Schüler und Ihre Berufsbilder

Übergangsmanagement in der Jugendberufshilfe


Bachelorarbeit, 2012

83 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Einleitung

2. Übergänge
2.1 Bedeutung und Bewältigung von Übergängen
2.2 Besonderheiten des Übergangs Schule-Beruf
2.3 Aufgabenschwerpunkte der Jugendberufshilfe beim Übergang Schule-Beruf
2.4 Anforderungen an die Jugendberufshilfe bei der Übergangsbewältigung
2.5 Umsetzung von Übergangshilfen am Standort Berufsschule

3. Jugendliche und Berufstätigkeit
3.1 Begriffsklärung Berufsbild
3.2 Erwartungen/Anforderungen an die „heutige“ Jugend
3.3 Auseinandersetzung der Jugend mit Berufstätigkeit
3.4 Gestaltung der beruflichen Wege in der Schülerschaft

4. Schülerbefragung zu Berufsbildern
4.1 Das Gruppeninterview als Erhebungsverfahren
4.2 Entwicklung eines Leitfadens
4.3 Beschreibung der Stichprobe
4.4 Auswertung und Reflexion

5. Resümee

Anhang

Literaturverzeichnis

Vorwort

Meine Motivation, meine Bachelorarbeit über dieses Thema zu schreiben, entstand aus den Praxiserfahrungen während meines Praxissemesters als Praktikant am Anne-Frank-Berufskolleg in der Schulsozialarbeit. Dort lag der Schwerpunkt meiner Arbeit im Aufgabenfeld des Übergangs Schule-Beruf. Während dieser Zeit hatte ich den Eindruck, dass sich eine Reihe von Schülern aus dem Übergangssystem in ihren Bildungsgängen sind nicht richtig aufgehoben fühlten und bei diesen Schülern der Fokus noch gar nicht konkret auf den Berufseinstieg gerichtet war. Zunehmend habe ich auch den Eindruck gewonnen, dass sie sich gar nicht intensiv mit den Aufgabengebieten und Tätigkeitsfeldern ihrer Wunschberufe auseinandersetzen. Teilweise waren es sogar ganz andere Vorstellungen als die allgemeinen Berufsbeschreibungen es vorsehen. So entstand bei mir der Gedanke, sich im Rahmen meiner Bachelorarbeit mit der Situation Jugendlicher in diesem Übergangssystem auseinanderzusetzen und speziell die gegenwärtigen Berufsbilder von Schülerinnen und Schülern empirisch zu erforschen.

1. Einleitung

Im Leben muss man sich immer wieder bestimmten Übergangen stellen, die mit einem neuen Schritt im Leben verbunden sind. Gerade der Übergang von der Schule in den Beruf stellt für viele junge Menschen eine große Herausforderung dar.

Die Arbeit soll dem Leser einen Einblick geben, wie Jugendliche und junge Erwachsene mit der Übergangssituation von der Schule in den Beruf umgehen und was mit diesem noch unbekannten Weg in die Berufswelt alles verbunden ist. Es wird beleuchtet, auf welche Weise hier die Soziale Arbeit eingreifen kann und wo sie ansetzen muss, um für die Schülerinnen und Schüler in dieser Lebensphase eine wichtige Stütze zu sein.

Des Weiteren wird sich mit der Arbeit und speziellen Aufgabengebieten der Jugendberufshilfe auseinandergesetzt. Im Hinblick auf die Berufsvorbereitung bzw. den bevorstehenden Berufseinstieg hat sie das Potenzial, als Schlüssel zum Erfolg bei der Übergangsbewältigung zu dienen.

Der Forschungszweck dieser Arbeit besteht darin, zu untersuchen, inwieweit sich Schüler in dieser Lebensphase mit den gewünschten Ausbildungsberufen auseinandersetzten und welche Berufsbilder sich gegenwärtig entwickeln. Daher sollte die Soziale Arbeit die Berufsbilder von Schülern kennen und zu verorten wissen, um ihnen eine lebensweltorientierte Arbeit zu garantieren.

Im ersten Kapitel wird sich mit dem Thema Übergänge befasst und zuerst beschrieben, was für eine große Herausforderung Übergänge im Leben darstellen und welchen besonderen Einfluss sie auf unseren Lebensweg haben. Daran anschließend wird der Fokus konkret auf den Bereich des Übergangs Schule-Beruf gerichtet. Es soll Aufschluss darüber gegeben werden, was diesen Übergang so besonders macht und welche zentrale Bedeutung er in unserer Gesellschaft einnimmt. Darüber hinaus soll dieser Punkt verdeutlichen, wie die Jugend diese Übergangssituation erlebt und durch welche Herangehensweisen Hilfen zur Übergangsbewältigung am sinnvollsten umgesetzt werden können und warum gerade in dieser Lebensphase die Unterstützung der Sozialen Arbeit so gut wie unverzichtbar ist. Im weiteren Verlauf soll beschrieben werden, was das Übergangssystem von der Sozialen Arbeit erwartet und welche Ziele hier konkret verfolgt werden. Wie diese sich konkret realisieren lassen, soll im weiteren Verlauf des Kapitels beschrieben werden. Es werden Unterstützungsangebote vorgestellt und verdeutlicht, welche Art von Angeboten den Unterstützungsbedürftigen womöglich am besten erreichen, um den Übergang für jeden Einzelnen so gut wie möglich zu begleiten.

Im zweiten Teil der Arbeit spielen dann die Berufsbilder der Schüler und ihre Bedeutung auf dem Weg ins Berufsleben eine vordergründige Rolle. Dieses Kapitel soll Auskunft darüber geben, wie sich die Berufsorientierung von Schülern gestaltet und mit welchen Anforderungen sie bei der Berufswahl zu kämpfen haben. Was sich die Schülerinnen und Schüler von den Ausbildungsberufen versprechen und im Gegenzug von ihnen auch erwartet wird. Des Weiteren soll beschrieben werden, wie die berufliche Perspektive der Jugend heutzutage aussieht und wie sie selbst ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt einschätzen. Darüber hinaus soll man einen Einblick bekommen, welche Wege Jugendliche verschiedener Schulformen nehmen, um ihre Zukunft zu gestalten. Ob das Thema bereits präsent erscheint oder es in ihren Gedanken und Überlegungen noch eine untergeordnete Rolle spielt.

Im letzten Kapitel der Arbeit soll anhand einer Schülerbefragung, in Form eines Gruppeninterviews, empirisch untersucht werden, wie sich die Berufsbilder von Schülern und Schülerinnen aus dem Übergangssystem konkret zusammensetzen.

Es wird zunächst beschrieben, welche Schritte und Überlegungen im Vorfeld der Untersuchung unternommen wurden. Es folgt eine Beschreibung der Interviewmethode und in einem weiteren Schritt wird die Vorgehensweise bei der Erstellung eines Interviewleitfadens erläutert. Danach wird die Zusammensetzung der Stichprobenbefragung ausführlich geschildert und zuletzt die dort erhobenen Daten ausgewertet und analysiert. Hier sollte möglichst beleuchtet werden, welche Daten die Befragung geliefert hat und welche Schlussfolgerungen aus der Untersuchung gezogen werden können. Daraufhin soll das Ergebnis Aufschluss darüber geben, ob die Schülerbefragung die im Vorfeld aufgestellte Annahme untermauern kann.

2. Übergänge

Man muss sich im Leben immer wieder bestimmten Übergängen stellen und diese Übergänge verändern uns in irgendeiner Hinsicht. Egal, ob sie unerwartet, kurz-, oder langfristig auf uns warten, sie lösen tiefgreifend etwas in uns aus. Im folgenden Kapitel soll deutlich werden, was mit einem Übergang im Leben alles verbunden ist und dass Übergänge erst einmal bewältigt werden müssen.

2.1 Bedeutung und Bewältigung von Übergängen

Jeder von uns hat es schon erlebt. Den Weg ins neue, oftmals auch Ungewisse – fast nie freiwillig, sondern durch Etappen im Leben vorherbestimmt. Für einige ist es vielleicht nur ein kleiner Spaziergang, für andere hingegen ein weiter und vor allem strapazenreicher Weg, der mit Sicherheit bei den Beteiligten Spuren hinterlässt.

Übergänge sind als latent ereignisreich zu betrachten und sie sind aus biographischer und gesellschaftlicher Sicht zudem von großer Relevanz, da junge Erwachsene in Übergangszeiten Lebensentwürfe entwickeln und soziale Beziehungen gestalten.[1]

Wenn es nur so einfach wäre, wie es sich anhört. Man geht über. Allerdings lässt man etwa hinter sich, was bestimmt lange Gewohnheit und auch strukturgebend für das Leben eines jeden Einzelnen war.

Ein neuer Lebensabschnitt beginnt und er fällt umso schwerer, wenn man nicht gut genug auf ihn vorbereitet war. So kann es passieren, dass man schnell auf sich allein gestellt ist. Gründe, warum der Übergang vielen Menschen so schwer fällt, sind zum einen, dass man Gewohntes aufgeben muss, um sich umzuorientieren, zum anderen, dass man sich in einem bereits bestehenden Umfeld erst einmal neu einordnen und dann noch etablieren muss. Das braucht wiederum Zeit. Diese Zeit wird aber in der heutigen, schnelllebigen Welt nicht jedem Neustarter mehr eingeräumt. So soll man häufig funktionieren, bevor man sich überhaupt erst einmal integrieren kann. Dass dies aber gerade nicht möglich sein kann, sollte auch verständlich sein, wenn man weiß, was es bedeutet, sich von heute auf morgen neuen Anforderungen und Gegebenheiten stellen zu müssen.

Das Handeln junger Menschen wird von einer vom Übergang selbst aktivierten Dynamik geleitet. So entsteht ein Gestaltungsprozess, in dem Anpassungsforderungen an die Person gestellt werden. So tragen beide zu einer entsprechenden Lösung bei.[2]

Mann muss also die Schritte machen, ob man dazu bereits in der Lage ist, spielt vorerst eine nachrangige Rolle.

Vielleicht verlangt der Berufswunsch, sich von der Familie loszulösen und in eine andere Stadt zu ziehen, obwohl die Bereitschaft dazu noch gar nicht vorhanden ist. Es besteht die Gefahr von sozialer Isolation.

„Übergänge in Bezug auf die Herkunftsfamilie – und der Aufgabe, neue, alters- und lebenslagengerechte Beziehungen zu den Eltern zu entwickeln. (…) verlängerte ökonomische Abhängigkeit und komplizierter gewordene Übergänge in den Beruf sind hier vielfach eine Herausforderung an die Gestaltung dieser Beziehungen.“[3]

Viele haben auch Angst, ihr soziales Umfeld, Freunde usw., im Sinne von Bourdieu ihr „Soziales Kapital“, zu verlieren. Mit der Neuorientierung können natürlich auch positive Aspekte verbunden sein. Neue Freundschaften können geschlossen und eigene Potenziale neu entdeckt werden. Es kann für viele der erste Schritt in ein selbstbestimmtes Leben sein. Hier stellt sich dann die Frage, ob man zum einen in dieser Phase des Lebens überhaupt schon bereit ist, diesen Schritt zu gehen, und zum anderen, ob man sich auch schon in der Lage befindet, diese Entscheidung eigenständig für sich treffen zu können. Für alle Jugendlichen und junge Erwachsene ist es ganz bestimmt eine große Herausforderung. Entscheidend ist hier, wie sie mit dieser Herausforderung umgehen. Nehmen sie sie als weitere Bewältigung einer Lebensaufgabe an oder verliert der Umgang mit Übergangssituationen bei ihnen an Bedeutung.

Der Weg in die Schule, der Schritt ins Berufsleben, die erste eigene Wohnung, eine Partnerschaft oder die neue Arbeitsstelle – all dies klingt zuerst einmal sehr positiv. Aus der anderen Perspektive können plötzliche Übergangsituationen aber auch viel Unsicherheit in unseren Köpfen auslösen und somit Bewältigungsprobleme hervorrufen. Dass zum Beispiel die Loslösung vom Elternhaus vielen jungen Menschen nicht leichtfällt, ist so ein Punkt. Aus der anderen Perspektive kann dies auch ein Garant für den erfolgreichen Übergang sein.

„Auch eine gesunde Abnabelung von den Eltern z.B. durch einen frühen Einzug in eine eigene Wohnung gilt als Erfolgsfaktor (TN 10). Die Jugendlichen sollten mit Vertrauen und angemessenem Druck (TN 31) der Eltern zur Selbstständigkeit begleitet werden, so dass die Entwicklung eigener Perspektiven möglich ist.“[4]

Die befreundeten Klassenkameraden wird man wohl nicht mehr jeden Tag sehen und wohlmöglich verlassen sie auch noch das heimische Umfeld. Das kann sich auf den Freundeskreis auswirken, dieser kann auseinanderbrechen. Für jeden Einzelnen ist das in dieser Lebensphase noch unvorstellbar. Was über Jahre Gewohnheit war, könnte von heut auf morgen der Vergangenheit angehören. In der Schule wusste jeder, was man Tag für Tag vorfindet und auf einmal hat das ein Ende und man geht möglicherweise getrennte Wege. Diese Trennung erfolgt häufig rasend schnell, ohne Rücksicht auf die Betroffenen. Auf der Arbeitsstelle beispielsweise sind einem nun viele unbekannte Menschen ganz nah, mit denen man sich erst einmal bekannt machen muss. Des Weiteren muss man versuchen.

, sich in der neuen Umgebung zu orientieren. Das wird einigen leichter fallen und den anderen, vielleicht eher introvertierteren Menschen schwerer. So oder so ist eine Neuorientierung immer mit einer hohen Portion Unsicherheit und auch mit Nöten und Ängsten verbunden, da man nicht weiß, wie die Personen im neuen Umfeld auf reagieren.

Es ist wichtig, dass man bei der Bewältigung dieser Übergangssituation die Sorgen kennt, die viele Menschen damit verbinden.

„Es geht darum, mit den vielfältigen Herausforderungen, Fragen und Problemen, die sich in den verschiedenen Teilübergängen stellen, zurechtzukommen. Im Konzept der Lebensbewältigung spiegelt sich die Doppelgesichtigkeit der Individualisierung. Lebensbewältigung ist nicht nur eine gesellschaftliche Anforderung an die Individuen, sondern auch ein Anspruch junger Frauen und Männer an sich selbst. Damit weist das hier Geleistete über die schiere Bewältigung von Problemen hinaus – denn mit dem Zurechtkommen-Müssen und Zurechtkommen-Wollen verbindet sich systematisch auch ein eigenwilliger Gestaltungsanspruch.“[5]

So kann man sich besser in ihre Lage hineinversetzen und einem selber wird bewusst, dass man auf diesem Weg Unterstützung braucht. „Durch das Ausblieben der Unterstützung sieht Rademacker den Übergang auch eher als einen abrupten oder zumindest nicht kontinuierlichen Prozeß.“[6] Wenn man erst einmal weiß, wie schwierig dieser Neuanfang ist, dann sollte man versuchen demjenigen, der sich in dieser Übergangsituation befindet, den Neuanfang so einfach wie möglich zu gestalten, damit er diesen Übergang auch so gut es eben geht, bewältigen kann. Menschen in Übergangssituationen brauchen Unterstützung von allen Seiten, von Seiten der Familie, von Freunden. Aber auch das noch neue, unbekannte Umfeld, wie zum Beispiel Arbeitskollegen und Ausbilder in Betrieben, muss seinen Teil dazu beitragen. Auch sollten sie wissen, dass es in erster Linie Zeit braucht, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen.

Eine entscheidende Rolle in den Übergangsphasen spielt die Vernetzung der Beteiligten wie etwa in Schule, Betrieben und der Familie.[7]

2.2 Besonderheiten des Übergangs Schule-Beruf

Übergänge in den Beruf sind zum einen indirekt Gegenstand sozialpädagogischen Handelns, da der Übergang ins Arbeitsleben auch immer einen Bezug auf die Bewältigung des eigenen Lebenslaufs nimmt, und im direkten Bezug, da die Jugendberufshilfe und Maßnahmen der Beschäftigungsförderungen einen klaren Handlungsauftrag der Sozialen Arbeit darstellen.[8]

„Übergänge in den Beruf werden gemeinhin als eine zentrale Dimension des Verhältnisses von Lebenslauf und Biographie verstanden.“[9]

Die Besonderheit beim Übergang von der Schule in den Beruf liegt darin, dass plötzlich gesellschaftlicher Druck auf einem lastet. Jahrelang brauchte man sich keine Gedanken über seine Zukunft zu machen und auf einmal steht man gegen Ende der Schulzeit in einem gewissen Entscheidungszwang. Man muss sich festlegen, wie es nach der Schule weitergeht. Das Schwierige an dieser Entscheidung ist, dass es sich in einer ganz besonderen Lebensphase abspielt. Meist in einem jungen Alter, in dem man gerade erst reift und seine eigene Persönlichkeit entfaltet. Vom Weg ins Berufsleben will man in dieser Zeit häufig noch gar nichts wissen. Es erscheint noch so weit weg und klingt schon viel zu erwachsen. Und erwachsen werden, das kann man ja immer noch, nur noch nicht jetzt schon. So sieht es bestimmt eine Mehrheit von Schülerinnen und Schülern, die sich auf diesen Übergang vorbereiten müssen. Doch man kann diesem Druck kaum entfliehen, da der persönliche Status in der deutschen Gesellschaft nun einmal über die Erwerbsarbeit definiert wird. So wird man im sozialen Umfeld immer mit diesem Thema konfrontiert werden. Die Familie wird fragen, was man nach der Schule geplant hat und gegebenenfalls sogar auf eine Entscheidung drängen. Auch Freunde, Lehrer und Klassenkameraden werden interessiert daran sein, was man nach der Schule so macht. Andere werden vielleicht schon ihre Zukunftsplanungen mitteilen, so dass man bereits einen gewissen Handlungszwang spürt. Dieser kann sich einerseits positiv auf die Motivation auswirken, indem man sich nun intensiv und nachhaltig Gedanken über seine Zukunft macht, auf der anderen Seite aber auch einen voreiligen Entschluss herbeiführen. Das kann zur Folge haben, dass man nicht voll hinter seiner Entscheidung steht, sich dies aber erst nach einer bestimmten Zeit bemerkbar macht und man vielleicht sogar diesen Schritt bereut. So kann es vorkommen, dass viele Jugendliche sich erst einmal daran orientieren, wofür zum Beispiel Freunde sich entschieden haben, oder die erst beste Möglichkeit ergreifen, um auch einen Fahrplan für die Zukunft aufweisen zu können. Auch das man evtl. für eine Wunschausbildungsstelle in eine andere, fremde Stadt ziehen müsste, können Hemmfaktoren sein. So entscheidet man sich eventuell gegen die Wunschausbildung und für eine Alternativoption, weil diese es garantiert, im heimischen Umfeld bleiben zu können. So kann es vorkommen, dass man mit der Zeit merkt, dass diese Alternative einem gar nicht entspricht und nicht an die eigenen persönlichen Fähigkeiten anknüpft. So hätte man sich in der Übergangssituation gewünscht, ohne Druck von außen eine Entscheidung für sich persönlich treffen zu können, ohne gedrängt zu werden, auf andere zu schauen.

In der Lebensphase des Übergangs spielen viele andere Dinge auch eine wichtige Rolle. Man möchte Neues entdecken, eigene persönliche Interessen entfalten. Nicht unbedingt mit dem Strom schwimmen. So ist man vielleicht noch gar nicht in der Lage, sich auf so eine Entscheidung zu fokussieren, die prägend und richtungweisend für das weitere Leben sein kann.

In dieser Übergangssituation ist es das Selbstverständnis einer lebensweltorientierten Sozialen Arbeit, an den subjektiven Erfahrungen und Berufsorientierungen – wie zum Beispiel an den Lebensentwürfen und Berufsbildern der Jugendlichen und jungen Erwachsenen – anzusetzen und sie anzuerkennen.[10]

Der Übergang Schule ist mit vielen sozialen Risiken verbunden und benötigt daher erhöhten Unterstützungsbedarf. Eine Besonderheit liegt darin, dass diese Übergangssituation in unserer erwerbszentrierten Gesellschaft einen entscheidenden Einfluss auf die soziale Integration hat. Jugendarbeitslosigkeit, Jugendliche ohne Berufsausbildung und prekäre Erwerbsverhältnisse führen zu großer Ungewissheit und Unsicherheit beim Übergang in den Beruf.[11]

Die Kopplung eines selektiven Schulsystems an ein standardisiertes Berufsbildungssystem schafft die Grundlage für die Spaltung in einen Kern von Normalarbeitsverhältnissen mit niedrigem Frauenanteil und eine prekäre Randgruppe. Nicht gelingende Übergänge in ein Normalarbeitsverhältnis werden individuellen Defiziten zugeschrieben. Sogenannte Aktivierungshilfen nach „§ 46 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 SGB III“ stehen hingegen in einem gewissen Widerspruch zur Orientierung an beruflichen Normalarbeitsverhältnissen. Sie wurden am 01.01.2011 von den Arbeitsagenturen in Zusammenarbeit mit den Jobcentern neu eingeführt und sind: „… ein Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene unter 25, die auf Grund vielfältiger Hemmnisse insbesondere im Bereich Motivation und sozialer Kompetenzen noch nicht über eine berufliche Erstausbildung verfügen. Ziel ist es, die Jugendlichen für eine berufliche Qualifizierung zu motivieren und schrittweise an eine Eingliederung in ein Ausbildungs- oder Beschäftigungsverhältnis heranzuführen. Durch individuelle Förderung und Betreuung sowie Projekte und Praktika lernen die Jugendlichen, ihre sozialen Kompetenzen kennenzulernen und zu stärken.[12]

Ausgangspunkt von Übergängen in den Beruf ist die Schule. In Deutschland mit der Besonderheit, dass in vielen Bundesländern bereits nach dem 4. Schuljahr aufgrund von Leistungen eine Selektion in verschiedene weiterführende Bildungsgänge stattfindet. Internationale Vergleichsstudien belegen jedoch, dass durch die frühe selektive Differenzierung soziale Ungleichheiten produziert und zugleich verstärkt werden.[13]

Jugendliche unter 18, die sich nach Ende der allgemeinbildenden Schule in keinem Ausbildungsverhältnis oder in keiner anderen Vollzeitberufsschule befinden, sind berufsschulpflichtig und werden nach dem Abgang der allgemeinbildenden Schulen in verschiedene berufsschulische Maßnahmen vermittelt, zum Beispiel die einjährige Berufsfachschule, das Berufsgrundbildungsjahr sowie die weitläufig bekannteste Maßnahme, das Berufsvorbereitungsjahr. Mit der Teilnahme an diesen Maßnahmen wird die Berufsschulpflicht abgeleistet, sofern Jugendliche in dieser Zeit keinen Ausbildungsplatz finden sollten.[14]

Berufsorientierung beschreiben Stauber und Walter in Anlehnung an Bothmer wie folgt:

„Berufsorientierung ist ein eher präventiver Handlungsansatz zur Unterstützung Jugendlicher bei der Berufswahl. Dabei geht es – oft in Kooperation mit Schulen – mittels sozialpädagogisch begleiteter Praxiserfahrungen primär um eine generelle Auseinandersetzung mit der Arbeitswelt, um das Kennenlernen von Berufen, um realistische Selbsteinschätzung von Stärken und Schwächen und deren Wert auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt sowie das Überwinden verengter Ausbildungswünsche von Mädchen und Jungen.“[15]

Diese Maßnahmen stehen in einem engen Bezug zur Jugendberufshilfe und sozialpädagogischen Institutionen.

Der Übergang von der Schule ist ein prägendes Ereignis im Leben. In der Lebensphase, in der er stattfindet, wird dieser aber meist gar nicht so entscheidend von den Jugendlichen und jungen Erwachsenen wahrgenommen. In der heutigen Zeit können sie es größtenteils, aufgrund der hier geschilderten Rahmenbedingungen, auch noch gar nicht. Das macht diesen Übergang so speziell wie keinen anderen.

Übergänge sind nicht nur strukturell bedingt, sondern auch aus subjektiver Sicht für viele Jugendliche und junge Erwachsene undurchsichtiger geworden. Es wird heutzutage von ihnen verlangt, sich beruflich selbst zu orientieren und ihre Zukunft zu gestalten. So mussten laut Jasper „den Schülern Mechanismen genannt werden, mit denen sie die Übergangssituation selbst bewältigen können“.[16] „Sie vollziehen dann für sich einen Anpassungsprozeß. Der beginnt damit, dass Berufswähler sich in ihren beruflichen Vorstellungen und Ausbildungsentscheidungen durchschnittlich an dem von ihnen erreichten Bildungsniveau und damit an den erreichbaren Ausbildungsmöglichkeiten orientieren.“[17] In dieser Lebensphase bringt aber noch nicht jeder der jungen Menschen die Fähigkeit mit, diesen Schritt auch problemlos zu vollziehen. Vielen fehlt noch die Orientierung und Selbsteinschätzung, in welche Richtung es überhaupt gehen soll. Die Individualisierung der heutigen Gesellschaft ist auch ein Verstärker dieser schwierigen Übergangsituation. Wofür sich früher noch die Gesellschaft verantwortlich zeigte, ist jetzt Aufgabe des Individuums, jedoch ohne dass vorher festgestellt wird, ob der Einzelne überhaupt über die nötige Ausstattung verfügt, diesen Schritt zu bewältigen. Es werden die jungen Menschen scheitern, die über wenig Selbststeuerung verfügen. Der Übergang in die Arbeitswelt stellt ein besonderes Ereignis im Lebensentwurf von Jugendlichen und jungen Erwachsenen dar. Das belegt auch die Shell-Jugendstudie von 2006. Sie spiegelt auch wider, dass in dieser Übergangssituation soziale und persönliche Anliegen eine wichtige Rolle spielen. Oftmals wird auch übersehen, dass dieser Übergang sich mit vielen anderen Teilübergängen im Leben schneidet, diese häufig abhängig voneinander sein können. Folgende Übergangssituationen sind hier von großer Relevanz:

- Übergänge in Bezug auf die Herkunftsfamilie
- Übergänge in Wohn- u. Lebensformen
- Übergänge in die Elternschaft
- Lebensstil-Übergänge[18]

2.3 Aufgabenschwerpunkte der Jugendberufshilfe beim Übergang Schule-Beruf

Die Jugendberufshilfe ist ein Handlungsfeld der Jugendsozialarbeit. Der Begriff ist in der Nachkriegszeit entstanden. Bereits durch Reformen der Weimarer Republik sind verschiedene Beschäftigungsformen für Jugendliche entstanden, die von beruflicher Ausgrenzung bedroht waren. Erste Aufgaben waren Hilfen zur beruflichen Bildung, bei der Berufsvorbereitung und betriebliche Ausbildung.[19]

Im § 13 des Kinderjugendhilfegesetzes wird die Jugendsozialarbeit wie folgt definiert : „Unter Jugendsozialarbeit lassen sich jene Maßnahmen und Angebote der Jugendhilfe zusammenfassen, die sich vorrangig der beruflichen und sozialen Integration von sogenannten sozial benachteiligten bzw. individuell beeinträchtigten Jugendlichen und jungen Erwachsenen widmen.[20]

So ist durch das Gesetz klar der Fokus auf sozial benachteiligte sowie individuell beeinträchtigte Jugendliche gelegt. „Um dem Förderbedarf vor allem für benachteiligte und bildungsferne Jugendliche gerecht zu werden, sind die Hilfen der Jugendberufshilfe sozialpädagogisch ausgerichtet.“[21] Durch unterstützende und begleitende Hilfen soll sie jungen Menschen den Zugang zur beruflichen Qualifikation und Erwerbsarbeit ermöglichen. Dieser Interventionsauftrag richtet sich auf eine Zielgruppe, die es ohne besondere pädagogische Betreuung schwer haben wird, den Übergang von der Schule in die Berufswelt zu bewältigen.[22]

Daher rückt das Arbeitsfeld der Jugendberufshilfe in den letzten Jahren auch zunehmend in den Fokus und unterstreicht durch ihre Vielfältigkeit und Größe die Position als Kernelement der Jugendsozialarbeit und grenzt sich damit auch klar zu den allgemeinen Arbeitsfeldern der Jugendhilfe ab. Sie wird auch als das „Gelenkstück“ der Jugendsozialarbeit betitelt.[23]

Die Jugendberufshilfe kommt spätestens zum Einsatz, wenn Jugendliche und junge Erwachsene nach entsprechender schulischer Berufsvorbereitung keine Ausbildungsmöglichkeit finden, ihnen eine Benachteiligung oder fehlende Ausbildungsreife bescheinigt wird. Diese wird von der Bundesagentur für Arbeit wie folgt definiert: Unter „Ausbildungsreife“ sind allgemeine „Merkmale der Bildungs- und Arbeitsfähigkeit“ zu verstehen, die einen jungen Menschen in die Lage versetzen, „ohne Hilfen eine duale oder schulische Ausbildung (zumindest auf der untersten beruflichen Niveau-Ebene) erfolgreich zu absolvieren.“[24]

Die Zugangsvoraussetzungen für einen Anspruch auf Unterstützung der Jugendberufshilfe sind im Sozialgesetzbuch niedergeschrieben. Es sollen individuelle Defizite in der Sozialisation der Jugendlichen ausgeglichen werden. Über individuelle Förderungsmaßnahmen sollen sie Wettbewerbsfähigkeit erlangen, um den Sprung von der Schule in die Arbeitswelt zu schaffen.[25] Nachfolgend wird die Vorgehensweise beim Erstellen eines Förderplans näher beleuchtet.

Beim Eintritt eines Jugendlichen in eine Jugendberufshilfemaßnahme ist die erste Phase dadurch gekennzeichnet, den Jugendlichen mit Hilfe eines individuellen Förderplans an das berufliche Leben heranzuführen und seinem Alltag wieder eine Struktur zu geben. Dieser Förderplan sieht vor, dass zuerst die Kompetenzen im Bildungs- und Sozialenbereich ermittelt werden. Darunter fallen Angaben zur sozialen Situation, bisherige Bildungsabschlüsse, vorherige Maßnahmen verschiedener Träger, eventuell bereits vorhandene Qualifikationen, gegebenenfalls Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt, eigene Einschätzung über Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Zukunftsvorstellungen. Auch die bisherige Freizeitgestaltung ist ein Faktor. Des Weiteren werden im Hinblick auf den möglichen bevorstehenden Berufseinstieg hier alle in Frage kommenden Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten festgehalten. Auch die Entwicklung fernab des fachlichen Fortschritts wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Kommunikationsfähigkeit wird in dieser Zeit festgehalten. Diese Phase umfasst ca. 3 bis maximal 6 Monate und soll einen Lernprozess in kleinen Etappen ermöglichen. Sie beinhalten zum Beispiel Aufgaben wie das Erstellen von Bewerbungsunterlagen und aktives Einbringen in die Gruppe mit dem Ziel einer gelingenden Integration in das Teilnehmerfeld. Die wichtigste Grundlage für eine gelingende Maßnahme der Jugendberufshilfe ist, dass dieser Förderplan offen kommuniziert und auch so vom Jugendlichen anerkannt wird, so dass sein Mitwirken vorausgesetzt werden kann. Es zeigen sich erfahrungsgemäß die größten Erfolge, wenn man in zeitlichen Abfolgen Fortschritte dokumentiert und so erweiterte Ziele vereinbart. Gegebenenfalls müssen auch Rückschläge im Förderplan an neue Zielformulierungen angepasst werden. So kann der Förderplan laufend fortgeschrieben werden und sich so eine möglichst dynamische Handhabung des Projektverlaufs gestalten. Dies geschieht in den meisten Fällen über sogenannte „Statusgespräche“ mit dem jeweiligen Teilnehmer. Hier wird auch die schulische Situation des Jugendlichen reflektiert und eventuelle Schwierigkeiten offen angesprochen. Die Jugendberufshilfe bekommt von der jeweiligen Berufsschule auch Einschätzungen übermittelt und leitet im Regelfall Informationen über folgende Bereiche weiter:

- Arbeitstugenden
- Sozialverhalten
- Kooperationsfähigkeit
- Flexibilität
- berufsbezogene Leistungen
- Konfliktfähigkeit.[26]

„Der Förderplan ist Instrument und Dokument des Entwicklungsfortschrittes der TeilnehmerInnen.“[27]

Ein nächster Schritt ist die Erforschung beruflicher Neigungen und Interessen. Hier ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Voraussetzungen mit dem Berufswunsch übereinstimmen und ein realer Bezug zu den beruflichen Möglichkeiten besteht. Wenn diese Faktoren korrespondieren, kann eine passgenaue Vermittlung in Ausbildung gewährleistet werden.[28]

Jugendberufshilfe hat den Auftrag, gemeinsam mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen daran zu arbeiten, sie zu befähigen, ihre sozialen und individuellen Ressourcen zu nutzen und eigene Fähigkeiten herauszuarbeiten, um einen Aufstehmechanismus auszulösen. So kann Motivation für den angestrebten Berufsübergang entstehen. Die Selbstbestimmung muss stark gefördert werden. An diesen Entwicklungen muss sie arbeiten. Daher ist es auch auf der anderen Seite sehr wichtig, Jugendlichen offene nicht verpflichtende Unterstützungsangebote zu unterbreiten. Man sollte den Adressaten Raum lassen, Dinge auszuprobieren.[29]

In Industrienationen wie Deutschland wird Normalität immer auch an Lohnarbeit geknüpft. Wer sich also nicht in Arbeit befindet, verliert seine Annerkennung und somit seine soziale Position innerhalb der Gesellschaft. So wird ein Scheitern am Arbeitsmarkt verstanden als ein gescheiterter Lebensentwurf und kann somit die Integration bzw. Re-integration in die Gesellschaft verhindern. Aufgrund der stetig zunehmenden Jugendarbeitslosigkeit seit Anfang der 80er Jahre wurde deutlich, dass sich die Jugendberufshilfe weiter ausbreiten und spezifizieren muss. Sie kann mittlerweile in 4 grobe Aufgabenbereiche unterteilt werden:

- Beratung von arbeitslosen bzw. von Arbeitslosigkeit bedrohten Jugendlichen und jungen Erwachsenen

- Berufsvorbereitung
- Berufsausbildung
- Beschäftigung

Der erste Bereich nimmt größtenteils eine beratende Funktion ein und soll den Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine berufliche Orientierung geben. Das geschieht besonders in Schulentlassklassen, beruflichen Qualifizierungs- und Jugendhilfemaßnahmen. Hier wird den Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein Überblick gegeben, welche Angebote es gibt und welche für den Einzelnen am ehesten in Frage kommen.

Der Bereich der Berufsvorbereitung widmet sich der Qualifizierung und Befähigung junger Menschen, die eventuell noch nicht über die nötige Qualifikation (z.B. fehlender Schulabschluss, Sprachdefizite) verfügen oder denen noch eine fehlende „Ausbildungsreife“ (z.B. nicht angepasstem Sozialverhalten) bescheinigt wird. Sie sollen in Kooperationen mit den Berufsschulen und den Berufsvorbereitungsmaßnahmen der Agentur für Arbeit so praxisnah wie möglich lernen, wie das Arbeitsleben im Alltag abläuft. Des Weiteren fallen auch individuelle Hilfeplanung, Kompetenzfeststellungen, Beratungen zur Berufswahl, Bewerbungstrainings und Unterstützung bei persönlichen Krisen mit ins Aufgabengebiet der Berufsvorbereitung.

Das Aufgabenspektrum im Bereich der Berufsausbildung umfasst die sozialpädagogische Begleitung in den außerbetrieblichen Ausbildungsstätten. Der § 40c des Arbeitsförderungsgesetzes sieht sowohl eine sozialpädagogisch begleitete Berufsausbildung vor wie auch ausbildungsbegleitende Hilfen. Hierfür kommt ein geringer Anteil an Adressaten in Frage. Dies sind zumeist benachteiligte Schüler von Förderschulen oder Jugendhilfemaßnahmen.

Der Bereich der Beschäftigung bietet Maßnahmen der Jugendberufshilfe für Jugendliche an, denen aufgrund ihres Alters und bisherigen Lebenslaufes keine berufliche Ausbildung mehr zugetraut wird. Sie nehmen an verschiedenen Arbeitsprojekten und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen teil, die meist von Jugendhilfeträgern angeboten werden.[30]

Die Finanzierung dieser Maßnahmen erfolgt mehrheitlich über die Agentur für Arbeit auf der Grundlage des Arbeitsförderungsgesetzes. Alle 4 Bereiche der Jugendberufshilfe haben laut Bothmer die Aufgabe, Bildungsbenachteiligung und soziale Defizite zu kompensieren, mit dem Ziel Jugendliche reif für den Start ins Berufsleben zu machen.[31]

Ein weiterer wichtiger Aufgabenbereich der Jugendberufshilfe ist die Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern. 3 Kooperationsformen werden im Folgenden näher beleuchtet:

- Kooperationen mit den Ausbildungsbetrieben
- Kooperationen mit Schulen
- Kooperation mit den Eltern

Der Zusammenarbeit mit den Ausbildungsbetrieben kommt in der Jugendberufshilfe eine wesentliche Bedeutung zu. Es ist sehr wichtig, dass die Jugendberufshilfe die Unternehmensstrukturen in der Region kennt und weiß, welche Betriebe entsprechende Angebote an Ausbildungs- und Praktikumsplätzen zur Verfügung stellen. Nur durch eine hohe Präsenz in der regionalen Unternehmenslandschaft kann sich die Jugendberufshilfe auch Aufmerksamkeit verschaffen. So sind nach Gericke folgende Arbeitsschritte zu vollziehen:

- „ Anlegen eines Pools von Betriebsadressen
- Erstkontakt und Gesprächsbereitschaft herstellen
- Betriebsbesuch, Ziel und Verfahren erläutern
- Konkretes Verfahren vereinbaren
- (Ausbildungs-) Vertrag abschließen.“[32]

Des Weiteren ist es ein Muss, die Wünsche der ausbildenden Betriebe ernst zu nehmen und ihre Vorstellungen und Erwartungen in die verschiedenen Maßnahmen mit einzubringen und sie darauf abzustimmen. Mit diesem Wissen kann eine gute Zusammenarbeit gewährleistet werden und die Jugendlichen können entsprechend auf den Berufseinstieg vorbereitet werden. Argumente von Betrieben, die gegen eine Einstellung von Jugendlichen sprechen, sind zum Beispiel „das Risiko des Abbruchs durch die Jugendlichen, mangelhafte Schulleistungen, fehlende Arbeitstugenden, geringe Motivation, hoher Betreuungsaufwand und damit verbundene hohe wirtschaftliche Belastungen“.[33] Immer verbreiteter, durch die Kooperation zwischen Jugendberufshilfe und Ausbildungsbetrieb, sind die Kompetenzfeststellungen der Teilnehmer, zum Beispiel anhand von Eignungspraktika im Ausbildungsbetrieb. So passiert es nicht selten, dass Ausbilder, die durch schlechte Schulnoten ein voreingenommenes Bild vom zukünftigen Berufseinsteiger hatten, dann doch positiv überrascht von den praktischen Fähigkeiten dieser Teilnehmer waren und ihnen daraufhin Ausbildungsplätze angeboten haben. Aufgrund der schlechten Schulnoten hätten die Schülerinnen und Schüler keine Chancen gehabt, ihre praktischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. „(…) es wird dazu beigetragen, dass sich zwischen Praktikanten und Unternehmen eine tragfähige Beziehung entwickeln kann, die in eine Ausbildung mündet.“[34] Wichtig bei dieser Kooperationsarbeit ist, dass zwischen den Sozialarbeitern und den zuständigen Ausbildern ein ausgeprägter Informationsfluss stattfindet und im Einzelfall den Betrieben auch deutlich gemacht wird, dass bei dem einen oder anderen Adressaten aufwendigere Betreuungsarbeit geleistet werden muss. „Der persönliche Kontakt zwischen sozialpädagogischen Fachkräften, Betrieb und Bewerbern bildet die Basis für einen schnellen Informationsaustausch (…). Die sozialpädagogischen Fachkräfte sind die Schnittstelle für Jugendliche und Betriebe und bewirken, dass Betriebe Jugendliche ohne weiterführende Verpflichtungen kennen lernen können, sie kümmern sich auch um die passgenaue Bewerberauswahl.“[35] Sie können somit auch nach Arbeitsaufnahme den Jugendlichen beim Start ins Berufsleben unterstützen für ein gutes Gelingen Mitarbeiter der Jugendberufshilfe sind zugleich auch Ansprechpartner für Betriebe bei der Suche nach geeigneten Auszubildenden. Auch der enge Kontakt mit den Partnern der Berufsorientierung und Berufsvorbereitung ermöglicht den Jugendlichen bessere Chancen, eine betriebliche Ausbildung zu erhalten.[36]

Ein größtmögliches regionales Netzwerk im Bereich des Übergangsmanagements ist der Schlüssel zur Vermittlung in der Jugendberufshilfe. „Dabei kommt der Zusammenarbeit in lokalen und regionalen Netzwerken unter Beteiligung kommunaler und privater Institutionen – u. a. der Jugendhilfe – eine besondere Bedeutung zu.“[37] Sie funktioniert, wenn eine enge Kooperation zwischen den Akteuren der wichtigen Schnittstellenbereiche Schule, Maßnahmeträger und Betriebe stattfindet. Wichtige Handlungsfelder für die Arbeit untereinander sind:

- Praxisangebote in den Betrieben
- Mitwirkung betrieblicher Akteure im Berufsorientierungsprozess der Schulen
- Präsenz der Arbeitsmarktakteure im Berufsorientierungsprozess der Sekundarstufe I
- Bildung von Initiativen zum Ausbau von Ausbildungsplätzen
- Optimierungen in den Projekten und Maßnahmelandschaften der Jugendberufshilfe
- Zusammenarbeit von allgemeinbildenden Schulen und Berufskollegs bzw. den zuständigen Maßnahmeträgern[38]

Eine gute Zusammenarbeit mit den entsprechenden Schulen ist eine wichtige Vorraussetzung für eine gemeinsame Übergangsbegleitung, vor allem für Jugendliche, deren Übergang in die Berufswelt gefährdet ist. So wird auch von der Agentur für Arbeit und vom Kultusministerium eine intensive und gute Zusammenarbeit erwartet.[39] Schule und Jugendsozialarbeit stellen zwei eigenständige Disziplinen dar mit ähnlichen Zielsetzungen, jedoch unterschiedlichen Sichtweisen und Handlungsansätzen. Genau in dieser Unterschiedlichkeit, gegenseitiger Anerkennung und interdisziplinärer Zusammenarbeit liegen für beide Seiten die Chance und der Nutzen einer Kooperation zum Wohle der Schülerinnen und Schüler. Wichtig ist, dass sich Sozialarbeiter und Lehrer auf Augenhöhe begegnen und die jeweils andere Profession anerkennen. Die Jugendberufshilfe sollte sich hier auch aktiv in den Schulalltag mit einbringen und Sichtweisen und Arbeitsformen der Jugendsozialarbeit mit ins Schulleben einfließen lassen. Um sozialpädagogische Angebote an der Schule zu institutionalisieren, ist es wichtig, den Lehrkräften an der Schule verschiedene Angebote vorzustellen, Bedarfe zu klären und gemeinsam Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erarbeiten. Es wird immer wieder nach Möglichkeiten und Konzepten gesucht, die befähigen, zum Wohle der Jugendlichen zu agieren.[40]

Auch die Schulsozialarbeit nimmt Aufgaben im Bereich der Jugendberufshilfe wahr . „Im Mittelpunkt des Begründungsmusters stehen meist sehr detaillierte und schülerbezogene Zielvorstellungen, wie (…) der Abbau von Schwierigkeiten beim Übergang von der Schule in die Ausbildung.“[41]

[...]


[1] Vgl. Stauber/Walter 2011, S. 1710

[2] Vgl. Beinke 2009, S. 17

[3] Stauber/Walter 2011, S. 1709

[4] Schönig/Knabe 2010, S. 92

[5] Stauber/Walter 2011, S. 1710

[6] Beinke 2009, S. 21

[7] Vgl. Schönig/Knabe 2010, S. 24

[8] Vgl. Stauber/Walter 2011, S. 1709

[9] Stauber/Walter 2011, S. 1709

[10] Vgl. Stauber/Walter 2011, S. 1703

[11] Vgl. Stauber/Walter 2011, S. 1703

[12] www.bfz.de; Stand: 02.03.2012

[13] Vgl. Stauber/Walter 2011, S. 1703

[14] Vgl. Hofmann-Lun 2007, S. 19

[15] Stauber/Walter 2011, S. 1705

[16] Beinke 2009, S. 16

[17] Beinke 2009, S. 16

[18] Vgl. Stauber/Walter 2011, S. 1709

[19] Vgl. Galuske 2008, S. 63

[20] Galuske 2008, S. 64

[21] Schönig/Knabe 2010, S.23

[22] Vgl. Galuske 2008, S. 64-67

[23] Vgl. Galuske 2008, S. 67

[24] Eberhard/Ulrich 2006, S. 36

[25] Stauber/Walter 2011, S. 1705

[26] Vgl. Gericke 2001, S. 31-32

[27] Gericke 2001, S. 32

[28] Vgl. Gericke 2001, S. 32

[29] Vgl. Stauber/Walter 2011, S. 1712

[30] Vgl. Galuske 2008, S. 69-71

[31] Vgl. Stauber/Walter 2011, S. 1705-1706

[32] Gericke 2001, S. 20

[33] Richter 2005, S. 19

[34] Richter 2005, S. 20

[35] Richter 2005, S. 20

[36] Vgl. Richter 2005, S. 19-20

[37] Titus 2006, S. 48

[38] Vgl. Spieckermann 2010, S. 192-193

[39] Titus 2006, S. 50

[40] Vgl. Richter 2005, S. 21

[41] Speck 2009, S. 40

Ende der Leseprobe aus 83 Seiten

Details

Titel
Schüler und Ihre Berufsbilder
Untertitel
Übergangsmanagement in der Jugendberufshilfe
Hochschule
Fachhochschule Münster  (Sozialwesen)
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
83
Katalognummer
V197924
ISBN (eBook)
9783656239451
ISBN (Buch)
9783656242697
Dateigröße
976 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
schüler, ihre, berufsbilder, übergangsmanagement, jugendberufshilfe
Arbeit zitieren
Lucas Stippel (Autor:in), 2012, Schüler und Ihre Berufsbilder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197924

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