Der Ausdruck "Brauchtum" kommt vom Verb "brauchen". Bräuche sind also etwas, das wir brauchen. Bräuche beziehen sich immer auf eine große Gemeinschaft und sind grundsätzlich mit einem bestimmten Anlass verbunden.
Das Brauchtum eines jeden Landes oder Tales spiegelt dessen soziale, religiöse, gemeinschaftliche und politische Eigenheiten wider. Die meisten Bräuche finden ihren Ursprung vor etwa tausend Jahren im bäuerlichen Alltag, da früher der Großteil der Bevölkerung dem Bauernstand angehörte.
Natürlich wurden viele Bräuche durch den Übergang in die Neuzeit einem Wandel unterzogen. Das bedeutet, sie wurden aktualisiert und der Zeit angepasst. Die Entstehung der Bräuche in Kärnten und somit auch im Gailtal wurde ständig durch benachbarte Völker und den verschiedensten Religionen beeinflusst.
Im Grunde dienten die meisten Bräuche dazu den Teufel, böse Geister, Krankheiten, Naturkatastrophen und Unglück fernzuhalten und für ein segenreiches, fruchtbares und glückliches Leben zu sorgen. Das gesamte Leben und der Jahreslauf waren im Mittelalter von Sitten und Bräuchen durchzogen. Ernte, Viehzucht, Hochzeiten, Geburt, und Tod waren durch das christliche, aber auch das weltliche Brauchtum geprägt.
Es handelt sich hierbei um alte, überlieferte Sitten und Bräuche, die sich seit ihrer Entwicklung nur in geringem Maße verändert haben. Aber nicht nur diese Art von Brauchtum und Volksleben zeichnet das Gailtal aus. Charakteristisch für unser Tal sind vor allem die eigenständigen Trachten, die ungezügelte Freude am Musizieren, aber auch der Volkstanz und die vielen Blaskapellen.
Auch das Gitschtal, ein kleines Nebental des Gailtales, hat sich die Tradition einiger seltener Bräuche bewahrt. Nennenswert ist der uralte Sonnwendbrauch des Scheibenschlagens, das Glunggern, welches am Nikolaustag stattfindet und das "Neujahrswünschen", welches am Vormittag des 1. Januar durchgeführt wird. Was sich verändert hat, ist, dass sehr viele Menschen nicht mehr über den geschichtlichen und traditionellen Inhalt unserer Bräuche Bescheid wissen. Heute wird der Zauber der Bräuche nur noch schemenhaft wahrgenommen.
Haben die alten Bräuche also ausgedient? Werden sie von den neuartigen Festen verdrängt? Haben sie überhaupt noch eine Chance? Geht es den Menschen nur noch um die wirtschaftliche Komponente?
Inhaltsverzeichnis
- 0. Vorwort
- 1. Einleitung
- 2. Das Gailtal
- 2.1. Die Gebirgslandschaft des Gailtals
- 2.2. Klimatische Bedingungen
- 2.3. Historische Fakten
- 2.4. Die Gemeinden
- 2.4.1. Die Marktgemeinde Kötschach-Mauthen
- 2.4.2. Die Gemeinde Dellach
- 2.4.3. Die Marktgemeinde Kirchbach
- 2.4.4. Die Gemeinde Gitschtal
- 2.4.5. Die Stadtgemeinde Hermagor-Presseggersee
- 2.4.6. Die Gemeinde St. Stefan im Gailtal
- 2.4.7. Die Marktgemeinde Nötsch
- 2.4.8. Die Gemeinde Feistritz
- 2.4.9. Die Gemeinde Hohenthurn
- 2.4.10. Die Marktgemeinde Arnoldstein
- 3. Traditionelles Volksbrauchtum
- 3.1. Das Kärntnerlied im Gailtal
- 3.2. Die Gailtaler Tracht
- 3.3. Der Volkstanz
- 4. Jahreszeitliches Brauchtum
- 4.1. Dreikönigsbräuche
- 4.1.1. Dreikönigsspiele im Gailtal
- 4.1.2. Die Pehtra baba, Frau Percht oder Percht
- 4.1.3. Das Perchtenjagen
- 4.2. Unterhaltsame Bräuche im Fasching
- 4.2.1. Das Schimmelreiten
- 4.2.2. Das Blochziehen
- 4.3. Häufige Sitten und Bräuche der Osterzeit
- 4.3.1. Palmsonntag
- 4.3.2. Gründonnerstag
- 4.3.3. Karfreitag
- 4.3.5. Ostersonntag
- 4.4. Das Georgijagen im unteren Gailtal
- 4.5. Pfingstbräuche
- 4.5.1. Das Kufenstechen und der Lindentanz
- 4.5.2. Andere Sitten und Bräuche aus dem Gailtal
- 4.6. Zur Sommerzeit
- 4.6.1. Sonnwendfeiern im Gailtal
- 4.6.2. Sommerzeit ist Kirchtagszeit
- 4.7. Sitten und Bräuche von Herbst bis Winter
- 4.7.1. Der Herbst
- 4.7.2. Die Adventzeit
- 4.7.2.1. Die hl. Barbara
- 4.7.2.2. Der hl. Nikolaus
- 4.7.2.3. Die hl. Lucia
- 4.7.2.4. Thomasnacht
- 4.7.3. Die Weihnachtsfeiertage
- 4.8. St. Lorenzen im Gitschtal als Beispiel eigenständigen Brauchtums
- 4.8.1. "Schibele-Scheibele" oder Scheibenschlagen
- 4.8.2. Glunggern
- 4.8.3. Neujahrswünsche
- 4.1. Dreikönigsbräuche
- 5. Brauchtum im Lebenslauf des Menschen
- 5.1. Die Geburt
- 5.2. Die Gailtaler-Hochzeit
- 5.2.1. Die Brauteltern
- 5.2.2. Der Hochzeitslader
- 5.2.3. Die Mitgift
- 5.2.4. Der Abschied vom Elternhaus
- 5.2.5. Die erste Zeit des frisch gebackenen Hochzeitspaares
- 5.3. Wenn ein Mensch aus dem Leben scheidet
- 6. Neuartige Bräuche zur Belebung der Wirtschaft
- 6.1. Das Gailtaler Speckfest
- 6.2. Das Käsefestival in Kötschach-Mauthen
- 6.3. Das Polentafest in Nötsch
- 7. Die anthropologische und religionspädagogische Dimension des Brauchtums
- 7.1. Bräuche festigen die Gemeinschaft
- 7.2. Bräuche als Mittel zur Identitätsbildung
- 7.3. Bräuche ordnen das alltägliche Leben, die Zeit und den Raum
- 8. Brauchtum im Unterricht
- 8.1. Brauchtum im Lehrplan der Volksschule
- 8.2. Didaktischer Aufbau und mögliche Arbeitsweisen
- 8.3. Mögliche praktische Umsetzung
- 9. Haben die Bräuche in der heutigen Zeit ihre Relevanz für den Einzelnen verloren?
- 9.1. Forschungsergebnisse der Befragung der Kinder
- 9.2. Forschungsergebnisse der Befragung der Jugendlichen
- 9.3. Forschungsergebnisse der Befragung der Erwachsenen
- 9.4. Vergleich und Zusammenfassung der Ergebnisse
- 10. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das jahreszeitliche Brauchtum im Gailtal, analysiert dessen Bedeutung im gesellschaftlichen Kontext und beleuchtet die anthropologische und religionspädagogische Dimension. Es wird geprüft, ob die Bräuche ihre Relevanz für den Einzelnen verloren haben und welche Rolle sie im Schulunterricht spielen sollten.
- Traditionelle Bräuche im Gailtal
- Der Einfluss des slowenischen Brauchtums
- Die Bedeutung von Bräuchen für die Gemeinschaft und Identität
- Der Wandel des Brauchtums im Laufe der Zeit
- Die Rolle des Brauchtums im Schulunterricht
Zusammenfassung der Kapitel
2. Das Gailtal: Dieses Kapitel bietet eine umfassende geografische, klimatische und historische Einführung ins Gailtal. Es beschreibt die Gebirgslandschaft, die klimatischen Bedingungen, die Vielfalt der Bevölkerung und die verschiedenen Gemeinden mit ihren Besonderheiten. Die Darstellung umfasst sowohl die natürliche Umgebung als auch die geschichtliche Entwicklung der Region, die durch verschiedene Völker und Kulturen geprägt wurde.
3. Traditionelles Volksbrauchtum: Das Kapitel beleuchtet die traditionellen kulturellen Aspekte des Gailtals, konzentriert sich auf das Kärntnerlied und dessen Bedeutung im Gailtal, die einzigartigen Trachten und die Rolle des Volkstanzes. Es zeigt die Verbindung zwischen Musik, Kleidung und Tanz als Ausdruck der regionalen Identität und Gemeinschaft.
4. Jahreszeitliches Brauchtum: Hier werden die zahlreichen jahreszeitlichen Bräuche des Gailtals detailliert beschrieben. Von den Dreikönigsspielen bis zu den Weihnachtsbräuchen wird der Jahreslauf mit seinen Festen und Traditionen nachvollzogen. Besonderer Fokus liegt auf den spezifischen Bräuchen der Region und deren geschichtlichen Hintergründen, inklusive der slowenisch geprägten Traditionen im Unteren Gailtal.
5. Brauchtum im Lebenslauf des Menschen: Dieses Kapitel untersucht die Begleitung von Bräuchen durch die verschiedenen Lebensabschnitte eines Menschen. Von der Geburt bis zum Tod werden die Riten und Traditionen im Gailtal beleuchtet, die die wichtigen Lebensereignisse begleiten und strukturieren. Es wird die Rolle des Aberglaubens und der Gemeinschaft bei diesen Ereignissen hervorgehoben.
6. Neuartige Bräuche zur Belebung der Wirtschaft: Dieses Kapitel beschreibt die Entwicklung von neuartigen Festen wie dem Gailtaler Speckfest, dem Käsefestival und dem Polentafest. Es werden die wirtschaftlichen und touristischen Aspekte dieser Veranstaltungen analysiert sowie deren Verbindung zum regionalen Brauchtum diskutiert.
7. Die anthropologische und religionspädagogische Dimension des Brauchtums: Das Kapitel analysiert die tieferen Bedeutungen des Brauchtums, seine Funktion für die Gemeinschaft und die Identitätsbildung. Die religionspädagogische Perspektive betont die Rolle von Bräuchen für den Glauben und die Weitergabe von Wissen und Werten an die nächste Generation.
8. Brauchtum im Unterricht: Dieser Abschnitt widmet sich der Integration des Gailtaler Brauchtums in den Schulunterricht. Es werden didaktische Ansätze und methodische Möglichkeiten präsentiert, um das Thema kindgerecht und effektiv zu vermitteln. Der Lehrplanbezug wird hergestellt.
Schlüsselwörter
Gailtal, Kärnten, Brauchtum, Jahreszeiten, Tradition, Volkskultur, slowenisches Brauchtum, Religionspädagogik, Identität, Gemeinschaft, Schulunterricht, Didaktik, Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Dreikönigssingen, Kufenstechen, Blochziehen, Gailtaler Tracht, Gailtaler Lied, wirtschaftliche Bräuche, Speckfest, Käsefestival, Polentafest.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Gailtaler Brauchtum
Was ist der Inhalt des vorliegenden Textes?
Der Text bietet eine umfassende Übersicht über das Brauchtum im Gailtal, Kärnten. Er beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel sowie Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf dem jahreszeitlichen Brauchtum, seiner Bedeutung für die Gemeinschaft und Identität, sowie seiner Rolle im Schulunterricht und seiner Relevanz in der heutigen Zeit. Der Text analysiert traditionelle Bräuche, neuartige Bräuche zur Wirtschaftsförderung und die anthropologische sowie religionspädagogische Dimension des Brauchtums.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Der Text behandelt detailliert die Geographie, das Klima und die Geschichte des Gailtals. Er beschreibt traditionelles Volksbrauchtum wie das Kärntnerlied, die Tracht und den Volkstanz. Ein großer Teil widmet sich dem jahreszeitlichen Brauchtum, von Dreikönigsspielen über Faschingsbräuche, Ostern, Pfingsten, Sonnwendfeiern bis hin zu den Weihnachtsbräuchen. Weiterhin wird das Brauchtum im Lebenslauf eines Menschen (Geburt, Hochzeit, Tod) beleuchtet. Neuartige Bräuche zur Wirtschaftsförderung (Speckfest, Käsefestival, Polentafest) werden ebenso behandelt wie die anthropologische und religionspädagogische Dimension des Brauchtums und dessen mögliche Integration in den Schulunterricht. Schließlich wird die Relevanz des Brauchtums in der heutigen Zeit anhand von Forschungsergebnissen zu Befragungen verschiedener Altersgruppen untersucht.
Welche Gemeinden des Gailtals werden erwähnt?
Der Text erwähnt folgende Gemeinden des Gailtals: Kötschach-Mauthen, Dellach, Kirchbach, Gitschtal, Hermagor-Presseggersee, St. Stefan im Gailtal, Nötsch, Feistritz, Hohenthurn und Arnoldstein.
Welche jahreszeitlichen Bräuche werden beschrieben?
Der Text beschreibt zahlreiche jahreszeitliche Bräuche, darunter Dreikönigsspiele (inkl. Perchtenlaufen), Faschingsbräuche (Schimmelreiten, Blochziehen), Osterbräuche (Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag, Ostersonntag), das Georgijagen, Pfingstbräuche (Kufenstechen, Lindentanz), Sonnwendfeiern, Herbstbräuche, sowie Advent- und Weihnachtsbräuche (inkl. Hl. Barbara, Hl. Nikolaus, Hl. Lucia, Thomasnacht). Besondere Aufmerksamkeit wird dem Brauchtum in St. Lorenzen im Gitschtal (Schibele-Scheibele, Glunggern) gewidmet.
Welche Rolle spielt das Brauchtum im Schulunterricht?
Der Text diskutiert die Integration des Gailtaler Brauchtums in den Schulunterricht der Volksschule. Es werden didaktische Ansätze und methodische Möglichkeiten zur kindgerechten und effektiven Vermittlung des Themas vorgestellt. Ein Lehrplanbezug wird hergestellt.
Wie relevant ist das Gailtaler Brauchtum heute noch?
Diese Frage wird im Text anhand von Forschungsergebnissen von Befragungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen untersucht. Ein Vergleich und eine Zusammenfassung der Ergebnisse geben Aufschluss über die aktuelle Relevanz des Brauchtums für die Bevölkerung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Text am besten?
Schlüsselwörter sind: Gailtal, Kärnten, Brauchtum, Jahreszeiten, Tradition, Volkskultur, slowenisches Brauchtum, Religionspädagogik, Identität, Gemeinschaft, Schulunterricht, Didaktik, Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Dreikönigssingen, Kufenstechen, Blochziehen, Gailtaler Tracht, Gailtaler Lied, wirtschaftliche Bräuche, Speckfest, Käsefestival, Polentafest.
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- MMag. Kerstin Schatzig (Author), 2004, Das Gailtal im jahreszeitlichen Brauchtum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198093