Sowohl die CDU/CSU, als auch die SPD blicken auf eine bundesrepublikanisch erfolgreiche Geschichte zurück, in welcher jede Partei – aufgrund eines ihr zukommenden Wählervertrauens – ihre Regierungskompetenzen zu beweisen hatte. Zunächst in einem Zweieinhalbparteiensystem eingebettet, gelang es diesen, sich als Volksparteien zu etablieren. Dabei waren sie vor allem bestrebt, durch eine weite politische Themenauswahl viele Bürger anzusprechen. Hierbei waren bestehende sozialmoralische Milieus entscheidend, die mit Konfliktlinien einhergehend, die Säulen der politischen Kultur prägten. Doch der Zerfall dieses Fundaments und gleichzeitige Individualisierungstendenzen der Gesellschaft warfen neue Themenfelder auf, aus welchen gleichsam neue Parteien hervorgingen und erstarkten.
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Die Auseinandersetzung mit dieser Thematik birgt die Verpflichtung des aktuellen Bezugs und erfordert somit die Verwendung jüngster Literatur. Eine Recherche führt hierbei zu einer gegenwärtigen fachlichen Auseinandersetzung mit diesem Thema. Gleichsam stellen Aspekte der Verschiebung zur Mitte – wobei sich Literatur hierzu als kaum vorhanden herausstellte – und eine damit einhergehende Politikverdrossenheit Tendenzen der letzten zehn Jahre dar, die ebenfalls zum Heranziehen von Literatur aus besagter Zeit raten. So stellen vor allem Aufsätze eine Grundlage des Verständnisses dar, wobei hier die der Literaturliste zu entnehmenden Veröffentlichungen von Peter Lösche und Kurt Lenk hervorgehoben werden sollen.
Diese Arbeit soll zunächst den Begriff der Volkspartei erläutern und anschließend die Politikverdrossenheit thematisieren. Anschließend wird der Drang zur Mitte dargestellt, welcher die aktuelle politische Positionierung prägt. Folgend wird der Bezug zur Parteibasis und der damit einhergehende Aspekt der Parteiidentifikation betrachtet – dies auch anhand der aktuellen Ergebnisse der Bundestagswahl 2009.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Die alten Volksparteien – einleitende Betrachtungen
- 2. Volkspartei: Ein aktueller Begriff?
- 2.1 Politikverdrossenheit
- 2.2 Die Existenz zweier Lager?
- 2.3 Die politische Mitte: Eine perfekte Illusion?
- 2.4 Divergenz zur Basis
- 2.5 Politikverdrossenheit in Zahlen: Die Bundestagswahl 2009
- 2.6 Erosion der Parteiidentifikation
- 2.7 Ein kurzes Fazit
- 3. Abschließende Gedanken: Vom Weg in die angepasste Zukunft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Frage, ob die CDU/CSU und die SPD sich angesichts der Politikverdrossenheit, des Drangs zur politischen Mitte und der Ergebnisse der Bundestagswahl 2009 weiterhin berechtigt als Volksparteien bezeichnen dürfen.
- Die historische Entwicklung des Volkspartei-Begriffs in Deutschland
- Die Auswirkungen von Politikverdrossenheit auf die Volksparteien
- Die Rolle des Drangs zur politischen Mitte und die Herausforderungen für Volksparteien
- Die Veränderung der Parteibasis und der Einfluss auf die Identifikation mit Volksparteien
- Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2009 im Kontext der Volksparteien
Zusammenfassung der Kapitel
1. Die alten Volksparteien - einleitende Betrachtungen
Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der CDU/CSU und der SPD als Volksparteien in der Bundesrepublik Deutschland. Es werden die sozialen und politischen Rahmenbedingungen, die zur Etablierung von Volksparteien führten, dargestellt. Zudem wird auf die Bedeutung der traditionellen sozialen Milieus für die Volksparteien eingegangen und deren Veränderung im Kontext von Individualisierung und Wertewandel thematisiert.
2. Volkspartei: Ein aktueller Begriff?
Dieses Kapitel analysiert die Gültigkeit des Volkspartei-Begriffs im Kontext der heutigen politischen Landschaft. Es werden die Faktoren Politikverdrossenheit, Drang zur politischen Mitte und die Divergenz zur Basis sowie deren Auswirkungen auf die Volksparteien untersucht. Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2009 werden als Beleg für die Erosion der Parteiidentifikation und die veränderten Koalitionsmöglichkeiten interpretiert.
Schlüsselwörter
Volkspartei, Politikverdrossenheit, politische Mitte, Parteibasis, Parteiidentifikation, Bundestagswahl 2009, CDU/CSU, SPD, Individualisierung, Wertewandel.
- Quote paper
- Eric Kresse (Author), 2010, Politikverdrossenheit, Drang zur politischen Mitte und die Ergebnisse der Bundestagswahl 2009. Dürfen sich CDU/CSU und SPD weiterhin als Volksparteien bezeichnen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/198231