Um zu verstehen, warum sich das Wesen und die Bedeutung der Kritik in der
Gruppe 47 im Laufe der Zeit geändert hat, ist es hilfreich, den Werdegang der
Gruppe zu betrachten. Darum werde ich diesen auch während dieser Arbeit immer
wieder schildern. Zu Beginn von einer „Gründung“ zu reden, wäre eigentlich schon
zuvie l des Guten. Eine der Eigenarten der Gruppe 47 bestand darin, dass sie mit
einer schwer nachvollziehbaren Eigendynamik eher geboren wurde und dann über
die Vorstellungen der Gründer hinaus gewachsen ist.
Ein Gesamtprozess, der schwer erklärbar ist. Begeisterte, begabte Autoren,
Literaten voller ideeller Ziele im Kopf trafen sich fast schon in Abenteuermanier
zum Vorlesen unveröffentlichter Manuskripte, zum kritisieren und denken. Sie
waren aktiv und lebendig. Und darum konnten sie nicht unter sich bleiben. In einer
Zeit, in der Deutschland Literatur neu schreiben musste, wurden sie gebraucht.
Qualitätsaufgabe durch mehr Öffentlichkeit versus Stagnation durch Abkapseln?
Der Schritt nach draußen war schließlich und endlich einer der Hauptgründe für
ihren Zerfall. Aber war es denn ein Zerfall? Die Blütenknospe ist geplatzt und hat
ihre Samen in alle Winde verstreut.
Einer der wenigen Faktoren, der sich aus diesem komplexen Gesamtprozess
ausgliedern lässt, ist das Wesen der Kritik. Die Form der Kritik fällt auf, sie
beeinflusst und modelliert die Sprache und in ihrem Wandel später auch das
Verhalten der hoffnungsvollen Autoren.
Das Ziel dieser Arbeit ist es, den Wandel der Kritik während dem Verlauf der
Gruppe 47 darzustellen und ihre Folgen zu untersuchen. Das Hinterfragen von
Wort, Sprache, Stil und Form literarischer Schriften, vor allem in einer Zeit eines
zumindest vermeintlichen Neuanfangs.
Motiviert von der so genannten „Stunde Null“ nach dem Ende des Krieges, von
dem Glauben an einen politischen, soziale n und eben auch literarischen Neuanfang
hatten Alfred Andersch und Hans Werner Richter den „Ruf“ neu ins Leben
gerufen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- A) Vorgeschichte
- B) Kritik in der Gruppe 47
- 1.1. Die Symbiose Kritik - Sprachstil
- 1.2. Ihre Wirkung auf die Autoren
- 1.3. Der Förderpreis
- 2. Der Wandel der Kritik
- 2.1. Die neue Generation
- 2.2. Öffentlichkeit und Nur-Kritiker
- 2.3. Der Sieg der Kritik
- C) War der Wandel der Kritik entscheidend für den Niedergang der „Gruppe 47“?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Literaturkritik innerhalb der Gruppe 47 und untersucht, wie sich die Kritik auf die Autoren und die Literatur selbst auswirkte. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf dem Wandel der Kritik und ihren Auswirkungen auf die Gruppe.
- Die Entstehung und Entwicklung der Gruppe 47
- Die Bedeutung der Literaturkritik für die Gruppe 47
- Der Wandel der Kritik im Laufe der Zeit
- Der Einfluss der Öffentlichkeit auf die Kritik
- Die Rolle der Kritik für den möglichen Niedergang der Gruppe 47
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil der Arbeit befasst sich mit der Vorgeschichte der Gruppe 47 und erläutert, wie sie aus der ehemaligen Zeitschrift „Der Ruf“ entstand.
Im zweiten Teil wird die Rolle der Kritik innerhalb der Gruppe 47 beleuchtet. Hier wird gezeigt, wie die Kritik die Sprache und den Stil der Autoren beeinflusste.
Der dritte Teil behandelt den Wandel der Kritik und untersucht, wie sich diese an die Entwicklung der Autoren anpasste. Besonderes Augenmerk liegt auf der zunehmenden Bedeutung der Öffentlichkeit für die Kritik.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Schlüsselbegriffe Kritik, Sprachstil, Literatur, Gruppe 47, Wandel, Öffentlichkeit, Niedergang. Sie untersucht, wie die Kritik die Entwicklung der Gruppe 47 und die Werke ihrer Mitglieder beeinflusste.
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- Nina Bludau (Autor), 2001, Die Bedeutung der Literaturkritik in der Gruppe 47, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19776