Das 19. Jahrhundert war geprägt von einer umfassenden Emanzipationsbewegung auf der ganzen Welt. Viele aufklärerische – liberale Zeitgenossen wie zum Beispiel Heinrich Heine sahen in der Emanzipation die „große Aufgabe unserer Zeit“, die es zu lösen und zu bewältigen galt.
Zu den großen Zielen und Themen dieser Emanzipationsbewegung gehörte die Emanzipation der Juden. Viele Jahrhunderte lebten die Juden als Minderheit außerhalb der Gesellschaft. Ihre Religion, Sprache und ihr Volkstum unterschieden sie von der Mehrheit der Gesellschaft. Im Gegensatz zu den übrigen Staatsbürgern besaßen die Juden keinerlei politischen und bürgerlichen Rechte. Dadurch blieb ihnen der Zugang und die Integration in die Gesellschaft verwährt. Das Ziel der Judenemanzipation musste es also sein, die jüdische Minderheit mit gleichen Rechten und Pflichten in Staat und Gesellschaft zu integrieren .
In dieser Arbeit soll die Problematik der Judenemanzipation am Beispiel des Großherzogtums Baden näher erläutert werden. Dabei stehen vor allem die Verhandlungen der Zweiten Kammer der Ständeversammlung über die Judenemanzipation in den Jahren 1845 bis 1848 und die Auswirkungen der revolutionären Ereignisse 1848 auf diese im Mittelpunkt der Betrachtungen. Welche unterschiedlichen Meinungen und Standpunkte zur Judenemanzipation vertraten die Landtagsabgeordneten bei den Verhandlungen in der Zweiten Kammer?
Was waren die Hauptargumente der Befürworter und der Gegner der Judenemanzipation und welche Auswirkungen hatten die revolutionären Ereignisse 1848 auf die Meinungsfindung der badischen Landtagsabgeordneten und die weitere Entwicklung der Emanzipation der Juden?
Diese zentralen Fragen sollen anhand dieser Seminararbeit erörtert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Die Entwicklung der Judenemanzipation bis 1845
- II. Die Judenemanzipation im Zusammenhang mit den Verhandlungen der Zweiten Kammer der Ständeversammlung des Großherzogtums Baden in den Jahren 1845 bis 1848 und im Zusammenhang mit den revolutionären Ereignissen 1848
- 1. Die ablehnende Haltung der Zweiten Kammer zur Judenemanzipation. Verhandlung der Zweiten Kammer über die vollkommene Gleichstellung der Juden am 18.2.1845
- 2. Die Wende von 1846. Die Verhandlung der Zweiten Kammer am 21.8.1846
- a) Der Bericht der Petitionskommission und die Diskussion über die Gleichstellung der Juden
- b) Friedrich Hecker und die Judenemanzipation
- c) Auswirkungen des Kammerbeschlusses
- 3. Die revolutionären Ereignisse 1848
- a) Märzforderungen
- b) Judenverfolgungen
- c) Diskussion in der Zweiten Kammer über die Judenverfolgungen am 9.3.1848
- d) Die Reaktion der badischen Regierung auf die antijüdischen Ausschreitungen
- III. Die weitere Entwicklung der Judenemanzipation in Baden von 1848 bis zu ihrem Abschluss 1862
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Entwicklung der Judenemanzipation in Baden, insbesondere im Zusammenhang mit den Verhandlungen der Zweiten Kammer der Ständeversammlung in den Jahren 1845 bis 1848 und den revolutionären Ereignissen 1848. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Standpunkte der Landtagsabgeordneten zur Judenemanzipation und analysiert die Auswirkungen der revolutionären Ereignisse auf die Meinungsfindung und die weitere Entwicklung der Emanzipation.
- Die ablehnende Haltung der Zweiten Kammer zur Judenemanzipation bis 1845.
- Die Wende von 1846 und die Zustimmung der Zweiten Kammer zur politischen Gleichstellung der Juden.
- Die Auswirkungen der revolutionären Ereignisse 1848 auf die Judenemanzipation.
- Die Rolle von Friedrich Hecker in der Debatte um die Judenemanzipation.
- Die weitere Entwicklung der Judenemanzipation in Baden nach 1848.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die allgemeine Entwicklung der Judenemanzipation in Baden bis 1845. Es werden die Anfänge der Emanzipationspolitik, die Herausforderungen der "Judenfrage" und die Bedeutung des "Konstitutionsedikts der Juden" von 1809 behandelt. Das zweite Kapitel konzentriert sich auf die Verhandlungen der Zweiten Kammer der Ständeversammlung in den Jahren 1845 bis 1848 und die Auswirkungen der revolutionären Ereignisse von 1848. Die Debatten um die Gleichstellung der Juden, die Haltung der Kammermehrheit und die Rolle von Friedrich Hecker in diesem Prozess stehen im Mittelpunkt der Analyse.
Schlüsselwörter
Judenemanzipation, Baden, Zweite Kammer der Ständeversammlung, revolutionäre Ereignisse 1848, Friedrich Hecker, Gleichstellung der Juden, politische Rechte, bürgerliche Rechte, "Konstitutionsedikt der Juden", Assimilation.
- Quote paper
- Matthias Schmid (Author), 2003, Die Judenemanzipation in Baden im Zusammenhang mit den Verhandlungen der Zweiten Kammer der Ständeversammlung in den Jahren 1845 bis 1848 und den revolutionären Ereignissen 1848, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197187