Als im Frühjahr 1998 DIE ÄRZTE mit ihrem Song „Männer sind Schweine“ an die Öffentlichkeit traten, sorgten sie für kontroverse Reaktionen in der Bevölkerung. Für kurze Zeit waren dieses Lied und die dahintersteckende Band Gesprächsthema Nr.1. Dies unterstreicht nicht nur die gesellschaftliche Relevanz der Medientextsorte ‘Liedtext‘, es zeigt auch, daß offenbar nicht alle Mitglieder einer Sprachgemeinschaft auch wirklich dieselbe Sprache sprechen.
Gerade bei den Rezipienten der Unterhaltungsmusik bestehen unvereinbare Vorstellungen darüber, was guter Geschmack ist. Die Gegensätzlichkeiten konsolidieren sich dabei sowohl in ‘Restriktionen‘ als auch in ‘Schablonen‘ und ‘Stereotypen‘ musikalischer und sprachlicher Art.
Obwohl die in „Männer sind Schweine“ gnadenlos betriebene, öffentliche Ausschlachtung eines allgemein bekannten Klischees - da von Männern gesungen - zweifellos selbstironisch zu verstehen ist und die hyperbolisch-eindeutige Darstellung der Thematik nur die humorige Attitüde des Songs unterstützen soll, konnten nicht alle Zeitgenossen darüber lachen. Viele selbsternannte Sittenwächter verlangten Sendeverbot, da ihrer Meinung nach DIE ÄRZTE hier einen Fauxpas gegen anerkannte gesellschaftliche Konventionen begingen (was auch ihre Absicht war). Der Text dieses Titels verletzt ein „thematisches Tabu“ öffentlicher Kommunikation: ‘Männer sind Schweine‘ als bildlich-gegenständliches sexistisches Klischee mit historischer Dimension gehört zwar zum semantischen Repertoire jedes erwachsenen Sprachteilnehmers unserer Gesellschaft, zur öffentlich-medialen Explikation ist es aber konventionell genauso wenig zugelassen wie nationale Klischees des Typus ‘Italiener sind Spaghettifresser‘ oder ‘Deutsche sind Krautfresser‘.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung in die Thematik
- 2. Beschreibung des Untersuchungsmaterials
- 2.1. Was ist U-Musik ?
- 2.2. Geschichte des Schlagers
- 2.3. Geschichte der deutschsprachigen Rockmusik
- 2.4. Ideologische Konzeptionen der Schlager- und Rockproduktion
- 2.5. Musikalische Dimensionen von Rockmusik und Schlager
- 3. Das außersprachliche Bedingungsumfeld – Textexterne Kriterien der Klassifikation
- 3.1. Die Textfunktion
- 3.2. Das Kommunikationsmedium
- 3.2.1. Schlager und Rockmusik in den Massenmedien
- 3.2.2. Weitere Präsentationsformen von Schlager und Rock
- 3.3. Die Kommunikationssituation als übergeordnetes Kriterium für die Gestaltung von Texten
- 3.3.1. Heterogenität der Sprache
- 3.3.2. Das Common sense - Prinzip
- 4. Schablonen und Stereotype in Schlager- und Rocktexten – Textinterne Klassifikationskriterien
- 4.1. Band- und Interpretennamen als sprachlicher Kontext
- 4.2. Phonetische Kategorien
- 4.3. Themen und thematische Restriktionen
- 4.4. Lexikalische Kategorien
- 4.5. Semantische Qualität
- 4.6. Syntaktische Unterschiede und thematische Entfaltung
- 4.7. Formale Kriterien
- 4.8. Ergänzende literarisch-ästhetische Kategorien
- 5. Exemplarische Analysen anhand von Parodie und Imitation
- 5.1. Schlagerparodien in der Rockmusik
- 5.2. Rockimitationen im Schlager
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Verwendung von Sprachschablonen und Stereotypen in Texten der Schlager- und Rockmusik und analysiert die sprachlichen Muster und Besonderheiten dieser beiden Musikgenres.
- Analyse von Sprachschablonen und Stereotypen in Schlager- und Rocktexten
- Vergleichende Untersuchung der sprachlichen Unterschiede und Gemeinsamkeiten beider Genres
- Erarbeitung von Kriterien zur Klassifikation von Texten anhand von sprachlichen Merkmalen
- Bedeutung des außersprachlichen Bedingungsumfelds für die Gestaltung von Musiktexten
- Einfluss von Ideologien und Konzeptionen auf die Produktion von Schlager- und Rockmusik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik, die die Relevanz von Sprachschablonen und Stereotypen in Musiktexten sowie die Besonderheiten der Rezeption von Unterhaltungsmusik beleuchtet. Im zweiten Kapitel erfolgt eine detaillierte Beschreibung des Untersuchungsmaterials, die verschiedene Aspekte von Schlager und Rockmusik beleuchtet, darunter die Geschichte, die ideologischen Konzeptionen und die musikalischen Dimensionen beider Genres. Das dritte Kapitel widmet sich dem außersprachlichen Bedingungsumfeld, das die Klassifikation von Musiktexten beeinflusst. Hierbei werden Faktoren wie Textfunktion, Kommunikationsmedium, sowie die Kommunikationssituation als relevante Kriterien betrachtet. Kapitel vier analysiert die sprachlichen Besonderheiten von Schlager- und Rocktexten und untersucht die Verwendung von Schablonen und Stereotypen in Bezug auf phonetische Kategorien, Themen, Lexik, Semantik, Syntax und Form. Das fünfte Kapitel präsentiert exemplarische Analysen anhand von Parodien und Imitationen zwischen Schlager und Rockmusik, um die komplexen Zusammenhänge zwischen den Genres und die Rolle von sprachlichen Strategien zu beleuchten.
Schlüsselwörter
Schlager, Rockmusik, Sprachschablonen, Stereotype, Textanalyse, Musiktext, Kommunikation, Massenmedien, Ideologie, Genreforschung.
- Quote paper
- M.A. Jürgen Grohs (Author), 1999, Sprachschablonen und Stereotype - Vergleichende Untersuchung zu Texten von Schlager und Rockmusik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/19848