Der Tod nahm im Mittelalter eine sehr zentrale Rolle ein. Wie ich noch aufzeigen werde, war er den Menschen jeden Tag gegenwärtig. Es gab zahlreiche Bedrohungen und gleichzeitig nur wenig, was man dagegen unternehmen konnte. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich die Menschen des Mittelalters ebenso zahlreiche Gedanken darüber machten, was sie nach dem Tode erwarten würde. Im christlichen Europa verfasste eine ganze Reihe von Geistlichen Texte zu diesem Thema. Einen besonderer Schwerpunkt bildeten hier die christlichen Werte, die essentiell waren für eine spätere Aufnahme in das Himmelreich. Die Gebote mussten eingehalten werden, um am Tag des jüngsten Gerichts entsprechend positiv beurteilt zu werden. Hinsichtlich der hohen Ideale, die hier gefordert sind, lohnt ein näherer Blick auf den Stand des Mittelalters, der in einiger Regelmäßigkeit unter anderem gegen das fünfte Gebot verstieß – das Rittertum, die elitäre Kriegerklasse der mittelalterlichen Gesellschaft. Da der sogenannte Wehrstand aber ein notwendiger Bestandteil der christlichen Welt darstellte, gibt es in mehreren Texten Versuche, die Gewalt zu rechtfertigen, zu idealisieren oder sie gar in gewünschte Bahnen zu lenken. Zur gleichen Zeit gab es aber auch ganz gegenteilige Ansichten, die den Rittern für ihre schweren Verfehlungen anderen Menschen gegenüber ewige Höllenqualen prophezeiten.
Mit diesem Gegensatz möchte ich mich in dieser Arbeit auseinandersetzen. Wie ging die Kirche im allgemeinen und die geistlichen Autoren im speziellen damit um? Wie sieht ihre Argumentation aus, wenn es um den christlichen Ritter und die Gewalt gegen andere Menschen geht? Und, am wichtigsten, wie sahen sie es um das Heil der ritterlichen Seele bestellt? Es geht also darum, wie geistliche Autoren sich und die Hauptfiguren ihrer Texte in einer Welt verorteten, in der christliche Werte und ausufernde Gewalt selten getrennt voneinander auftraten.
Inhaltsverzeichnis
- Ritter, Gewalt, Tod, Christentum und Literatur
- Vorstellungen vom Tod im Mittelalter
- Vorstellungen vom Sterben
- Die Vorstellung vom Tod
- Krieg und Christentum
- Christen gegen Christen
- Der heilige Krieg gegen Ungläubige
- Bernhard von Clairvaux und die „neue Miliz“
- Der Klerus im Krieg
- In der epischen Literatur
- Schlachtentod im Rolandslied des Pfaffen Konrad
- Schlachtentod im Willehalm des Wolfram von Eschenbach
- Literatur und überlieferte Realität
- Der Totentanz
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, wie geistliche Autoren im Mittelalter den Tod und die Gewalt im Kontext des christlichen Rittertums betrachteten. Sie analysiert, wie christliche Werte und das oft brutale Handeln der Ritter in den Quellen und Texten der Zeit miteinander in Einklang gebracht wurden.
- Der Tod im Mittelalter und die christlichen Vorstellungen vom Jenseits
- Die Rechtfertigung von Gewalt im christlichen Kontext
- Das Verhältnis von Rittertum und Kirche
- Die Rolle der Gewalt im Albigenserkreuzug und im ersten Kreuzzug
- Die Darstellung des Todes in der epischen Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der zentralen Rolle des Todes im Mittelalter und den christlichen Vorstellungen vom Leben nach dem Tod. Es wird deutlich, dass der Tod in dieser Zeit allgegenwärtig war und ein wichtiges Thema für die Menschen darstellte.
Kapitel 2 beleuchtet die verschiedenen Vorstellungen vom Sterben und dem Tod im Mittelalter. Es geht dabei um die Bedeutung von Sterbeprozessen, die Rolle der Kirche und die Angst vor dem „mors repentina“.
Im dritten Kapitel wird die Verbindung von Krieg und Christentum untersucht. Es werden die verschiedenen Formen des Kreuzzugs, insbesondere der Albigenserkreuzzug und der erste Kreuzzug, analysiert.
Kapitel 4 befasst sich mit der Darstellung des Todes in der epischen Literatur. Es werden das „Rolandslied“ des Pfaffen Konrad und der „Willehalm“ von Wolfram von Eschenbach im Hinblick auf die Unterscheidung zwischen dem Tod von Christen und Heiden in der Schlacht untersucht.
Schlüsselwörter
Mittelalter, Tod, Rittertum, Gewalt, Christentum, Kirche, Kreuzzug, Albigenserkreuzzug, Rolandslied, Willehalm, Totentanz.
- Quote paper
- B.A. Daniel Ossenkop (Author), 2012, Sterben, Krieg, Christentum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197453