Bericht des Orientierungspraktikums an einer staatliche Schule für Blinde und Sehbehinderte mit Internat


Seminar Paper, 2002

46 Pages, Grade: 1


Excerpt


INHALTSVERZEICHNIS

1. KENNZEICHNUNG DER INSTITUTION
1.1 FRÜHFÖRDERUNG ( 0 – 6 Jahre)
1.2. DER SCHULKINDEGARTEN DER SCHLOßSCHULE ILVESHEIM
1.3. DIE GRUNDSCHULE FÜR BLINDE UND SEHBEHINDERTE
1.4. DIE HAUPTSCHULE FÜR BLINDE UND SEHBEHINDERTE
1.5. DIE REALSCHULABTEILUNG FÜR BLINDE UND SEHBEHINDERTE
1.6. DIE FÖRDERSCHULABTEILUNG FÜR BLINDE UND SEHBEHINDERTE
1.7. DAS INTERNAT FÜR BLINDE UND SEHBEHINDERTE KINDER UND JUGENDLICHE
1.8. DAS INTERNAT FÜR BLINDE UND SEHBEHINDERTE MEHRFACH- BEHINDERTE KINDER UND JUGENDLICHE
1.9. DIE FÖRDERGEMEINSCHAFT BZW. DER FÖRDERVEREIN DER SCHLOßSCHULE ILVESHEIM e.V.

2. BESCHREIBUNG DER KLASSENSITUATION

3. KENNZEICHNUNG DER POPULATION UNTER DEM ASPEKT DER SEHSCHÄDIGUNG UND AUF WEITEREN PERSÖNLICHKEITSEBENEN
Manuel
Motorik
Sozialverhalten
Lern- und Arbeitsverhalten
Emotionalität
Wahrnehmung
Visuelle Wahrnehmung
Akustische Wahrnehmung
Taktil-kinästhetische Wahrnehmung
Sprache
Sabine
Motorik
Sozialverhalten
Lern- und Arbeitsverhalten
Emotionalität
Wahrnehmung
Visuelle Wahrnehmung
Taktil-kinästhetische Wahrnehmung
Auditive Wahrnehmung
Sprache
Christoph
Motorik
Sozialverhalten
Lern- und Arbeitsverhalten
Emotionalität
Wahrnehmung
Visuelle Wahrnehmung
Akustische Wahrnehmung
Taktil-kinästhetische Wahrnehmung
Sprache
Thomas
Motorik
Sozialverhalten
Lern- und Arbeitsverhalten
Emotionalität
Wahrnehmung
Visuelle Wahrnehmung
Akustische Wahrnehmung
Taktil-kinästhetische Wahrnehmung
Sprache
Timmy
Motorik
Sozialverhalten
Lern- und Arbeitsverhalten
Emotionalität
Wahrnehmung
Visuelle Wahrnehmung
Auditive Wahrnehmung
Taktil-kinästhetische Wahrnehmung
Sprache

4. PLANUNG DER STUNDE
4.1. Bezug zum Bildungsplan
4.2. VORBEMERKUNGEN

5. LERNZIELE
5.1. STUNDENZIELE
5.2 STUNDENÜBERGREIFENDE ZIELE
5.3. VORÜBERLEGUNGEN DER LERNZIELE DER EINZELNEN SCHÜLER

6. BESCHREIBUNG DES TAGESABLAUFS DES KLASSE, IN DER ICH TÄTIG WAR

7. REFLEXIONEN AN MEIN PRAKTIKUM
7.1. MEINE ERFAHRUNGEN
7.2. WAS HAT ES FÜR DIE ZUKUNFT GEBRACHT

8. LITERATUR

1. KENNZEICHNUNG DER INSTITUTION

Die Schloßschule Ilvesheim wurde am 8.Juli 1826 in Donaueschingen als Großherzogliche Badische Blindenanstalt gegründet. Schon nach wenigen Jahren erfolgte der Umzug nach Bruchsal und von dort aus nach Freiburg. Schließlich wurde das Ilvesheimer Schloß am 17. September 1868 Schulgebäude.

Das ursprüngliche Schulgebäude ist von den Neubauten des ersten Bauabschnitts umgeben. Schulträger ist das Land Baden-Württemberg. Im Verlauf des Schuljahres 1991/92 übernahm die Schule die ersten Erweiterungsbauten der zweiten Baustufe, die 1994 abgeschlossen wurden.

Um die schulischen Aufgaben abzudecken, stehen 36 Lehrerstellen und 6 Therapiestellen zur Verfugung. Kinderkrankenschwestern und die Psychologin arbeiten in Schule und Heim. In den Internatsbereichen sind 3 Stellen für Sozialpädagogen und 36 Stellen für Erzieher bzw. Pflegehelfer vorhanden. Die Schule und das Internat erfahren Unterstützung von bis zu 10 Zivildienstleistenden (ZDL), 4 FSJ-lerinnen (Junge Frauen im Freiwilligen Sozialen Jahr), 2 Vorpraktikantinnen und 7 Anerkennungspraktikanten.

Der Hauswirtschaftsbereich erfordert 19 Stellen. Verwaltung, Hausdienste, Kraftfahrer, Telefondienst und Pforte können mit insgesamt 12 Stellen abgedeckt werden.

Nach der Fertigstellung der Baumaßnahme stehen den Schülern für Schule und Wohnen, Freizeit und Spiel und Sport mehr als 5 Hektar zur Verfugung.

Die Schloßschule Ilvesheim ist die einzige öffentliche Schule dieser Art in Baden-Württemberg für blinde und hochgradig sehbehinderte Kinder und Jugendliche.

Die Schloßschule Ilvesheim ist eine Ganztagsschule, der ein Schulerinternat angeschlossen ist. Ins Internat werden diejenigen Schuler aufgenommen, bei denen die Entfernung zwischen Elternhaus und Schule einen täglichen Transport nicht zulasst. Die zulässige Transportmöglichkeit darf nicht mehr als 11 Kilometer überschreiten.

Blinde und hochgradig sehbehinderte Kinder haben von Geburt an besondere individuelle Förderbedürfnisse. Daher beginnt das Angebot der Schule mit einer Beratungsstelle, die die Frühförderung durchfuhrt. Daran schließt sich ein Sonderschulkindergarten.

Ziel der Frühförderung ist es, die betreffenden Kinder soweit wie möglich zu fördern und hierdurch unter Umständen auch die Eingliederung in die allgemeine Schule zu ermöglichen.

Mit Beginn der Schulpflicht bietet sich ein breitgefächertes Angebot an, das nahezu alle Bildungsgänge umfasst, die für sehende Kinder und Jugendliche existieren. Durch den möglichen Wechsel zwischen diesen Schularten wird eine individuell angepasste Förderung der Schuler garantiert.

Eine ganz spezielle Aufgabe der Schule ist das Mobilitätstraining. In Einzelbetreuung lernt das blinde Kind, sich mit Hilfe eines Stockes auch außerhalb der Schule ohne Begleitung eines Sehenden zu bewegen. Bewegungs- und Mobilitätserziehung soll bereits im Rahmen der Frühförderung im Elternhaus beginnen und muss in der Schule fortgeführt werden.

Von ebenso großer Wichtigkeit ist die Wahrnehmungsförderung und Begriffsbildung. Mit Hilfe der Wahrnehmungsförderung soll das blinde oder das hochgradig sehbehinderte Kind lernen, durch Fühlen, Hören und Riechen die Umwelt auch ohne entsprechend gute Seheindrucke differenziert erfassen. Dies bildet die Grundlage für die begriffliche Vorstellung des Kindes von seiner Umwelt.

Bei Kindern und Jugendlichen, die die übliche Schrift mit starker Vergrößerung noch erkennen können, wird diese Möglichkeit des Lesens zusätzlich gefördert und trainiert. Dies wird durch elektrische Lesehilfen erleichtert. Zusätzlich wird das vorhandene Sehvermögen gezielt gefördert.

Zur Erfüllung ihrer Aufgaben benötigt die Schule eine große Zahl von speziellen Medien und Anschauungsmitteln. Hierzu gehören neben Büchern in Punktschrift und tastbaren Reliefkarten auch schwer zugängliche Originalgegenstände, ebenso wie Modelle und Tierpräparate. Im Vordergrund steht aber stets – soweit dies möglich ist – die Begegnung mit der Realität.

1.1 FRÜHFÖRDERUNG ( 0 – 6 Jahre)

Die Beratungsstelle bietet Hausbesuche bei Familien mit sehgeschädigten und auch mehrfachbehinderten Kindern an. Diese Hausbesuche kommen nur auf Wunsch der Eltern zustande. Die Terminabsprache erfolgt meistens telefonisch. Während des Hausbesuches haben die Eltern die Gelegenheit, sich über Probleme – natürlich auch Erfolge - mit ihren behinderten Kindern mit dem Berater, auszutauschen. Der Berater unterstützt die elterliche Arbeit durch beispielhaftes Spielen vor den Eltern, durch Beobachten des Kindes beim Spielen, Essen, Trinken, Kleiden, Fortbewegen, Sprache, Toilette usw. und durch Herrichten und Erproben von Hilfen für das Kind.

Der Berater bespricht mit den Eltern den Antrag auf Blindengeld und den Behindertenausweis. Die Eltern werden bei der Suche nach einem geeigneten Kindergarten-platz unterstützt, ebenso werden die dortigen Erzieher beraten. Ebenso hilft der Berater bei der Einschulung in eine geeignete Sonderschule oder in eine Regelschule am Wohnort. Hier sind ebenso Kooperationsmaßnahmen einzuleiten. Sollte die Sonderschule weit entfernt sein, ist auch die Aufnahme in ein Internat und die Heimfahrt zu regeln. Für mehrfachbehinderte Kinder ist auch zu überlegen, ob andere Beratungsstellen die Familie unterstützen können oder sollen.

Die Beratungsstelle in Ilvesheim bietet den Eltern behinderter Kinder die Möglichkeit, die Schloßschule Ilvesheim und das angeschlossenen Internat kennen zu lernen. Umgekehrt lernen die Mitarbeiter im Hause die Kinder und ihre Familien kennen, die möglicherweise aufgenommen werden. Die Eltern haben die Gelegenheit, mit den Mitarbeitern in Schule und Internat zu sprechen. Die Beratungsstelle bietet auch Eltern-Kind-Treffen mit wechselnden Themen im Hause an.

Darüberhinaus werden die Familien zum Schwimmen, Wochenendfreizeiten an anderen Orten und zu Spielnachmittagen eingeladen. Die Beratungsstelle führt die Einschulungs- und Umschulungsverfahren für die Schloßschule Ilvesheim durch.

1.2. DER SCHULKINDEGARTEN DER SCHLOßSCHULE ILVESHEIM

Der Schulkindergarten ist ein Ganztageskindergarten, d.h. die Kinder kommen um 8.30 Uhr mit Taxen oder Kleinbussen und bleiben bis zur Heimfahrt um 15.30 Uhr. In seltenen Fällen wohnt auch mal ein Kind von Montag bis Freitag im Internat der Schlossschule.

Aufnahme: In diesem Schulkindergarten finden sich alle sehgeschädigten Kinder in der Regel ab dem 2. bis 3. Lebensjahr nach Anmeldung durch die Eltern an. Sie bleiben im Schulkindergarten bis zu ihrer Einschulung in eine entsprechende Schulabteilung.

Die Einschulung richtet sich nach Art und Schweregrad der Behinderung. Bei der Aufnahme sind individuelle Absprachen möglich. Im Schulkindergarten arbeiten Erzieher, Therapeuten, Sonderschullehrer, Psychologen, Zivildienstleistende und junge Frauen im Freiwilligen Sozialen Jahr.

Ziele:

- Wahrnehmungsförderung durch visuelle Stimulation
- Erziehung zu persönlicher Selbständigkeit
- Sammeln von Erfahrungen in der Umwelt und in der Sachkunde
- Entwicklung des Körperschemas
- Bewegungserziehung und rhythmisch-musikalische Erziehung
- Soziale Kompetenzen
- Für schwerstmehrfachbehinderte Kinder wird Förderpflege, basale Stimulation und Förderung der Eigenaktivitäten abgeboten

Diese Ziele werden in Großgruppen, homogenen Kleingruppen und in Einzelförderung angestrebt. Die Arbeit soll auf einen problemlosen Übergang in die verschiedenen Schultypen vorbereiten. Die Eltern werden in die gesamte Arbeit mit einbezogen.

Die Kinder des Schulkindergartens nehmen an allen Veranstaltungen der Schlossschule teil und können alle Fachräume der Schule benutzen.

1.3. DIE GRUNDSCHULE FÜR BLINDE UND SEHBEHINDERTE

Die Grundschule für Blinde und hochgradig Sehbehinderte in Ilvesheim unterscheidet sich von der Regelschule schon dadurch, dass die Kinder ein Jahr länger Zeit haben, die Stofffülle zu erlernen: Sie umfasst fünf Grundschuljahre. Dies ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil gegenüber allen modischen Tendenzen, blinde Schüler in der vierjährigen Regelgrundschule integrativ beschulen zu wollen. Die Klassenstärke ist nie größer als acht Schuler, meistens geringer, so dass individuelles Lernen und gründliches Erlernen der Blindentechniken gewährleistet ist. Nach der 5-jährigen Grundschulzeit kann der blinde bzw. hochgradig sehbehinderte Schüler je nach seiner Begabung in die Hauptschulabteilung überwechseln, die nach einer 5-jahrigen Schulzeit den qualifizierten Hauptschulabschluss ermöglicht, oder in die Realschulabteilung des Hauses, die nach einem 6-jährigen Besuch mit der „Mittleren Reife“, also dem qualifizierten Realschulabschluss endet.

Die Schüler der Grundschule kommen ebenso wie die Schüler der Haupt- und Realschule aus ganz Baden-Württemberg, aus südhessischen Gemeinden und sogar aus dem Bundesland Rheinland-Pfalz. Es ist dabei Internatsaufnahme möglich (die Kosten werden übernommen) oder aber auch die Schulaufnahme als externer Schüler mit täglichem kostenlosem Nachhausefahren.

1.4. DIE HAUPTSCHULE FÜR BLINDE UND SEHBEHINDERTE

Die 5-jährige Hauptschule ermöglicht den Hauptschulabschluss. Die vermittelte Fremd-sprache ist Englisch. Alle Hauptschüler haben bei der Abschlussprüfung die gleichen Prüfungsaufgaben zu bewältigen (Deutsch, Mathematik und alle Nebenfächer) wie die sehenden Schüler in den allgemeinen Schulen.

Selbstverständliches Hilfsmittel ist auch in dieser Schulart der Computer: gründliche Kenntnisse in Informatik geben die Grundlage für den guten Hauptschüler, der später als ausgebildete Fachkraft für Bürokommunikation reelle Berufschancen haben kann. Nach dem erfolgreichen Hauptschulabschluss hat der Hauptschüler die Möglichkeit in der Stuttgarter Nikolauspflege eine Berufsausbildung in einem Blindenberuf zu beginnen oder dort eine dreijährige Wirtschaftsschule zu besuchen.

1.5. DIE REALSCHULABTEILUNG FÜR BLINDE UND SEHBEHINDERTE

In der Realschulabteilung werden blinde, hochgradig sehbehinderte Kinder und Jugendliche aber auch Sehbehinderte geringeren Grades in einer Klasse gleichzeitig unterrichtet, das heißt, dass das Lehrmaterial sowohl in Blindenschrift als auch in der Schwarzschrift gleichzeitig im Unterricht vorhanden ist. Wo dies erforderlich ist, werden Vergrößerungshilfen aller Art abgeboten, wie z.B. Lupen und Fernsehlesegeräte, aber auch Einzelplatzbeleuchtung, Spezialsehbehindertentische in Höhe und Neigung individuell verstellbar, vergrößerter Buchdruck, Hefte mit besonders starker Linierung, Computer mit Grossbildschirmen. In 6 Jahrgangsklassen werden die Kinder und Jugendlichen auf den qualifizierten Realschulabschluss vorbereitet. Nach der 7. Klasse wählen die Schüler ihr Wahlfach entweder Französisch oder das Fach Wirtschaft und Verwalten. Die 1. Fremdsprache ist ab der 5. Klasse Englisch. Die Realschulabschlussprüfung, die bisher alle Schüler und Schülerinnen bestanden haben, befähigt zum Besuch weiterführender Schulen, einschließlich des Aufbaugymnasiums oder aber zum Beginn einer Lehre in der Verwaltung, eines Industriebetriebes oder z.B. zum Physiotherapeuten.

Alle drei Schularten haben eins gemeinsam: Dem musischen und sportlichen Unterrichtsbereich kommt eine hohe Bedeutung zu. Dafür stehen eine hervorragend ausgestattete Sport- und Schwimmhalle und ein schuleigener Sportplatz zur Verfügung, moderne Fachräume für Hauswirtschaft, Technik, Biologie, Physik, Musik und Chemie gehören ebenso zum Standart wie eine moderne Computer-Lehranlage mit Schriftvergrößerung oder Brailleschriftzeichen.

Die Schüler, gleich welcher Schulart belegen Arbeitsgemeinschaften ihrer Wahl wie Klettern, Judo, Flötenspiel, Theaterspiel, Computer, Schach, Gitarre, Schülerband, Akkordeon und Schwimmen. Häufige Lerngänge und Schulfahrten mit den schuleigenen Bussen, Betriebspraktika, Schullandheimaufenthalte im In- und Ausland werden oft veranstaltet.

1.6. DIE FÖRDERSCHULABTEILUNG FÜR BLINDE UND SEHBEHINDERTE

Die Förderschulabteilung der Schloßschule Ilvesheim gliedert sich in eine Unter-, Mittel- und Oberstufe.

In dieser Abteilung werden die Kinder beschult und gefördert, denen die Stofffülle in den übrigen Schulabteilungen zu umfangreich und das Lerntempo dort zu schnell ist. Die Schulzeit beträgt auch hier 1 Jahr mehr, also insgesamt 10 Jahre, wobei der Bedarf großzügig von der Möglichkeit der Schulzeitverlängerung Gebrauch gemacht werden kann. In der Oberstufe kommen die Schüler und Schülerinnen zum Lesen, Schreiben und schriftlichen Rechnen: für besonders begabte Spätentwickler besteht in allen Schuljahren die Möglichkeit des Übertritts in die Hauptschulabteilung. Viele ehemalige Schüler dieser Abteilung beginnen in weiterführenden Bildungseinrichtungen in Schramberg-Heiligenbronn, in der Nikolauspflege in Stuttgart und neuerdings auch in München mit der beruflichen Ausbildung.

1.7. DAS INTERNAT FÜR BLINDE UND SEHBEHINDERTE KINDER UND JUGENDLICHE

Im Internat wohnen diejenigen Schüler, bei denen die Entfernung zwischen Elternhaus und Schule eine tägliche Heimfahrt nicht zulässt. Aufgenommen werden in der Regel Kinder und Jugendliche, die den Schulkindergarten oder die Bildungsgänge Förder-, Grund-, Haupt- bzw. Realschule besuchen. Die Schüler werden im Internat von Montag bis Freitag betreut. Die Schüler kommen am Montag zwischen 9 und 10.30 Uhr. Die erste Stunde beginnt um 10.35 Uhr. Am Freitag endet die Schule um 12.15 Uhr. Die externen Schüler fahren direkt nach der Schule nach Hause, die internen haben noch die Möglichkeit, Mittag zu essen, bevor es dann nach Hause geht. Alle Kinder und Jugendlichen fahren am Wochenende nach Hause. Ebenso verbringen sie die Ferien zu Hause.

Es gibt noch eine Möglichkeit: Die Kinder und Jugendlichen, deren Eltern am Wochenende oder in den Ferien keine Zeit haben, können in einem Internat untergebracht werden, in der ABK (Aktion Blindes Kind) in Weinheim.

Das Internat in Ilvesheim umfasst verschiedene Wohngruppen, in denen jeweils zwischen sechs und zwölf Schülern leben. Die Betreuung wird von Erziehern und –innen übernommen. Diese werden von FSL-lerinnen, Zivildienstleistenden, Anerkennungspraktikanten und Vorpraktikanten in ihrer Arbeit unterstützt. Das vorrangige Ziel des Internates besteht in der Vermittlung lebenspraktischer Fertigkeiten (LPF) und in der Vorbereitung auf soziale Integration im privaten und beruflichen Bereich. Im Laufe der Zeit sollen die Schüler somit lernen, ein möglichst unabhängiges und erfülltes Leben zu führen.

Um den Schülern gezielte Hilfestellungen geben zu können, werden die Erzieher in einer hausinternen Fortbildung und durch Mobilitätstraining, bei dem sie die Grundtechniken der Orientierung, des Stocktrainings und der Führungstechniken vermittelt bekommen, auf die speziellen Anforderungen im Umgang mit blinden und sehbehinderten Schülern vorbereitet.

Grundlegende Voraussetzung für eine gezielte pädagogische Arbeit im Internat ist ein regelmäßiger Kontakt zu den Eltern. Die Definition von Erziehungszielen und ihre methodische Umsetzung erfolgt somit in enger Absprache zwischen Eltern und Erziehern. Dabei bieten Elterntage, die von den Wohngruppen organisiert werden, sowie Elternbesuche, Telefongespräche und Schulfeste die Möglichkeit, kontinuierlich im Kontakt zu bleiben und die Zusammenarbeit zu fördern.

Da eine Übereinstimmung in der pädagogischen und therapeutischen Zielsetzung eine wesentliche Grundlage für die tägliche Arbeit darstellt, ist eine Zusammenarbeit des Internates mit der Schule und den therapeutischen Diensten von großer Bedeutung.

Dazu gehört auch der regelmäßige Austausch mit den Krankenschwestern, die sich um die gesundheitlichen Belange der Schüler kümmern.

In der Freizeit werden von Internat und Schule zahlreiche Arbeitsgemeinschaften angeboten, so dass für jeden Geschmack etwas angeboten wird, z.B. Tandemfahren, Sport, Trampolin, Klettern, Reiten, Röhnrad, Judo. Außerdem gibt es eine Kegelbahn, eine Schülerbücherei, einen Fitnessraum und eine Sport- und Schwimmhalle, die das reichhaltige Freizeitangebot ergänzen.

Die musikalischen Aktivitäten erstrecken sich von der Musiktherapie über Chorgesang bis hin zum Instrumentalunterricht. Die gute Verkehrsverbindung an die Städte Mannheim und Heidelberg ermöglicht, deren Angebote zu nutzen, wie z.B. Kino, Theater, Disco, Parks.

1.8. DAS INTERNAT FÜR BLINDE UND SEHBEHINDERTE MEHRFACH- BEHINDERTE KINDER UND JUGENDLICHE

Das Internat für mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche besteht aus vier miteinander verbundenen Häusern. In drei Häusern sind jeweils zwei Gruppen beheimatet. Jede Gruppe ist ausgelegt für bis zu 7 Kinder, die sich ein Drei- und zwei Zweibettzimmer teilen. Als Mitarbeiter stehen pro Gruppe drei Erzieher und –innen, eine Hilfspflegekraft, ein Zivildienstleistender, eine FSL-lerin und eine Anerkennungspraktikantin zur Verfügung. Gearbeitet wird im Schichtdienst mit Nachtbereitschaften. Außerdem gibt es zur optimalen Versorgung für die Nacht eine Nachtwache. Diese wird von Medizinstudenten übernommen. Auch die Krankenschwestern sind für die medizinische Versorgung der mehrfachbehinderten Kinder und Jugendlichen jederzeit ansprechbar.

Das Haus beinhaltet im Erdgeschoss einen neuen Speisesaal mit Wärmeküche und im Obergeschoss ein Besprechungszimmer, einen Raum mit einem Luftkissen und einen Snoezelenraum. Die Finanzierung dieses Raumes wurde mit Hilfe der Dienststellenleitung und dem Förderverein ermöglicht.

Das Ziel der Arbeit ist, den Kindern und Jugendlichen eine lebenspraktische und gezielte Selbständigkeit in allen Bereichen der Selbstversorgung zu vermitteln. Es wird darüber hinaus angestrebt, bei jedem Kind soziales Gruppenverhalten zu erreichen. Als Freizeitgestaltung stehen jederzeit nach Beendigung des Unterrichts, die verschiedenen Spielplätze, z.B. das Trampolin draußen, die Rollstuhlschaukel und das Schwimmbad mit Whirlpool und die Turnhalle zur Verfügung.

Zur Turnhalle ist zu sagen, dass es erstmals durch bauliche Erweiterungen möglich ist, dem besonderen Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule für Blinde im Bereich der Bewegungserziehung, optimal gerecht zu werden. In der Turnhalle ermöglicht der besondere Bodenaufbau mit einem Sicherheitsstreifen und einer Auslaufzone den Schülern ein angstfreies und damit unverkrampftes Laufen. Durch die Berücksichtigung akustischer Orientierungshilfen bei der Wandgestaltung können sich die Schüler sehr gut in der Halle zurechtfinden. Neben der Sporthalle ist der Bereich der Krankengymnastik, der mit 2 Behandlungsräumen und einer kleinen Halle für Gruppengymnastik auf die Förderbedürfnisse der körperbehinderten sehgeschädigten Schüler zugeschnitten ist. Zwischen dem Internat für sehgeschädigte mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche und der Sporthalle befindet sich die Außensportanlage, die auch hier durch besondere Ausstattung für blinde und sehgeschädigte Schüler auffällt. Entlang des Bodens befinden sich kleine Löcher, die es den Schülern erlauben, sich besser zu orientieren, sie haben eine Art Leitlinie, an der sie rennen können.

Erwähnenswert bei der Schwimmhalle ist, dass das Schwimmbecken einen eingebauten Hubboden hat, der variabel ist, so dass auch hier die Ausstattung den motorisch gut begabten Schülern ebenso gerecht werden kann wie den Bedürfnissen der mehrfachbehinderten Schüler. Zwei kleine hochgesetzte Therapiebecken und eine Hebevorrichtung für körperbehinderte Schüler sind ebenso Besonderheiten wie an der an einer Beckenlängsseite eingebaute Therapiegang. Die drei Gebäudeteile, die Turn-, die Schwimmhalle und der Bereich der Krankengymnastik sind durch einen gemeinsamen Flur verbunden, so dass ein Wechsel von einem zum anderen möglich ist.

1.9. DIE FÖRDERGEMEINSCHAFT BZW. DER FÖRDERVEREIN DER SCHLOßSCHULE ILVESHEIM e.V.

Die Fördergemeinschaft der Schlossschule Ilvesheim besteht seit März 1980. Sie wurde gegründet, um die Schlossschule in ihrer lehrenden, erzieherischen und kulturellen Aufgabe zu unterstützen. Ein wesentliches Ziel ist die Zusammenarbeit der Eltern mit Erziehern, Lehrern, Therapeuten, sowie mit fördernden Institutionen, Firmen, Vereinen, Spendern und gemeinnützigen Vereinigungen. Die Fördergemeinschaft ist seit 1983 Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband, dadurch sind Mitgliedsbeiträge und Spenden steuerlich abzugsfähig.

Projekte und Aufgaben der Fördergemeinschaft:

- Anschaffung von Material für Schule und Internat, z.B. ein therapeutisches Wasserklangbett für den Mehrfachbehindertenbereich, Tandems, Rollerskates, Schlittschuhe, Langlaufskier, Musikinstrumente und Musikanlagen, Finanzierung einer CD der Schulband, Anschaffung von Sonnenschirmen, Tischen und Bänken für Schulfeste u.ä..
- Finanzielle Unterstützung von Landschulaufenthalten, Zeltwochenenden, Teilnahme an Sportveranstaltungen und sonstigen Sport- und Schulveranstaltungen
- Finanzierung von Musiktherapiestunden, Finanzierung einer integrativen Judosportgruppe innerhalb der Schule, Finanzielle Unterstützung der Aufführungen der Theater-AG, etc.
- Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit der Schlossschule Ilvesheim, sowie bei aktuellen Problemen durch Stellungnahmen bei Behörden und Ministerien und in öffentlichen Medien
- Durchführung von Elternseminaren

2. BESCHREIBUNG DER KLASSENSITUATION

In der Klasse werden fünf Schüler, vier Jungen und ein Mädchen, unterrichtet. Thomas[1] ist zu Beginn des Schuljahres eingeschult worden, die anderen vier werden seit letztem Schuljahr gemeinsam unterrichtet. Für Christoph und Timmy ist es das dritte Schulbesuchsjahr, für Sabine und Manuel das zweite.

Bis auf Timmy brauchen alle Schüler sowohl im Bereich der lebenspraktischen Fertigkeiten (Toilettengang, An- und Auszeihen, Essen) als auch in anderen Unterrichtssituationen erhebliche Hilfestellungen, so dass zwei erwachsene Bezugspersonen in dieser Klasse unerlässlich sind. Besonders Manuel benötigt viel pflegerische Unterstützung. Sabine und Manuel sind körperbehindert und haben beide einen Rollstuhl.

Die Klasse ist sowohl, was die Behinderungen, als auch Leistungsvermögen und Arbeitsverhalten sehr heterogen, weshalb differenziert und individualisiert unterrichtet werden muss. Das Sehvermögen der einzelnen Schüler variiert stark: Thomas und Christoph sind blind, wobei Christoph unter sehr günstigen Bedingungen noch Farben sehen kann und Lichtscheinwahrnehmung aufzeigt, die anderen Schüler sind sehbehindert bzw. hochgradig sehbehindert. Nur selten können der gesamtes Klasse dieselben Medien angeboten werden. Oftmals arbeitet jeder Schüler mit seinem eigenen Medium.

[...]


[1] Aus Gründen der Schweigepflicht sind die Namen der Kinder verändert.

Excerpt out of 46 pages

Details

Title
Bericht des Orientierungspraktikums an einer staatliche Schule für Blinde und Sehbehinderte mit Internat
College
Humboldt-University of Berlin  (Institut für Rehabilitationswissenschaften)
Grade
1
Author
Year
2002
Pages
46
Catalog Number
V19761
ISBN (eBook)
9783638238076
File size
554 KB
Language
German
Keywords
Bericht, Orientierungspraktikums, Schule, Blinde, Sehbehinderte, Internat
Quote paper
Kamila Urbaniak (Author), 2002, Bericht des Orientierungspraktikums an einer staatliche Schule für Blinde und Sehbehinderte mit Internat, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19761

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