Adjektivanordnung im Französischen

Perspektiven auf DP-interne Bewegungstypen


Dossier / Travail, 2011

21 Pages, Note: 1,3

Elisabeth Buff-Scherrer (Auteur)


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Attributive Adjektive und deren typologische Einordnung

3 DP-interne Position und Anordnung von Adjektiven
3.1 Die strukturelle Position von Adjektiven
3.2 Semantische Klassifizierung von Adjektiven
3.3 Französisch
3.4 Stark postnominale Adjektive

4 DP-interne Bewegungstypen
4.1 Postnominale Adjektive
4.1.1 Anhebung des Nomens: N-Bewegung vs. NP-Bewegung
4.1.2 FPNP-Bewegung: Schneeballeffekte auf die Adjektivanordnung
4.2 Pränominale Adjektive

5 Neue Perspektiven auf DP-interne Bewegungstypen
5.1 Komplexe DP-Struktur
5.2 Evidenz für eine DP-interne Prädikativphrase
5.3 Interferenz von PPen in Adjektivsequenzen

6 Zusammenfassung

7 Diskussion

Bibliografie

1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit stützt sich auf den Artikel French Adjective Ordering: Perspectives on DP-Internal Movement Types von Christopher Länzlinger (2000) und folgt diesem in seiner Gliederung weitgehend.

Länzlinger’s Grundidee besteht darin, die syntaktische Position von Adjektiven mit deren Interpretation zu korrelieren, d. h. er beschäftigt sich mit der Interaktion struktureller und semantischer Eigenschaften von Adjektiven.

Als Grundlage für die folgende Darstellung Länzlinger‘s Analysen sollen im 2. Kapitel attributive Adjektive allgemein typologisch in semantische Klassen eingeordnet werden. Als Nächstes wird im 3. Kapitel der Zusammenhang zwischen der Anordnung von attributiven Adjektiven und der Struktur von Nominalphrasen1 diskutiert. Dabei wird sowohl die Anordnung von Adjektiven um das Nomen als auch ihre innere Ordnung betrachtet, da beides Aufschluss über die innere Struktur der NP geben kann bzw. einer syntaktisch-semantischen Erklärung der französischen Adjektivanordnung dient. Dieses Kapitel ist weiter unterteilt: Verschiedene Ansätze zur strukturellen Position von Adjektiven sollen kurz erläutert werden (3.1), bevor anhand von Länzlinger’s Annahme die Semantik ins Spiel gebracht wird (3.2). Die gewonnenen Erkenntnisse werden dann anhand französischer Beispiele konkretisiert (3.3). Abschliessend wird spezifisch auf stark postnominale Adjektive eingegangen (3.4).

Da Bewegungen innerhalb der Determiniererphrase2 die lineare Anordnung von Adjektiven beeinflussen, werden im 4. Kapitel verschiedene DP-interne Bewegungstypen betrachtet. Da- bei soll aufgezeigt werden, welche Adjektivsequenzen im Französischen durch welche DP- internen Bewegungen deriviert werden. Auch Präpositionalphrasen3 und sekundäre Prädikate werden in die Analysen miteinbezogen, da sie ebenfalls einen Einfluss auf die Distributions- möglichkeiten von Adjektiven haben können. Im 5. Kapitel folgt Länzlinger hinsichtlich DP- interner Bewegungstypen einer neuen Sichtweise. So wird zum Beispiel von einer komplexe- ren DP-Struktur ausgegangen. Den Schluss bilden eine Zusammenfassung und eine kurze Diskussion von Länzlinger’s Artikel.

Es soll an dieser Stelle vorausgeschickt werden, dass Länzlinger seine Analysen bzw. Argumentation in Kompatibilität mit der Prinzipien- und Parameter-Theorie, dem Minimalist Pro gram und der Checking -Theorie aufbaut. Diese Theorien werden im Folgenden nicht genauer erläutert, sondern den Analysen einfach vorausgesetzt.

2 Attributive Adjektive und deren typologische Einordnung

Attributive Adjektive (frz. adjectifs é pith è tes ) fungieren als Modifizierer des Nomens und treten in DP-interner Position auf. Im Englischen stehen attributive Adjektive pränominal ( a nice/big/round table ), in Sprachen wie dem Arabischen oder Irischen postnominal. Die romanischen Sprachen sind in dieser Hinsicht gemischt: Ein Adjektiv kann entweder pränominal ( la future mari é e ), postnominal ( une voiture rouge ) oder alternativ vor oder nach dem Nomen ( une voiture splendide / une splendide voiture ) stehen.

Es können auch mehrere attributive Adjektive zusammen ein Nomen modifizieren. Da die Anordnung von gemeinsam auftretenden Adjektiven übereinzelsprachlich gleich sein kann, ist anzunehmen, dass diese nicht willkürlich ist. Länzlinger schlägt eine Klassifikation vor, die sich einerseits aus den Distributionskriterien für die Adjektivpositionierung ergibt, aber auch von der Art des Nomens abhängig ist, welches das Adjektiv modifiziert. Dieses kann entweder ein Objekt oder ein Ereignis denotieren. Ereignisdenotierende Nomen ( Event nominals ) können in dieser Reihenfolge z. B. durch folgende Adjektive modifiziert werden:

(1) Adjsprecherorientiert > Adjsubjektorientiert > AdjArt > Adjthematisch

(z. B. the probable clumsy immediate American reaction to the offense )

Objektdenotierende Nomen werden hingegen von folgenden Adjektiven modifiziert:

(2) AdjQuantifikation > AdjQualität > AdjGrösse > AdjForm > AdjFarbe > AdjNationalität (z. B. various round black Egyptian masks )

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich vorwiegend mit objektdenotierenden Nomen, deren Anordnung nach Scott (1998) noch genauer aufgezeigt werden kann. In dieser Darstellung wurden semantische Metagruppen gebildet (in Englisch belassen):

(3) [QUANTIF Ordinal > Cardinal] > [SPEAK-ORIENT Subjective Comment > Evidential] > [INTERNAL PHYSIC

PROPERTY Size > Length > Height > Speed > Depth > Width] > [EXTERNAL PHYSIC PROPERTY Temperature > Wetness > Age > Shape > Color > Nationality/Origin > Material]

Länzlinger folgt der Annahme, dass die sequentielle Anordnungseinschränkung gemeinsam auftretender Adjektive strukturabhängig ist. Dem liegt die Arbeitshypothese zugrunde, dass die sequentielle Anordnung von Adjektiven wie in (3) durch eine mit unterschiedlichen Klassen von Adjektiven assoziierte Hierarchie von Positionen ausgedrückt werden kann. Das heisst, dass die Hierarchie von DP-internen funktionalen Projektionen die sequentielle Anordnung von Adjektiven bestimmt. Zudem geht Länzlinger nach Chomsky’s Checking Theorie (1991, 1995) davon aus, dass die semantischen Merkmale der Adjektive durch den in bestimmten Konfigurationen stattfindenden Merkmalsabgleich ( feature checking ) ausgedrückt werden können.

3 DP-interne Position und Anordnung von Adjektiven

Im Folgenden wird die Debatte um die Position von Adjektiven innerhalb der DP als erstes aus struktureller (3.1) und als zweites aus semantischer (Beziehung zwischen Position und Interpretation, 3.2) Perspektive betrachtet.

3.1 Die strukturelle Position von Adjektiven

Im Rahmen des komparativen Ansatzes der Prinzipien- und Parameter-Theorie von Chomsky kann die alternative Stellung eines Adjektivs vor oder nach dem Nomen im Französischen (z. B. une voiture splendide / une splendide voiture ) unterschiedliche Gründe haben. Die Standardanalyse im Rahmen der Rektions- und Bindungstheorie ( Government & Binding ) stützt sich auf die Direktionalität der Adjektivanordnung. So soll die prä- bzw. postnominale Position von attributiven Adjektiven auf die Adjunktion des Adjektivs links bzw. rechts an die NP zurückzuführen sein. Diese Annahme verdeutlicht die Abbildung (4) für pränominale und die Abbildung (5) für postnominale Adjektive.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Da die Rechtsanfügung an Komplemente restringiert ist, wurde später postuliert, dass postnominale Adjunkte nicht rechts an das Nomen angefügt werden, sondern dass die lineare Ordnung durch eine Linksbewegung des Nomens zustande kommt. Demnach kann das Nomen als Kopf angehoben werden. Diese Derivationen für pränominale bzw. postnominale Adjektive werden in den Abbildungen (6) bzw. (7) wiedergegeben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese zwei Analysen - die Links/Rechts-Adjunktion und die N-Bewegung - führen zu unter- schiedlichen Annahmen bezüglich der Adjektivanordnung im prä- und postnominalen Kontext. Der Ansatz der N-Bewegung beinhaltet, dass Adjektive fest in der DP-Struktur verankert sind und folglich die Anordnung von mehreren Adjektiven pränominal und postnominal gleich ist, also linear (Cinque 1994) (z. B. une chaise [ ronde 1 ] [ rouge 2 ] / a [ round 1 ] [ red 2 ] chair ). Die spie- gelbildliche Anordnung von postnominalen zu pränominalen Adjektiven kommt übereinzel- sprachlich jedoch ebenfalls vor (Sproat & Shih 1988, Lamarche 1991) (z. B. une voiture [ rouge 2 ] [ splendide 1 ] / a [ beautiful 1 ] [ red 2 ] car ). Solche Daten sprechen wiederum für die Links/Rechts-Anordnung-Analyse von Adjektiven und dienen Lamarche der Kritisierung des N-Bewegung-Ansatzes von Cinque. Dieser argumentiert, dass rechtsstehende postnominale Adjektive wie im vorherigen Beispiel keine adjectifs é pith è tes sind, sondern prädikative Adjek- tive (AdjPred), welche in der Position einer Prädikativphrase rechts des Nomens generiert wer- den und aus diesem Grund final stehen. Länzlinger unterstützt in seinem Artikel Cinque’s These, deshalb wird in Kapitel 5.2 noch genauer darauf eingegangen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nach Abney’s (1987) DP-Struktur werden die zwischen D (höchster funktionaler Kopf) und N (tiefster lexikalischer Kopf) auftretenden Adjek- tive so platziert, dass ihr Auftreten von oben nach unten der Anordnung von links nach rechts entspricht (8).

In der sprachwissenschaftlichen Literatur herrscht bislang kein Konsens darüber, was die Na- tur der DP-internen Adjektivpositionen betrifft. Zwei grundlegende Hypothesen können unter- schieden werden: Die Analyse von Adjektiven als Adjunkte (Sproat & Shih 1988, Bernstein 1991, Lamarche 1991) oder als Spezifizierer (Cinque 1994, Scott 1998). Zu zweiteren An- nahme kann gesagt werden, dass sie besser mit der Checking -Theorie vereinbar ist als die Adjunkt-Hypothese, denn nach Chomsky (1995) ist nur in zwei Konfigurationen ein Merkmals- abgleich ( feature checking ) möglich: In der Spezifizierer-Kopf- und in der Kopf-Kopf-Relation. Solch eine Konstellation ergibt sich bei der Adjunkthypothese nur bei der Adjunktion eines Kopfes an einen Kopf, nicht aber bei der Adjunktion an eine XP. Steht ein Adjektiv hingegen im Spezifizierer, ergibt sich eine Spezifizierer-Kopf-Relation, in der ein Merkmalsabgleich stattfinden kann. Betreffend die Kopf-Kopf- Checking -Relation wurde für französische präno- minale Adjektive vorgeschlagen, dass diese in das Nomen inkorporierte Köpfe sind (Lamarche 1991, Bouchard 1998). Es gibt jedoch einige starke Argumente, französische attributive Ad- jektive nicht als inkorporierte Köpfe anzunehmen, z. B. deren klitischer Status.

Die Adjunkt-Hypothese für pränominale Adjektive wird zudem der Hierarchie in (8) nicht ge- recht, da Adjunktion eine ungeordnete Operation ist. Die Spezifizierer-Analyse kann die hie- rarchische Anordnung hingegen widerspiegeln, wenn zwei Basisannahmen beachtet werden:

a) Der Adjektiv-Spezifizierer ist in einer bestimmten Projektion einzigartig, b) es gibt so viele funktionale Projektionen4 wie zwischen dem Determinierer und Nomen Adjektive vorkommen.

[...]


1 Im Folgenden NP genannt.

2 Im Folgenden DP genannt.

3 Im Folgenden PP genannt.

4 Im Folgenden FP genannt.

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Adjektivanordnung im Französischen
Sous-titre
Perspektiven auf DP-interne Bewegungstypen
Université
University of Constance
Note
1,3
Auteur
Année
2011
Pages
21
N° de catalogue
V197969
ISBN (ebook)
9783656247661
ISBN (Livre)
9783656250456
Taille d'un fichier
843 KB
Langue
allemand
Mots clés
adjektivanordnung, französischen, perspektiven, dp-interne, bewegungstypen
Citation du texte
Elisabeth Buff-Scherrer (Auteur), 2011, Adjektivanordnung im Französischen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/197969

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