolitik. Deren Voraussetzungen und Ansatzpunkte werden nachfolgend überblickartig dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen
- Konzeptioneller Rahmen der steuerlichen Gewinnermittlung
- Begriff der Bilanzpolitik
- Neujustierung des Maßgeblichkeitsprinzips
- Wegfall der umgekehrten Maßgeblichkeit
- Subsidiarität der Maßgeblichkeit
- Bedeutung für die steuerliche Ergebnispolitik
- Eigenständige Steuerbilanzpolitik nach dem BilMoG
- Voraussetzungen
- Ausgewählte Ansatzpunkte
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beleuchtet die Auswirkungen des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG) auf die Steuerbilanzpolitik in Deutschland. Dabei wird der Fokus auf die Neujustierung des Maßgeblichkeitsprinzips und die resultierende Entwicklung einer eigenständigen Steuerbilanzpolitik gelegt.
- Einfluss des BilMoG auf die Steuerbilanzpolitik
- Neujustierung des Maßgeblichkeitsprinzips
- Die Bedeutung der Steuerbilanzpolitik
- Voraussetzungen und Ansatzpunkte der Steuerbilanzpolitik
- Die Auswirkungen der Reform auf die Einheit der Bilanz
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Steuerbilanzpolitik ein und beleuchtet die Bedeutung der internationalen Rechnungslegung im Kontext der Globalisierung. Das BilMoG wird als Reaktion auf den Modernisierungsdruck vorgestellt, wobei die Reform auf Steuerneutralität angelegt war.
- Grundlagen: Dieses Kapitel skizziert die relevanten Grundlagen für das Verständnis der Steuerbilanzpolitik. Es werden der konzeptionelle Rahmen der steuerlichen Gewinnermittlung sowie der Begriff der Bilanzpolitik erläutert.
- Neujustierung des Maßgeblichkeitsprinzips: Dieses Kapitel analysiert die Neujustierung des Maßgeblichkeitsprinzips durch das BilMoG. Es werden der Wegfall der umgekehrten Maßgeblichkeit, die Subsidiarität der Maßgeblichkeit und die Bedeutung dieser Veränderungen für die steuerliche Ergebnispolitik betrachtet.
- Eigenständige Steuerbilanzpolitik nach dem BilMoG: Dieses Kapitel beleuchtet die Voraussetzungen und Ansatzpunkte einer eigenständigen Steuerbilanzpolitik im Kontext des BilMoG.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Steuerbilanzpolitik im Kontext des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG). Die zentralen Schlüsselwörter sind: Maßgeblichkeitsprinzip, Steuerbilanz, handelsrechtliche Bilanz, Steuerneutralität, eigenständige Steuerbilanzpolitik, handelsrechtliche Rechnungslegung, IFRS, GoB.
- Quote paper
- Cornelius Schickle (Author), 2012, Steuerbilanzpolitik nach dem BilMoG, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197069