Eine der wohl natürlichsten Gegebenheiten unserer westlichen Kultur scheint die Einteilung der Menschen in zwei Hälften zu sein, nämlich in Männer und Frauen. Diese Zuschreibung vollzieht die Mehrheit der Menschen im Alltag einzig und allein in Abhängigkeit vom biologischen Geschlecht. Ob wir nun männlich oder weiblich sind, ist in dem Weltbild vieler Menschen demzufolge eine reine Laune der Natur. Darüber was genau unter die Kategorien Männlichkeit bzw. Weiblichkeit gehört, vermittelt uns unsere Kultur eine Vielzahl an entgegengesetzten Zuschreibungen – Männer sind das starke Geschlecht, Frauen das schwache Geschlecht, usw. Solch eine „asymmetrische Geschlechterdifferenz“ (Quelle: Liebsch 1993, S.17) gilt als normal und unumgänglich. Natur und Kultur scheinen demnach in einem „harmonisches und komplementäres Verhältnis“ (Quelle: Brück u.a. 1992, S.45) zu stehen. Bei dem Versuch dem Bild der Weiblichkeit der westlichen Kultur zu entsprechen, unterliegen Mädchen und Frauen hohen Ansprüchen. Die Medien vermitteln das, was ein weibliches Äußeres auszumachen hat: Eine schlanke Figur sowie gepflegte und gesunde Haut gelten dabei beispielsweise aus unabdingbar. Auch in anderen Lebensbereichen erwartet Frauen immense Anforderung: Obwohl sich das Geschlechterverhältnis bezüglich Arbeit und Familie in den letzten Jahrzehnten geändert hat und Frauen somit zunehmend beruflich erfolgreich sein möchten, „liegen Erziehungsaufgaben immer noch größtenteils bei den Frauen“ (Quelle: Eichhorst / Thode 2002, S.8). Beruf auf der einen sowie eine gute Mutter und Ehefrau sein auf der anderen Seite, stellen eine anspruchsvolle Doppelaufgabe dar. Denn das Idealbild von der Frau als „selbstlos-mütterliche Hausfrau“ (Quelle: Brück u.a. 1992, S.46) und dem Mann als Familienversorger ist auch heute noch in vielen Köpfen vorhanden.
Feministische Theorien allerdings, sehen diese Ordnung äußerst kritisch. Als Grund hierfür sehen sie, in diesem Punkt sind sich alle feministischen Theorien einig, das patriarchische Gesellschaftsystem, welches die Geschlechter hierarchisch ordnet und somit eine Unterordnung des Weiblichen zur Folge hat (vgl. Ders., S.45ff).
Gegenstand dieser Hauarbeit soll es nun sein, Weiblichkeit aus feministischer Perspektive zu betrachten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Feminismus
- Sozialisation in der frühen Kindheit – Grundlegung von Weiblichkeit
- Psychoanalytische Thesen zur Weiblichkeit
- Weiblichkeit als kulturelle Geschlechtszuschreibung
- Weibliche Lebensentwürfe zwischen Anerkennung und Selbstentfaltung in der Adoleszenz
- Frausein - Phase einer eigenständigen Weiblichkeit?
- Von der Hausfrau zur Familienfrau
- Erwerbsarbeit als Persönlichkeitserweiterung
- Ein Weg zu einer eigenständigen Weiblichkeit: Das Modell der geteilten Elternschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hauptaufgabe dieser Arbeit liegt darin, Weiblichkeit aus einer feministischen Perspektive zu beleuchten. Dabei werden verschiedene Lebensabschnitte von Frauen betrachtet, um die Entwicklung von Weiblichkeit im Laufe des Lebens zu analysieren. Die Arbeit zielt darauf ab, die Entstehung von Weiblichkeit in der frühen Kindheit, die Herausforderungen während der Adoleszenz und die Möglichkeiten zur Entwicklung einer eigenständigen Weiblichkeit im Erwachsenenalter zu untersuchen. Besonderes Augenmerk liegt auf den Bereichen Beruf und Familie, die im Kontext von Weiblichkeit eine wichtige Rolle spielen.
- Die Entstehung von Weiblichkeit durch Sozialisationsprozesse
- Psychoanalytische und soziokulturelle Theorien zur Weiblichkeit
- Die Herausforderungen und Chancen der Selbstfindung in der Adoleszenz
- Das Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie im Hinblick auf Weiblichkeit
- Die Möglichkeit einer eigenständigen Weiblichkeit im Erwachsenenalter
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die allgegenwärtige Einteilung der Menschen in Männer und Frauen in der westlichen Kultur und zeigt auf, wie diese Zuschreibungen in der Gesellschaft verbreitet sind. Im zweiten Kapitel wird der Begriff "Feminismus" definiert und verschiedene feministische Strömungen vorgestellt. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Entstehung von Weiblichkeit in der frühen Kindheit, wobei psychoanalytische Thesen und die Theorie der kulturellen Geschlechtszuschreibung von Carol Hagemann-White erläutert werden.
Schlüsselwörter
Feminismus, Weiblichkeit, Sozialisation, Geschlechterrollen, kulturelle Geschlechtszuschreibung, Psychoanalyse, Adoleszenz, Beruf, Familie, Selbstentfaltung, eigenständige Weiblichkeit.
- Citation du texte
- Jasmin Ludolf (Auteur), 2009, Zwischen alten Konflikten und neuen Wegen – Weiblichkeit aus feministischer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197835