„Die Deutschen machten bei den Umsturzbewegungen nicht den Anfang, sondern sie folgten den Polen und Ungarn. Der Fall der Mauer in Berlin am 9. November 1989 entwickelte Schubkraft für die Umwälzungen in der Tschechoslowakei und Rumänien“1
Der Mauerfall im Herbst 1989 und die anschließende Wiedervereinigung Deutschlands gelten rückblickend als Sternstunden der deutschen Nachkriegsgeschichte. Dabei werden als primäre Ursachenbündel zumeist die Massenproteste der Bürger in der DDR2, die latenten Legitimationsdefizite auf unterschiedlichen Ebenen wie der Wirtschaft, der Politik oder der Rechtsstaatlichkeit3 sowie die außenpolitischen Pionierrollen zweier Bruderländer4 für den Regimekollaps des SED-Regimes5 genannt. Gewiss finden sich für die Transformation der DDR auch auffindbare weitere Gründe, die in dieser Arbeit aufgrund der Fragestellung jedoch vernachlässigt werden sollen.
Allerdings stellen die Demokratisierungsbestrebungen Polens und Ungarns keinesfalls den Auslöser des DDR-Zerfalls dar. Vielmehr müssen diese außenpolitischen Entwicklungen neben massiveren Strukturpoblemen als Beschleunigung oder hinreichende Bedingung für „die Erosion der DDR“6 angesehen werden, nicht aber als Startpunkt oder Notwendigkeit.
„Die Deutschen machten bei den Umsturzbewegungen nicht den Anfang, sondern sie folgten den Polen und Ungarn. Der Fall der Mauer in Berlin am 9. November 1989 entwickelte Schubkraft für die Umwälzungen in der Tschechoslowakei und Rumänien“1
Der Mauerfall im Herbst 1989 und die anschließende Wiedervereinigung Deutschlands gelten rückblickend als Sternstunden der deutschen Nachkriegsgeschichte. Dabei werden als primäre Ursachenbündel zumeist die Massenproteste der Bürger in der DDR2, die latenten Legitimationsdefizite auf unterschiedlichen Ebenen wie der Wirtschaft, der Politik oder der Rechtsstaatlichkeit3 sowie die außenpolitischen Pionierrollen zweier Bruderländer4 für den Regimekollaps des SED-Regimes5 genannt. Gewiss finden sich für die Transformation der DDR auch auffindbare weitere Gründe, die in dieser Arbeit aufgrund der Fragestellung jedoch vernachlässigt werden sollen.
Allerdings stellen die Demokratisierungsbestrebungen Polens und Ungarns keinesfalls den Auslöser des DDR-Zerfalls dar. Vielmehr müssen diese außenpolitischen Entwick- lungen neben massiveren Strukturpoblemen als Beschleunigung oder hinreichende Be- dingung für „die Erosion der DDR“6 angesehen werden, nicht aber als Startpunkt oder Notwendigkeit.
Der östliche Nachbar der DDR Polen kämpft bereits seit Anfang der 1980er Jahre mit wachsender Unzufriedenheit und starkem Druck aus einer starken Bevölkerungsgruppe, der Arbeiterschaft. Aufgrund der anhaltenden Probleme des ganzen kommunistischen Systems in Osteuropa - unter anderem wirtschaftlicher Ineffizienz und fehlender politi- scher Partizipation der Bevölkerung - führen Streiks und Proteste zu einer schleichen- den Transformation Polens - einem evolutionären Systemwandel. Seit der Gründung der Arbeiterbewegung beziehungsweise Gewerkschaft Solidarność unter der Führung von Lech Walesa im September 19807 entwickelt sich Polen vom kommunistisch-auto- ritären Parteiregime8 hin zur Demokratie und durchläuft wie Ungarn bereits früh einen vorbildhaften Werdegang für viele Menschen weiterer Satellitenstaaten des Warschauer Pakts.
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1 Gehler, Michael: Die Umsturzbewegungen 1989 in Mittel- und Osteuropa, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 41/2004, S.36.
2 Deutsche Demokratische Republik, (im folgenden: DDR).
3 vgl. Merkel, Wolfgang: Systemtransformation. Eine Einführung in die Theorie und Empirie der Transformationsforschung, Wiesbaden 2010, S. 353-361 (im Folgenden zitiert als: Merkel, Wolfgang: Systemtransformation)
4 Bruderländer bezeichnet die von politischen Funktionären benutzte Wortwahl, um die ideologische Einheit der Ostblockstaaten zu untermauern. Außerdem geht die Hierarchie des Warschauer Paktes mit einher, da die Sowjetunion ihre Satellitenstaaten kontrolliert.
5 Sozialistische Einheitspartei Deutschlands, (im folgenden: SED).
6 Golz, Hans-Georg: Editorial, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 29/2009, S. 2.
7 Gehler, Michael: Die Umsturzbewegungen 1989 in Mittel- und Osteuropa, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, Nr. 41/2004, S.36.
8 vgl. ebd., S. 43.
- Quote paper
- Frederik Ihl (Author), 2011, Notwendig oder hinreichend?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197901