In dieser Arbeit soll es nun darum gehen, ob Männer und Frauen Freunde sein
können und wenn ja, was diese Freundschaften kennzeichnet. Hierbei sollen
intersituationale (z.B. Verlauf der Freundschaft, Emotionsentwicklung in der
Freundschaft und Motivbetrachtung) und intrasituationale (z.B. persönliche Kontaktaufnahme und Einfluß der Gesellschaft auf die Freundschaft) Aspekte
berücksichtigt werden. Des weiteren stellt sich die Frage, ob in
gegengeschlechtlichen Freundschaften „der Sex“ im Sinne von sexueller Anziehung
eine Rolle spielen muß, da es sich immerhin um eine Mann-Frau-Beziehung handelt.
Mit anderen Worten: Können Männer und Frauen Freunde sein, obwohl sie
unterschiedlichen Geschlechts sind und sexuelle Anziehung somit eine Rolle spielen
kann? Bei WERKING (1997a: 398) heißt es, daß Mann-Frau-Beziehungen vom
sozialen Umfeld häufig als romantische Partnerschaft angenommen werden. Daraus
ergibt sich eine weitere Frage für meine Untersuchung: Beeinflußt das soziale
Umfeld das gegengeschlechtliche Freundespaar und wenn ja wie? Interessant ist
auch, inwiefern von gegengeschlechtlichen Freundespaaren Unterschiede zu ihren
gleichgeschlechtlichen Freundschaften - also zu Freunden gleichen Geschlechts -
wahrgenommen werden und ob auffällige Besonderheiten auftreten. Um diese Überlegungen zu einem Ergebnis zu führen, wird im ersten Teil dieser
Arbeit die Freundschaft theoretisch untersucht. Wie man dem Inhaltsverzeichnis
entnehmen kann, wird erst sehr spät begonnen, von gegengeschlechtlicher
Freundschaft zu reden. Das wird verständlich, wenn man das Problem der
Freundschaftsdefinition (Kapitel 2) näher betrachtet. Im Kapitel 3 verweise ich auf
theoretische Ansätze und Modelle. Um die Freundschaft im allgemeinen besser zu
begreifen, gehe ich in Kapitel 4 auf Funktionen von Freundschaft ein, die nach der
strukturellen Definition im vorhergehenden Kapitel hier eine funktionale Definition
liefert. Darüber hinaus soll, um eine bessere Vergleichbarkeit zur
gegengeschlechtlichen Freundschaft zu erhalten, die gleichgeschlechtliche
Freundschaft (Kapitel 5) ebenfalls näher betrachtet werden. Erst nachdem diese
Ansätze Erwähnung fanden, wird in Kapitel 6 näher auf die gegengeschlechtliche
Freundschaft und deren Forschungsstand eingegangen. In Kapitel 7 werden
Unterschiede der gleich- und gegengeschlechtlichen Freundschaft anhand
empirischen Materials näher aufgezeigt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- I TEIL - Theoretischer Zugang
- 1. Einleitung
- 2. Der Freundschaftsbegriff
- 2.1. Problemdarstellung der Freundschaftsdefinition
- 2.2. Die Freundschaftsdefinition - Eine gelöste Aufgabe?
- 2.2.1. In Abgrenzung von weiteren sozialen Beziehungen
- 2.2.2. Definition
- 3. Freundschaftsmodelle und -theorien
- 4. Funktionen von Freundschaft
- 5. Männerfreundschaft vs. Frauenfreundschaft - Männer vs. Frauen
- 5.1. Gemeinsam verbrachte Zeit, Aktivitäten und Gesprächsthemen
- 5.2. Soziale Unterstützung
- 5.3. Freundschaftsqualität
- 5.4. Geschlechtsrollenunterschiede
- 6. Gegengeschlechtliche Freundschaft
- 6.1. Allgemeines
- 6.2. Platonische Freundschaft
- 6.3. gegengeschlechtliche Freundschaften im (gesellschaftlichen) Dilemma
- 6.4. Entstehung, Aufrechterhaltung, Beendigung
- 6.5. Auftreten und Qualität
- 7. Gegengeschlechtliche vs. gleichgeschlechtliche Freundschaft
- Exkurs: Paarbeziehungen vs. gegengeschlechtlichen Freundschaften
- II TEIL - Empirischer Zugang
- 8. Empirischer Zugang in die gegengeschlechtliche Freundschaftswelt
- 8.1. Anlage der Studie
- 8.1.1. Auswahl der Erhebungsmethode
- 8.1.2. Eingangsimpuls und Leitfaden
- 8.1.3. Stichprobe, Datenerhebung und Transkription
- 8.2. Auswertung und Darstellung
- 9. Gegengeschlechtliche Freundschaft - „,... das ist so ein so übelst spezielles Verhältnis, ich weiß auch nicht, es ist einmalig.“
- 9.1. Können Männer und Frauen Freunde sein?
- 9.2. Freundschaftsdefinition
- 9.3. Wahrgenommene Unterschiede zwischen gegen- und gleichgeschlechtlichen Freundschaften
- 9.4. Anziehung
- 9.4.1. Beidseitig sexuelle Anziehung
- 9.4.2. Beidseitige Freundschaftsanziehung
- 9.5. Umgang mit der Sexualität
- 9.6. Kontaktvermeidung
- 9.7.,,Es würde nicht gut gehen“
- 9.8. Soziales Umfeld
- 10. Diskussion und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Frage, ob Männer und Frauen Freunde sein können. Ziel ist es, anhand von empirischen Daten das Phänomen der gegengeschlechtlichen Freundschaft zu erforschen, ihre Besonderheiten und Herausforderungen zu beleuchten und die bestehenden Unterschiede zu gleichgeschlechtlichen Freundschaftsformen zu analysieren.
- Definition und Abgrenzung des Freundschaftsbegriffs
- Analyse von Freundschaftsmodellen und -theorien
- Unterschiede zwischen männlicher und weiblicher Freundschaft
- Herausforderungen und Besonderheiten der gegengeschlechtlichen Freundschaft
- Empirische Untersuchung von Erfahrungen und Wahrnehmungen von gegengeschlechtlichen Freundschaften
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer umfassenden Auseinandersetzung mit dem Freundschaftsbegriff, dessen Definition und Abgrenzung von anderen sozialen Beziehungen. Es werden verschiedene Freundschaftsmodelle und -theorien beleuchtet, die das Verständnis von Freundschaft aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Im Anschluss wird die Frage nach der Möglichkeit, dass Männer und Frauen Freunde sein können, im Kontext von Geschlechtsrollenunterschiede und gesellschaftlichen Erwartungen diskutiert. Die Arbeit analysiert die Funktionen von Freundschaft, die Unterschiede zwischen männlicher und weiblicher Freundschaft und beleuchtet die Besonderheiten der gegengeschlechtlichen Freundschaft. Der empirische Teil der Arbeit basiert auf qualitativen Interviews mit Personen, die gegengeschlechtliche Freundschaften pflegen. Die Interviews werden analysiert und die Ergebnisse in Bezug auf die Definition von Freundschaft, die Wahrnehmung von Unterschieden zu gleichgeschlechtlichen Freundschaften, den Umgang mit Anziehung und die Bedeutung des sozialen Umfelds diskutiert.
Schlüsselwörter
Gegengeschlechtliche Freundschaft, Freundschaftsbegriff, Freundschaftsmodelle, Geschlechtsrollenunterschiede, soziale Unterstützung, Anziehung, empirische Forschung, qualitative Interviews, gesellschaftliche Erwartungen.
- Quote paper
- Jenny Ziegenbalg (Author), 2002, Können Männer und Frauen Freunde sein? - Eine Studie über gegengeschlechtliche Freundschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19799