Der Erec Hartmanns von Aue gehört vermutlich zu den am meisten interpretierten und erforschten Texten des Mittelalters. Dies liegt sicher auch an seiner spärlichen und schwierigen Überlieferung. Ebenso wie der Iwein geht er auf einen Roman Chréstien de Troyes zurück und gehört zu den großen Artusromanen der mittelhoch-deutschen Zeit. Da er jedoch nur im Ambraser Helden-buch annährend vollständig überliefert ist und des Weiteren lediglich vier wenige Verse umfassende Fragmente des Erec existieren bleibt viel Platz für Interpretation. Trotz dieser schlechten Überlieferung des Erstlingswerks Hartmanns von Aue gibt es eine Menge unterschiedlicher Editionen. Die Unterschiede ebenso wie die Gemeinsamkeiten der zwei wichtigsten Editoren des Erec, Moriz Haupt und Albert Leitzmann, sollen in dieser Arbeit untersucht werden. Hierfür wurden die beiden Editionen M. Haupts aus den Jahren 1839 und 1871 sowie die 6. und 7. Auflage nach A. Leitzmann von 1985 und 2006 zu Grunde gelegt. Es stellen sich die Fragen, welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Ausgaben haben, ob die Ausgabe A. Leitzmanns zu Recht als die heute maßgebliche bezeichnet wird und was gegen eine Neuauflage der Haupt-Ausgabe spricht.
Zunächst wird ein kurzer Überblick über die Überlieferung des Erec gegeben und die Ambraser Handschrift ebenso wie die vier Fragmente kurz vorgestellt. Anschließend folgt ein Überblick über die Editionsgeschichte des Erec. Im dritten Teil der Arbeit werden an verschiedenen Textstellen die Unterschiede ebenso wie die Gemeinsamkeiten zwischen M. Haupt und A. Leitzmann vorgestellt und Vor- und Nachteile erörtert. Im abschließenden Fazit sollen Antworten auf die Eingangsfragen gefunden werden.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quellen- und Literaturverzeichnis
Quellen
Sekundärliteratur
Wörterbücher
I. Einleitung
II. Die Überlieferung des Erec
III. Die Editionsgeschichte des Erec
IV. Die Editionen A. Leitzmanns und M. Haupts im Vergleich
1. Übereinstimmungen zwischen A. Leitzmann und M
Haupt
2. Unterschiede zwischen der ersten Ausgabe M
Haupts und seiner zweiten sowie A. Leitzmann
3. frouwe + Vornamen bei M. Haupt und A. Leitzmann
4. Der Vers 6230
V. Fazit
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quellen- und Literaturverzeichnis
Quellen
Moriz Haupt (Hrsg.), Erec. Eine Erzählung von Hartmann von Aue, 1. Auflage Leipzig 1839.
Moriz Haupt (Hrsg.), Erec. Eine Erzählung von Hartmann von Aue, 2. Auflage Leipzig 1871.
Albert Leitzmann (Hrsg.), Erec von Hartmann von Aue,
6. Auflage besorgt von Christoph Cormeau / Kurt Gärtner, Tübingen 1985.
Albert Leitzmann (Hrsg.), Erec von Hartmann von Aue,
7. Auflage besorgt von Kurt Gärtner, Tübingen 2006.
Sekundärliteratur
Reinhold Bechstein, Zu Hartmanns Erec, Germania 25 (1880) S. 319 - 329.
Brigitte Edrich-Porzberg, Studien zur Überlieferung und Rezeption von Hartmanns Erec, Göppingen 1994 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik, Nr. 557). Gustav Ehrismann, Textkritische Bemerkungen, PBB. 24 (1899) S. 384 - 391.
Kurt Gärtner, Der Text der Wolfenbütteler Erec-Fragmente und seine Bedeutung für die Erec-Forschung, PBB. 104/2 (1982) S. 207 - 230.
Kurt Gärtner, Probleme einer Neuausgabe von Hartmanns ,Erec’, in: Germanistik - Forschungsstand und Perspektiven, 2. Teil. Vorträge des Deutschen Germanistentages 1984, herausgegeben von Georg Stötzel, Berlin - New York 1985, S.27 - 40.
Kurt Gärtner, Die Zwettler Erec-Fragmente, Versuch einer ersten Auswertung, in: Literatur als Erinnerung. Winfried Woesler zum 65. Geburtstag, herausgegeben von Bodo Plachta, Tübingen 2004, S. 35 - 50.
Gudrun Haase, Die germanistische Forschung zum Erec Hartmanns von Aue, Frankfurt/M. - u.a. 1988 (Europäische Hochschulzeitschriften, Reihe I, Bd. 1103).
Otto von Heinemann, Wolfenbütteler Bruchstück des Erec, ZDA. N.F. 30 = 42 (1898) S.259 - 267.
Oskar Jänicke, Über Erec Ed. Haupt, ZDPh 5 (1874) S. 109 - 116.
Hansjürgen Linke, Epische Strukturen in der Dichtung
Hartmanns von Aue. Untersuchungen zur Formkritik, Werkstruktur und Vortragsgliederung, München 1968.
Wilhelm Müller, Zu Hartmann’s Erek, Germania 7 (1862) S. 129 - 140.
Eberhard Nellmann, Ein zweiter Erec-Roman? Zu den neugefundenen Wolfenbütteler Fragmenten, ZDPh. 101 (1982) S.28-78.
Franz Pfeiffer, Zum Erek, Germania 4 (1859) S.185 - 237.
Kurt Vansca, Wiener „Erec“-Bruchstück, Jb.Lk.NÖ. (1948) S. 411 - 416.
Wörterbücher
Georg Friedrich Benecke - Wilhelm Müller - Friedrich Zarncke, Mittelhochdeutsches Wörterbuch, Bd. I, Stuttgart 1990.
Matthias von Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Bd. I, Reprogr. Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1872, Stuttgart 1992.
I. Einleitung
Der Erec Hartmanns von Aue gehört vermutlich zu den am meisten interpretierten und erforschten Texten des Mittelalters. Dies liegt sicher auch an seiner spärlichen und schwierigen Überlieferung. Ebenso wie der Iwein geht er auf einen Roman Chréstien de Troyes zurück und gehört zu den großen Artusromanen der mittelhochdeutschen Zeit. Da er jedoch nur im Ambraser Heldenbuch annährend vollständig überliefert ist und des Weiteren lediglich vier wenige Verse umfassende Fragmente des Erec existieren bleibt viel Platz für Interpretation. Trotz dieser schlechten Überlieferung des Erstlingswerks Hartmanns von Aue gibt es eine Menge unterschiedlicher Editionen. Die Unterschiede ebenso wie die Gemeinsamkeiten der zwei wichtigsten Editoren des Erec, Moriz Haupt und Albert Leitzmann, sollen in dieser Arbeit untersucht werden. Hierfür wurden die beiden Editionen M. Haupts aus den Jahren 1839 und 1871 sowie die 6. und 7. Auflage nach A. Leitzmann von 1985 und 2006 zu Grunde gelegt. Es stellen sich die Fragen, welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Ausgaben haben, ob die Ausgabe A. Leitzmanns zu Recht als die heute maßgebliche bezeichnet wird und was gegen eine Neuauflage der Haupt-Ausgabe spricht.
Zunächst wird ein kurzer Überblick über die Überlieferung des Erec gegeben und die Ambraser Handschrift ebenso wie die vier Fragmente kurz vorgestellt. Anschließend folgt ein Überblick über die Editionsgeschichte des Erec. Im dritten Teil der Arbeit werden an verschiedenen Textstellen die Unterschiede ebenso wie die Gemeinsamkeiten zwischen M. Haupt und A. Leitzmann vorgestellt und Vor- und Nachteile erörtert. Im abschließenden Fazit sollen Antworten auf die Eingangsfragen gefunden werden.
II. Die Überlieferung des Erec
Die einzige annähernd vollständige Quelle des Erec ist im Ambraser Heldenbuch zu finden[1]. Dieses wurde von 1502 bis 1515 / 1516 von Hans Ried im Auftrag des Kaisers Maximilian I. geschrieben[2]. Neben dem Ambraser Heldenbuch existieren heute noch vier Fragmente, die ebenfalls dem Erec zugeordnet werden[3]. Jeweils ein Doppelblatt in Koblenz (K) und Wien (V), drei Doppelblätter in Wolfenbüttel (W) sowie Teile eines Doppelblattes im Kloster Zwettl (Z)[4]. Im Handschriftenkatalog des Schwabenspiegels aus dem 15. Jahrhundert wird außerdem auf eine Handschrift in der gräflich ortenburgischen Bibliothek zu Tambach in Oberfranken hingewiesen[5]. Wie das Handschriftenverzeichnis auf dem letzten Blatt der Ambraser Handschrift von Rudolfs Weltchronik zeigt, befand sich eine weitere Handschrift wohl in Besitz der Elisabeth Volkenstorferin[6]. Diese beiden Handschriften sind heute jedoch verloren. Der Erec gehört damit zu den am spärlichsten überlieferten Erzählungen Hartmanns von Aue[7]. Geht man davon aus, dass der Erec im 13. / 14. Jahrhundert große Wirkung entfaltet hat[8]und betrachtet man die über den gesamten deutschsprachigen Raum verteilten Fragmente, so gibt die äußerst spärliche und noch dazu problematische Überlieferung der Forschung bis heute Rätsel auf[9]. Die fünf bekannten Überlieferungen des Erec weisen alle die für die Zeit um 1200 prägnante Form der einspaltig, fortlaufend geschriebenen Verse auf[10]. Da der Text in A der einzig fast vollständig überlieferte ist, dient dieser als Hauptquelle, obwohl er nachweislich erst ca. 300 Jahre nach der Lebzeit Hartmanns von Aue entstand[11]. Die ,Wolfenbütteler Bruchstücke des Erec’ wurden im Jahre 1898 von O. von Heinemann erstmals veröffentlicht[12]. Dies machte nun eine Qualitätsüberprüfung der Texte aus A möglich[13]. Dieser Vergleich fiel positiv für A aus[14]. Doch auch wenn diese frühen Wolfenbütteler Fragmente III - VI qualitativ schlechter zu sein scheinen als der Text H. Rieds, schließen sie vermutlich die große Lücke nach Vers 4629 zu einem großen Teil[15]. Diese, neben dem fehlenden Anfang, größte Lücke der Handschrift A umfasst ungefähr 78 Verse[16]. Dies ist genau die Menge, welche auf ein Handschriftenblatt passt[17]. Da die Verse 4629 und 4630 keinerlei Zusammenhang aufweisen, kann davon ausgegangen werden, dass diese Lücke bereits in der Vorlage H. Rieds vorhanden war und sie nicht auf einen Abschreibefehler zurückzuführen ist[18]. Eine weitere überaus bedeutende Stelle ist der Vers 4629[12]. Ist in ihm doch der Hinweis auf Chréstien de Troyes als Quelle des Erec zu finden: 4629[12]: alse uns Crestiens sagit[19].
[...]
[1]B. Edrich-Porzberg, Studien, S. 25.
[2]B. Edrich-Porzberg, Studien, S.18.
[3]K. Gärtner, Probleme, S. 28.
[4]K. Gärtner, Probleme, S. 28.
[5]B. Edrich-Porzberg, Studien, S. 24.
[6]B. Edrich-Porzberg, Studien, S. 24.
[7]H. Linke, Epische Strukturen, S. 107.
[8]K. Gärtner, Probleme, S. 28.
[9]K. Gärtner, Probleme, S. 28f.
[10]K. Gärtner, Erec, S. XIX; B. Edrich-Porzberg, Studien, S. 29.
[11]K. Gärtner, Erec, S. XVIII.
[12]E. Nellmann, Ein zweiter Erec-Roman, S. 28; K. Gärtner, Der Text, S. 207.
[13]E. Nellmann, Ein zweiter Erec-Roman, S. 28.
[14]E. Nellmann, Ein zweiter Erec-Roman, S. 28, G. Haase, Die germanistische Forschung, S. 92.
[15]E. Nellmann, Ein zweiter Erec-Roman, S. 29; K. Gärtner, Der Text, S. 208; O. von Heinemann, Wolfenbütteler, S. 261.
[16]K. Gärtner, Erec, S. XIX.
[17]K. Gärtner, Erec, S. XIX.
[18]K. Gärtner, Erec, S. XIX.
[19]O. von Heinemann, Wolfenbütteler, S. 263.
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- Danielle Klußmann (Autor:in), 2009, Die Erec-Ausgaben Haupts und Leitzmanns - ein Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198047