„Nach 1839 wurde das menschliche Gedächtnis eine lichtempfindliche Platte, präpariert für die Aufnahme, Fixierung und Reproduktion visueller Erfahrungen.“ (Draasma, 1999, 124).
Nur wenige Regionen der Erde werden noch heute in den Massenmedien derart typisiert und idealisiert dargestellt wie die Südsee. Ihr Mythos, deren Grundstein im 18. Jahrhundert mit der Idealisierung des Südseeinsulaners in den Reiseberichten Louis Antoine de Bougainvilles nach dessen Weltumsegelung gelegt wurde, hält sich über die Jahrhunderte und wurde über alle möglichen Medien den Massen zugänglich gemacht. Von Rousseaus „Edlem Wilden“, Georg Forsters überschwänglichen Beschreibungen der Naturschönheiten Tahitis, den utopischen Romanen, wie etwa Thomas Morusʻ «Utopia≫, Robinsonaden und Paul Gaugins, Max Pechsteins und Emil Noldes Gemälden über Filme wie "In the Wake of the Bounty" (1933) mit Errol Flynn oder "Paradise - Hawaiian Style" (1966) mit Elvis Presley und Musik wie etwa jene des 1997 verstorbenen Hawaianers Israel Kamakawiwoʻole fanden die Bilder von mit farbenprächtigen Tüchern verhüllten Hoola-tanzenden, in paradiesischen Gärten lebenden Mädchen und Kokosmilch-schlurfenden, tätowierten und starken Kriegern nicht nur Eintritt in das kollektive Gedächtnis der Massenmedienkonsumenten, sondern auch in eine der beliebtesten Comicserien der USA und Europas: Die Simpsons.
Die 1987 zum ersten Mal in der Tracy Ullman Show auf dem US- amerikanischen Sender Fox ausgestrahlte gelbe TV-Familie drang seitdem nicht nur in die US-amerikanische und europäische Popkultur ein, sondern wurde fester Bestandteil Letzterer und somit auch Ausgangspunkt für mögliche Kritik an dieser.
Von dieser Hypothese ausgehend soll in folgender Arbeit der Frage nachgegangen werden auf welche Weise das seit dem 18. Jahrhundert verbreitete Südsee-Bild in "Die Simpsons" abgewandelt und ob es zum kritischen Spiegel der westlichen Hegemonialvorstellung umgeformt wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- ,,Bartopia" oder die Defamiliarisierung des Südsee-Mythos
- Die simpsonische Südsee als kritischer Spiegel westlicher Hegemonialvorstellungen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Darstellung der Südseeinseln in der Fernsehserie Die Simpsons. Sie untersucht, wie das seit dem 18. Jahrhundert verbreitete Südsee-Bild in der Serie abgewandelt wird und ob es zum kritischen Spiegel der westlichen Hegemonialvorstellung umgeformt wird.
- Defamiliarisierung des Südsee-Mythos in Die Simpsons
- Kritische Analyse der Darstellung der Südseeinseln in der Serie
- Vergleich mit historischen und popkulturellen Darstellungen der Südsee
- Analyse der Rolle der Simpsons-Familie im Kontext der Südsee-Darstellung
- Betrachtung der Serie als kritischer Spiegel westlicher Hegemonialvorstellungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Darstellung der Südsee in der Serie Die Simpsons ein und stellt die Forschungsfrage nach der Abwandlung des Südsee-Bildes und seiner Rolle als kritischer Spiegel der westlichen Hegemonialvorstellung.
- ,,Bartopia" oder die Defamiliarisierung des Südsee-Mythos: Dieses Kapitel untersucht die historischen Wurzeln des Südsee-Mythos im 18. Jahrhundert und analysiert, wie dieser Mythos in Die Simpsons abgewandelt und entzaubert wird.
Schlüsselwörter
Die Simpsons, Südsee, Südsee-Mythos, Hegemonialvorstellung, Defamiliarisierung, Entzauberung, Kritik, Popkultur, Medien, Kulturwissenschaft, Geschichte, Kolonialismus, Stereotype.
- Citation du texte
- Danielle Wilhelmy (Auteur), 2012, Entzauberung des Paradieses, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197571