"Ein Deutscher ist überall ein Deutscher." NS-Gruppen weltweit 1931-1945


Travail de Recherche, 2012

47 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. NS-Gruppen weltweit
1. Naher Osten
a) Britisches Mandat Palästina
b) Ägypten und Libanon
2. Asien:
a) China
b) Japan
3. Südamerika:
a) Brasilien
b) Chile
4. Nordamerika: Die Vereinigten Staaten von Amerika
5. Afrika: Südwestafrika
6. Australien

III. Zusammenfassung: NS-Gruppen im Vergleich

Literaturverzeichnis

Anhang

Auslands-Organisation und

NSDAP-Gruppen im Ausland

(Donald McKale 1977: The Swastika Outside Germany, Seite 203)

I. Einleitung

Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) wurde 1920 in München gegründet. Ihr Vorsitzender war ab 1921 Adolf Hitler, unter dem die Partei zur einzigen zugelassenen Partei in Deutschland avancierte (1933-1945) und das Land in eine Diktatur des Nationalismus geführt wurde. Schätzungsweise 30 Millionen deutsche Staatsangehörige und Deutschstämmige lebten um 1930 im Ausland.[1] Hitlers Anhänger glaubten, dass "es Deutschlands Auftrag wäre, alle Deutschen außerhalb des Deutschen Reichs in eine weltweite deutsche Volksgemeinschaft zusammen zu führen."[2] Sie waren geradezu von der Idee besessen, das deutsche Volk vor den zerstörerischen, anti-deutschen "Elementen" wie "Weltjudentum", Kommunismus und Liberalismus zu retten.[3] Die Gründung von nationalsozialistischen Gruppen im Ausland sollte dazu beitragen, dass alle Deutschen sich miteinander verbunden fühlten nach dem Motto:

"Ein Deutscher ist überall ein Deutscher … Weder Länder noch Kontinente, weder Klima noch Umgebung, sondern Blut und Rasse bestimmen die Gedanken und Pflichten der Deutschen."[4]

Schon Ende der zwanziger Jahre waren erste NS-Gruppen entstanden – in Lateinamerika, Südafrika und China. Diese Gruppen waren jedoch in der Regel von einzelnen Nationalsozialisten, die im Ausland lebten und sich von der Weimarer Republik politisch enttäuscht fühlten, ins Leben gerufen worden.[5]

Ab 1931 nahm sich die NSDAP der Betreuung der im Ausland lebenden Parteimitglieder gezielt an. Es wurde die Auslands-Organisation (AO) der NSDAP eingerichtet. Sie wurde am 1. Mai 1931 zunächst mit der Bezeichnung Auslands-Abteilung der Reichsleitung der NSDAP mit Sitz in Hamburg gegründet. Die Leitung hatte Hans Nieland inne, der im Mai 1933 von Ernst Wilhelm Bohle abgelöst wurde. Im Februar 1934 wurde die Auslands-Abteilung umbenannt in Auslands-Organisation der NSDAP; ihr Sitz wurde im März 1935 nach Berlin verlegt.[6]

Die Aufgabe der Auslands-Organisation bestand darin, die im Ausland lebenden NSDAP-Mitglieder politisch im Sinne des Nationalsozialismus zu schulen und so den Aufbau und die Entwicklung von NS-Gruppen weltweit zu fördern. Propaganda, weltanschauliche Schulungen und andere politische Aktivitäten waren darauf ausgerichtet, Deutschlands Einfluss auszuweiten und eine große, weltweite Volksgemeinschaft aller Deutschen aufzubauen, wobei ab 1938 nach offizieller Regelung die Auslands-Organisation für die deutschen Staatsbürger im Ausland zuständig war, und der VDA (Volksbund für das Deutschtum im Ausland) für die Deutschstämmigen mit fremder Staatsangehörigkeit.[7]

"Als eigenständiger Gau mit Sitz in Berlin setzte die AO [ Auslands-Organisation ] die deutsche Rassenpolitik und Judenverfolgung auch im Ausland um, betrieb aggressive Propaganda und spionierte für NS-Führung und Militär."[8] Sie operierte auf allen Kontinenten in zahlreichen Ländern und war sehr bestrebt, die Millionen Deutsche, die zwischen 1931 und 1945 außerhalb der deutschen Reichsgrenzen lebten, zu organisieren und kontrollieren.[9] Grundsätzlich galt, dass nur derjenige ein Mitglied in einer NSDAP-Organisation im Ausland werden konnte, der einen deutschen Pass besaß, also nach der Terminologie der Nationalsozialisten ein "Reichsdeutscher" war. Den Deutschstämmigen, den so genannten "Volksdeutschen", welche die Staatsangehörigkeit ihres Gastlandes angenommen hatten, war der Eintritt in die Partei nicht gestattet.[10] Diese Unterscheidung und Regelung wurde aber von den NS-Gruppen im Ausland oft nicht eingehalten.[11]

Im Jahre 1934 verzeichnete die Auslands-Organisation 37 NS-Landesgruppen. Zwischen 1937 und 1940 stieg ihre Zahl auf 49 an. Neuere Forschungsarbeiten geben die Anzahl der NS-Landesgruppen mit mehr als 80 wesentlich höher an.[12] Nach Angaben von Donald M. McKale (1977) gehörten durchschnittlich etwa fünf Prozent aller im Ausland lebenden deutschen Staatsangehörigen der NSDAP an.[13]

Der nachfolgende Aufsatz will einen kurzen Überblick über verschiedene NSDAP-Organisationen außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches von 1931-1945 geben und deren Gemeinsamkeiten herausarbeiten. Die hier aufgeführten NS-Landesgruppen und Ortsgruppen wurden ausgewählt, um die Entstehung, Organisation und Tätigkeiten der NSDAP auf den Kontinenten Asien, Afrika, Amerika und Australien sowie in Teilen des Nahen Ostens darzustellen. Die meisten der hier vorgestellten Länder gehörten im Juni 1937 zu den Ländern mit der größten NSDAP-Mitgliederzahl.[14]

Die NS-Landesgruppen im europäischen Raum sind in dieser kurzen Studie nicht berücksichtigt worden, da sie sich von den Landesgruppen auf den anderen Kontinenten in ihren Aufgaben und in ihrem tätigen Rassismus und Antisemitismus sehr unterschieden.[15] Eine vergleichende Analyse zu den NS-Gruppen in den verschiedenen Ländern Europas steht noch aus. Auch wären weitere Veröffentlichungen wie das Werk von Volker Koop[16] zur facettenreichen und weit gespannten Arbeit der Auslands-Organisation im Ausland wünschenswert, um das subversive, anti-demokratische und antisemitische Streben der NSDAP außerhalb Deutschlands und Europas noch deutlicher ans Licht zu bringen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Flugblatt für deutsche Palästinareisende [Ende der 1920er],

Archiv der Tempelgesellschaft, Deutschland

II. NS-Gruppen weltweit

1. Naher Osten

a) Britisches Mandat Palästina

Zwischen 2.000 und 2.500 nichtjüdische Deutsche lebten im Britischen Mandat Palästina (1922-1948) in den dreißiger Jahren. Sie gehörten der christlichen Religion an, teilten dieselben kulturellen Werte und hielten an ihren christlichen und nationalen Feiertagen fest. Sie waren stolz auf das, was sie in Palästina geschaffen hatten, z. B. die Gründung christlich sozialer und pädagogischer Einrichtungen, den umfassenden Ausbau der Infrastruktur, die Verbesserung des Ackerbaus und die Einführung verschiedener technologischer Neuerungen. Gemeinsam war ihnen der deutsche Nationalstolz. Ihre politische Einstellung kann als überwiegend konservativ und deutsch-nationalistisch beschrieben werden.[17][18]

Im Allgemeinen lassen sich die Palästina-Deutschen in drei Kategorien einteilen: Einige von ihnen waren nach Palästina gekommen, um sich für einen längeren Zeitraum in unterschiedlichen christlichen Institutionen für Kranke, Arme und Hilfsbedürftige einzusetzen. Andere waren für einen begrenzten Zeitraum als Konsuln und christliche Geistliche ins Land gekommen. Die Mehrheit der Deutschen stellte die Tempelgesellschaft. Ihre Mitglieder lebten dauerhaft in Palästina.[19]

Die Tempelgesellschaft war 1861 von Christoph Hoffmann in Württemberg in Süddeutschland gegründet worden. Ihre Mitglieder waren streng gläubige Protestanten pietistischen Ursprungs, die sich zur Tempelgesellschaft als einer unabhängigen religiösen Organisation zusammengeschlossen hatten. (Diese Gesellschaft sollte nicht mit dem Templerorden aus der Zeit der Kreuzzüge verwechselt werden). Der Begriff Tempel bezieht sich auf Aussagen aus dem Neuen Testament (1. Korintherbrief 3, 16; 1. Petrusbrief 2, 5 und Brief an die Epheser 2, 21), in denen sowohl die christliche Gemeinde als auch deren Mitglieder als Tempel Gottes bezeichnet werden. Was alle Mitglieder der Tempelgesellschaft miteinander verband, war die Idee der Errichtung des Königreichs Gottes auf Erden. Sie glaubten, dass sie die Welt vor dem Untergang bewahren könnten, wenn sie als Gottes reines und frommes Volk, d. h. als Gottes Tempel, lebten. Sie waren fest davon überzeugt, dass die Wiederkehr Jesu kurz bevorstand, und erwarteten diese in Jerusalem.[20] Im Jahre 1868 begann ihre Auswanderung nach Palästina, das zu der Zeit vom Osmanischen Reich regiert wurde. Bis 1875 war ihre Zahl dort auf etwa 750 Templer angewachsen. Sie gründeten Siedlungen in Haifa (1869), Jaffa (1869), Sarona (1871), Jerusalem (1873), Wilhelma (1902) und Bethlehem in Galiläa (1906) und noch zwei weitere, kleinere Ansiedlungen in der Nähe von Jaffa (Walhalla) und in der Nähe von Haifa (Neuhardthof).[21]

Der Initiator der NS-Bewegung in Palästina war Karl Ruff. Er gehörte der Tempelgesellschaft an und war 1904 in Haifa geboren worden. In den zwanziger Jahren hatte er sich zum Studium der Architektur in Deutschland aufgehalten. Nach seiner Rückkehr nach Haifa schrieb er im November 1931 an den Hausverlag der NSDAP , bestellte dort die Wochenzeitung Völkischen Beobachter und fragte gleichzeitig nach einer offiziellen Kontaktperson, die sich um deutsche Staatsangehörige im Auslande kümmerte. Darüber hinaus äußerte er im Januar 1932 auch den Wunsch, Antragsformulare zu erhalten, um der NSDAP beitreten zu dürfen. Er und sein Freund Walter Aberle wurden rückwirkend zum 1. Januar 1932 in die Partei aufgenommen.[22]

Karl Ruff stand im regelmäßigen Kontakt mit der Auslands-Abteilung. Im Sommer 1932 konnte er voller Stolz nach Deutschland melden, dass sich bereits sechs Palästina-Deutsche der NSDAP angeschlossen hatten. Die neuen Mitglieder, zwei Frauen und vier Männer, lebten in den deutschen Templerkolonien Haifa, Bethlehem/Galiläa, Jaffa und Jerusalem.[23] Die Anzahl von sechs Mitgliedern war allerdings noch zu gering, um mit ihnen eine NS-Ortsgruppe oder einen NS-Stützpunkt ins Leben zu rufen. Denn für eine Ortsgruppe waren mindestens 25 Mitglieder erforderlich und für einen Stützpunkt wenigstens sieben.[24]

Die Auslands-Abteilung ermutigte Karl Ruff, seine parteipolitischen Aktivitäten im Land fortzusetzen und äußerte die Absicht, in Palästina eine NS-Landesgruppe einzurichten. Ernst Bohle, der zukünftige Leiter der AO in Deutschland, sandte im Juli 1932 folgenden Brief an Ruff:

" Es liegt mir viel daran, besonders in Palästina eine Landesgruppe ins Leben zu rufen, und dies ist möglich. Aus eigener Erfahrung weiß mein Sachbearbeiter, dass in dem Judenland sich viele völkische Volksgenossen angesiedelt haben, und gerade diese Deutschen, die vom Vaterlande schon lange Jahre fern sind, dürfen nicht verlassen werden, und es ist die heilige Pflicht des Nationalsozialismus, dafür zu sorgen, dass diesen ihre Deutschgesinnung auch erhalten bleibt."[25]

Um die Gründung von NS-Ortsgruppen voranzutreiben, wurde durch Vorträge, NS-Filme, NS-Broschüren und gemeinsames Hören von Radioansprachen erfolgreich Nazi-Propaganda betrieben, die schließlich zu einem Mitgliederzuwachs führte (Ende 1933: 114 Mitglieder; 1934: ca. 200; 1938: ca. 330). Innerhalb von wenigen Jahren wurde von den anfangs relativ wenigen deutschen Nazis mit viel Ergeiz und großem Engagement ein NS-Netzwerk in Palästina aufgebaut, welches NSDAP-Gruppen in Haifa, Jaffa, Jerusalem, Sarona, Wilhelma und Bethlehem-Waldheim in Galiläa umfasste. Zu Hitlers Geburtstag im April 1937 wurde dem Landeskreis Palästina der Rang einer NS-Landesgruppe verliehen. An ihrer Spitze stand Cornelius Schwarz als NS-Landesgruppenleiter. Dieser hatte 1935 Karl Ruff, den Initiator der NS-Bewegung in Palästina, abgelöst, nachdem er ehrgeizig und machthungrig dessen Ansehen bei der Partei erfolgreich demontiert hatte.[26]

Ähnliche Einmischungen und Übergriffe hatten auch auf das Konsulatspersonal stattgefunden. Der damalige Konsul Wolff, dessen Frau jüdisch war, wurde nach einer jahrelangen, antisemitischen Verleumdungskampagne, an der sowohl Karl Ruff als auch Cornelius Schwarz beteiligt waren, von dem überzeugten und eifrigen Nazi Walter Doehle abgelöst. Konsul Wolff musste seinen Posten im Juli 1935 räumen und im März 1936 nach Deutschland zurückkehren. Nach diesem erzwungenen Wechsel war der Weg zu einer engen und von der NSDAP angestrebten Zusammenarbeit zwischen dem deutschen Konsulat in Jerusalem und den Parteifunktionären in Palästina frei.[27]

Zwischen 1932 und 1939 traten etwa 420 Palästina-Deutsche der NSDAP bei, und mehr als 300 Personen – darunter auch Jugendliche und Kinder – beteiligten sich entweder in der Hitler Jugend, in der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Frau im Ausland oder auch in den der NSDAP angeschlossenen Verbänden, wie zum Beispiel dem NS-Lehrerbund und der Deutschen Arbeitsfront.[28] Etwa ein Drittel der Palästina-Deutschen gehörten der Nazi-Partei an oder beteiligten sich in den NS-Verbänden, die keine Parteimitgliedschaft zur Pflicht hatten. Dieses Drittel setzte sich aus Konsulatsangestellten, Angehörigen der Tempelgesellschaft und Mitgliedern der christlichen (evangelisch, katholisch) Kirchen zusammen.[29]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Mitgliedskarte "Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Frau im Ausland"

(Israelisches Staatsarchiv, Foto v. H. Wawrzyn, 10. August 2005)

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden die in Palästina befindlichen NSDAP-Organisationen offiziell verboten und die Mehrzahl der Palästina-Deutschen interniert.[30] Im Sommer 1941, als General Rommels Armee immer mehr in Richtung Palästina vorrückte, beschloss die Britische Mandatsregierung, mehr als 600 Deutsche, darunter hauptsächlich junge Familien der Tempelgesellschaft, nach Australien zu deportieren, wo sie bis 1946/47 im Internierungslager in Tatura untergebracht waren.[31]

Als im April 1948 die übrigen Palästina-Deutschen immer mehr zwischen die Fronten der jüdisch-arabischen Auseinandersetzungen gerieten, wurden sie unter britischem Schutz nach Haifa gebracht und von dort aus nach Zypern, von wo sie einige Monate später nach Australien und Deutschland freigelassen wurden.[32] Nur einige wenige Palästina-Deutschen verblieben auf eigenen Wunsch noch länger im umkämpften Land, wurden dann aber zwischen Dezember 1948 und Herbst 1950 von der Regierung des neu gegründeten Staates Israel ausgewiesen.[33]

b) Ägypten und Libanon

Sowohl das Außenpolitische Amt der NSDAP als auch die Auslands-Abteilung in Hamburg drängten auf eine Ausweitung der politischen Aktivitäten in den arabischen Ländern. Im Frühjahr 1933 beauftragte die Auslands-Abteilung Parteimitglieder im Nahen Osten, NS-Stützpunkte in Palästina und Iran zu gründen und kleine NS-Ortsgruppen in der Türkei neu zu organisieren.[34]

In Ägypten war eine aktive NS-Gruppe schon vor 1933 entstanden. Sie wurde vor allem von Ingenieuren und Beschäftigten deutscher Firmen in Ägypten unterstützt.[35] Einer der eifrigsten Verfechter der nationalsozialistischen Außenpolitik war Alfred Hess, der in der Firma seiner Familie in Ägypten mitarbeitete. Er und viele andere Nazis bildeten 1932 aktive NS-Ortsgruppen in Kairo und Alexandria. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland begannen er und einige seiner Parteifreunde, die größeren deutschen Siedlungen in Ägypten zu nazifizieren. Durch die Hilfe von Eberhard von Stohrer, dem deutschen Gesandten in Ägypten, gelang es der NS-Ortsgruppe Alexandria, die komplette Kontrolle über die örtliche deutsche Kolonie zu gewinnen. Ein ähnlicher Erfolg wurde auch in der deutschen Kolonie in Kairo erreicht. Der neue NS-Landesgruppenleiter Hans Schröder berichtete der Auslands-Organisation in Deutschland stolz, dass alle deutschen Klubs und Organisationen in Ägypten der Partei die unbegrenzte Machtbefugnis übergegeben hätten. Die NS-Gruppen waren unter Schröders Leitung eifrig damit beschäftigt, NS-Propaganda auch unter den Ägyptern zu verbreiten. Der Inhalt dieser Propaganda war antijüdisch und antibritisch und zielte darauf ab, die Stellung der Engländer am Suezkanal zu unterminieren.[36]

Auch im Libanon war eine NS-Gruppe entstanden. Im Jahre 1933 gab es nur wenige Deutsche dort, die mit den Nazis sympathisierten. Die erste Gruppe kam durch den Besuch eines durchreisenden NS-Agenten, dem Direktor der Königlichen Republikanischen Schule in Kabul, ins Leben. Dieser bereiste 1933 den Nahen Osten und hielt nationalsozialistische Vorträge. Nach seinem Besuch in Beirut, bildete sich dort ein NS-Stützpunkt. Diese neue Gruppe wurde von einem ehemaligen Offizier der deutschen Kaiserlichen Marine geleitet, der aus Hamburg die Anweisung erhalten hatte, zu dem NS-Landesvertrauensmann von Palästina, Karl Ruff in Haifa, engen Kontakt zu halten. Man hoffte, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Haifa und Beirut durch das gemeinsame politische Interesse um die arabische Sache ermöglicht werden könnte.

In den Jahren 1933/34 war Karl Ruff als Landesvertrauensmann von Palästina mit der Leitung der NS-Netzwerke sowohl in Palästina und Transjordanien (heute: Jordanien) als auch Syrien und Libanon beauftragt worden. Doch politische und organisatorische Probleme (Grenzen, Französisches Mandat über Syrien, Britisches Mandat über Palästina und Transjordanien) machten die Verbindung zwischen Haifa und Beirut schwierig, so dass diese Verknüpfung schließlich nach einem Jahr wieder aufgegeben werden musste.[37]

Dennoch entwickelte sich die Beiruter NS-Gruppe weiter und zählte ein Jahr nach ihrer Gründung 34 Mitglieder. Zu dieser Zeit konzentrierte sich die Gruppe speziell darauf, weibliche Mitglieder für den Nationalsozialismus zu gewinnen, da das Interesse der Frauen bisher sehr gering ausgefallen war.[38]

[...]


[1] McKale, Swastika, 1977: 4; Koop 2009: 12.

[2] McKale, Swastika, 1977: 7.

[3] McKale, Swastika, 1977: 7-8.

[4] McKale, Swastika, 1977: 10.

[5] McKale, Swastika, 1977: 12-13; Ehrich 1937: 8-9; Wawrzyn 2005, 81.

[6] Balke 2001: 32-34.

[7] McKale, Swastika, 1977: 2-8; Balke 2001: 33; Koop 2009: 12, 18-19; Wawrzyn 2010: 98.

[8] http://www.abebooks.de/products/isbn/9783898090858

[9] Koop 2009: 7-8.

[10] McKale, Swastika, 1977: 4; 6-7; 133.

[11] Siehe u. a. Müller 1997: 95, 492.

[12] Siehe Koop 2009: 8; Hausmann 2009: 97.

[13] McKale, Swastika, 1977: 120-121, 203.

[14] McKale, Swastika, 1977: 121.

[15]. Koop 2009: 7-8.

[16] Volker Koop (2009): Hitlers fünfte Kolonne. Die Auslands-Organisation der NSDAP.

[17] Gemeint ist das Gebiet westlich des Jordans (ohne Transjordanien). Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4stina_%28Region%29

[18] Wawrzyn 2010: 98.

[19] Wawrzyn 2010: 98.

[20] Wawrzyn 2010: 98; Sauer 1985: 17ff.

[21] Wawrzyn 2010: 98; Sauer 1985: 19ff, 41, 56-61; Eisler 1998: 81; Carmel 1973: 7-24; Balke 2001: 9-10.

[22] Wawrzyn 2010: 98; Balke 2001: 41; Israel State Archives = ISTA, 821/1-פ, Korrespondenz 1931/32.

[23] Wawrzyn 2010, 98-99; ISTA, 821/1-פ, Brief, Bohle/Ruff, Juli 16, 1932.

[24] Wawrzyn 2010: 98; Balke 2001: 47-48.

[25] ISTA, 821/1-פ, Brief, Bohle/Ruff, Juli 16, 1932; Wawrzyn 2010: 99.

[26] Wawrzyn 2005: 81-83; Balke 2001: 51-53; 60-62; Löffler 2000: 207-208.

[27] Wawrzyn 2005: 88; Balke 2001: 107-110; siehe auch Conze 2010: 107-108.

[28] Wawrzyn 2010: 102; Wawrzyn, Heidemarie: Nazis in the Holy Land, (wird demnächst bei Magnes Press, Jerusalem veröffentlicht).

[29] Wawrzyn 2010: 102.

[30] Balke 2001: 77; Sauer 1985: 276-277.

[31] Sauer 1985: 278; Dolev 2006: 29; Sauer 1995: "Vom Land um den Asperg" (Vortrag).

[32] YVA P 19/26: "Überfall in Waldheim von der Haganah am 17. April 1948"; Wassermann-Deininger 1982: 68, 69-73; Eppinger 2005: 7-10; Glenk 2005: 225.

[33] TGA, T-576b1: Bericht von Nikolai Schmidt: 1-18; Glenk 2005: 221-225; Wawrzyn, Heidemarie: Nazis in the Holy Land, Kapitel 13: "Increasing Tensions and the Final Departure of Palestine-Germans" (in Druckvorbereitung).

[34] McKale, Swastika, 1977: 74-75; siehe auch Mallmann/Cüppers, Halbmond und Hakenkreuz, 2006: 57, 61-62.

[35] Schmidt 1952: 468-469.

[36] McKale, Swastika, 1977: 74-75.

[37] ISTA, 823/8-פ, Korrespondenz 1933; ISTA, 822/15-פ, Korrespondenz, März 1934; Balke 2001: 51; Schmidt 1952: 468-469.

[38] Schmidt 1952: 468f.

Fin de l'extrait de 47 pages

Résumé des informations

Titre
"Ein Deutscher ist überall ein Deutscher." NS-Gruppen weltweit 1931-1945
Auteur
Année
2012
Pages
47
N° de catalogue
V197359
ISBN (ebook)
9783656234029
ISBN (Livre)
9783656234531
Taille d'un fichier
3464 KB
Langue
allemand
Mots clés
Nationalsozialismus, Auslands-Organisation der NSDAP, NS-Landesgruppen, Nazis, Ernst Bohle, China, Japan, Shanghai, Südwestafrika, Namibia, USA, Palästina, Brasilien, Australien, Ägypten, Libanon
Citation du texte
Dr. Heidemarie Wawrzyn (Auteur), 2012, "Ein Deutscher ist überall ein Deutscher." NS-Gruppen weltweit 1931-1945, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197359

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